II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 244

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18. Der einsane Meg
Dr. Max Goldschmidt
e Bureau für
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Zeitungsausschnitte
lin N. 24. Telephon: III, 3051.
Ausschnitt aus
Frankfurter Zeituang
18 9. 04
besser aus Einfällen und Stimmungen her= legentlich Visionen haben, in ferne Vergangenheiten zurück¬
und in die Zukunft hineinschauen. Auch das Symbolische
aus, wird in diesem Stück sehr viel gesagt und
ktleines Feuilleton.
findet sich vor. Aber was bei dem nordischen Meister künst¬
getan. Und deshalb ist „Der einsame Weg“ so ganz und
lerische Absicht ist, sodaß immer die Beziehung zum Ganzen
gar undramatisch. Er ist eine von zarter Künstlerhand
erkennbar wird und Glied um Glied sich zur ehernen Kette
dialogisierte Novelle, aber kein Drama. Wer auf die
Frankfurt, 17. September.
zusammenschließt, das wird bei Schnitzler ein Spielen mi
Bühne blickt, um zu sehen, wie sich ein Geschick erfüllt, der
Einfällen, die an sich sehr poctisch sind, die aber den Stof
Frankfurter Schauspielhaus.] Von dem Schau¬
will wissen, mit wem er es zu tun hat. Aber die Personen
1 belasten, statt ihn zu stutzen. Auch die vorzüglichste Auf
in Schnitzlers Schauspiel sind von der Bühne herab nicht zu
er einsame Weg“ von Axthur Schnitzler,
führung wird es nicht vermögen, hier dem Dichter erfolgs
erkennen. Sie schreiten durch einen Nebel. „Schleier glei¬
e zum erstenmal hier gegeben wurde, ##
reich zu Hilfe zu kommen; sie kann schärfer umgrenzen,#
ten über alles,“ heißt es einmal, und wirklich: es hängen
iederholt die Rede gewesen. Man weiß, daß in
allzu Gedämpftes betonen, Längen durch geschickte Gliede¬
überall Schleier herunter. Fast jeder Auftritt zeigt uns ge¬
zwei Handlungen das Interesse beanspruchen. Zu¬
rung überwinden, aber es ist ihr unmöglich, das Bezieh¬
twickelt sich die eine: die jetzige Frau des Akademie¬
bildete Leute in einer geistreichen Konversation, in der
zu machen.
ungslose für die Wirkung bedeutend
Paradoxe und Antithesen hinüber und herüber fliegen.
Wegrath hat sich als junges Mädchen, kurz vor
Auch die heutige Wiedergabe im Frankfurter Schauspiel¬
keit, einem Maler den sie liebte, hingegeben. Die
Diese Menschen sprechen sehr klug über dies und das
haus wurde der Schwächen des Stücks niht Herr. Sie bekun¬
melancholischer Wahrheit: daß
ollten zusammen fliehen, der Künstler aber sagte
und prägen Worte voll
dete in jeder Richtung die sorgfältige Vorbereitung, die ihr
wölfter Stunde, daß er der Freiheit mehr als der
wir von einander nichts wissen, daß jeder anständige
Herr Quincke hatte zuteil werden lassen; die verschwei¬
Mensch in seinen besten freien Stunden an den Tod
dürfe, und entfloh allein. Dreiundzwanzig Jahre
genden wie die offeneren Partien kamen gut heraus, es
Frau Wegrath, die wir nur als Leidende kennen¬
denkt, daß es kein sichereres Mittel gebe, zwei Men¬
wurden Stimmungen geweckt und festgehalten und manches
tirbt. Der Maler, dem es nach mancherlei Fahr¬
schen von einander abzurücken, als dieses: sie durch
klug angedeutet, was der Dichter allzutief ins Wort versenkt.
einem durchstürmten Leben einsam um den Weg
eine Pflicht zu binden, daß eine Lüge, die den Frieden
hatte, aber volles Leben konnte sie nicht schaffen. Von den
eines Hauses erhält, verehrungswerter sei als eine Wahr¬
chte Felix, seinen Sohn, reklamieren. In einer
(Sala) zu
Mitwirkenven ist in erster Linie Herr Bolz
visionären
Szene zwischen dem Maler
heit, die ihn zerschlägt, daß alle Dinge der Welt gleich
nennen, der sich wieder einmal als vortrefflicher. Sprecher
eine
Mann
wichtig und gleich unwichtig sind, und weiter: wie gut es
felix durchzuckt den iungen
bewährte und dem alten Skeptiker fesselnden Reiz lieh, in¬
er
ist, daß wir uns nicht kennen und daß wir auch in den
daß
seinem Vater gegenübersteht.
dem er die kühlen Aphorismen mit einiger Wärme versetzte.
endbildnis von Frau Wegrath, das der Maler be¬
Freunden nur flüchtige Tischgäste zu sehen haben und am
Weniger wollte uns die Maske des Künstlers zusagen, weil
letzten Ende alle ins Leere greifen. Aber alle diese Worte,
von der sie am Abend vor ihrem Tode sprach,
sie die Gebrechlichkeit des geistreichen Raisonneurs zu sehr
leicht gesprochen, als ob der Augenblick sie hertrüge, stehen
käußeren Anlaß zu der Unterredung. Felix versteht
betonte Herr Kirch als Julian Fichtner erschien uns zu¬
zu sehr um ihrer selbst willen da, sie beleuchten den Reden¬
enswert gut, daß Fichtner seine Geliebte ihrem
nächst für einen Künstler, wie ihn Schnitzler schildert zu
den, aber sie verdunkeln ihn auch, sodaß die Konturen
überließ. Vergeblich aber ist das Bemühen Ficht¬
schneidig, nicht zwanglos genug, wozu auch die etwas zu
immer unsicherer werden — das gilt vor allem für die Ge¬
Sohn seinem Leben zu gewinnen. Felix, der dem
bestimmte Sprechweise beitragen mochte. Als es dann galt,
stalten von Sala und Johanna —, und je mehr die Züge
bisher leidenschaftlich zugetan war, entdeckt nun,
Vergangenes aufzurufen, Erinnerungen zu beschwören und
zerfließen, desto sicherer erkennen wir, daß es dem Dichter,
*Liebe doch dem Manne gehöre, der ihm zeitlebens
in dem Kampf um den Sohn wurde der Darsteller weicher,
der so viel abseits vorbringt, nicht gelingen wird, die
r gewesen. Fichtner wird hinfort allein bleiben.
liebenswürdiger und erweckte Interesse und Sympathie.
amkeit dehnt sich auch vor Irene Herms, einer Ge¬
Handlung vorwärts und auf einen dramatischen Höhepunkt
Den Julius gab Herr Fricke in sicheren Umrissen und mit
zu treiben. Es ist denn auch so: es wetterleuchtet bestän¬
s Malers, einer echt Schnitzlerschen Wiener Figur,
eindrucksvollem Spiel, Herr Bauer zeichnete den Direktor
dig, aber es kommt nicht zum Geritter; die Katastrophe,
dig, liebenswürdig, resch, in der aber jetzt der Hu¬
Wegrath und Herr Pfeil einen Arzt; beide Künstler
die den Schluß herbeiführt, ist kein Geschehen, das sich
h aufziehende Bitterkeit fast verdrängt wird. Man
gaben ihren Rollen, was ihnen gehörte. Die resolute Wie¬
motivierte und nun kommen mußte, sondern ein trau¬
us ihren drollig=ernsten Aeußerungen, daß sie ein
nerin mit dem guten Herzen hatte in Frl. Lange eine
riges Ereignis, und der schwere Verzicht, der dem
pollt hätte, ja — sie hätte es beinahe gehabt. Eine
Vertreterin gefunden, die zwar die wienerische Note nicht
k kein Kind hat, so meint sie, ist überhaupt nie eine
alternden Maler auferlegt wird, hat nur eine epische,
herausbrachte und mitunter auch den leichten Klang ver¬
wesen, und obwohl sie ein tapferer Kerl ist, weiß
keine Theater=Wirkung. Neben dem Mangel an dramati¬
fehlte, die aber in den ernsten Stellen den echten großen
scher Hitze trägt die wenig straffe Technik dazu bei, daß
daß ihrem Leben der Inhalt fehlt und daß sie ins
Herzenston anzuschlagen verstand. Frl. Pollner nahm
das Interesse an dem Spiel erlahmt. Das Schauspiel
ht. Neben dieser Handlung läuft — nein erhebt
sich der schattenhaften und hellseherischen Johanna Wegrath
enthält zerstreuende Auftritte und andere kompositorische
fließt, taucht wieder auf — eine andre.
Herr
mit ihrem besten Vermögen an, und das ist nicht wenig.
Fehler. Die Aufmerksamkeit, die zu Beginn des Stückes
ein herzleidender Aristokrat, ein Skeptiker und
Das Visionäre und Entrückte im Wesen dieses Mädchens !
auf Sala und Johanna hingelenkt wird, wird später für
mösischeliterarischer Abstammung,
brachte sie in vornehmster Weise zur Geltung. Die Rolle !
andere Gestalten, so für Irene, erregt, sie gleitet dann auf
Gründen.
weil er ig doch
der Frau Wegrath war bei Frl. Bochs diskreter Kunst gut
Un
Fichtner und Felix hinüber, man verliert die ersten Per¬
rochene Schön¬
aufgehoben. Der Beifall, den das Schauspiel fand, war
Stundent det
sonen in ihren Beziehungen zu einander aus den Augen
aber wohl
nue schwach und begegnete dazu noch starkem Widerspruch.
hanng, die Tochter We
und ist erstaunt, wenn sie dann wieder die Bühne beherr¬
ich im Teich
Wirtverstehen das, möchten aber doch darauf hinweisen,
schen. Und in ähnlicher Weise kommen und gehen die An¬
Villa ertränkt hat. Waru
das tat? Je
daß Arthur Schnitzler uns im „Einsamen Weg“ zwar ein
dern. Der Wiener Poet, der sonst so scharfgesehene Men¬
klleicht, weil Herr v. Sala tot
ist, vielleicht
rfüllung wird, schen zeichnete, scheint dem Einfluß Ibsens unterlegen. Cha=schlechtes Stück, aber ein gutes Buch gegeben hat. ck.
ihrer Liebe zu Sala keine
#auchaus Laune. Denn aus Laune, ratteristisch dafür ist, daß alle Personen des Stückes ge¬