II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 105

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16.1. Lebendige Stunden— Zyklus
Telefon 12801.
Einakterreihe genannt und diese Aufschrift wiederholt1 nicht, wie in dem jungen Menscher
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Aus der erste noch einmal als Titel.
das neue Leben keimt. Ein große
ist mit Gleichgültigkeit behandelt
Geistreich nachdenkliches Spiel prägte diesen Be¬
Aussch
weiter erwecken, als Gleichgültigl
griff, ein Paradoxon ist er eigentlich, denn Schnitzler
Das zweite Stück „Die Frau
„OSSERVER“ Mi meint mit den lebendigen Stunden die letzten Stunden,
giebt auch nicht viel. Es ist
die Stunden vor dem Sterben. Vom Tode handelt er
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Persona
Poblemstellung noch viel anspt
hier, seinem alten Lieblingsthema, das schon in jener
sich, statt in Seelen lesen zu l#
frühen Novelle „Sterben“ ihn quälerisch beschäftigte.
Wien, IX. Türkenstrasse 1
Effekten aus der Affäre.
Das Geheimnisvolle jener Stunden, in denen sich das
Die Irrgänge weiblicher C
Leben noch einmal zusammendrängt, in denen das
Piliale in Budapest: „Pigyeläs
Thema: Das spitzfindige Problem
Leben durch den Verlust erst seine höchste Bedeutung
den sie liebt, wie einen Ungelig
gewinnt, hat ihn gelockt. Doch nicht als Philosoph
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Ron
hier auf und läßt an Schnitzlers
sondern als Künstler sah er das an. Und er er¬
denken, in den auch, ohne jeden h
kannte, daß aus den Todesstunden der Menschen den
einfach nur das Rätsel=Widerspru
Ausschnitt aus:
Schaffenden die lebendigen Stunden erwachsen, daß
Triebe an einem erlesen=extre#
das Schauen eines Schicksals die stärkste Erregung
Kheinischer
wird.
künstlerischen Triebes ist. Wer einen Menschen, den
Kürid
Dekorativ und nicht pfychol#
er liebt, sterben sieht, der fühlt tiefer und gesteigerter
(liochaden
lung in dem Einakter. Er spielt
und tiefer auch kehrt er in sich selbst. Er verliert
vom 2 7 1n.
tiger Bild in der Galerie, das
läußerlich, aber innerlich wird er bereicherter. Und ist
Dilch heißt. Ein junger Mann
er ein Künstler, so kann sich ihm aus Schmerz und
davor. Er fleht um ihre Liebe
Verlust wirklich ein neues Leben ringen, und das
vor er sie besessen, den Abschied.
künstlerische Abbild dieses Erlebens, von allem Zu¬
versinkt sie aber in Träumerei
fälligen gereinigt und in seiner ganzen Intensität er¬
Bilde jener gemalten Frau ähnlich
faßt, ist dann wie die Spiegelung eines höheren
sich und sie erlebt deren Geschicht
Seins, und das Alltagsleben dagegen nur ein Schein¬
der Liebesnacht mit dem Jünglin
leben.
kehrt und sie erkennt, daß sie der
So fühlte Schnitzler, aber zur Darstellung zwang
jener, dem sie sich heut Nacht geg
er es nicht. Dies erste Stück wirkt wie eine trockene
ist als der fremdeste. Und
Themastellung ohne jeden Pulsschlag, ohne jede Ge¬
ihrem Mann stolz und aufrech
fühlsvibration. Um so erkühlender mutet das an, als
sticht den Jüngling nieder. Der
der Vorgang, wie es Schnitzler überhaupt liebt,
diesem Augenblick nun als Kü#
Arthur Schnitzlers „Lebendige
psychologisch überaus komplizirt gewählt ist.
Stunde“ erwacht und seine Hand
Ein junger Dichter erfährt, daß seine von ihm
Stunden“.
Bild der „Frau mit dem Dolch
über alles geliebte Mutter nicht natürlich starb, son¬
(Erstäufführung am 4. Januar im „Deutschen Theater“.
Die Szene wandelt sich.
l dern Selbstmord beging, um ihn von der nieder¬
Buch bei S. Fischer in Berlin.)
Galerie. Die Dame und der jut
drückenden Sorgenlast ihrer Krankheit zu befreien.
Bei der Aufführung des neuen Schnitzler'schen Ein¬
aus einem Traum auf und sie
Gegen ihren Willen teilt das ein Freund der Toten
akter=Cyklus hieß es: Ende gut, Alles gut. Neben
sie vorher abgewiesen: „Ich kon
Für 50 Zeitu
dem Sohne mit, damit der sich aufrafft, „zum Leben
vielem Mißgelungenen war das gelungen, was für
100
logische Motivirung ist dazu rech
und Gestalten". Und der formulirt, nach der ersten
solch ein dramatisches Serienspiel das Wichtigste ist:
200
gesetzt: „in ihren Zügen drüch
Bestürzung sich sofort die Situation: „Mir bleibt nichts
die Reihenfolge. Es gab eine deutlich fühlbare Stei¬
500
Ueberzeugung aus, daß ein Sch
übrig, als mich selbst zu töten, oder den Beweis zu
gerung. Nach einer trockenen Problemstellung kam ein
„ 1000
sie nicht entrinnen kann.“ Sc
versuchen, daß meine Mutter nicht vergeblich ge¬
nicht sehr klares, aber dekoratives Bild, dann ein sehr
Vorführung heikler Gefühlsin
storben ist.“
Im Gege
wirkungsvoll und überzeugend in Scene gesetztes
machen.
Wir aber sehen hier nicht Menschen einem unge¬
Abonnement dure
Schicksalsmoment und schließlich eine außerordentlich
Festeren Boden faßt Schnit
Abonuenten frei
heuren Schicksalsmoment gegenüber, sondern nur eine
flott und sprühend hingeworfene satirische Farce, ein
„Die letzten Masken“.“
kalte logische Begriffsspielerei. Und voll Unwahrheit
Satirspiel nach dem Ernst, das unwiderstehlich zün¬
Leben zerrann, will vor dem 2
noch dazu, denn, was dem Ganzen doch die Bedeut¬
Der „OBs jete. Mit dem Lachen siegt sich heut am besten.
Lebendioe Stunden“ hat Schnitzler seinel samkeit geben sollte, das bleibt aus: Wir erleben seinen Haß ins Gesicht schreien
Inhaltsangabe
And-uIo
Lungen mieinenungen der Wiener Mergen¬
blütter Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und „Wiener Zeitung“)
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Leben
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilungen
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschlekt.
Prespecte gratis und franco,