II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 22

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18. Der eins#ne eß
miteinander gemeinsam habende Gruppen bilden. Ihm ist also sein Zutun trotz aller Selbstsucht, mann — meisterhaft wie ja fast immer: — Eise)
Dadurch aber eine Zerspaltung der Teilnahme bei trotz aller Rücksichtslosigkeit im Genießen, schließ= Lehmann in einer hübschen Nebenrolle köstlich,
dem Zuhörer, die, je weiter das Stück vorschrei= lich doch geworden, was so vielen edleren Na=wohl die wirkungsvollste Gestalt des ganzen
turen versagt bleibt: ein wertvolles junges Men= Stückes, aber doch eben nur eine Rolle, die ohne
tet, desto mehr erlahmt.
Schaden für den dramatischen Gehalt des Schau¬
Die wahre Tragödie des Stückes besteht in schenleben für sich zu gewinnen Der Dichter aber
spiels ganz gestrichen werden könnte. Herr Rittner
einem sehr einfachen Stoff, der übrigens schon in der Willkür seiner Erfinderlaune läßt diese
in den ersten Akten überzeugend, später etwas zu
mehr als einmal lange vor Schnitzler behandelt Parallelgestalt neben dem eigentlichen Helden Ju¬
jung im Ton für die gealterte Person, die
worden ist, am häufigsten von den Franzosen, lian an einer tödlichen Herzkrankheit leiden was
E.
darstellen sollte.
doch ein reiner Zufall ist, und er läßt das
von diesen allerdings nicht mit dem Ernst, den
liebende Mädchen in den freiwilligen Tod gehen,
i sich trägt. Im Mittelpunkt des
der Stoll
weil es den Tod des geliebten Mannes voraus¬
huitzl##schen Stückes steht ein gealterter Maler,
Ueberzeugend wirkt der Schluß dieser
sieht.
der nach einem genußreichen Junggesellenleben in
Nebenhandlung ganz gewiß nicht.
die Heimat zurückkehrt und hier erfährt, daß er
Das Stück trankt nicht nur an dem tödlicher
leinen Sohn hat: den jetzt 23 jährigen Leutnant
Uebel eines Doppelstoffes und einer Doppel
bruar. (Felix, der dis der Sohn des Akademiedirektors
behandlung; es krankt auch in der Ausführun
nicht, gilt, in Wahrheit aber der Sohn seines Freun¬
an unerträglichen Längen und Verzögerungg.
t wurde des Juliat ist, der ihm einst die Braut kurz vor
Julian kehrt also Dazu kommt, daß das Stück gewissermaßen n
erst als der Hochzeit verführt hat.
Jamüde von Genuß des Lebens heim und wiegt jrückwärts spielt: immer wieder wühlen die M
von sich in der Hoffnung, er werde, zumal da die schen in Rückerinnerungen, und dem Zuhörer wird
vonMutter seines Sohnes inzwischen gestorben, in zugemutet, sich in die aufs Breiteste ausgemalhn
den diesem den Freund seines Alters gewinnen, den Seelenstimmungen von toten und lebendigen Mi¬
trotzdem Begleiter auf seinem einsamen Wege. Wie sich schen hinein zu versetzen, die vor dreiundzwan
Jahren einmal empfunden wurden. Dergleich
Un= doch Anschäuungen und Geschmacksneigungen än¬
kann natürlich nur in der Form der Erzählu
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
ch wohl dern!
vorgetragen werden, und dadurch bekommt in d
einmal wurde dieser Stoff stets so behandelt, daß in
Tat das Stück an vielen Stellen durchaus
einem einer rührenden Erkennungsszene zwischen Vater
novellistisches Gepräge. Ueberdies können wir de
sondern und Sohn die sogenannte Stimme des Blutes
che Be= vernehmlich wird Erzeuger und Erzeugter tränen= Wahrheit solcher Erzählungen gar nicht selbst
prüfen, sondern müssen sie von den erzählenden
ben ersten überströmt einander in die Arme stürzen und alle
Personen auf Treu und Glauben hinnehmen. Die
führungen Schuld vergeben, ein neues Leben beginnen, und
Regel, alle Beteiligten hochbeglückt den Vorhang fallen Hauptsache zum Beispiel, jenes verräterische
Liebesverhältnis einer Braut mit dem Freunde
sich der sehen. Dies geht heute offenbar nicht mehr an.
müssen wir einfach glauben,
des Bräutigams,
und ein Schon bei den Franzosen wird eine solche Er¬
denn es spielt sich nicht vor unsern Augen ab,
unmittel=kennungsszene meist so behandelt, daß der Sohn
er¬
en den dem plötzlich auftauchenden wahren Vater gründ= sondern wird uns von der Bühne heru
eschlafene lich seine Meinung sagt und ihm erklärt er denke zählt, wie wenn jemandem eine Geschichte ei der
Lampe am Familientische vorliest.
Arthur gar nicht daran, die Stütze seines Alters zu
Außerdem störte in hohem Grade eine in den
ff auf=werden. Bei Schnitzler vollzieht sich die Ab¬
letzten Jahren bei Arthur Schnitzier sich immer
kennung. frechnung zwischen Vater und Sohn seiner, ohne
bemerklich machende Art der
unangenehmer
KTragödie alle Heftigkeit, gehalten und ernst und diese
ahnungsvollen Geheimniskrämerei. Die Personen
der ein= Szene war es denn auch, die den stärksten Bei¬
auf der Bühne ahnen in ganz unbegreiflicher
abschnitt fall hervorrief.
Daneben läust nun aber ein ganz anderer Weise auch solche ihnen ganz verborgenen Ge¬
ichtsloser
ng ihren Stoff, der zwar auch auf den einsamen Weg hin= heimnisse, die wir Zuhörer wissen weil sie uns
ssen, ohne deutet, aber auf den eines anderen, eines Freun= von einer wissenden Person mitgeteilt wurden,
um sich. des Julians, eines gleich ihm selbstsüchtigen Ge=die aber die andern Personen auf der Bühne
ller Kraft nußmenschen, der sich von ihm nur durch den ohne übernatürliche Kräfte keineswegs ahnen
r Bühne Zusatz eines gewissen herben Lebensspottes unter= können Ich fürchte hierin macht sich ein un¬
hiedensten scheidet. Wozu dieses doppelte Beispiel für den= heilvoller Einfluß Ibsens auf den in Wahrheit
es doch so ganz anders angelegten Arthur Schnitzler
Dabei ist
sider hat selben, grundeinfachen Gedanken?
gar nicht einmal wahr, daß dieser zweite Selbst=geltend: dieser will gleich Ibsen uns ahnungs¬
Mangel
dem süchtling die letzte Strecke seines Lebensweges voll kommen; weil aber dieser Zug nicht aus
facht, in= einsam zurücklegen müßte. Im Gegenteil ihm seinem wahren Wesen hervorgeht, sondern äußer¬
größten drängt sich das schöne, junge Leben eines Mäd=lich hinzugefügt ist, wirkt er hin und wieder nahe¬
zu komisch.
Hand=schens, der Schwester des Leutnants Felir, die
Vonzder Aufführung ist fast nur Gutes zu
rheit aber beiläufig den Jahren nach seine Tochter sein
melden Irene Triesch war eine künstlerisch wir¬
Stück könnte, aus uns verborgen bleibenden Herzens¬
— mit gründen förmlich mit Begeisterung als Gefährtinkende Erscheinung, wenn man auch den durch sie
gar nichts seines sonst der Einsamkeit geweihten Weges auf. verkörperten Menschen nicht ganz verstand. Basser¬