II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 70

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18. Der einsane-eg
führt hat, meint von ihm: „Es gibt Menschen, die zu derlei ist die Rolle des Felix, der plötzlich entdeckt, daß er das
Schicksalen geboren find.“ Nach diesen Zitaten kann man] Kukuksei im väterlichen Neste ist, und der sich dem Erzieher
sich vorstellen, welche Zyniker die beiden alten Lebe= und Berater seiner Jugend mit um so größerer Liebe zu¬
männer des Stückes sind. Sie unterscheiden sich dadurch, wendet, in dem Erzeuger aber nur einen ganz fremden
ten von
Menschen sehen kann. Herrn Kurt Stieler gelang es,
daß Julian Fichtner die zunehmende Altersschwäche verflucht
Februar.
M.-F.
dieser Gestalt die Sympathieen zuzuwenden.
und sich nicht darein finden kann, „den menschlichen Gesetzen
bso gut unterworfen zu sein, wie ein anderer“, während Stephan
en jungen Lebemännern,
v. Sala, „weniger wehleidig“, sich dahin resigniert: „den Weg
se mehr abgewinnen zu
hinab gehen wir alle allein .... wir, die selbst niemand ge¬
bgelebten Zustande.
khört haben. Das Alter ist nun einmal eine einsame Beschäf¬
nicht. Es bedurfte am
itigung für unsereinen, und ein Narr, wer sich nicht beizeiten darauf
hungen aller anwesenden
keinrichtet, auf keinen Menschen angewiesen zu sein.“ Mit
testen Szeuen des Stückes
Recht nahmen die meisten Zuschauer diese gesucht frivole Weis¬
chutz zu nehmen. Dabei
heit, die den Witz an die Stelle des Gewissens setzen möchte,
als frühere Werke des
auf die Dauer nicht ernst. Aeltere Leute wollten sich hie und
ikum an diesen besonders
da entrüsten; das Lachen aber, das den vierten Akt begleitete,
Häufung der Paradoxen,
war eine noch kräftigere Abwehr.
alles findet sich in dem
Mit Ausnahme von einigen recht geschickt durchgeführten
Einige
er Vyllendung.
Szenen ist das Stück schwach. Es ahmt die rückwärts sich
eisen. Frau Wegrath hat
aufwickelnden Dramen Ibsens nach, bringt in der Gestalt
de kurz vor der Hochzest
hr erstes, in der Ehe eines hellsehenden Mädchens etwas, dem Macterlinck Ab¬
rüber geschwiegen, em¬ gesehenes hinzu und möchte d'Annunzios Naturschwärmerei
ebenfalls verwerten, — alles das mit unzureichender Kraft.
des Todes keine Reue
Den Hauptinhalt aber bildet wieder und wieder die Liebelei.
etwas nicht in Ordnung
Selbst das wird uns nicht erspart, daß die somnambule junge
rsein Vater ist. Der als
e Hausarzt Dr. Reumann] Dame sich an den alten Lebemann wegwirft, von dem sie
Glücklich machen, ist besser weiß, daß er an einem der nächsten Tage sterben wird, der
also für sie eine wandelnde Leiche ist.
as beschieden war, haben
Die Aufführung ging mit unerschütterlichem Ernste auf
acht ... wenn Sie ein
rnheit gestatten.“ Undi alle Tifteleien des Verfassers ein. Wer das Stück lieft, durch¬
stark erwiesen hat, daß schaut wohl mit einem Blicke das ganze Blendwerk; bei so
tragen kann, ist min¬ guter Darstellung kommt man aber erst allmählich zu der
wie eine Wahrheit, die Erkenntnis, daß hier nur ein Studierstubenspuk sich abspielt.
ild der Vergangenheit zu Relativ wahrscheinlich ist der Akademiedirektor geschildert, und
zu trüben und die Be¬ Herr Oskar Sauer mit seiner großen und doch so bescheiden
Für den Verfasser steht sich gebenden Kunst ließ diese Gestalt ganz lebendig werden.
#ur ein Temperaments=] Dann ist noch eine Nebenperson als wohlgelungen zu rühmen,
die frühere Geliebte Juliaus, die sich mit dem Altern und
muß deshalb gestehen:
#dige Frau — die Sehn= dem „einsamen Wege“ banal verständig abfindet; Frau
steckt, ist die: ein Else Lehmann gab diese Rolle mit hinreißender Frische. Den
verführt, Stephan v. Sala, den zynischen Stoiker, stellte Herr Albert
heuchelt,
Aber ich bin! Bassermann mit natürlicher Eleganz dar. Etwas weniger
tet.
seraments dazu ver- Degagiertheil könnte aber dieser Gestalt nicht schaden; es ist
und, was vielleicht nicht nötig, daß Sala immer kauend auf die Szene kommt,
zu hören, daß ich es daß er zuerst den Wiener Dialekt anklingen läßt und dann
des Stückes ist derMannheimisch spricht. Für Herrn Rittner war der senti¬
trogene Ehemann. Ermentale Rous Julian Fichtner eine wenig geeignete Rolle. Er
nstbeamten", als einen hatte sich den Weltschmerz nur angeschminkt. Frl. Irene
kund „beim besten Willen (Triesch war dazu verurteilt, die verbuhlte Somnambule zu
der ihm die Braut ver¬Uspielen, Man mußte sie bedauern. Noch schwieriger
MATRE