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20. ZuischenS116
„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnit.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quslienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Lösacel Reueste Nachrichten
vom:
Vr. M.
—
∆ Arthur Schniblers dreiaktige Komödie „Zwischenspiel“ wurde.
wie berengemelder, im Residenztheater in München
bei ihrer Erstaufführung mit sehr lebhaftem Beifalle ausgenommen.
Man schreibt uns über die Aufführung noch von dort: „Zwischenspiel
eine sehr geistreiche Abendunterhaltung. Der seinsinnige Wiener
Dichter läßt die Leute in seiner Komödie kinge Dinge sagen über Liebe
und Ehe; aber wie Hermann Bahrs „Anderer“, gebricht es auch
Schnitzlers „Zwischenspiel“ an dramatischer Kraft und Ueberzeugung.
„Weiß ich,“ wird der Dichter sagen, „ich wollte auch kein Drama schrei¬
ben, tränentriefend und pathetisch endend; ich wollte ein Stück Leben
geben.“ „Liebster,“ sage ich darauf, „Sie haben ganz recht, im allge¬
meinen endet im Leben ein Schicksal nicht mit einem Knalleffektejaber
so verstandesmäßig auf kühle Erwägung baut sich ein Schicksal auch
nicht auf.“ Amadens und Cäcilie sind nach siebenjähriger Ehe sich ein
wenig müde geworden; sie wollen sich aber nicht trennen, sondern als
Freunde weiter miteinander leben; in der Liebe aber soll und darf
jeder seine eigenen Wege gehen. Aufrichtig und wahr wollen sie gegen¬
einander sein und gegenseitig sich als Kameraden heisen. Als nach
verliebt, sagt sie nein. Theorie, Liebster, Theorie; er hätte sie — im
wirklichen Leben
nur einmal in seine starken Arme zu reißen
brauchen; auch nach diesen Freundschaftsjahren würde ein Kuß wieder
alles gut machen und beweisen, daß die Komödie dieser Freundschaft
nur ein kleines, höchst unbeträchtliches Zwischenspiel gewesen sei. —
Tant de bruit pour une omelette! Die Aufführung, mit unseren
wenigen guten Kräften besetzt, war sehr lobenswert, der Beifall daher.
lebhaft.
sehr renen —
Telephon 12801.
55
JODSENVEN
I. österr. behördl konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest. Chicago, Christiania, Gent, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-York. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr)
Ausschnitt aus
Mileer Steser
vom:
B
Eachckten¬
—
K. F. Münchner Theater. München, 14. Januar.
Gestern fand hier eine Reihe von Erstaufführungen statt.
Im Schauspielhause wurde, wie die Morgenblätter melden,
Be#erleins „Der Großknecht“ unzweidentig abge¬
kehnt; im Theater am Gärtnerplatz dagegen fand die Operette!
„Musette“ von P. Ferrier und Henry Herblay eine sehr
freundliche Aufnahme. Im Königlichen Residenz=Theater¬
kam Artur Schnitzler zu Wort mit seiner Komödie in drei
Akten „Zwischenspiel“. Das Stück hat kürzlich in der
Heimat Schnitzlers seine Uraufführung erlebt. Die Münchner
Premiere ist vielleicht schon unter des „kommenden Mannes“
Einfluß verhöltnismäßig bald nachgefolgt. Die Aufnahme
hielt sich in den bescheidensten Grenzen eines Achtungserfolges.
Gewiß mit Recht; denn das dreiaktige Adabsurdumführen
ehrlicher Wahrheitsfanatiker ist durch und durch untheatralisch
trotz einzelner dramatisch wirksamer Auftritte und bei dem
Hang des Verfassers zu psychologischer Kleinmalerei, ja
Dichtelei für das Gros des Publikums gewiß langweilig.
Dieses will und kann garnicht dem scharfgeschliffenen, immer
interessanten, oft geistreichen und zuweilen in die Tiefe boh¬
renden Dialog Schnitzlers folgen, auch wenn er so glänzende
Sprecher findet, wie gestern in Frl. Swoboda und Herrn
Monnard, die in Nebenrollen von einer Anzahl erster Kräfte
unterstützt wurden. Bezeichnend für Schnitzlers freie Kunst,
nicht weniger aber auch für die ebenbürtige Darstellung Herrn
Waldaus war der durch vornehme Mittel erzielte Erfolg einer
im Grunde possenhaften Episode, worin ein Liebhaber beim
Ehemann sozusagen um die Hand seiner Frau anhält. Der¬
Abend war für literarische Feinschmecker berechnet. Da aber!
auch in Isar=Athen kein Ueberfluß an solchen ist, so wird das
Stück bald wieder vom Spielplan verschwinden. Schade ist
das nicht. Die Komödie ist im Druck erschienen und wird
beim Lesen — die Münchner Wiedergabe in Ehren — manches
offenbaren, was beim schnellen Gang des Bühnendialogs leicht #
verloren geht.
20. ZuischenS116
„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnit.
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quslienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Lösacel Reueste Nachrichten
vom:
Vr. M.
—
∆ Arthur Schniblers dreiaktige Komödie „Zwischenspiel“ wurde.
wie berengemelder, im Residenztheater in München
bei ihrer Erstaufführung mit sehr lebhaftem Beifalle ausgenommen.
Man schreibt uns über die Aufführung noch von dort: „Zwischenspiel
eine sehr geistreiche Abendunterhaltung. Der seinsinnige Wiener
Dichter läßt die Leute in seiner Komödie kinge Dinge sagen über Liebe
und Ehe; aber wie Hermann Bahrs „Anderer“, gebricht es auch
Schnitzlers „Zwischenspiel“ an dramatischer Kraft und Ueberzeugung.
„Weiß ich,“ wird der Dichter sagen, „ich wollte auch kein Drama schrei¬
ben, tränentriefend und pathetisch endend; ich wollte ein Stück Leben
geben.“ „Liebster,“ sage ich darauf, „Sie haben ganz recht, im allge¬
meinen endet im Leben ein Schicksal nicht mit einem Knalleffektejaber
so verstandesmäßig auf kühle Erwägung baut sich ein Schicksal auch
nicht auf.“ Amadens und Cäcilie sind nach siebenjähriger Ehe sich ein
wenig müde geworden; sie wollen sich aber nicht trennen, sondern als
Freunde weiter miteinander leben; in der Liebe aber soll und darf
jeder seine eigenen Wege gehen. Aufrichtig und wahr wollen sie gegen¬
einander sein und gegenseitig sich als Kameraden heisen. Als nach
verliebt, sagt sie nein. Theorie, Liebster, Theorie; er hätte sie — im
wirklichen Leben
nur einmal in seine starken Arme zu reißen
brauchen; auch nach diesen Freundschaftsjahren würde ein Kuß wieder
alles gut machen und beweisen, daß die Komödie dieser Freundschaft
nur ein kleines, höchst unbeträchtliches Zwischenspiel gewesen sei. —
Tant de bruit pour une omelette! Die Aufführung, mit unseren
wenigen guten Kräften besetzt, war sehr lobenswert, der Beifall daher.
lebhaft.
sehr renen —
Telephon 12801.
55
JODSENVEN
I. österr. behördl konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest. Chicago, Christiania, Gent, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-York. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr)
Ausschnitt aus
Mileer Steser
vom:
B
Eachckten¬
—
K. F. Münchner Theater. München, 14. Januar.
Gestern fand hier eine Reihe von Erstaufführungen statt.
Im Schauspielhause wurde, wie die Morgenblätter melden,
Be#erleins „Der Großknecht“ unzweidentig abge¬
kehnt; im Theater am Gärtnerplatz dagegen fand die Operette!
„Musette“ von P. Ferrier und Henry Herblay eine sehr
freundliche Aufnahme. Im Königlichen Residenz=Theater¬
kam Artur Schnitzler zu Wort mit seiner Komödie in drei
Akten „Zwischenspiel“. Das Stück hat kürzlich in der
Heimat Schnitzlers seine Uraufführung erlebt. Die Münchner
Premiere ist vielleicht schon unter des „kommenden Mannes“
Einfluß verhöltnismäßig bald nachgefolgt. Die Aufnahme
hielt sich in den bescheidensten Grenzen eines Achtungserfolges.
Gewiß mit Recht; denn das dreiaktige Adabsurdumführen
ehrlicher Wahrheitsfanatiker ist durch und durch untheatralisch
trotz einzelner dramatisch wirksamer Auftritte und bei dem
Hang des Verfassers zu psychologischer Kleinmalerei, ja
Dichtelei für das Gros des Publikums gewiß langweilig.
Dieses will und kann garnicht dem scharfgeschliffenen, immer
interessanten, oft geistreichen und zuweilen in die Tiefe boh¬
renden Dialog Schnitzlers folgen, auch wenn er so glänzende
Sprecher findet, wie gestern in Frl. Swoboda und Herrn
Monnard, die in Nebenrollen von einer Anzahl erster Kräfte
unterstützt wurden. Bezeichnend für Schnitzlers freie Kunst,
nicht weniger aber auch für die ebenbürtige Darstellung Herrn
Waldaus war der durch vornehme Mittel erzielte Erfolg einer
im Grunde possenhaften Episode, worin ein Liebhaber beim
Ehemann sozusagen um die Hand seiner Frau anhält. Der¬
Abend war für literarische Feinschmecker berechnet. Da aber!
auch in Isar=Athen kein Ueberfluß an solchen ist, so wird das
Stück bald wieder vom Spielplan verschwinden. Schade ist
das nicht. Die Komödie ist im Druck erschienen und wird
beim Lesen — die Münchner Wiedergabe in Ehren — manches
offenbaren, was beim schnellen Gang des Bühnendialogs leicht #
verloren geht.