II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 479

19.
Der Ruf des Lebens
att aus.
3.KTisi( Pikante Blätter, Wie
vom:
Theaternachrichten.
(Deutsches Volkstheater.) Artur Schnitzlers
Schauspiel „Der Ruf des Lebens“ hat
eine sehr gute Aufnahme bei vollbesetztem Hause
gefunden. Gar nicht „rittmeisterlich“ ist der von
Gewissensbissen geplagte und deshalb unaus¬
stehliche alte Moser, der Hemmschuh des jugend¬
lichen Lebens seiner Tochter Marie, gestorben.
Die Feigheit der blauen Kürassiere von ehedem
büßt die junge Nachkommenschaft. Alle empfinden
den Ruf des Lebens und jeder in anderer Art.
Niemand wird glücklich, weil in unrechter Zeit
ihm gefolgt wird. Der eine muß vergiftet werden,
die andere erschossen, eine wird närrisch und die
letzte jubelt sich lebendig tot. Es ist ein Jagen
nach dem Leben, das doch so nahe wäre. Man
muß in das Reich der höchsten Phantasie, um
sich in das Unglück der gezeigten Figuren hinein¬
zuleben. Insbesondere Katharine läßt viel zum
Raten. Frau v. Wagner ist der Mittelpunkt
der trefflichen Leistung, die das Stück von allen
Mitwirkenden verlangt und auch geboten wurde.
Der Beifall war Schnitzler zugedacht, aber die
Schauspieler haben ihm dazu verholfen. E. J
Ausschnitt aus:
Iumoristische Blätter, Wien
180K71974
vom:
dler.
„Der Ruf des Lebens“ von Artur
anfneln eines der verstiegenste Stücke des
sonst so gemäßigten und feinsinnigen Autors.
Das Mädchen, welches den Vater ermordet,
um zum Buhlen zu eilen, will uns nicht recht ver¬
ständlich werden und ist wohl nur eine Konstruktion.
Auch sonst ist keine echte Lebenswärme den
Gestalten, so daß keine rechte Wirkung aufkommt
und der Erfolg wohl nur der allgemeinen Bart¬
schätzt# des Dichters zuzuschreiben ist.

box 24/5
burg, Toronto.
doren-Borter Wien
Ausschnitt aus:
130K11914
vom:
Theater.
„Der Ruf des Lebens“ ist ein schwer
zu verstehendes Stück von Arfnx-Schnlizler.
Es scheint, daß der Dichter seine Produktion
ein wenig überspannt und mehr sagen möchte,
als er zu sagen hat.
Hier scheint ihn ein guter Titel gelockt zu
haben, zu welchem ihm kein recht lebensfähiges
Stück eingefallen ist.
Uberhaupt kommt Schnitzler nicht recht
über elegisch-sentimentale Jünglinge und dazu.
gehörige lockere Mädchen hinaus.
Die Atmosphäre der Ringstraße kommt
immer wieder zur Gellung und kein Dichter hat
durch die Epoche des Weltkrieges so sehr an
Geltung verloren wie Schnitzler. Mit seinen—/
Figuren wären keine Schlachten zu gewinnen,
mit seinen Aphorismen könnte man nicht üben
Lagen, wie sie heute vorliegen hinwegkommen.
Es war eine recht müde, dekadente, sich
selbst aufgebende Kunst, welche seinerzeit in
den Wiener Kaffeehäusern entstanden ist —
der Krieg dürfte sie hinwegblasen, diese Dramatik
und Novellistik, in welcher sich alles darum
dreht, ob dieses oder jenes elegante Jüngel diese
oder jene „gehabt“ hat oder „haben“ wird.
Im Deutschen Volkstheater wurde „Der □
Ruf des Lebens“ wieder hervorgeholt und
sehr gut gespielt.
Einige Tage vorher hat Schnitzler eine
Vorlesung in der „Urania“ gehalten.
Auch freisinnige Dichter sind in den
Künsten der Reklame zuhause
natürlich ist
auch die Reklame freisinnig.