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17.1. Der Punpenspieler
Stück eines Verstorbenen, der als Dramatiker nicht auferstehen
wird — führt uns in ein totes Haus der toten Stadt Brügge.
Der Held ist der Witwer Hugo, der jahrelang seiner Gattin nach¬
trauert und durch die Reliquien, die er ängstlich hütet, das Leben
der Entschwundenen noch einmal heranzwingen möchte. In diesem
Phantasiespiel der sehnsüchtigen Trauer liegt noch so etwas, wie
tragische Grundstimmung; aber kaum daß die Handlung beginnt,
stehen wir schon auf dem Boden der Spekulation mit unheim¬
lichen Effekten. Hugo hat auf der Straße eine Doppelgängerin
der dahingeschiedenen Gattin entdeckt, folgt ihrer Spur ins Theater
und erkennt die Gesuchte in einer Tänzerin, die eine aus
dem Grabe steigende Nonne darstellt. Berauscht von dieser
Ahnlichkeit zieht er das Mädchen an sich heran, um — die Pa¬
rodie liegt verteufelt nahe! — in Erinnerungen zu schwelgen. Er
lädt sie in sein mansolenmartiges Hans läßt sie
— unter dem
Vorwand sie malen zu lassen — ein Kleid der Verstorbenen an¬
legen, sieht mit Entsetzen die Ahnlichkeit weichen und — kann doch
nicht von der — Dirne lassen. Er kehrt immer wieder zu der
Verworfenen zurück, trotzdem der Geist der Dahingeschiedenen sich
persönlich bemüht, ihm auf seinen nächtlichen Wegen eine andere
Richtung zu geben. Endlich kommt es zur Katastrophe: Die
Geliebte spielt frivol mit den Haaren der Dahingeschiedenen, und
legt sich die Flechten, die sie sich nicht entreißen lassen will, um den
Hals — da zerrt der Doppelliebhaber an der Schlinge und erdrofselt
in einem Wahnsinnsausbruch die Verworfene. Eine in Stimmungs¬
duselei getauchte, innerlich hohle fatalistisch=pathologische Geschichte,
die an die traurigen Glanztage des Vierundzwanzigsten Februar“
und des „Dreizehnten November“ erinnerte. Freilich ist das Spiel
Theater und Musik.
mit kleinen Schicksalsbosheiten hier raffinierter und krasser als in
unseren alten Schauerdramen, dafür aber auch noch unehrlicher und
Deutsches Theater.
abstoßender. Man hätte Schnitzler und vor allem dem Deutschen
Zum ersten Male: „Der Puppenspieler“, Studie von Arthur
Theater zurufen mögen: „Es tut mir in der Seele weh, daß ich
Schnitzler und „Trugbild“, Schauspiel von Georges Roden¬
Dich in der Gesellschaft seh“
bach deutsch von Siegfried Trebisch.
An beide Stücke wurde viel schauspielerisches Bemühen gesetzt,
Das Neuheiten=Programm des Deutschen Theaters stellte gestern
an den unglücklichen Versuch, nach dem Wechsel der Mode furcht¬
den Schnitzlerschen Einakter „Der Puppenspieler“ dem belgischen
bar „symbolistisch“ zu kommen (leider mit Symbolen, die nichts
Schauerdrama „Trugbild“ voran. Die Kritik hat Grund, ein
bedeuten) überdies eine außerordentliche Inszenierungskunst. Man
Gleiches zu tun, nur daß der Unterschied der beiden Stücke durch
kann ein Trugbild nicht mit mehr Liebe umhegen. Die Stimmung
solche Anordnung noch nicht genügend bezeichnet ist. In Wahrheit
in den Gemächern des Trauernden, das nächtliche Brügge,
gehört die kleine Studie Schnitzlers, die ein Stückchen lebendiger
die Erscheinung des Geistes im Nebel, die kaum in den Umrissen
Poesie ist, auf ein ganz anderes Blatt, als das innerlich tote
sichtbar war, so recht wie ein Licht= und Schattenspiel, das sich erst
Machwerk Rodenbachs. Der Dichter der „Liebelei“ der Meister
in der erregten Phantasie zur Gestalt verdichtet — all das war so
dramatischer Epigramme, hat aus einem scheinbar ruhigen Ge¬
fein und charakteristisch wie möglich gemacht
aber all das
spräch, das wie der Spiegel eines klaren Sees in die Tiefe blicken
bleibt in der Mache stecken, wenn keine dichterische Seele durch die
läßt, eine „lebendige Stunde“ gemacht. Der Musiker Eduard
Zeichen hindurchwirkt. Herr Sauer hatte sich ganz in die
Jagisch, der sich nach bewegten Wanderjahren ein glückliches Heim
Rolle des Witwers, der für Hallucinationen reif ist und
gegründet, begegnet auf der Straße einem Genossen aus seinen
an der Schwelle des Wahnsins steht. hineingelebt; sein bleiches
Sturm= und Drangtagen, den er elf Jahre nicht gesehen, dem
Leidensgesicht, die fahrige unsichere Bewegung, der gedeckte Ton
genialen Schriftsteller, Georg Merklin, der einst durch seine geistige
des nach innen verschlagenen Affekts, die ganze pathologische Er¬
Überlegenheit den ganzen Freundeskreis beherrschte. Er n#tigt
scheinung bereitete auf den Ausbruch der Geistesverwirrung vor,
den Jugendfreund, der den Eindruck eines Gescheiterten macht,
den er ergreifend veranschaulicht. Frl. Triesch hob die kalte Ge¬
mit nach Haufe zu kommen, und sucht in hilfreicher Absicht einen
meinheit der Tänzerin, der sie nichts schuldig blieb, durch einen
Weg zu dem Herzen des Unglücklichen. Aber der Stolz des
dämonischen Zug, und Frau v. Poellnitz war sehr charakteristisch als
Genies ist auch in der Verkommenheit nicht gebrochen; mit der
abergläubische, bigotte Magd. Dennoch behielt nur Herr Hof¬
kühlen Miene des Triumphes blickt der Mann von der Straße
meister recht, der als „Konfident“ — als harmloses Gespenst der
auf die Philisterherrlichkeit des alten Genossen herab. Mit sarkasti¬
ältesten Theaterkonvenienz — zum Helden die ominösen Worte zu
schem Behagen erinnert er sich noch heute darau, wie er einst ein
sprechen hatte: „Du hast Deine Trauer lächerlich gemacht“ Man
kleiner Gott, dem alle Frauen zu Füßen lagen, das Schicksal
hatte nur mephistophelische Empfindungen für den Fanatiker der
seines zaghaften Freundes spielte und, zufrieden mit der Huldi¬
Doppelgängerei, für den „übersinnlich=sinnlichen“ Trauervirtnosen,
gung des einen Mädchens das andere dazu vermochte, dem verein¬
der „Helenen in jedem Weibe sieht“ und lehnte lachend die
samten Musiker eine Komödie der Verliebtheit vorzumachen.
schauerlichen Zumutungen des Stückes ab.
Eduard läßt den Spott ruhig über sich ergehen; er weiß, daß
In Schnitzlers „Puppenspieler“ hat die Kunst der Darstellung
aus jenem ihm längst vertrauten Betruge wie aus einem abge¬
ein unvergleichlich fruchtbareres Gebiet gefunden. Herr Basser¬
brochenen Gerüst der Bau seines Glückes emporgestiegen ist. Aber
mann war in der Hauptrolle dem Dichter kongenial. Die geistige
auch Georg läßt sich nicht aus der Fassung bringen, da er in
Überlegenheit des Lebenskämpfers, der sich genügen will,
Eduards blühender Gattin, der Mutter eines reizenden Knaben,
den verbissenen Schmerz der stolzen Natur, die kein Leid ein¬
die Heldin seines Puppenspiels von ehemals erkennt. Er selbst
gesteht, das Genie im Bettlerkleide wurde in der Gestalt, die
hat freilich weder Halt noch Herd; er wurde von seiner Gattin,
er auf die Bühne stellte, lebendig. Durch alle bizarre Selbst¬
die ihm von Anfang an aufrichtig anzuhängen schien, schnöde ver¬
täuschung fühlte man den Helden der Resignation hindurch. Das
lassen und hat das Kind, das ihm zurückblieb, durch den Tod ver¬
Spiel des Hrn. Iwald, dem es an munterer Treuherzigkeit nicht
loren. Er dichtet nur mehr das Höchste für sich selbst und ver¬
gebrach, nur das Frl. Triesch, die die schlichte Kleinbürgerlichkeit
richtet, um sein Leben zu fristen, Lohnschreiberdienste, die
überzeugend vertrat, bildete eine gute Folie für die Wirkung der
er verachtet. Aber er ist noch immer der Puppenspieler,
Hauptgestalt. Hoffentlich wird der „Puppenspieler“ nicht mit in
der auf die anderen herabsieht, der Triumphator, den das
den Abgrund hinemngezogen, in dem Rodenbachs „Trugbild“ binnen
Schicksal bestimmt hat, allein auf der Höhe zu stehen; mit
kurzem verschwinden wird. A. K.
sprödem Stolze weist er alle Anerbietungen des Freundes zurück,
flieht das gastliche Haus und verbohrt sich in seine einsame Hoheit.
Laß ihm sein Einziges“, sagt die Frau, die ihn einst geliebt, zu
dem Gatten, der den Unglücklichen zurückholen will. Schnitzler
hat in dieser feinen Studie mit Ibsenschen Elementen gearbeitet;
das verkommene Genie erinnert an den Brendel in „Rosmers¬
holm“ und die Technik, die weite Perspektiven in ein kurzes Ge¬
spräch hineingeheimnißt, nicht minder an der Art des nordischen
Meisters. Dennoch ist der Grundzug des kleinen Stückes originell,
die Charakteristik eigenartig und die Tragik einer stolzen Illusion:
mit starkem, selbständigen Griffe gefaßt.
Neben diesem Sternlein, das in die Seelen hineinleuchtet,
zeigte sich ein Irrlicht über einem Sumpfe von hohler Phantasterei
und gemeiner Berechnung. Das „Trugbild“ von Rodenbach — das
17.1. Der Punpenspieler
Stück eines Verstorbenen, der als Dramatiker nicht auferstehen
wird — führt uns in ein totes Haus der toten Stadt Brügge.
Der Held ist der Witwer Hugo, der jahrelang seiner Gattin nach¬
trauert und durch die Reliquien, die er ängstlich hütet, das Leben
der Entschwundenen noch einmal heranzwingen möchte. In diesem
Phantasiespiel der sehnsüchtigen Trauer liegt noch so etwas, wie
tragische Grundstimmung; aber kaum daß die Handlung beginnt,
stehen wir schon auf dem Boden der Spekulation mit unheim¬
lichen Effekten. Hugo hat auf der Straße eine Doppelgängerin
der dahingeschiedenen Gattin entdeckt, folgt ihrer Spur ins Theater
und erkennt die Gesuchte in einer Tänzerin, die eine aus
dem Grabe steigende Nonne darstellt. Berauscht von dieser
Ahnlichkeit zieht er das Mädchen an sich heran, um — die Pa¬
rodie liegt verteufelt nahe! — in Erinnerungen zu schwelgen. Er
lädt sie in sein mansolenmartiges Hans läßt sie
— unter dem
Vorwand sie malen zu lassen — ein Kleid der Verstorbenen an¬
legen, sieht mit Entsetzen die Ahnlichkeit weichen und — kann doch
nicht von der — Dirne lassen. Er kehrt immer wieder zu der
Verworfenen zurück, trotzdem der Geist der Dahingeschiedenen sich
persönlich bemüht, ihm auf seinen nächtlichen Wegen eine andere
Richtung zu geben. Endlich kommt es zur Katastrophe: Die
Geliebte spielt frivol mit den Haaren der Dahingeschiedenen, und
legt sich die Flechten, die sie sich nicht entreißen lassen will, um den
Hals — da zerrt der Doppelliebhaber an der Schlinge und erdrofselt
in einem Wahnsinnsausbruch die Verworfene. Eine in Stimmungs¬
duselei getauchte, innerlich hohle fatalistisch=pathologische Geschichte,
die an die traurigen Glanztage des Vierundzwanzigsten Februar“
und des „Dreizehnten November“ erinnerte. Freilich ist das Spiel
Theater und Musik.
mit kleinen Schicksalsbosheiten hier raffinierter und krasser als in
unseren alten Schauerdramen, dafür aber auch noch unehrlicher und
Deutsches Theater.
abstoßender. Man hätte Schnitzler und vor allem dem Deutschen
Zum ersten Male: „Der Puppenspieler“, Studie von Arthur
Theater zurufen mögen: „Es tut mir in der Seele weh, daß ich
Schnitzler und „Trugbild“, Schauspiel von Georges Roden¬
Dich in der Gesellschaft seh“
bach deutsch von Siegfried Trebisch.
An beide Stücke wurde viel schauspielerisches Bemühen gesetzt,
Das Neuheiten=Programm des Deutschen Theaters stellte gestern
an den unglücklichen Versuch, nach dem Wechsel der Mode furcht¬
den Schnitzlerschen Einakter „Der Puppenspieler“ dem belgischen
bar „symbolistisch“ zu kommen (leider mit Symbolen, die nichts
Schauerdrama „Trugbild“ voran. Die Kritik hat Grund, ein
bedeuten) überdies eine außerordentliche Inszenierungskunst. Man
Gleiches zu tun, nur daß der Unterschied der beiden Stücke durch
kann ein Trugbild nicht mit mehr Liebe umhegen. Die Stimmung
solche Anordnung noch nicht genügend bezeichnet ist. In Wahrheit
in den Gemächern des Trauernden, das nächtliche Brügge,
gehört die kleine Studie Schnitzlers, die ein Stückchen lebendiger
die Erscheinung des Geistes im Nebel, die kaum in den Umrissen
Poesie ist, auf ein ganz anderes Blatt, als das innerlich tote
sichtbar war, so recht wie ein Licht= und Schattenspiel, das sich erst
Machwerk Rodenbachs. Der Dichter der „Liebelei“ der Meister
in der erregten Phantasie zur Gestalt verdichtet — all das war so
dramatischer Epigramme, hat aus einem scheinbar ruhigen Ge¬
fein und charakteristisch wie möglich gemacht
aber all das
spräch, das wie der Spiegel eines klaren Sees in die Tiefe blicken
bleibt in der Mache stecken, wenn keine dichterische Seele durch die
läßt, eine „lebendige Stunde“ gemacht. Der Musiker Eduard
Zeichen hindurchwirkt. Herr Sauer hatte sich ganz in die
Jagisch, der sich nach bewegten Wanderjahren ein glückliches Heim
Rolle des Witwers, der für Hallucinationen reif ist und
gegründet, begegnet auf der Straße einem Genossen aus seinen
an der Schwelle des Wahnsins steht. hineingelebt; sein bleiches
Sturm= und Drangtagen, den er elf Jahre nicht gesehen, dem
Leidensgesicht, die fahrige unsichere Bewegung, der gedeckte Ton
genialen Schriftsteller, Georg Merklin, der einst durch seine geistige
des nach innen verschlagenen Affekts, die ganze pathologische Er¬
Überlegenheit den ganzen Freundeskreis beherrschte. Er n#tigt
scheinung bereitete auf den Ausbruch der Geistesverwirrung vor,
den Jugendfreund, der den Eindruck eines Gescheiterten macht,
den er ergreifend veranschaulicht. Frl. Triesch hob die kalte Ge¬
mit nach Haufe zu kommen, und sucht in hilfreicher Absicht einen
meinheit der Tänzerin, der sie nichts schuldig blieb, durch einen
Weg zu dem Herzen des Unglücklichen. Aber der Stolz des
dämonischen Zug, und Frau v. Poellnitz war sehr charakteristisch als
Genies ist auch in der Verkommenheit nicht gebrochen; mit der
abergläubische, bigotte Magd. Dennoch behielt nur Herr Hof¬
kühlen Miene des Triumphes blickt der Mann von der Straße
meister recht, der als „Konfident“ — als harmloses Gespenst der
auf die Philisterherrlichkeit des alten Genossen herab. Mit sarkasti¬
ältesten Theaterkonvenienz — zum Helden die ominösen Worte zu
schem Behagen erinnert er sich noch heute darau, wie er einst ein
sprechen hatte: „Du hast Deine Trauer lächerlich gemacht“ Man
kleiner Gott, dem alle Frauen zu Füßen lagen, das Schicksal
hatte nur mephistophelische Empfindungen für den Fanatiker der
seines zaghaften Freundes spielte und, zufrieden mit der Huldi¬
Doppelgängerei, für den „übersinnlich=sinnlichen“ Trauervirtnosen,
gung des einen Mädchens das andere dazu vermochte, dem verein¬
der „Helenen in jedem Weibe sieht“ und lehnte lachend die
samten Musiker eine Komödie der Verliebtheit vorzumachen.
schauerlichen Zumutungen des Stückes ab.
Eduard läßt den Spott ruhig über sich ergehen; er weiß, daß
In Schnitzlers „Puppenspieler“ hat die Kunst der Darstellung
aus jenem ihm längst vertrauten Betruge wie aus einem abge¬
ein unvergleichlich fruchtbareres Gebiet gefunden. Herr Basser¬
brochenen Gerüst der Bau seines Glückes emporgestiegen ist. Aber
mann war in der Hauptrolle dem Dichter kongenial. Die geistige
auch Georg läßt sich nicht aus der Fassung bringen, da er in
Überlegenheit des Lebenskämpfers, der sich genügen will,
Eduards blühender Gattin, der Mutter eines reizenden Knaben,
den verbissenen Schmerz der stolzen Natur, die kein Leid ein¬
die Heldin seines Puppenspiels von ehemals erkennt. Er selbst
gesteht, das Genie im Bettlerkleide wurde in der Gestalt, die
hat freilich weder Halt noch Herd; er wurde von seiner Gattin,
er auf die Bühne stellte, lebendig. Durch alle bizarre Selbst¬
die ihm von Anfang an aufrichtig anzuhängen schien, schnöde ver¬
täuschung fühlte man den Helden der Resignation hindurch. Das
lassen und hat das Kind, das ihm zurückblieb, durch den Tod ver¬
Spiel des Hrn. Iwald, dem es an munterer Treuherzigkeit nicht
loren. Er dichtet nur mehr das Höchste für sich selbst und ver¬
gebrach, nur das Frl. Triesch, die die schlichte Kleinbürgerlichkeit
richtet, um sein Leben zu fristen, Lohnschreiberdienste, die
überzeugend vertrat, bildete eine gute Folie für die Wirkung der
er verachtet. Aber er ist noch immer der Puppenspieler,
Hauptgestalt. Hoffentlich wird der „Puppenspieler“ nicht mit in
der auf die anderen herabsieht, der Triumphator, den das
den Abgrund hinemngezogen, in dem Rodenbachs „Trugbild“ binnen
Schicksal bestimmt hat, allein auf der Höhe zu stehen; mit
kurzem verschwinden wird. A. K.
sprödem Stolze weist er alle Anerbietungen des Freundes zurück,
flieht das gastliche Haus und verbohrt sich in seine einsame Hoheit.
Laß ihm sein Einziges“, sagt die Frau, die ihn einst geliebt, zu
dem Gatten, der den Unglücklichen zurückholen will. Schnitzler
hat in dieser feinen Studie mit Ibsenschen Elementen gearbeitet;
das verkommene Genie erinnert an den Brendel in „Rosmers¬
holm“ und die Technik, die weite Perspektiven in ein kurzes Ge¬
spräch hineingeheimnißt, nicht minder an der Art des nordischen
Meisters. Dennoch ist der Grundzug des kleinen Stückes originell,
die Charakteristik eigenartig und die Tragik einer stolzen Illusion:
mit starkem, selbständigen Griffe gefaßt.
Neben diesem Sternlein, das in die Seelen hineinleuchtet,
zeigte sich ein Irrlicht über einem Sumpfe von hohler Phantasterei
und gemeiner Berechnung. Das „Trugbild“ von Rodenbach — das