20. Zwischenspiel box 25/2
HEEE
Literatur diese rein auf psychologisches Sezieren aus= erwählten Menschen von einem Kainz und einer Duse
gelesen, das wäre der richtige Boden, auf dem diese
gehende Komödie zum Muster und Vorbild nehmen
seine Novelle zu ihrem Recht käme.
wollte, es ginge in rasendem Schritt bergab. Wir
2Fenileien.
Um so bewundernswerter, daß Bassermann und
würden uns des „Dramas“ völlig berauben und dia
logische Novellistik, eine zerlegende statt aufbauende
Irene Triesch vor tausend Menschen diese heimliche
Schnitzlers „Zwischenspiel“.
Kunst erhalten.
Psychologie zu solch tiefer Wirkung brachten, daß die
Und doch steht Schnitzlers „Zwischenspiel“, seinem
* Berlin, 27. Nov. Drei Erstaufführungen hat
Gefahr einer zwei Stunden währenden geistvollen
Konversation glücklich zum Guten gewendoet wurde.
literarischen Werte nach, weit über dem, was sonst auf
der Samstag=Abend den Berlinern gebracht, Dietrich
deutschen Bühnen uns an neuen Werken geboten
Ihnen gelang es auch, die Zuhörer über manche Kon¬
Eckarts romantischen „Froschkönig“ im königlichen
wird. Ein raffinierter Könner, ein jedes leisen und
struktion hinwegzutäuschen, über manches eigen¬
Schauspielhause, Artur Schnitzlers „Zwischenspiel“
treffenden Ausdrucks sicherer Psycholog, ein Oester¬
willige Wort, Artur Schnitzler, den Dichter,
im Lessingtheater und ein Lustspiel „Annemarie“, das
reicher, ein Wiener hat Dingen, die mehr empfunden
verriet, und das heißblütige Menschen, zumal Künst¬
ein gewisser Kurt Berns aus dem Englischen des als
und durchlitten als deutlich ausgesprochen werden,
lernaturen, in solcher Lage schwerlich gesprochen
Neuyorker Ghettopoet bekannten Israel Zangwill
laute Worte geliehen. Es spricht mit dem Geist, der
haben würden. Denn das Leben ist nun einmal so,
übertragen und überarbeitet, und das Ferdinand
daß es sexualethische Fragen nicht immer mit solcher
Zartheit und Delikatesse, die man sich bei vornehmen
Bonn in seinem der Lächerlichkeit rettungslos ver¬
überlegenen Logik und mit so geistvollen Worten löst.
Naturen denken kann, von Eheproblemen, die im täg¬
fallenen Berliner Theater aufgeführt hat. Das letzte
Dr. Paul Legband.
lichen Leben meist eine andere Lösung finden. Was
Stück habe ich nicht gesehen, trage auch nach den
robust und roh, was sentimental oder tragisch nach
mündlichen Berichten, die ich darüber gehört habe,
jähem Zusammenprall ausläuft, biegt und wendet er
nicht das geringste Verlangen danach. Von Eckarts
Theater und Musik.
als Spötter und Ironiker geduldig hin und her, um
phrasenreicher Komödie, die hier in Gegenwart des
letzterdings einen tragischen Ausklang seiner Komödie
A. Nürnberg, (Stadttheater.) In der
lutors aufgeführt wurde, braucht an dieser Stelle
gestrigen „Tannhäuser" =Aufführung
zu geben.
nicht mehr gesprochen zu werden, da außer Berlin
gastierte als Landgraf Herr Hermann Eck aus Würz¬
Erzählen läßt sich das Beste dieses Stückes auf
auch Nürnberg und Leipzig den schwer verständlichen
keinen Fall, daß ein Kapellmeister und seine Frau,
Ehrgeiz hegten, die Uraufführung dieses dramatischen
Baßpartien verpflichtet werden möchte. Der Gast be¬
eine berühmte Sängerin, nach langjähriger Ehe die
Ragouts an ein und demselben Tage herauszubringen.
sitzt recht ausgiebige Mittel und in viel höherem Maße
Stunde erleben, in der sie von einander gehen, er von
Es bleibt also nur Schnitzlers „Zwischenspiel“,
einer koketten Gräfin verlockt, sie einem Fürsten zu¬
echtes Baßtimbre als der neuliche Vertreter der Rolle.
das ich bei der ersten Wiederholung am Sonntag
getan, daß sie beide ihr Zwischenspiel, ein Capriccio Sein Ton ist fest und die Ausspracke deutlich. Der
abend sah, für eine kurze Betrachtung übrig. Auch
doloroso, durchleben, um sich in kurzem Rausch
Sänger würde an Herrn Regneas erinnern, nur ist
gestern wurde Artur Schnitzler wieder vor die Rampe
einer Liebesnacht wiederzufinden und dann für immer der Klang des Organs nicht so weich und edel wie
gerufen und doch kann sein von Geist und Grazie er¬
auseinander zu geben, weil sie zu einer Durch= bei diesem; auch liefen, soweit ich ihn hörte (die
füllter Dialog nie den Erfolg eines Theaterstückes im
schnittsehe mit lockenden Abenteuern und schmollender Szene mit Elisabeth und die Ansprache an die Gäste),
üblichen Sinne finden. Er ist zu fein und ver¬
Versöhnung nicht taugen —, dieses dürre Skelett
einige Quetschtöne mit unter. Nach der Tiefe zu be¬
schwiegen, zu arm an robuster Handlung, zu reich an
einer Handlung gibt keinen Begriff davon, wie bunt
wegte sich der Sänger mit unverkennbarer Vorsicht,
seelischen Enthüllungen, um ohne glänzende Dar¬
stellung dem aufs Theatralische gerichteten Sinn des und gleißend das Gewand ist, das Schnitzler ihm um= und nur in den höheren Lagen schien er sich freier zu
Publikums zu genügen. Wenn unsere dramatische geworfen hat. In einem Salon vor wenigen aus= fühlen. Hierbei mag jedoch die vom Gastspiel am
HEEE
Literatur diese rein auf psychologisches Sezieren aus= erwählten Menschen von einem Kainz und einer Duse
gelesen, das wäre der richtige Boden, auf dem diese
gehende Komödie zum Muster und Vorbild nehmen
seine Novelle zu ihrem Recht käme.
wollte, es ginge in rasendem Schritt bergab. Wir
2Fenileien.
Um so bewundernswerter, daß Bassermann und
würden uns des „Dramas“ völlig berauben und dia
logische Novellistik, eine zerlegende statt aufbauende
Irene Triesch vor tausend Menschen diese heimliche
Schnitzlers „Zwischenspiel“.
Kunst erhalten.
Psychologie zu solch tiefer Wirkung brachten, daß die
Und doch steht Schnitzlers „Zwischenspiel“, seinem
* Berlin, 27. Nov. Drei Erstaufführungen hat
Gefahr einer zwei Stunden währenden geistvollen
Konversation glücklich zum Guten gewendoet wurde.
literarischen Werte nach, weit über dem, was sonst auf
der Samstag=Abend den Berlinern gebracht, Dietrich
deutschen Bühnen uns an neuen Werken geboten
Ihnen gelang es auch, die Zuhörer über manche Kon¬
Eckarts romantischen „Froschkönig“ im königlichen
wird. Ein raffinierter Könner, ein jedes leisen und
struktion hinwegzutäuschen, über manches eigen¬
Schauspielhause, Artur Schnitzlers „Zwischenspiel“
treffenden Ausdrucks sicherer Psycholog, ein Oester¬
willige Wort, Artur Schnitzler, den Dichter,
im Lessingtheater und ein Lustspiel „Annemarie“, das
reicher, ein Wiener hat Dingen, die mehr empfunden
verriet, und das heißblütige Menschen, zumal Künst¬
ein gewisser Kurt Berns aus dem Englischen des als
und durchlitten als deutlich ausgesprochen werden,
lernaturen, in solcher Lage schwerlich gesprochen
Neuyorker Ghettopoet bekannten Israel Zangwill
laute Worte geliehen. Es spricht mit dem Geist, der
haben würden. Denn das Leben ist nun einmal so,
übertragen und überarbeitet, und das Ferdinand
daß es sexualethische Fragen nicht immer mit solcher
Zartheit und Delikatesse, die man sich bei vornehmen
Bonn in seinem der Lächerlichkeit rettungslos ver¬
überlegenen Logik und mit so geistvollen Worten löst.
Naturen denken kann, von Eheproblemen, die im täg¬
fallenen Berliner Theater aufgeführt hat. Das letzte
Dr. Paul Legband.
lichen Leben meist eine andere Lösung finden. Was
Stück habe ich nicht gesehen, trage auch nach den
robust und roh, was sentimental oder tragisch nach
mündlichen Berichten, die ich darüber gehört habe,
jähem Zusammenprall ausläuft, biegt und wendet er
nicht das geringste Verlangen danach. Von Eckarts
Theater und Musik.
als Spötter und Ironiker geduldig hin und her, um
phrasenreicher Komödie, die hier in Gegenwart des
letzterdings einen tragischen Ausklang seiner Komödie
A. Nürnberg, (Stadttheater.) In der
lutors aufgeführt wurde, braucht an dieser Stelle
gestrigen „Tannhäuser" =Aufführung
zu geben.
nicht mehr gesprochen zu werden, da außer Berlin
gastierte als Landgraf Herr Hermann Eck aus Würz¬
Erzählen läßt sich das Beste dieses Stückes auf
auch Nürnberg und Leipzig den schwer verständlichen
keinen Fall, daß ein Kapellmeister und seine Frau,
Ehrgeiz hegten, die Uraufführung dieses dramatischen
Baßpartien verpflichtet werden möchte. Der Gast be¬
eine berühmte Sängerin, nach langjähriger Ehe die
Ragouts an ein und demselben Tage herauszubringen.
sitzt recht ausgiebige Mittel und in viel höherem Maße
Stunde erleben, in der sie von einander gehen, er von
Es bleibt also nur Schnitzlers „Zwischenspiel“,
einer koketten Gräfin verlockt, sie einem Fürsten zu¬
echtes Baßtimbre als der neuliche Vertreter der Rolle.
das ich bei der ersten Wiederholung am Sonntag
getan, daß sie beide ihr Zwischenspiel, ein Capriccio Sein Ton ist fest und die Ausspracke deutlich. Der
abend sah, für eine kurze Betrachtung übrig. Auch
doloroso, durchleben, um sich in kurzem Rausch
Sänger würde an Herrn Regneas erinnern, nur ist
gestern wurde Artur Schnitzler wieder vor die Rampe
einer Liebesnacht wiederzufinden und dann für immer der Klang des Organs nicht so weich und edel wie
gerufen und doch kann sein von Geist und Grazie er¬
auseinander zu geben, weil sie zu einer Durch= bei diesem; auch liefen, soweit ich ihn hörte (die
füllter Dialog nie den Erfolg eines Theaterstückes im
schnittsehe mit lockenden Abenteuern und schmollender Szene mit Elisabeth und die Ansprache an die Gäste),
üblichen Sinne finden. Er ist zu fein und ver¬
Versöhnung nicht taugen —, dieses dürre Skelett
einige Quetschtöne mit unter. Nach der Tiefe zu be¬
schwiegen, zu arm an robuster Handlung, zu reich an
einer Handlung gibt keinen Begriff davon, wie bunt
wegte sich der Sänger mit unverkennbarer Vorsicht,
seelischen Enthüllungen, um ohne glänzende Dar¬
stellung dem aufs Theatralische gerichteten Sinn des und gleißend das Gewand ist, das Schnitzler ihm um= und nur in den höheren Lagen schien er sich freier zu
Publikums zu genügen. Wenn unsere dramatische geworfen hat. In einem Salon vor wenigen aus= fühlen. Hierbei mag jedoch die vom Gastspiel am