II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 346

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18. Der einsane Neg
Telephon 12801.
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„USSEMER
I. österr. behördi. konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
In Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewäbe.)
Ausschnitt aus:
17 5.
vom:
Wiener -Alleemeine Zeitung, Wien
Theater, Kunst und Literatur.
Wien, 16. Mai.
(Gastspiel des Lessing=Theaters.) Zum
etstenmal: „Der einsame Weg“, eine Melancholie in
fünf Akten von Arthur Schnitzler (Ueber die noch aus¬
führlicher zu berichten sein wird.) Herr Bassermann ist
außerordentlich. Seine Ruhe, seine Noblesse, seine stille Inten¬
sität wirken sehr. Er macht alles in sich ab; in die Stimme
dringt nur der letzte Hauch innerer Stürme, die Augen um¬
flackert höchstens noch ein leises Wetterleuchten innerer Gewitter.
Einer, der seine Art nur sorgfältig filtriert durchläßt. Man kann
sich in arlieulo mortis nicht appetitlicher benehmen, als Herr
Bassermann; „der sterbende Gentleman“. Sein gepflegter
Intellekt hebt sich so „schön“ vom dunklen Fond der Todes¬
Gewißheit ab, wie eine soignierte weiße Hand von
einer schwarzen Hose. Nun, es wirkt ein bißchen kokett.
Seine Stirne ist ganz licht von den Helligkeiten da¬
hinter; und bewundernswert ist die schöne, schwankungslose
Balance, in der Herr Bassermann auf dem gefährlichen Platz
steht, den der Dichter für ihn ausgesucht: über der Situation.
Herr Sauer, später undeutlich, ist in der Szene des Wieder¬
sehens mit dem Jugendfreund von schönster Einfachheit und
Junigkeit. Else Lehmann ist erfrischend. Die Fenster scheinen
offen, wenn sie da ist, und der Weisheitsdunst der Komödie zieht
ein wenig davon. Herr Stieler nimmt sich viel Mühe.
(Einen faszinierenden, ehemals zumindest faszinierenden Künstler,
soll Herr Reicher spielen. Es war unerträglich. Er spielte einen
salbungsvollen Antiquitätenhändler in einer vom Jargon sanft ge¬
wellten Spzache. Die hochgezogenen Augenbrauen und das schmerzliche
„Ach, di mein Gott!“=Gesicht der Frau Triesch verlieren
allmäßlich an Interesse. Am besten sind ihre kurzen Gefühls¬
exylösionen, sozusagen ihre „konzentrierten Momente“. Es war
ein guter Augenblick des Abends, als Frau Triesch sagte: „Ich
liebe Dich!“ Die Schnitzlerschen Frauen haben noch manchmal
den Mut zur Unbedenklichkeit. Es ist eine Erquickung. Sie sagen
doch noch, will's der Moment: „Ich liebe Dich!“ während die
Männer wehmütig lächelnd nur sprechen: „Ich (o, was will das
sagen: Ich?) liebe (Ach, was heißt nun dies Wort: Liebe?)“
Dich (hélas, wer ist das eigentlich: „Du“ 21?).

Telephon 12801.
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„UBSERVEN
I. österr. behördi. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chiengo, Christienia, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New York„Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Guelisnangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
leugkoits Weltblatt, Wien
17. 5.
vom:

Theater an der Wien. Es ist nicht gut, wenn ein
Autor, der uns als feinsinniger Dichter gilt und dessen
heimlichen Stimmungswegen wir gerne folgen möchten,
auf Pfade führt, die wir früher mit einem Größeren ###
begangen. Das verwirrt, das trübt den objektiven Blick,
den wir für seine Weise so gerne haben möchten und —

wir werden des Spazierganges nicht froh. „Der ein¬
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same Weg“, den uns Schnißler gestern mit dem
Ensemble des Lessing=Theäiers führte, folgte Ibsens
Spuren. Er ist ein Nachempfinder, sagten seine Feinde
9
2.
und Neider. Und doch, mich dünkt, er habe trotz allem

in diesem Werke mehr seines dichterischen Könnens
gezeigt als sonstwo. Die einsamen Wege, welche all die¬
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jenigen gehen müssen, die immer nur Liebe genommen,
ohne je Liebe zu geben, haben keinen besseren Schilderer
noch gefunden. Die großen Egoisten, die echten Lebens¬
künstler, die den Tag nützen, weil ihnen nur der Tag
gilt, rechnen nicht mit dem Morgen, legen kein Kapital
Liebe für die Zukunft an, dessen Zinsen ihr Alter ver¬
süßen soll. Nicht Weib noch Kind begleiten auf dem
Wege in die Zeit der Erinnerungen und vergeblich
hascht das müde, halb resignierte Wollen nach weichen
Händen, die liebkosen sollen, sehnt ein noch immer liebe¬
verlangendes Herz sich nach einem Herzen, das kindliche
Liebe gibt. An einem feuergeistigen, verbummelten
Künstler, an einem kühlüberlegenden, feingeistigen Genu߬
menschen zeigt dies der Dichter auf. In den Händen
Riechers wurde die Rolle des bummeligen Künstlers,
der sich nach der Liebe seines Sohnes sehnt, dessen Vater
er vor der Welt nicht ist, nur undeutlich geformt. Besser
gab Bassermann den Lebenskünstler v. Sala, dem
noch im letzten Augenblick ein Glück an die Brust fliegt,
das er nicht mehr zu genießen vermag. Dieses Glück
war Irene Triesch — eine echt Ibsensche Figur voll
Lebensdrang, Genußsucht und Selbstopferungsfähigkeit.
Die feinen nervösen Beziehungen, die der Dichter spinnt.
Er
waren für ein Drama aber zu wenig grobfädig.
als
wurde wiederholt gerufen. Vielleicht zu stürmisch,
daß es für spontanen Ausbruch des Beifalls hätte ge¬
nommen werden können. — Neben Irene Triesch stand
die ursprüngliche Natur der Lehmann wie die einer
anderen Niese, mit beiden Füßen in der Wirklichkeit.
Nur eine Episodenrolle spielte sie, wie sie selbst eine
Episode im Leben des verbummelten Künstlers gewesen,
aber sie holte sich den größten Beifall. Dieser Beifall
X. v. 6—g.
war echt!