II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 63

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19. Der Ruf des Lebens
aus. Auch muß man allen

der Nerven dieses jungen
satz dazu an das, was Maebeth über Tod und Leben Menschen und Vorgänge in dem Schnitzlerschen Stücke
sagt, nachdem er das Hinscheiden seiner Frau erfahren
nde ist, nachdem er die Er¬
läßt auch die Theatereffekte, die sich aus ihnen herleiten,
hat, und an die gewaltige Wirkung dieser Worte, die
it angesehen hat und bevor
unwahr erscheinen und bringt sie um ihre Wirkung. Nun
daher rührt, daß man die ganze Gewalt des Todes in
ler zwischen dem Morde und
gibt es freilich Virtuosen der Bühnentechnik, die starke
dem Drama verspürt hat. In dem Schnitzlerschen Drama
Macht noch rasch ein Schäfer¬
Theaterwirkungen hervorzubringen wissen durch Dramen,
jedoch erscheint der Tod klein — klein, wie das Leben,
ertroffen aber wird das alles
in denen Menschen und Vorgänge innerlich unwahr sind
das einer sexuellen Abnormität gleich gesetzt wird.
seine beim Ehebruch ertappte
und das Publikum nur durch einen Schein von Wahr¬
Wohlgelungen sind einige Nebenfiguren. Der Arzt
t, kann man zur Not noch
heit täuschen. Um nach solchen Wirkungen zu streben, ist
sitärischer Kürze gelten lassen.
zeigt einen diskreten Edelmut und äußert als Raisonneur
jedoch Schnitzler zu ehrlich, zu sehr Dichter — und nicht
erzählt, daß dieser Chebruch,
des Stückes manchen schönen Gedanken; der Adjunkt ist
genug Virtuose.
vor er ihn mit eigenen Augen
einfach und wacker; und Katharina, die Base, hat einen
gentliche Grund gewesen
Man fühlt immer ein ganz besonderes Bedauern,
Zug von Poesie, die Marie, der Heldin, gänzlich mangelt,
wenn man über ein verfehltes Schnitzlersches Stück zu be¬
n Regiment dem Kaiser ##
und es umschwebt sie etwas von dem Duft Schnitzlerscher
richten hat. Unter denen, welche die moderne Literatur¬
Dieser Oberst nimmt sich und
Mädchengestalten aus früherer Zeit. Nur hat der Dichter
bewegung emporgebracht hat, ist er der besten einer, wenn
den seine Frau beganm
den vom Standpunkt der dramatischen Technik aus
nicht überhaupt der beste. Bei ihm vereinen sich echtes
selbst, sondern ein gan#s
schweren Fehler begangen, daß er sie, nachdem er sie im
anz und gar unschuldige G#
poctisches Empfinden, feiner Geist, respektables technisches
ersten Akt nur episodisch, im zweiten Akt gar nicht ver¬
Tode zu bestrafen. Von #.
Können, rastloser Fleiß und lauteres Streben. Trotzdem
wendet hat, im dritten Akt plötzlich in den Mittelpunkt
erlebt er seit Jahren einen Mißerfolg nach dem andern.
ist diese sicherlich die #
der Handlung rückt. Der Zuschauer ist auf diese Ver¬
ischen Monstrositäten die:
Gerade der ehrliche Freund des Dichters hat die Pflicht,
schiebung des dramatischen Schwerpunktes in keiner Weise
immer wieder und mit immer stärkerem Nachdruck auf den
vorbereitet und hat für die Nebenfigur der Katharina im
Grund dieser Mißerfolge hinzuweisen. Alle vorzüglichen
bisherigen Laufe des Dramas nicht Interesse genug ge¬
ebruchs verfügte und ver die
Eigenschaften Schnitzlers werden illusorisch gemacht durch
wonnen, um Anteil nehmen zu können an der großen
stegiment wird wirklich bis #ere
einen Mangel: durch die Enge des Kreises in dem sein
Wahnsinnsszeue nach Art der Ophelia, die sie im dritten
zeigt übrigens mit besond
Schaffen sich bewegt. So viel Dramen er schreiben mag
Akt spielt, und an ihrem Tode, der den Akt und das
welches das Leben untersche¬
— er schreibt stets nur Anatol=Geschichten. Er entnimmt
Stück beschließt.
des Todes leidet. Daß
seine Stoffe lediglich einem kleinen Spezialgebiet von
berwendet, als billiges, drarn¬
Im übrigen hat Schnitzler ersichtlich sich bemüht, in
erotischen Erlebnissen, die keinerlei allgemein menschliche
er die Personen des Stücks
seinem neuen Werke gerade auf dem Gebiete der dra¬
Bedeutung haben. Dieses kleine Gebiet ist für ihn die
läßt, und zwar in der Regel
matischen Technik etwas zu leisten und sein Stück bühnen¬
Welt, und ein erotisches Abenteuerchen dieser Art erscheint
ohne jede ausreichende Moti¬
wirksam zu gestalten. Dieses Bestreben ist sehr löblich,
ihm, wie der Titel seines neuen Stückes erkennen läßt,
#lang mit der Größe des Todes
und man kann es nur mit Freuden begrüßen, wenn in
als das Leben selbst. Aus diesem Irrtum muß der
an im Drama wie im Leben
einer Zeit, wo die Unfähigkeit der meisten dramatisch n
Dichter sich aufraffen, wenn er zu der Höhe des Schaffens
Schriftsteller, auf der Bühne zu wirken, von einer
so viel feine Bemerkungen
gelangen soll, die man von ihm erwartet hat und auch
Aesthetik unterstützt wird, welche erklärt, eben darin, daß
klog enthält — namentlich in
heute noch erwarten darf. Aus der Anatol=Erotik heraus
ein Stück auf der Bühne nicht wirkt, bestehe seine eigent¬
beiden Offizieren Max und
muß er den Weg zum Leben, zum echten, großen Leben
liche Bühnenwirkung — wenn also in einer solchen Zeit
d zu diesem Thema viel Geist¬
suchen. Ist denn dieser Weg wirklich so schwer zu finden?
ein namhafter Autor sich entschließt, dem Theater zu geben,
lles wirkungslos, weil man in
Des Lebens Stimme läßt sich von allen Seiten machtvoll
was des Theaters ist. Schnitzler hat also sein neues
Größe des Todes empfindet,
vernehmen. Und Arthur Schnitzler wird ein großer Dichter
Drama mit einer Reihe starker Theatereffekte ausgestattet.
korben, noch in der Art, wie
sein, sobald er den Ruf des Lebens hören und sich ent¬
Aber die Bedingung für die Wirkung von Theatereffekten
wird. Man denke im Gegen¬
schließen wird, ihm zu folgen.
ist doch, daß sie glaubhaft sind. Und die Unwahrheit der
Paul Goldmanu.“
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