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18. Der einsane Neg
* Das ist wohl der Sinn des neuen Schnitzler'schey'! („Lieber Julian, der Mann hat einen Beruf. Ich glaube
Schauspiels, das die innere Melodie seines Werkes und seiner wir können das gar nicht fassen, die wir von Gnaden des
Augenblicks Götter — und zuweilen etwas weniger als Men¬
eten
Helden, aller dieser dekadenten, neurasthenischen Kinder einer
820
schen sind.“
ungesunden Zeit, eines grübeinden, kleinen Geschlechtes. Und
Ich möchte Schnitzler am liebsten dort begrüßen, wo
diese innere Melodie hat den melancholisch verschleierten Klang
der Briefe.
er zum erstenmal seine eigenen Wege betrat, und sollten es
der Hjulmar Ekdalschen Flöte, die ein Glück besingen soll,
wieder einsame Wege sein, dann müßten sie zu jenen drei¬
des Berliner „Lessing¬
Wien. — Novi= das nicht besteht, ein Glück, das vom ersten Windstoß der rau¬
hundertzwölf Stufen führen, glänzend wie Opale, gemeißelt
I Wege, Schauspiel in fünf hen Wirklichkeit wie ein Kinderspielzeng umgestoßen werden
aus Marmor, der von einer Insel stammt, die vor Jahrhun¬
kann. Es liegt etwas Krankhaftes in dem ganzen Schau¬
„Und Pippa
Schnitzler.
derten ins Meer versunken ist. Diese Stufen würden sicher in
spiel Schnitzlers, in dieser herbstlich trostlosen Abrech¬
ttenmärchen in vier Akten
„eine unbekannte Tiefe“ hinabführen.
rd Hauptmann.)
nung der letten=Tage, und von Anfang an schwebt die kalte
fängt mich. Der Wald, der Bach, Hand des Todes schwer und unheilverkündend über den trau¬
Phantasie. Traum. Wunder und doch Wirklichkeiten!
Haupt dort oben im grünen Geäst, rigen Helden des Stückes. Es ist unbedingt viel Wahrheit
Duft, leichter Sonnendunst liegt darin; viele dem Leben, der Natur abgelauschte, fein beobach¬
„Langsam graut der Abend nieder,
a nicht singen, nicht mitsingen kön= tete Details lassen manche Szene, manche Figur naturwahr
milde wird die harte Welt,
und das Herz macht seinen Frieden,
erscheinen, aber es ist auch viel Kombiniertes, Absichtliches,
und zum Knde wrd der Held —
Erinnerungen aus der Stadt. Wie vielleicht über das erforderliche Theatermaß Outriertes darin.
Flußuberwärts singt eine Nachtigall.“ (Liliencron.)
fer mir zu liegen. Das Erlebte und Diese Kombinationen und manche Wendung des Dialogs füh¬
Das ist die Welt, in der Pippa tanzt. Die Welt des All¬
sich, wie aus einem Bilde Carrières ren zu Ibsen, dem Stammvater der Richtung, zu Ibsen,
tags, die Welt des Wunders, die Welt der Wirklichkeit durch
dem vielfach imitierten, aber unerreichten.
t die Wirklichkeit an. Hier ist das
ein Dichterauge gesehen. Die harte Welt, die milde wird, der
Ich will nicht behaupten, daß es sich bei Schnitzler
pa stammt und ihr Ritter Michael
Kind gewordene Held, das Herz vom Frieden erfüllt — Dich¬
Hause, der alte Huhn und der weise um durchaus fremdes Reis handelt, das dem Stamme künstlich
terkünste machen es wahr.
mich meiner Pflicht und beschwöre aufgepfropft worden ist, der Dichter hatte immer eine leise
Das Glashüttenmärchen Hauptmanns hat man be¬
Neigung zum Grübeln, und mit den wachsenden Jahren wurde
von Sala, Julian Fichtner, Jo¬
reits vielfach kommentiert, die verschiedensten und verwor¬
gerade dieser Zug zu einem charakteristischen für sein Schaffen,
, die traurigen Wanderer auf dem
aber in seinem „Einsamen Weg“ wird die Sprache Ibsens rensten Dinge hineingedeutet und doch ist es so klar, wie jene
gesprochen und nicht jene Schnitzlers. Ich glaube nicht, daß alten Gläser, die Wann mit Wein füllt, und spiegelt die Welt
wieder, wie diese edlen Kelche an ihrer glänzenden Ober¬
Die Ernte ist vorüber, die Rechnungen dies zugunsten des Wiener Dichters geschieht und halte den
fläche.
„Einsamen Weg“ für eine interessante Studie, für einen Ver¬
hen klar, mit den sehnsuchtskranken
„Ich singe das Lied von den blinden Leuten, die die
heir zurückblickend, wie wir hätten such, die Brücke zwischen den „Lebendigen Stunden“
große, goldene Treppe nicht sehen!“ Diese Worte Hellriegels,
und dem „Zwischenspiel“ für einen wirklich einsamen
en und nicht gehandelt haben, wie
des jungen Träumers, verraten deutlich des Dichters Ziel
Weg, der vielleicht in neue Regionen, in unbekanntes Land
Etzen können und sie nicht ausnützten,
und Absicht, verraten den Grundgedanken seines neuesten
führen könnte, wenn dem Dichter nicht die Begleitung eines
,wo wir ändern, verbessern sollten.
Werkes: Wir tragen alle eine große Sehnsucht in uns, wir
Führers notwendig wäre, eines Führers, den diesmal Ibsen
k wir, daß die rechte Zeit versäumt
suchen — mit geschlossenen Augen. Wir sind umgeben von
unmöglich ist, etwas an den Ge= abgab.
Ein einsamer Weg ist gut, unter vielen Umständen sogar Wundern, aber wandeln an ihnen vorbei, ohne sie zu em¬##
gen zu ändern. Im Herzen steigen
pfinden und zu beachten. Der Dichter will unsere Augen
id die letzten Blätter winken traurig der allgemeinen Heerstraße gewiß vorzuziehen, aber eines
müßte man immer wissen: wohin er führt. Das ist es, wasl öffnen... Er singt auch das Lied der Tauben, „die den Strom)
gangenheit ist verloren, die Gegen¬
und die Zukunft?... Der einsame wir bei den Gestalten Schnitzlers vermissen und niemand des Weltalls nicht fließen hören.“ Und der weise Wann, der
könnte sie besser charakterisieren, als Sala, der einmal sagt: die Menschen kennt und ihre Herzen durchdringt, bemerst#
gehen muß.
18. Der einsane Neg
* Das ist wohl der Sinn des neuen Schnitzler'schey'! („Lieber Julian, der Mann hat einen Beruf. Ich glaube
Schauspiels, das die innere Melodie seines Werkes und seiner wir können das gar nicht fassen, die wir von Gnaden des
Augenblicks Götter — und zuweilen etwas weniger als Men¬
eten
Helden, aller dieser dekadenten, neurasthenischen Kinder einer
820
schen sind.“
ungesunden Zeit, eines grübeinden, kleinen Geschlechtes. Und
Ich möchte Schnitzler am liebsten dort begrüßen, wo
diese innere Melodie hat den melancholisch verschleierten Klang
der Briefe.
er zum erstenmal seine eigenen Wege betrat, und sollten es
der Hjulmar Ekdalschen Flöte, die ein Glück besingen soll,
wieder einsame Wege sein, dann müßten sie zu jenen drei¬
des Berliner „Lessing¬
Wien. — Novi= das nicht besteht, ein Glück, das vom ersten Windstoß der rau¬
hundertzwölf Stufen führen, glänzend wie Opale, gemeißelt
I Wege, Schauspiel in fünf hen Wirklichkeit wie ein Kinderspielzeng umgestoßen werden
aus Marmor, der von einer Insel stammt, die vor Jahrhun¬
kann. Es liegt etwas Krankhaftes in dem ganzen Schau¬
„Und Pippa
Schnitzler.
derten ins Meer versunken ist. Diese Stufen würden sicher in
spiel Schnitzlers, in dieser herbstlich trostlosen Abrech¬
ttenmärchen in vier Akten
„eine unbekannte Tiefe“ hinabführen.
rd Hauptmann.)
nung der letten=Tage, und von Anfang an schwebt die kalte
fängt mich. Der Wald, der Bach, Hand des Todes schwer und unheilverkündend über den trau¬
Phantasie. Traum. Wunder und doch Wirklichkeiten!
Haupt dort oben im grünen Geäst, rigen Helden des Stückes. Es ist unbedingt viel Wahrheit
Duft, leichter Sonnendunst liegt darin; viele dem Leben, der Natur abgelauschte, fein beobach¬
„Langsam graut der Abend nieder,
a nicht singen, nicht mitsingen kön= tete Details lassen manche Szene, manche Figur naturwahr
milde wird die harte Welt,
und das Herz macht seinen Frieden,
erscheinen, aber es ist auch viel Kombiniertes, Absichtliches,
und zum Knde wrd der Held —
Erinnerungen aus der Stadt. Wie vielleicht über das erforderliche Theatermaß Outriertes darin.
Flußuberwärts singt eine Nachtigall.“ (Liliencron.)
fer mir zu liegen. Das Erlebte und Diese Kombinationen und manche Wendung des Dialogs füh¬
Das ist die Welt, in der Pippa tanzt. Die Welt des All¬
sich, wie aus einem Bilde Carrières ren zu Ibsen, dem Stammvater der Richtung, zu Ibsen,
tags, die Welt des Wunders, die Welt der Wirklichkeit durch
dem vielfach imitierten, aber unerreichten.
t die Wirklichkeit an. Hier ist das
ein Dichterauge gesehen. Die harte Welt, die milde wird, der
Ich will nicht behaupten, daß es sich bei Schnitzler
pa stammt und ihr Ritter Michael
Kind gewordene Held, das Herz vom Frieden erfüllt — Dich¬
Hause, der alte Huhn und der weise um durchaus fremdes Reis handelt, das dem Stamme künstlich
terkünste machen es wahr.
mich meiner Pflicht und beschwöre aufgepfropft worden ist, der Dichter hatte immer eine leise
Das Glashüttenmärchen Hauptmanns hat man be¬
Neigung zum Grübeln, und mit den wachsenden Jahren wurde
von Sala, Julian Fichtner, Jo¬
reits vielfach kommentiert, die verschiedensten und verwor¬
gerade dieser Zug zu einem charakteristischen für sein Schaffen,
, die traurigen Wanderer auf dem
aber in seinem „Einsamen Weg“ wird die Sprache Ibsens rensten Dinge hineingedeutet und doch ist es so klar, wie jene
gesprochen und nicht jene Schnitzlers. Ich glaube nicht, daß alten Gläser, die Wann mit Wein füllt, und spiegelt die Welt
wieder, wie diese edlen Kelche an ihrer glänzenden Ober¬
Die Ernte ist vorüber, die Rechnungen dies zugunsten des Wiener Dichters geschieht und halte den
fläche.
„Einsamen Weg“ für eine interessante Studie, für einen Ver¬
hen klar, mit den sehnsuchtskranken
„Ich singe das Lied von den blinden Leuten, die die
heir zurückblickend, wie wir hätten such, die Brücke zwischen den „Lebendigen Stunden“
große, goldene Treppe nicht sehen!“ Diese Worte Hellriegels,
und dem „Zwischenspiel“ für einen wirklich einsamen
en und nicht gehandelt haben, wie
des jungen Träumers, verraten deutlich des Dichters Ziel
Weg, der vielleicht in neue Regionen, in unbekanntes Land
Etzen können und sie nicht ausnützten,
und Absicht, verraten den Grundgedanken seines neuesten
führen könnte, wenn dem Dichter nicht die Begleitung eines
,wo wir ändern, verbessern sollten.
Werkes: Wir tragen alle eine große Sehnsucht in uns, wir
Führers notwendig wäre, eines Führers, den diesmal Ibsen
k wir, daß die rechte Zeit versäumt
suchen — mit geschlossenen Augen. Wir sind umgeben von
unmöglich ist, etwas an den Ge= abgab.
Ein einsamer Weg ist gut, unter vielen Umständen sogar Wundern, aber wandeln an ihnen vorbei, ohne sie zu em¬##
gen zu ändern. Im Herzen steigen
pfinden und zu beachten. Der Dichter will unsere Augen
id die letzten Blätter winken traurig der allgemeinen Heerstraße gewiß vorzuziehen, aber eines
müßte man immer wissen: wohin er führt. Das ist es, wasl öffnen... Er singt auch das Lied der Tauben, „die den Strom)
gangenheit ist verloren, die Gegen¬
und die Zukunft?... Der einsame wir bei den Gestalten Schnitzlers vermissen und niemand des Weltalls nicht fließen hören.“ Und der weise Wann, der
könnte sie besser charakterisieren, als Sala, der einmal sagt: die Menschen kennt und ihre Herzen durchdringt, bemerst#
gehen muß.