II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 690

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nSam
18 De
]Herbst bringt zwei neue Schauspiel¬
Schnitzler und Hartleben, den ganzen Ibsen,
bühnen, das übernächste Jahr: die Sozie¬
Tolstois „Macht der Finsternis“ (einst eine der
tät der Lessing=Theater=Truppe; sie
großartigsten Leistungen des Brahm'schen En¬
brauchen die Stücke, die bei den anderen rosten,
embles), das Wertvollere von Björnson, einzelnes
nur zu wollen, und sie werden sie bekommen.
von Max Dreyer, die guten Einakter von Hof¬
Vielleicht tun sie das, was die anderen ver¬
mannsthal, und überhaupt das Lebenskräftige
säumen, vielleicht tun's die aber auch selbst.
aus dem brachliegenden Vorrat einer achtzehn¬
Damit wäre ihnen gut gedient, den Schauspielern
jährigen Anhäufung auf wechselndem Spiel¬
ebenso, der Literatur desgleichen, und am meisten
plan glänzen lassen könnte. Wäre da nicht,
dem — Publikum. Also: Hört Ihr Herrn und
bei selbstverständlicher Heranziehung neuer
laßt Euch sagen!....
Norbert Falk.
Autoren und neuer Werke mehr für die Kunst
und für das Publikum getan, als bei der
Selbstquälerei eines ausschließlichen Novitäten¬
Systems?
Kleines reuneton.
Der Sünde Brahms ist Reinhardt in
Mascagnis Gespensteroper.
gleichem Maße teilhaftig. Auch im Deutschen
Aus einem Buche über Mascagni, das in den
Theater und in den Kammerspielen ist nichts
nächsten Tagen in Italien erscheinen soll, ver¬
mehr davon zu verspüren, daß es dort einmal
öffentlicht das Giornale d'Italia einige Aus¬
die beste „Gespenster“=Aufführung im
züge, in denen auch die merkwürdige Mitteilung
ganzen deutschen Lande gab. Wo ist Gogols
enthalten ist, daß der Komponist der „Cavalleria
„Revisor“ geblieben? Wo Gorkis „Nacht¬
rusticana“ im Januar 1899 mit der Komposition
asyl“ das den Grund zu Reinhardts Ruhm
eines Werkes begonnen hatte, das die Bezeich¬
legte? War die Arbeit an Wildes „Salome“ nur
nung einer Gespensteroper ehrlich verdient hätte.
für eine Saison und nur für die Bevorzugten, die
Das einaktige Libretto stammte von dem Schrift¬
gerade damals in Berlin ins Theater gehen
steller Passallo, die Handlung spielte in spiri¬
konnten? Und Shaws „Cäsar und Cleo¬
tistischen Kreisen, und Mascagni hatte
patra“? Und „Candida“? Und Wedekinds
die Absicht, die Oper auch kurzweg „Spiritismus“
„Marquis von Keith“? — Und was ist aus
zu nennen. Er war von dem Stoffe begeistert.
den „Näubern“ geworden, was aus der schönen
Die Handlung spielte sich in dem Salon des
„Clavigo“=Aufführung, was aus dem
Grafen Valfreda ab, der in seinem abgelegenen
„Wintermärchen“, was aus der farben¬
Schlosse spiritistische Studien trieb. Er pflegte
glühenden „Judith“?
berühmte Medien zu sich einzuladen, um mit
Man hat zum Beispiel den zweiten Teil des
ihnen zu experimentieren, und da er ein bes
Faust für die Bühne erobert. Ja, allerdings.
geisterter Musikliebhaber war, bestand seine
Nur erstreckte sich die Eroberung auf eine Viertel¬
größte Freude darin, mit Hilfe der Medien zu
saison: von März bis Mai. Was dann kam —
versuchen, die Geister großer Musiker zu be¬
„schweig still, mein Herz!“ Die Art, wie man in
schwören. An dem Abend, an dem die Hand¬
der Schumannstraße mitunter einzelne ältere
lung in der Oper spielt, erscheint auch als Gast
Inszenierungen auf den Spielplan setzt, ist ja —
ein gewisser Georg in der Versammlung, der
bekannt. So kann man ja allerbings kein gutes
seine Gattin aus zweiter Ehe mitbringt. Seine
Repertoire machen. Schon ist Berlin in ganz
Frau ist als Medium berühmt, und der Graf
Deutschland berüchtigt, daß in einzelnen Theatern
experimentiert mit ihr: der dunkle Saal wird
nur für die Premiere gearbeitet wird, für die
plötzlich durch tanzende Flämmchen belebt, dann
Erstaufführungs=Hörerschaft und für die Kritik.
zeichnet sich an der Wand ein majestätischer
Was nachher kommt —.—, nun: die Stadt ist voll
Schatten ab, unter den Klängen himmlischer
von Klagen. Reinhardt gibt jetzt die Figurinen
Musik erscheint der Geist Palestrinas.
und Dekorationen seiner erfolgreichen Insze¬
Beim zweiten Versuch erscheint der Geist
nierungen in einzelnen Bänden heraus. Soll
Beethovens, der sich an die Orgel begibt
seine Arbeit nur für solche literarische Nach¬
und zu spielen beginnt ... Mascagni hatte
lese gewesen sein? — Vielleicht gibt ihm die
einen Teil des Werkes bereits komponiert,
Aufreihung seiner Inszenierungsarbeiten die
bis ihm schließlich doch wohl Bedenken kamen,
Richtung, in der er seinen Bühnen ein treff¬
er legte das Libretto jedenfalls beiseite, und so
liches Repertoire schaffen könnte. Seine Schau¬
kam die Welt um diese echte und rechte Ge¬
spieler wollen Aufgaben — hier sind sie!
spensteroper.
Wie Brahm und Reinhardt es machen, so
treiben's die andern. Meinhard und Ber¬
Aus der Akademie der Wissenschaften.
nauer haben nach einem kurzen Anlauf im
In der letzten Sitzung der physikalisch=mathe¬
Berliner Theater die Flinte rasch ins Korn ge¬
matischen Klasse der Berliner Akademie der
worfen und sich dauernd der Posse verschrieben;
Wissenschaften legten zwei hervorragende Ber¬
Alfred Halm steht in hartem Kampf. Er ist
liner Universitätslehrer interessante Ergebnisse
ein kluger, geschickter und fleißiger Mann. Seine
ihrer neuen Arbeiten vor. Der Physiologe Geh.
Bühne würde sich zur Umformung in ein Reper¬
Rat Rubner las über die Beteiligung endo¬
toire=Theater sehr gut eignen. Der kommende
cellularer. Ferme ##e am Energieverbrauch der
Zelle. Rubner zeigte an Versuchen, die an Hefe¬
Distiere in
zellen angestellt worden sind, daß diese nur
„Jartosraph.
Wärme entwickeln, wenn sie in Zuckerlösung sich
Lindström¬
befinden, und daß dabei noch mehr Wärme ge¬
Das große Los, 60 000 Mark, der Regensburger
bildet wird, als auf Grund von thermochemischer
Geld=Lotterie fiel auf die Rummer 129 369 in die be¬
kannte Kollekie von Heinrich Kron, hier, Alexander¬
Berechnung der Alkoholgärungsgleichung erwar¬
straße 54. Der Gewinner ist unbemittelt und Fa¬
tet werden kann. Ein Teil des vergorenen Zuckers
milienvater. Fortuna hat hier wieder einmal ihr
muß also dem Stoffwechsel der Hefe dienen. Es
Können bewiesen. Der Gewinnbetrag ist dem Glück¬
lichen von genannter Firma heut ausgezahlt worden.
kann nicht einfach, wie bisher angenommen
wurde, die ganze Gärung auf Fermentwirkung
Tilla Durieux hat für ihren einzigen
beruhen. Dies legte Rubner dann durch weitere
Vortragsabend am kommenden Montag in der Sing¬
Versuche näher der. Ferner zeigte er, daß die
akademie folgendes Programm gewählt: Heinrich
Mann: Einevra degli Amieri (Das Erwachen vom
überwiegende Menge der von der Hefe erzeugten
Tode); Odyssee, 6. Gesang, „Rausikaa“, In der Ueber¬
ale Prozesse zurückzuführen ist.
*
Rudolf Alexander Schroeder, ferner