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Bohemia Nr. 323.
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abgelöst. Der Rest ist ein Unbehagen, das jede damit, nach Mitteln zu forschen, mit denen die
Aerzte gegen die gesetzwidrige, aber
Unklarheit gegründete Vielecntigkeit hinterläßt.
trotzdem fortwährend wachsende Konkurrenz
So war das Gefühl der Befremdung eigent¬
ankämpfen können, die ihnen die Kurpfnscher,
lich während aller drei Akte des Stückes das vor¬
Naturheilkünstler usw. machen. Besonders in den
herrschende und wurde nur durch den geistvollen
westlichen und Zentral =Bezirken Frankreichs
Tialog wettgemacht, dessen spielerischer Reiz ge¬
treiben die Kurpfuscher ihr Gewerbe trotz der ge¬
rade den gefährlisten Szenen zu stimmungsvollen
setzlichen Verbote in größerem Umfang als je
Momentwirkungen verhüft.
und richten durch ihre „Kuren“ oft großes Un¬
Arthur Schnitzler ist für unser Publikum ein zu
heil an. Die Aerzte werden auf dem Kongreß
gefeierter Name, um nicht auch mit einem über¬
das Verlangen stellen, daß diese Leute scharf be¬
klügelten Werke dem lethaftesten Interesse zu be¬
straft werden und daß, wenn die bestehenden ge¬
gegnen. Das volle Haus gab sich redliche Mühe,
setzlichen Vorschriften nicht ausreichen, noch stren¬
dem Dichter auf seinen verschlungenen Pfaden
gere neue geschaffen werden, da durch dieses
zu folgen, und die Anteilnahme war um so er¬
Treiben die öffentliche Hygiene bedroht werde.
freulicher, als es den Zuhörern nicht allzu leicht
** (Ein König als Tramway¬
wurde, die zarten Linien der stillen Handlung
passagier.) Aus Bukarest wird dem„N. W. T.“
festzuhalten. Die Darstellung erfaßte im wesent¬
berichtet: Dieser Tage hatte die hiesige Tramway
lichen ihre Aufgaben mit anerkennenswertem
einen seltenen Passagier, nämlich den König
Eifer; nur ging sie nicht sorgfältig genug mit
Carol in eigener Person. Der König bestieg auf
dem Worte um und manche Dialogstelle war
seinem üblichen Morgenspaziergange bei der
selbst dem gespannten Ohre rettungslos verloren.
Malmaisonbrücke die Tramway und fuhr mit
Frau Buska hat mit ihrer Cäcilie bewiesen
ihr bis zur Station bei der Strada Luterana.
daß sie dem seelischen Prozesse ihrer Rolle
Der Kondukteur, der beim Anblicke des Königs
geistig gewachsen ist und im ersten Akte wußte
in Aufregung geriet, wußte nicht, was er in dieser
sie den Standpunkt der nach Klarheit ringenden
außerordentlichen Situation tun solle, bis der
Frau überraschend natürlich zu präzisieren. Je¬
König selbst eine Fahrkarte verlangte und sie
doch physisch blieb sie hinter den Ansprüchen, die
mit einer Zehndinarnote honorierte. Währeno der
man an die Verkörperung einer blühenden und
Fahrt unterhielt sich der König in der leutselig¬
berückenden Künstlerin stellen muß, weit zurück,
sten Weife mit den übrigen Fahrgästen.
und an die Illusion des Zuschauers wurden um
so härtere Forderungen gestellt, als die Darstel¬
** (Der Zwist im belgischen
lerin vielfach vom zweiten Akte abwärts die Rede
Königshause.) Wie die „Frkf. Ztg.“ aus
verschleierte und nur in den Momenten der Er¬
Brüssel meldet, telegraphierte Gräfin Lonyay,
regung kräftigere Akzente anschlug. Mit der Ge¬
daß sie zu ihrem lebhaften Bedauern zu den
stalt des Amadeus hat Herr Steil ehrlich ge¬
Bestattungsfeierlichkeiten für den Grafen von
rungen, ohne sie ganz zu bewältigen. Sein Spiel
Flandern nicht erscheinen könne, da ihr
hatte zu robuste Linien und man merkte keine
vom König nicht gestattet worden sei,
Phasen innerer seelischer Vorgänge. Erst in der
daran auch nur incognito teilzunehmen. Be¬
Szene entflammender Leidenschaft brachte er
kanntlich hatte die Prinzessin in der Familie des
Kraft und Farbe auf die Bühne und verhalf
Grafen von Flandern eine Zuflucht gefunden,
dem zweiten Akte zu einem überaus warmen
als sie bei dem Tode ihrer Mutter verhindert
Ausklang. Angenehm überrascht war man
worden war, am Sarge zu beten.
von dem Dichter Rhon des Herrn Faber, den
** (Verhaftung eines „Bauch¬
der Darsteller scharf dialektisch anlegte und in
aufschlitzers“.) Rätselhafte Ueberfälle auf
den Grenzen einer feinen Komik zu halten wußte.
junge Mädchen wurden seit einiger Zeit in Nürn¬
Der Beifall auf offener Szene, den Herr Leng¬
berg verübt, wodurch die dortige Frauenwelt in
bach als Fürst Lohsenstein einheimste, war um
große Aufregung versetzt wurde. Ein Unbekann¬
so verdienter, als der begabte Künstler das
ter drängte sich des abends auf der Straße an
Spezifisch=Aristokratische dieser Gestalt mit
alleingehende weibliche Personen heran und ver¬
glänzender Charakteristik heraushob. Fräulein
letzte sie durch Messerstiche in den Unterleib. Fünf
Wulf spielte die Gräfin Friederike mit ge¬
derartige Fälle wurden innerhalb weniger Tage
wohnter Feinheit, und auch Frl. Niedt und der
bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Eines der
kleine Fleischer hielten sich durchaus wacker. Der
Opfer des Unholds ist inzwischen an den Folgen
warme Beifall, der nach jedem Aktschlusse er¬
der Verletzung gestorben. Nunmehr ist es den
tönte, ist für die Wiederholungen des Stückes
unausgesetzten Nachforschungen der Behörde ge¬
von guter Vorbedeutung.
lungen, den Messerattentäter in der Person des
Dr. E. F.
anscheinend geisteskranken Brauergehilfen Adam
Schmidt aus Fürth zu ermitteln. Dieser wurde
vor kurzem zur Beobachtung seines Geisteszustan¬
Mosaik.
des der Irrenabteilung des Fürther Krankenhauses
zugeführt, wobei verschiedene Umstände den Ver¬
* (Hochschulnachrichten.) Als Nach¬
dacht der Täterschaft auf ihn lenkten. Durch
folger Wilhelm Ouckens auf dem Lehrstuhl für
Gegenüberstellung mit einigen der verletzten Mäd¬
neuere Geschichte in Gießen ist der Privatdozent
chen wurde er jetzt bestimmt als der Täter be¬
Professor Dr. Hermann Oncken in Berlin be¬
zeichnet.
Dr. E. Stühler wurde als
—
rufen worden.
* * (Aus der neuen „Jugend“.) Der
Privatdozent für Mathematik an der Technischen
neue Plutarch. „Nun, Alfons, und das —
Hochschule in Stuttgart zugelassen. — Der Pro¬
Resultat?“ fragte die Königin Mutter Chri¬
fessor Robert Lang hat sich in der Stuttgarter
stine ihren in der Hofjagduniform zurückgekehrten
Technischen Hochschule als Privatdozent für theo¬
Sohn. — „9 Damschaufler, 66 grobe Sauen —.
retische Physik niedergelassen. — Dem Geh. Ober¬
rief dieser. — „Aber, Junge, ich meine — deine
regierungsrat Karl Weingärtner im badi¬
Brautsuche!“
schen Ministerium des Innern ist ein Lehrauftrag
Liebe Jugend! In einem Pfarrhaus
für öffentliches Recht an der Technischen Hoch¬
wird der Abendsegen gebetet. Als der Hausherr
schule zu Karlsruhe erteilt worden.
um Schutz vor Feuers= und Wassernot bittet,
(Die Zurücknahme der Rele¬
unterbricht ihn der vierjährige Friedrich mit den
gierungen an der Wiener Univer¬
Worten: „Papa, du hast aber die Schweine¬
sität.) Der Leiter des Unterrichtsministeriums
und Fleischnot vergessen!“
ermächtigte den Senat der Wiener Universität,
** (Ein boykottierter Univer¬
die Bitte der anläßlich der jüngsten Studenten¬
[sitäts=Professor.) Eine der ersten Vor¬
unruhen relegierten Studenten um Milderung
lagen, die auf der Tagesordnung der demnächst
oder Nachsicht der Strafe im eigenen Wirkungs¬
zusammentretenden italienischen Kammer steht,
kreise zu erledigen. Ser Senat anerkannte zwar
ist der Antrag auf Vollstreckung des am 10. Febr.
nach neuerlicher Brüfung des Sachverhaltes die
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abgelöst. Der Rest ist ein Unbehagen, das jede damit, nach Mitteln zu forschen, mit denen die
Aerzte gegen die gesetzwidrige, aber
Unklarheit gegründete Vielecntigkeit hinterläßt.
trotzdem fortwährend wachsende Konkurrenz
So war das Gefühl der Befremdung eigent¬
ankämpfen können, die ihnen die Kurpfnscher,
lich während aller drei Akte des Stückes das vor¬
Naturheilkünstler usw. machen. Besonders in den
herrschende und wurde nur durch den geistvollen
westlichen und Zentral =Bezirken Frankreichs
Tialog wettgemacht, dessen spielerischer Reiz ge¬
treiben die Kurpfuscher ihr Gewerbe trotz der ge¬
rade den gefährlisten Szenen zu stimmungsvollen
setzlichen Verbote in größerem Umfang als je
Momentwirkungen verhüft.
und richten durch ihre „Kuren“ oft großes Un¬
Arthur Schnitzler ist für unser Publikum ein zu
heil an. Die Aerzte werden auf dem Kongreß
gefeierter Name, um nicht auch mit einem über¬
das Verlangen stellen, daß diese Leute scharf be¬
klügelten Werke dem lethaftesten Interesse zu be¬
straft werden und daß, wenn die bestehenden ge¬
gegnen. Das volle Haus gab sich redliche Mühe,
setzlichen Vorschriften nicht ausreichen, noch stren¬
dem Dichter auf seinen verschlungenen Pfaden
gere neue geschaffen werden, da durch dieses
zu folgen, und die Anteilnahme war um so er¬
Treiben die öffentliche Hygiene bedroht werde.
freulicher, als es den Zuhörern nicht allzu leicht
** (Ein König als Tramway¬
wurde, die zarten Linien der stillen Handlung
passagier.) Aus Bukarest wird dem„N. W. T.“
festzuhalten. Die Darstellung erfaßte im wesent¬
berichtet: Dieser Tage hatte die hiesige Tramway
lichen ihre Aufgaben mit anerkennenswertem
einen seltenen Passagier, nämlich den König
Eifer; nur ging sie nicht sorgfältig genug mit
Carol in eigener Person. Der König bestieg auf
dem Worte um und manche Dialogstelle war
seinem üblichen Morgenspaziergange bei der
selbst dem gespannten Ohre rettungslos verloren.
Malmaisonbrücke die Tramway und fuhr mit
Frau Buska hat mit ihrer Cäcilie bewiesen
ihr bis zur Station bei der Strada Luterana.
daß sie dem seelischen Prozesse ihrer Rolle
Der Kondukteur, der beim Anblicke des Königs
geistig gewachsen ist und im ersten Akte wußte
in Aufregung geriet, wußte nicht, was er in dieser
sie den Standpunkt der nach Klarheit ringenden
außerordentlichen Situation tun solle, bis der
Frau überraschend natürlich zu präzisieren. Je¬
König selbst eine Fahrkarte verlangte und sie
doch physisch blieb sie hinter den Ansprüchen, die
mit einer Zehndinarnote honorierte. Währeno der
man an die Verkörperung einer blühenden und
Fahrt unterhielt sich der König in der leutselig¬
berückenden Künstlerin stellen muß, weit zurück,
sten Weife mit den übrigen Fahrgästen.
und an die Illusion des Zuschauers wurden um
so härtere Forderungen gestellt, als die Darstel¬
** (Der Zwist im belgischen
lerin vielfach vom zweiten Akte abwärts die Rede
Königshause.) Wie die „Frkf. Ztg.“ aus
verschleierte und nur in den Momenten der Er¬
Brüssel meldet, telegraphierte Gräfin Lonyay,
regung kräftigere Akzente anschlug. Mit der Ge¬
daß sie zu ihrem lebhaften Bedauern zu den
stalt des Amadeus hat Herr Steil ehrlich ge¬
Bestattungsfeierlichkeiten für den Grafen von
rungen, ohne sie ganz zu bewältigen. Sein Spiel
Flandern nicht erscheinen könne, da ihr
hatte zu robuste Linien und man merkte keine
vom König nicht gestattet worden sei,
Phasen innerer seelischer Vorgänge. Erst in der
daran auch nur incognito teilzunehmen. Be¬
Szene entflammender Leidenschaft brachte er
kanntlich hatte die Prinzessin in der Familie des
Kraft und Farbe auf die Bühne und verhalf
Grafen von Flandern eine Zuflucht gefunden,
dem zweiten Akte zu einem überaus warmen
als sie bei dem Tode ihrer Mutter verhindert
Ausklang. Angenehm überrascht war man
worden war, am Sarge zu beten.
von dem Dichter Rhon des Herrn Faber, den
** (Verhaftung eines „Bauch¬
der Darsteller scharf dialektisch anlegte und in
aufschlitzers“.) Rätselhafte Ueberfälle auf
den Grenzen einer feinen Komik zu halten wußte.
junge Mädchen wurden seit einiger Zeit in Nürn¬
Der Beifall auf offener Szene, den Herr Leng¬
berg verübt, wodurch die dortige Frauenwelt in
bach als Fürst Lohsenstein einheimste, war um
große Aufregung versetzt wurde. Ein Unbekann¬
so verdienter, als der begabte Künstler das
ter drängte sich des abends auf der Straße an
Spezifisch=Aristokratische dieser Gestalt mit
alleingehende weibliche Personen heran und ver¬
glänzender Charakteristik heraushob. Fräulein
letzte sie durch Messerstiche in den Unterleib. Fünf
Wulf spielte die Gräfin Friederike mit ge¬
derartige Fälle wurden innerhalb weniger Tage
wohnter Feinheit, und auch Frl. Niedt und der
bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Eines der
kleine Fleischer hielten sich durchaus wacker. Der
Opfer des Unholds ist inzwischen an den Folgen
warme Beifall, der nach jedem Aktschlusse er¬
der Verletzung gestorben. Nunmehr ist es den
tönte, ist für die Wiederholungen des Stückes
unausgesetzten Nachforschungen der Behörde ge¬
von guter Vorbedeutung.
lungen, den Messerattentäter in der Person des
Dr. E. F.
anscheinend geisteskranken Brauergehilfen Adam
Schmidt aus Fürth zu ermitteln. Dieser wurde
vor kurzem zur Beobachtung seines Geisteszustan¬
Mosaik.
des der Irrenabteilung des Fürther Krankenhauses
zugeführt, wobei verschiedene Umstände den Ver¬
* (Hochschulnachrichten.) Als Nach¬
dacht der Täterschaft auf ihn lenkten. Durch
folger Wilhelm Ouckens auf dem Lehrstuhl für
Gegenüberstellung mit einigen der verletzten Mäd¬
neuere Geschichte in Gießen ist der Privatdozent
chen wurde er jetzt bestimmt als der Täter be¬
Professor Dr. Hermann Oncken in Berlin be¬
zeichnet.
Dr. E. Stühler wurde als
—
rufen worden.
* * (Aus der neuen „Jugend“.) Der
Privatdozent für Mathematik an der Technischen
neue Plutarch. „Nun, Alfons, und das —
Hochschule in Stuttgart zugelassen. — Der Pro¬
Resultat?“ fragte die Königin Mutter Chri¬
fessor Robert Lang hat sich in der Stuttgarter
stine ihren in der Hofjagduniform zurückgekehrten
Technischen Hochschule als Privatdozent für theo¬
Sohn. — „9 Damschaufler, 66 grobe Sauen —.
retische Physik niedergelassen. — Dem Geh. Ober¬
rief dieser. — „Aber, Junge, ich meine — deine
regierungsrat Karl Weingärtner im badi¬
Brautsuche!“
schen Ministerium des Innern ist ein Lehrauftrag
Liebe Jugend! In einem Pfarrhaus
für öffentliches Recht an der Technischen Hoch¬
wird der Abendsegen gebetet. Als der Hausherr
schule zu Karlsruhe erteilt worden.
um Schutz vor Feuers= und Wassernot bittet,
(Die Zurücknahme der Rele¬
unterbricht ihn der vierjährige Friedrich mit den
gierungen an der Wiener Univer¬
Worten: „Papa, du hast aber die Schweine¬
sität.) Der Leiter des Unterrichtsministeriums
und Fleischnot vergessen!“
ermächtigte den Senat der Wiener Universität,
** (Ein boykottierter Univer¬
die Bitte der anläßlich der jüngsten Studenten¬
[sitäts=Professor.) Eine der ersten Vor¬
unruhen relegierten Studenten um Milderung
lagen, die auf der Tagesordnung der demnächst
oder Nachsicht der Strafe im eigenen Wirkungs¬
zusammentretenden italienischen Kammer steht,
kreise zu erledigen. Ser Senat anerkannte zwar
ist der Antrag auf Vollstreckung des am 10. Febr.
nach neuerlicher Brüfung des Sachverhaltes die