II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 42

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18. Der einsane Neg
-Claschmidt
eau für
ausschnitte
Nachrichtendienst durch
espondenten.
Telephon: III, 3051.

Dem Drama
u Tage.
Arbeitsmenschen Wegrath den Knaben Felix schenkte, wußte sie, daß Handlungen tritt dies nicht
dessen Vater der Genußmensch Julian Fichtner sei. Von ihrer Toch= fehlt leider das Beste ein starker Willenskonflikt; darum und weil
nitt aus
ter Johanna konnte sie dem Gatten mit ehrlicher Ueberzeugung ver=ses geistreiche Gespräche und viele Natur= und Gefühlsschilderungen
sichern: Dies ist Dein Kind! Der Maler Julian hatte sich während bringt, die für das zarte lyrische Empfinden des Dichters sprechen,
zweier Jahrzehnte wenig um die Wegraths bekümmert, trotzdem er mutet es uns an wie eine Stimmungsnovelle. Die lange Kette der
Rückerinnerungen ist verwoben mit melancholischen und skeptischen
wußte, daß ihm hier ein Sohn aufblühe. Erst als sein Lebensweg
Weltbetrachtungen. Als die frischeste und ansprechendste Figur des
einsam zu werden aufing, kehrte er nach Wien zurück, und da er
Stücks erscheint mir jene lustige Komödiantin Irene, die leider nur
erfuhr, daß Gabriele gestorben sei, und da er sich zu Felir hinge¬
eine ausschmückende Bedeutung hat. Sie wurde von Fr. Elsa Leh¬
zogen fühlte, wie dieser zu ihm, gestand er seinem Freunde Stephan
mann mit viel Humor und glücklicher Betonung des freien, kecken
von Sala, daß er Felix das Geheimnis seiner Geburt enthüllen
Wesens der vormaligen Bühnenkünstlerin dargestellt. Im übrigen
wolle. Dieser aber erriet es, ohne Julians Geständnis. Der junge
ließ die Rollenbesetzung manches zu wünschen übrig. So war dem
Mann hatte sich vorgesetzt, mit Sala eine Forschungsreise nach Bak¬
Julian des Herrn Rittner keine Spur vom Wesen des vormals
trien zu unternehmen, um die Ruinen von Ekbatana zu suchen.
von den Frauen so verwöhnten Künstlers geblieben und auch der
Dieser Sala hat wie Julian in unbeschränkter Freiheit alle Lebens¬
Sohn zweier Väter, Felix, fand einen ungenügenden Vertreter. Herr
freuden so gründlich ausgekostet, daß er den Todeskeim in seinem
Bassermann hatte den Skeptiker Sala richtig aufgefaßt, allein
Innern fühlt. Gleichwohl will er die gefahrvolle Reise mit Felix
unternehmen. Den alternden kranken Mann liebt Johanna Weg=seine gar zu nüchterne Haltung und Sprache schienen ganz ungeeig¬
net, einem jungen Mädchen das romantische Köpfchen zu verd
rath, die von sich sagt: „Wie eine Feindschaft regt es sich in mir
Frl. Triesch besaß die rechten Mittel für die Johanna, al
PBNGUN
gegen Menschen, die auf mein Mitleid angewiesen sind. Ich hab'
konnte beim besten Willen die Gestalt nicht verständlich und gla
es gefühlt die ganze Zeit hindurch, als die Mutter krank war.“
machen. Herr Sauer sprach eine der vielen Rückerinnerung
Welcher Widerstreit nun im Herzen dieses Mädchens wühlte, das
warmem Empfinden. Die Zuschauer folgten dem Dichter zu
kein Mitleid kannte und doch den Todeskandidaten liebte, läßt der
8 Theater.
nur widerwillig auf dem einsamen Weg, andere dagegen spe
Dichter im unklaren. Wir erfahren nur, daß sie, die vom Drang
fünfaktiges Schauspiel „Der ein¬
Beifall, der wohl mehr dem Verfasser der Liebelei als dem der
in die Ferne ganz besessen ist und der Sala angeboten hat, sie nach
R. E.
ersten Male in Szene ging, ent¬
Baktrien mitzunehmen, ins Wasser geht und sie ertränkt. Ihr sten Novität galt.
mnis und den Zerfall der Familie
unerklärlicher Selbstmord führt eine Aussprache###en Julian und
rsten A#, daß die totkranke Frau
Felix herbei. Dieser erklärt im Hinblick aus ie Familie: „Hier
Seite eines still und emsig arbeiten¬
hat man die Lüge ins Ewige getrieben. Darnver kann ich nic
fektors in Wien lebt, in der langen
weg Und die das getan hat, war meine Mutter — der sie dehn
bedrückt wurde. Von dieser Schuld
gebracht hat, waren Sie — und die Lüge bin ich selbst, so lasche ich
„Eine Lüge, die sich so stark er¬
Felix
für einen gelte, der ich nicht bin.“ Julian will fühnen, abe
den eines Hauses tragen kann, ist
hält ihm entgegen, daß es zu spät sei. Dieser läßt Lulial allein
als eine Wahrheit, die nichts an¬
auf dem einsamen Weg und wendet sich Wegrath zu, der Im Be¬
der Vergangenheit zu zerstören, das
weise opferbereite: Liebe gegeben hat. Auch den freiheitskbenden
ken und die Betrachtung der Zukunft
Julian wird somit der Fluch der Lüge treffen.
Wischenakt stirbt Frau Gabriele mit
„Der einsame Weg“ folgt jener Richtung, die Heurch Ibsen
des Leutnants Felix und der noch
in seiner letzten Schaffensperiode einschlug. Schnitzler, der ineinen
Fihrem Grabe ab läßt uns der Dichter
erfolgreichen Dramen „Freiwild“, „Liebelei" und „Anatol" eine
in bis zur Jugend der Verstorbenen.
Gestalten in sonnenheller Klarheit wandeln ließ, umhüllt diese Tra¬
würdige Liebe“ geboren. Gabriele,
gödie der Ehelüge mit dem Dämmer des Geheimnisvollen und
dem ungeliebten Professor Wegrath
Rätselhaften. Mit dem Familiengeheimnis setzt sie ein und durch
ihrer Hochzeit den Maler Julian
eine ganze Reihe von rückläufigen Erzählungen wird die Schuld
sammte ihr Herz. Da ihre Liebe
Gabrieles und Julians aufgedeckt. Eine rätselhafte Persönlichkeit
k. ihre Verlobung zu lösen und gab
ist die an die Seelenwanderung glaubende Johanna, die auch vor¬
Julian aber hatte seine Jugend in
und Leidenschaft verbracht und als gibt, Hellseherin zu sein. Ihr Wesen und ihr Selbstmord sind in
geheimnisvolles Dunkel gehüllt und ungelöste Rätsel bleiben mir
r Liebe genossen, ergriff ihn Furcht
ben pflichtenlos, ungebunden weiter= die auf Salas Reise und Leben bezüglichen Andeutungen. Da der
Der Gedanke, daß er die Geliebte Dichter es verschmäht, sich klar auszudrücken, habe ich keinen
ihn nicht, im Gegenteil, wie ein! Grund mir seinen Kopf zu zerbrechen. Mehrere Personen des Stückes,
um Gabriele trauernde
Blück, frei zu sein Die verlassene Julian, Sala und selbst der
in die Ehe und als sie dem braven Wegrat entwerfen uns ihr geistiges Selbstporträt, in ihren