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20. Zuischenspiel
— — arischen Gotschaftetb,
W
Meneen
Leute, die im Innern Musikanten wären, auch wenn
eine Schicksalslaune den Mann zum Kassenrevisor
und Rasik.
und die Frau zur Zahnärztin gemacht hätte. Zwei
Menschen mit subtilen, auf die leiseste Reizung leb¬
haft reagierenden Nerven. Nicht die Liebe allein hat
Schauspielhaus.
sie zusammengeführt, sondern auch die Betätigung auf
die wertlosen Karten, die er in
demselben Gebiet der Kunst. Und darum ist ihre Ehe
ung der Spielzeit fortgegeben
keine reine Liebesehe, die eins im andern aufgehen
auf Schlag mit seinen hohen
läßt und aus zwei getrennten Wesen eins macht.
Shaws paradoxem Tende
Ider von beiden weiß, daß er als Künstler nur etwas
ationsstück. Und danach gestern
sein kann, wenn er seine besondere Individualität,
feine psychologische Studie
Und weil
streng wahrt.
sei
ePersönlichkeit
chnitzler nennt seine Dichtung
hat jeder von ihnen
beide das wissen,
schlechten Brauch darf eine
Ehrfurcht vor der In¬
auch eine heilige
r sich stehen, sondern muß in
dividualität, der Persönlichkeit des andern. Sie unter¬
erden, auch wenn sie nicht
scheiden dabei nicht zwischen dem allgemein Menschlichen
schenspiel“ paßt nicht in die
und dem besonderen Künstlerischen. Und so machen sie
hnicht in die benachharte:
sich's zum Gesetz, daß jeder seinen Weg gehen, seinen
sich überhaupt in keine der
Empfindungen und Eindrücken sich hingeben darf. Aber
fügen. Wenn man seine Art
nicht heimlich vor dem andern, nicht im Gefühl, dem
man schon zu Bildern und
andern Unrecht zu tun. Wahrheit soll zwischen ihnen
so gar nichts handfestes
sein und Offenheit. Gute Kameraden wollen sie sein,
bekanntes und traditionelles
die nichts vor einander verbergen. Der Mann hat den
alles so sein und zart, als
Gedanken gefaßt, dem die Frau zustimmt. Der über¬
ngewoben, so dämmerig glän¬
sinnlich=sinnliche Schwärmer hat dabei nur übersehen,
ketz silberner Mondenstrahlen,
daß die Liebe ihr Gesetz in sich selbst trägt und sich kein
prächen und Vorgängen auf
anderes vorschreiben läßt. Und so muß er's erleben,
man, einen von jenen exo¬
daß seine Frau sich von ihm abwendet und ihren Le¬
n, die mehr einer Blume
bensweg von dem seinen für immer trennt, just da, als
Oder eine jener wunder¬
ihm selber klar wird, daß das Gefühl, das er für sie
r ein Lebewesen scheinen als
hegt, stärker ist als alle Theorie, daß auch der Künstler
jener irisierenden gläsernen
nur ein Mensch ist. Er wollte aus seinem Leben, sei¬
räumter Muraneser Künstler
ner Ehe ein Capriccio machen: nun wird wider seinen
efäßes gab, die aber fast zu
Willen daraus ein Capriccio doloroso.
sind, geschweige denn, daß
Zergliedern wir das nicht im einzelnen! Versuchen
einem Getränk — und wäre
wir nicht, trocken nachzuerzählen, wie es sich vor uns ab¬
dürfte. Ein Seltsames, ein
spielt, vor uns auslebt. Der Reiz des Werkes liegt
lichen Dinge, ist auch Schnitz¬
nicht in der Handlung, die sich im knappen Rahmen
was, dem man nicht mit dem
einer Anekdote berichten ließe. Bei diesem Musikan¬
mit dem Gefühl gerecht wer¬
tenstück ist es der Ton, der die Musik macht. Schnitzler
ntweder auf den ersten Blick
zergliedert die Seelen seiner Personen mit einer pf.
eigen macht.
chologischen Schärfe, die er von Ibsen gelernt ha..
Aber dieser Schärfe ist eine lässige Grazie, eine ver¬
is in sein heimatliches Wien.
träumte Weichheit beigemischt, wie Ibsen sie nie besessen
iche Wiener Familie, sondern
hat, wie sie nur unter dem heitren Himmel Wiens ge¬
Ein Musikantenheim. Der
deihen konnte. Und in dieser eigentümlichen Mischung
und Komponist, die Frau
liegt der eigentliche Zauber des Werkes, zu dem die
Größen in ihrem Fach. Und
in ihrer scheinbaren Sorglosigkeit kunstvoll geschliffene
ie vom Autor ihnen überge¬
Sprache, die durch das Ganze wie Diamantenschnüre
der triviale Alltagsmenschen
gezogenen feinen Bemerkungen und Paradoxe nur rei¬
rasenhelden stecken. Schnitz¬
cher schmückende Zutaten sind.
ünstler auf die Bühne. Zwei
Cga
uber Diener mont der Pan .
Die Aufführung tat alles, um denen, die Verständ¬
nis für das Werk hatten, einen vollkommenen Genuß
zu bereiten. Herr von Berger, der die Regie führte,
stellte seines Landsmannes Schöpfung ins goldenste
Licht. Er hatte vor allem feinsinnig dafür gesorgt,
durch häufigen Stellungswechsel der Darsteller die bei
den langen Zwiegesprächen naheliegende Gefahr der
Monotonie zu beseitigen. Unübertrefflich war Frl.
Hönigsvald als Caecilie. Da war nicht eine Spur
von Theaterspiel, da war alles blühendes, quellendes
Leben: eine Meisterschöpfung hors concours! Sie fand
einen würdigen Partner in Herrn Wagner. Schade
nur, daß er — wohl aus Besorgnis, zu schwer zu wir¬
ken — gelegentlich allzu beweglich und unruhig war.
Davon abgesehen, war auch sein Amadeus von ein¬
drucksvollster Wahrheit. Herr Keller=Nebri gab
sehr verständig den Schriftsteller Albertus, aus dem,
wie in den Buchdramen der Romantiker, der Dichter
selbst spricht, sein Stück glossierend und die Einwände
der Kritiker vorweg nehmend. Um die übrigen mehr
episodischen Aufgaben machten sich die Damen West¬
hoven und Kühnert und vor allem Herr Geb¬
hardt wohlverdient. Die schwierige Aufgabe, die die
Rolle des Fürsten stellt, löste der letztgenannte junge
Künstler in ganz ausgezeichneter Weise.
Und die Aufnahme der Dichtung beim Publikum?
Nicht jeder weiß exotische Falter, bunte Orchideen und
Muraneser Kelche zu würdigen. Was Wunder also,
wenn man auch dem Schnitzlerschen Werke zum Teil
ablehnend gegenüberstand, wenn während der Akte lau¬
tes Gemurmel, zum Schluß entrüstetes Zischen hördar
wurde. Deshalb bleibt die Aufnahme dieses feinen
Stückes in den Spielplan des Schauspielhauses doch eine
dankenswerte Tat. Das erkannte auch die Majorität
der Premièrebesucher voll an, indem sie zum Schluß
mit den Darstellern Herrn von Berger wiederholt stür¬
misch vor die Rampe rief.
M.=R.
Schiller=Theater zu Altona.
Klassiker und Moderne, Konversationsstücke und
Schwänke hat uns das Schiller=Theater gebracht. Ge¬
stern zeigte es sich von einer neuen Seite: als der be¬
rufene Interpret einer tollen Wiener Gesangsposse.
„Heißes Blut“ von Leopold Krenn und Carl
Lindau, Musik von G. Schenk, ist ein Traumstück, aber
es geht recht lebendig zu in diesem Traum. Ilona,
das Mündel eines ungarischen Gutsbesitzers, soll mor¬
gen ihren Miklos heiraten und schon heute feiert das
ganze Dorf. Der feurige Wein und der brennende
Schnaps macht die Köpfe heiß, und das Brautpaar sagt
sich im Ransch so böse Worte, daß beide gekränkt auf die
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20. Zuischenspiel
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Leute, die im Innern Musikanten wären, auch wenn
eine Schicksalslaune den Mann zum Kassenrevisor
und Rasik.
und die Frau zur Zahnärztin gemacht hätte. Zwei
Menschen mit subtilen, auf die leiseste Reizung leb¬
haft reagierenden Nerven. Nicht die Liebe allein hat
Schauspielhaus.
sie zusammengeführt, sondern auch die Betätigung auf
die wertlosen Karten, die er in
demselben Gebiet der Kunst. Und darum ist ihre Ehe
ung der Spielzeit fortgegeben
keine reine Liebesehe, die eins im andern aufgehen
auf Schlag mit seinen hohen
läßt und aus zwei getrennten Wesen eins macht.
Shaws paradoxem Tende
Ider von beiden weiß, daß er als Künstler nur etwas
ationsstück. Und danach gestern
sein kann, wenn er seine besondere Individualität,
feine psychologische Studie
Und weil
streng wahrt.
sei
ePersönlichkeit
chnitzler nennt seine Dichtung
hat jeder von ihnen
beide das wissen,
schlechten Brauch darf eine
Ehrfurcht vor der In¬
auch eine heilige
r sich stehen, sondern muß in
dividualität, der Persönlichkeit des andern. Sie unter¬
erden, auch wenn sie nicht
scheiden dabei nicht zwischen dem allgemein Menschlichen
schenspiel“ paßt nicht in die
und dem besonderen Künstlerischen. Und so machen sie
hnicht in die benachharte:
sich's zum Gesetz, daß jeder seinen Weg gehen, seinen
sich überhaupt in keine der
Empfindungen und Eindrücken sich hingeben darf. Aber
fügen. Wenn man seine Art
nicht heimlich vor dem andern, nicht im Gefühl, dem
man schon zu Bildern und
andern Unrecht zu tun. Wahrheit soll zwischen ihnen
so gar nichts handfestes
sein und Offenheit. Gute Kameraden wollen sie sein,
bekanntes und traditionelles
die nichts vor einander verbergen. Der Mann hat den
alles so sein und zart, als
Gedanken gefaßt, dem die Frau zustimmt. Der über¬
ngewoben, so dämmerig glän¬
sinnlich=sinnliche Schwärmer hat dabei nur übersehen,
ketz silberner Mondenstrahlen,
daß die Liebe ihr Gesetz in sich selbst trägt und sich kein
prächen und Vorgängen auf
anderes vorschreiben läßt. Und so muß er's erleben,
man, einen von jenen exo¬
daß seine Frau sich von ihm abwendet und ihren Le¬
n, die mehr einer Blume
bensweg von dem seinen für immer trennt, just da, als
Oder eine jener wunder¬
ihm selber klar wird, daß das Gefühl, das er für sie
r ein Lebewesen scheinen als
hegt, stärker ist als alle Theorie, daß auch der Künstler
jener irisierenden gläsernen
nur ein Mensch ist. Er wollte aus seinem Leben, sei¬
räumter Muraneser Künstler
ner Ehe ein Capriccio machen: nun wird wider seinen
efäßes gab, die aber fast zu
Willen daraus ein Capriccio doloroso.
sind, geschweige denn, daß
Zergliedern wir das nicht im einzelnen! Versuchen
einem Getränk — und wäre
wir nicht, trocken nachzuerzählen, wie es sich vor uns ab¬
dürfte. Ein Seltsames, ein
spielt, vor uns auslebt. Der Reiz des Werkes liegt
lichen Dinge, ist auch Schnitz¬
nicht in der Handlung, die sich im knappen Rahmen
was, dem man nicht mit dem
einer Anekdote berichten ließe. Bei diesem Musikan¬
mit dem Gefühl gerecht wer¬
tenstück ist es der Ton, der die Musik macht. Schnitzler
ntweder auf den ersten Blick
zergliedert die Seelen seiner Personen mit einer pf.
eigen macht.
chologischen Schärfe, die er von Ibsen gelernt ha..
Aber dieser Schärfe ist eine lässige Grazie, eine ver¬
is in sein heimatliches Wien.
träumte Weichheit beigemischt, wie Ibsen sie nie besessen
iche Wiener Familie, sondern
hat, wie sie nur unter dem heitren Himmel Wiens ge¬
Ein Musikantenheim. Der
deihen konnte. Und in dieser eigentümlichen Mischung
und Komponist, die Frau
liegt der eigentliche Zauber des Werkes, zu dem die
Größen in ihrem Fach. Und
in ihrer scheinbaren Sorglosigkeit kunstvoll geschliffene
ie vom Autor ihnen überge¬
Sprache, die durch das Ganze wie Diamantenschnüre
der triviale Alltagsmenschen
gezogenen feinen Bemerkungen und Paradoxe nur rei¬
rasenhelden stecken. Schnitz¬
cher schmückende Zutaten sind.
ünstler auf die Bühne. Zwei
Cga
uber Diener mont der Pan .
Die Aufführung tat alles, um denen, die Verständ¬
nis für das Werk hatten, einen vollkommenen Genuß
zu bereiten. Herr von Berger, der die Regie führte,
stellte seines Landsmannes Schöpfung ins goldenste
Licht. Er hatte vor allem feinsinnig dafür gesorgt,
durch häufigen Stellungswechsel der Darsteller die bei
den langen Zwiegesprächen naheliegende Gefahr der
Monotonie zu beseitigen. Unübertrefflich war Frl.
Hönigsvald als Caecilie. Da war nicht eine Spur
von Theaterspiel, da war alles blühendes, quellendes
Leben: eine Meisterschöpfung hors concours! Sie fand
einen würdigen Partner in Herrn Wagner. Schade
nur, daß er — wohl aus Besorgnis, zu schwer zu wir¬
ken — gelegentlich allzu beweglich und unruhig war.
Davon abgesehen, war auch sein Amadeus von ein¬
drucksvollster Wahrheit. Herr Keller=Nebri gab
sehr verständig den Schriftsteller Albertus, aus dem,
wie in den Buchdramen der Romantiker, der Dichter
selbst spricht, sein Stück glossierend und die Einwände
der Kritiker vorweg nehmend. Um die übrigen mehr
episodischen Aufgaben machten sich die Damen West¬
hoven und Kühnert und vor allem Herr Geb¬
hardt wohlverdient. Die schwierige Aufgabe, die die
Rolle des Fürsten stellt, löste der letztgenannte junge
Künstler in ganz ausgezeichneter Weise.
Und die Aufnahme der Dichtung beim Publikum?
Nicht jeder weiß exotische Falter, bunte Orchideen und
Muraneser Kelche zu würdigen. Was Wunder also,
wenn man auch dem Schnitzlerschen Werke zum Teil
ablehnend gegenüberstand, wenn während der Akte lau¬
tes Gemurmel, zum Schluß entrüstetes Zischen hördar
wurde. Deshalb bleibt die Aufnahme dieses feinen
Stückes in den Spielplan des Schauspielhauses doch eine
dankenswerte Tat. Das erkannte auch die Majorität
der Premièrebesucher voll an, indem sie zum Schluß
mit den Darstellern Herrn von Berger wiederholt stür¬
misch vor die Rampe rief.
M.=R.
Schiller=Theater zu Altona.
Klassiker und Moderne, Konversationsstücke und
Schwänke hat uns das Schiller=Theater gebracht. Ge¬
stern zeigte es sich von einer neuen Seite: als der be¬
rufene Interpret einer tollen Wiener Gesangsposse.
„Heißes Blut“ von Leopold Krenn und Carl
Lindau, Musik von G. Schenk, ist ein Traumstück, aber
es geht recht lebendig zu in diesem Traum. Ilona,
das Mündel eines ungarischen Gutsbesitzers, soll mor¬
gen ihren Miklos heiraten und schon heute feiert das
ganze Dorf. Der feurige Wein und der brennende
Schnaps macht die Köpfe heiß, und das Brautpaar sagt
sich im Ransch so böse Worte, daß beide gekränkt auf die
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