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16.1. Lebendige Stunden Zvklus
Katadu, an Freiwild, an Paruceljus Schaffen und Genießen —, aber viel breiter ist ein anderes mik glänzendem Witze das Zerrbild der Lebensführung des
Suggestionsproblems, an Liebelei, an Thema ausgeführt, das Problem der Seelenwanderung. Vor Genies — die Bohôme. Die künstlerische Selbstbefreiung von
ist lein Zufall, daß unter unseren einem Renaissance=Gemälde in der Gemäldegalerie, das eine einen. seelischen Erlebnisse wird hier zur seelischen Preisgebung
viel Einakter geschrieben hat, wie er,
Frau mit einem Dolche parsteilt, erlebt eine junge Frau, die mit und die Auffassung der Alltagsmoral mit ihren Anstands¬
, knapper, zu schneller Entwickelung ihrem Anbeter dort zusammentrifft, plötzlich in einem geheimniß= begriffen, daß Velenntnisse dieser Art schlimmer sind als Tricot¬
zusagende Form findet. Schnitzlersvollen Traumzustande, die Geschichte dieses Bildes, — eine Schaustellungen, behält recht. Der Reiz dieses Einakters ruht
backenden Dialog zu schreiben. Er ist Scene aus der Renaissaneezeit, in der eine Frau den Mann, ganz auf dem geinreichen, sein zugespitzten Dialog und läßt sich
keit. Man langweilt sich nie bei ihm,
dem sie sich in einem Augenblick erotischen Rausches hingegeben aljo nicht wiedergeben. Er wurde von Fräulein Triesch und
r selten warm, weil er selten ganz hat, erdolcht, als er ihrem heimgekehrten Gatten mit dem Tode den Herren Ritiner und Bassermann mit genialer Laune
instlerischem Gestaltungsdrange schafft. droht. Der Fall ist psychologisch zu verwickelt, um ihn hier ganz gespielt und wirkte igemein stark. Auch in den anderen drei
erade das Problem der künstlerischen genau wiederzugeben; die Andeutungen mögen genügen. Der= Stücken war die Darstellung jast durchweg ersten Ranges.
Erlebnisses, das er, im Gegensatz zu selbe geheimnißvolle Zusammenhang, der die junge Frau vor
Schnitzler wurde sehr oft gerusen.
gen wir einmal der Alltagsmenschen,
dem Bilde, das ihr so ähnlich sieht, diese Geschichte in der Phan¬
Frtert. Ganz einer Erörierung eines
tasie erleben läßt, wird sie nun zwingen, denselben Weg zu
icht zumal das erste Stück, „Leben¬
Ueber Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ und
gehen, wie vor Jahrhunderten ihr Ebenbild, trotzdem ihr Ver=seinen litterarischen Werth mich zu äußern, kann mir natürlich
r ganzen Reihe den Namen gegeben stand ihr klar die Gefahren zeigt, trotzdem sie ihren Gatten liebt
schiedene Wirkung, die der Tod eines
nicht einfallen. Nur von der Aufführbarkeit kann hier die Rede
und sich über die Empfindungen, die ihr der Liebhaber sein. Nun sagte ich schon, daß die Aufführung — abgesehen
Menschen übt: auf einen Künstler, der keinflößt, keiner Täuschung hingiebt. Möglich, daß in einerletwa von der Darstellung des Danton durch Herrn Gürtler
den kräfteverzehrenden unfruchtbaren
Novelle dieser „Fall“ uns menschlich nahe gerückt würde — mit
indem er künstlerisch schafft, und auf
und des St. Just durch Herrn Beck — trotz aller Begeisterung
den beschräntten Mitteln der dramatischen Technik ist es jeden¬
und Liebe nur sehr geringwerthig und also für das Ur¬
r Bequemlichkeit halber den Ausdruck falls nicht gelungen. Wir folgen nur äußerlich gespannt und
theil nicht maßgebend war. Trotzdem glaube ich behaupten
kr sich ganz diesem Schmerze hingiebt lwerden nicht überzengt.
d Grauen gemischten Cmpfindung auf
zu dürfen, daß selbst bei glanzendster Wiedergabe nur
Am reinsten wirkt das dritte Stück „Letzte Masken“, dassehr wenige Scenen unmittelbar künsilerisch stark wirken
ünstler ist der Sohn der Verstorbenen,
besonders eindringlich den höheren Werth der Lebensführung des werden, und daß „Dantons Tod“ für die heutige Bühme nicht
iger alter Freund, der sie und den sie
Künstlers vertündet. Da ist ein sterbender Dichter, der seinen! zu retten ist. Die Formlosigkeit des in bedrängter Eile unter
könlichkeit geliebt hat. Sie war ihm jeinstigen, inzwischen mit allen Kränzen des Erfolges gekrönten stödlichen Qualen von einem vielleicht genial veranlagten einund¬
alles zu sein. Und doch ist sie für
Freuno und Nebenbuhler noch einmal vor seinem Tode zu sich zwanzigjährigen Jüngling hingeworfenen Werkes, die Phrasen¬
schweren Qualen ihres langen Siech¬
rufen läßt, um ihm endlich einmal seinen Haß ins Gesicht zuhaftigteit, die sich aus der Zeit und aus der Jugend des Ver¬
haffenskraft erlahmte, freiwillig in den
schreien. Aber als er den berühmten Tichter vor sich sieht, als fassers erklärt, die abschreckende Derbheit des Ausdrucks, die
beheimniß verräth der alte Freund
er sein banales, kleinliches Alltagsgeschwätz hört, da überkommt wiederum doch auch gerade die eigenthümliche Kraft des Dichters
kn dem Sohne, den er nicht begreifen ihn die Ertenntni# des Reichthums, den er in seinem äußerlich bekundet, sind allzustarke Hindernisse für den Plan, das Werk
lirch diesen neuen Schlag nur einen so armen, hungernden Leben allezeit in sich gehabt, und die Er= ins Leben zurückzurufen. Büchners Loos ist tragisch, aber diese
richtet er das Haupt empor: Die kenntniß der Armuth seines beneideten Nebenbuhlers mit solcher! Tragik gehört zum Bilde seiner Perjönlichkeit, und die Nachwelt
us gestorben sein, er wird sich des Stärte, daß er leichten Herzens auf seine Absicht verzichtet und sollte es unterlassen, der Tragödie seines Lebens durch eine ver¬
suchen, etwas Großes zu vollbringen. befriedeten Herzens stirbt. Was hat er mit jenem zu schaffen? spätete Anpastung seines Hauptdramas an die Anforderungen
s Lebens, Leben zu schaffen. Diese Wie viele „lebendige Stunden“ hat er, wie viele wohl jener ge= der Bühne einen „versöhnenden Schluß“ zu geben!
Gnitzler verfechten wollte, und um das nossen!? Ein schöner, eigenartiger, tiefer Gedanke! Unangenehm
, läßt er den Alten das Geheimniß
Victor Lézier.
berührt nur die Art, wie Schnitzter dem Zuhöhrer die Kenntniß
dem Sohn verrathen — ein Motiv,
dessen vermittelt, was der Sterbende seinem Feinde hatte ent¬
hrt das Gepräge der Lebenswahrheit gegenschleudern wollen. Es ist da nämlich im Spital ein Patient,
ein Schauspieler, vor dem der Sterbende in einer Art General¬
„Die Frau mit dem Dolche“
probe seine große Anklagerede hält — eine menschlich durchaus
e Gegenüberstellung der beiden Welt¬
rnmögliche Sitnation.
t zwischen dem, was dem einen und
Das letzte Stück ist gewissermaßen das Satyrspiel nach der
digen Studan“ hedauten — nämlich Sragödie. Ge heißt Litteratur“, und der Dichter saichnet hier
16.1. Lebendige Stunden Zvklus
Katadu, an Freiwild, an Paruceljus Schaffen und Genießen —, aber viel breiter ist ein anderes mik glänzendem Witze das Zerrbild der Lebensführung des
Suggestionsproblems, an Liebelei, an Thema ausgeführt, das Problem der Seelenwanderung. Vor Genies — die Bohôme. Die künstlerische Selbstbefreiung von
ist lein Zufall, daß unter unseren einem Renaissance=Gemälde in der Gemäldegalerie, das eine einen. seelischen Erlebnisse wird hier zur seelischen Preisgebung
viel Einakter geschrieben hat, wie er,
Frau mit einem Dolche parsteilt, erlebt eine junge Frau, die mit und die Auffassung der Alltagsmoral mit ihren Anstands¬
, knapper, zu schneller Entwickelung ihrem Anbeter dort zusammentrifft, plötzlich in einem geheimniß= begriffen, daß Velenntnisse dieser Art schlimmer sind als Tricot¬
zusagende Form findet. Schnitzlersvollen Traumzustande, die Geschichte dieses Bildes, — eine Schaustellungen, behält recht. Der Reiz dieses Einakters ruht
backenden Dialog zu schreiben. Er ist Scene aus der Renaissaneezeit, in der eine Frau den Mann, ganz auf dem geinreichen, sein zugespitzten Dialog und läßt sich
keit. Man langweilt sich nie bei ihm,
dem sie sich in einem Augenblick erotischen Rausches hingegeben aljo nicht wiedergeben. Er wurde von Fräulein Triesch und
r selten warm, weil er selten ganz hat, erdolcht, als er ihrem heimgekehrten Gatten mit dem Tode den Herren Ritiner und Bassermann mit genialer Laune
instlerischem Gestaltungsdrange schafft. droht. Der Fall ist psychologisch zu verwickelt, um ihn hier ganz gespielt und wirkte igemein stark. Auch in den anderen drei
erade das Problem der künstlerischen genau wiederzugeben; die Andeutungen mögen genügen. Der= Stücken war die Darstellung jast durchweg ersten Ranges.
Erlebnisses, das er, im Gegensatz zu selbe geheimnißvolle Zusammenhang, der die junge Frau vor
Schnitzler wurde sehr oft gerusen.
gen wir einmal der Alltagsmenschen,
dem Bilde, das ihr so ähnlich sieht, diese Geschichte in der Phan¬
Frtert. Ganz einer Erörierung eines
tasie erleben läßt, wird sie nun zwingen, denselben Weg zu
icht zumal das erste Stück, „Leben¬
Ueber Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ und
gehen, wie vor Jahrhunderten ihr Ebenbild, trotzdem ihr Ver=seinen litterarischen Werth mich zu äußern, kann mir natürlich
r ganzen Reihe den Namen gegeben stand ihr klar die Gefahren zeigt, trotzdem sie ihren Gatten liebt
schiedene Wirkung, die der Tod eines
nicht einfallen. Nur von der Aufführbarkeit kann hier die Rede
und sich über die Empfindungen, die ihr der Liebhaber sein. Nun sagte ich schon, daß die Aufführung — abgesehen
Menschen übt: auf einen Künstler, der keinflößt, keiner Täuschung hingiebt. Möglich, daß in einerletwa von der Darstellung des Danton durch Herrn Gürtler
den kräfteverzehrenden unfruchtbaren
Novelle dieser „Fall“ uns menschlich nahe gerückt würde — mit
indem er künstlerisch schafft, und auf
und des St. Just durch Herrn Beck — trotz aller Begeisterung
den beschräntten Mitteln der dramatischen Technik ist es jeden¬
und Liebe nur sehr geringwerthig und also für das Ur¬
r Bequemlichkeit halber den Ausdruck falls nicht gelungen. Wir folgen nur äußerlich gespannt und
theil nicht maßgebend war. Trotzdem glaube ich behaupten
kr sich ganz diesem Schmerze hingiebt lwerden nicht überzengt.
d Grauen gemischten Cmpfindung auf
zu dürfen, daß selbst bei glanzendster Wiedergabe nur
Am reinsten wirkt das dritte Stück „Letzte Masken“, dassehr wenige Scenen unmittelbar künsilerisch stark wirken
ünstler ist der Sohn der Verstorbenen,
besonders eindringlich den höheren Werth der Lebensführung des werden, und daß „Dantons Tod“ für die heutige Bühme nicht
iger alter Freund, der sie und den sie
Künstlers vertündet. Da ist ein sterbender Dichter, der seinen! zu retten ist. Die Formlosigkeit des in bedrängter Eile unter
könlichkeit geliebt hat. Sie war ihm jeinstigen, inzwischen mit allen Kränzen des Erfolges gekrönten stödlichen Qualen von einem vielleicht genial veranlagten einund¬
alles zu sein. Und doch ist sie für
Freuno und Nebenbuhler noch einmal vor seinem Tode zu sich zwanzigjährigen Jüngling hingeworfenen Werkes, die Phrasen¬
schweren Qualen ihres langen Siech¬
rufen läßt, um ihm endlich einmal seinen Haß ins Gesicht zuhaftigteit, die sich aus der Zeit und aus der Jugend des Ver¬
haffenskraft erlahmte, freiwillig in den
schreien. Aber als er den berühmten Tichter vor sich sieht, als fassers erklärt, die abschreckende Derbheit des Ausdrucks, die
beheimniß verräth der alte Freund
er sein banales, kleinliches Alltagsgeschwätz hört, da überkommt wiederum doch auch gerade die eigenthümliche Kraft des Dichters
kn dem Sohne, den er nicht begreifen ihn die Ertenntni# des Reichthums, den er in seinem äußerlich bekundet, sind allzustarke Hindernisse für den Plan, das Werk
lirch diesen neuen Schlag nur einen so armen, hungernden Leben allezeit in sich gehabt, und die Er= ins Leben zurückzurufen. Büchners Loos ist tragisch, aber diese
richtet er das Haupt empor: Die kenntniß der Armuth seines beneideten Nebenbuhlers mit solcher! Tragik gehört zum Bilde seiner Perjönlichkeit, und die Nachwelt
us gestorben sein, er wird sich des Stärte, daß er leichten Herzens auf seine Absicht verzichtet und sollte es unterlassen, der Tragödie seines Lebens durch eine ver¬
suchen, etwas Großes zu vollbringen. befriedeten Herzens stirbt. Was hat er mit jenem zu schaffen? spätete Anpastung seines Hauptdramas an die Anforderungen
s Lebens, Leben zu schaffen. Diese Wie viele „lebendige Stunden“ hat er, wie viele wohl jener ge= der Bühne einen „versöhnenden Schluß“ zu geben!
Gnitzler verfechten wollte, und um das nossen!? Ein schöner, eigenartiger, tiefer Gedanke! Unangenehm
, läßt er den Alten das Geheimniß
Victor Lézier.
berührt nur die Art, wie Schnitzter dem Zuhöhrer die Kenntniß
dem Sohn verrathen — ein Motiv,
dessen vermittelt, was der Sterbende seinem Feinde hatte ent¬
hrt das Gepräge der Lebenswahrheit gegenschleudern wollen. Es ist da nämlich im Spital ein Patient,
ein Schauspieler, vor dem der Sterbende in einer Art General¬
„Die Frau mit dem Dolche“
probe seine große Anklagerede hält — eine menschlich durchaus
e Gegenüberstellung der beiden Welt¬
rnmögliche Sitnation.
t zwischen dem, was dem einen und
Das letzte Stück ist gewissermaßen das Satyrspiel nach der
digen Studan“ hedauten — nämlich Sragödie. Ge heißt Litteratur“, und der Dichter saichnet hier