II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 162

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16.1. Lebendige Stunden— zyklus
amtte
Ausschnitt
IVEN N. 7
#aran für Heitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX
Pürkenstialsse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“ -
Vertretungen in Berlin, Chicago, Gent, Londen, Newyork, P’aris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
vom: 7
Lanziger Zeitung
7/2.
N
——
träumerischer Wahn geschildert werden. #Scene
Verhältnisse. Freilich in sehr
eine Bildergallerie, in der sich eine junge Frau,
Feuilleton.
das allgemeine Krankenhaus
Pauline genannt, ein Stelldichein mit einem Ver¬
Der Journalist Karl Rademacher
ehrer giebt. Sie ist die Gattin eines Dichters,
er hat ein Leben der Ar
Berliner Plaudereien.
der immer aus den eigenen Eheconflicten ein
Anfeindung hinter
sich
erfolgreiches Stück macht; sie vergiebt ihm viel,
Von E. Vely.
Mißerfolges. Ein früherer
denn sie liebt ihn trotz aller Stoff-phasen, die er
Krihus Schnihlers neue Einacter. — Das schwarze
kleinliche Seele, trug den
herbeilockt und bei denen sie als seelisches Modell
Schäflein“ von Richard Showronnek.
Für 50 Zeitte
Ehre und irdische Güter. Er
figurirt. Der Salonheld in der Bildergallerie
auf seinem Sterbelager und
Ein interessanter Premièrenabend im Deutschen
200
gesteht ihr seine Liebe und macht sie auf ein Bild
brennendes Verlangen, diesem A
Theater. Man ist dem Wiener Dramatiker und
500
aufmerksam, das dreihundert Jahre alt ist, von
gegenüber seine Brust zu erlei
feinsinnigen Novellisten hier sehr gut gesinnt. Er
„ 1000
einem unbekannten Meister gemalt. Es hat
ganze Berachtung ins Gesicht zu
hat uns schon manche hübsche Gabe gebracht und
Aehnlichkeit mit ihr und heißt „Die Frau mit
Im Ge
menschenfreundliche Arzt verspr
schildert das Milieu jeiner Heimath, der Phäaken¬
Abohnement 6
dem Dolche“. Nun war die Mutter der diese
rühmten ehemaligen Freund a
stadt, mit Treue und feinem Humor. Unter dem
Abonnenten ir
Aehnlichkeit auch empfindenden Dichtersgattin eine
führen. Inzwischen bewegt ihn
herkömmlichen Publikum, dem die eigentlichen
Florentinerin. Und plötzlich meint die Be¬
Schauspieler Jackwerth, nach d
Hauptmannianer fehlten, tauchte das Wiener
Der
schauerin, daß sie den todten Mann da im Hinter¬
schon die Hand ausgestreckt hat
Inhaltsanga
Element Berlins in Masse auf, hörte man den
grund auf der Leinwand auch kennt — „das
mit ihm abzuhalten — er macht
blätter
Dialect von da unten in den Pausen und sah
sind Sie, das bin ich!“ Die Scene verdunkelt
wodurch eine
An den hin schleudert also Ra#
man viele hübsche Frauengesichter mit wagenrad¬
sich, minutenlanges Glockengeläute ertönt und
Leben des
Anklagen, seine Verachtung, auch
großen Hüten in den Logen, wie Watteau'sche
als sich der Vorhang wieder hebt, sind wir in
theilungen we
heit, daß ihm das Herz von W
Schäferinnen. Letzte Modenuance! Aber keine
Florenz im Cinquecento, im Atelier eines damals
hörte, daß der Kleinling #
Wohlthat für die dahinter Sitzenden, wenn auch
berühmten Meisters Remigio. Seine sehr im¬
nicht verstand. Die Briese so
der Anblick vom Parket aus gefallen mochte.
pulsive röthlichblonde Ehehälfte Paola hat
Erbschaft bilden. Dann komm
Ein ganzer Einacterabend ist immer ein ge¬
während seiner Abwesenheit — ein Medici ist sein
Weihgast. Spricht von seine
wagtes Experiment. In Kürze Handlung und
Mäcen — ein Liebesabenteuer mit seinem Schuler
sich in seiner ganzen Nichtigkei
—Spannung und dramatisches Leben bringen, ist
Leonardo gehabt. Als ihr Gatte zurückkommt, ge¬
Enttäuschungen, denn nun kom
eine schwierige Aufgabe — es geht wie bei dem
steht sie ihm — den sie doch allein liebt — ihre Schuld
und des Sterbenden Lippen
Roman, er ist leichter, wie eine gute Skizze zu
und ersticht Leonardo vor seinen Augen. Auf
Er erkennt, wie unwichtig da
schreiben — ein den Abend füllendes Stück steht
der Staffelei steht ein Bild von ihr, ihr Gatte
sein Rachegefühl erlischt. Was
so dem guten Einacter gegenüber. Der erste
vollendet es mit ihrer letzten Pose — giebt ihr
Todes Erfolg oder Scheitern,
„Lebendige Stunden“, unter dem der ganze
den Dolch in die Hand. Seine Künstlerschaft,
rade rollen oder entgleisen? l
Cyklus ging, vom Verfasser Schauspiel genannt,
sein Ehrgeiz geht ihm über alles, selbst über die
die Seifenblase zerplatzt —
gehört kaum auf die Bühne, er wird sich besser
augenblickliche Rache. Der Vorhang fällt, das
Gecken' gehen und legt
lesen, weil nothwendig in solchen Stimmungs¬
Haus verdunkelt sich. Ein neues Glockengeläute
Sterben. Der Einacter mit dem
bildern das gesprochene Wort vergröbert. Er
und aus dem Reiche der Medicäer sind wir
dem tiefen philosophischen Gedan
besteht aus Reminiscenzen an eine Verstorbene,
wieder in die Jetztzeit versetzt. Frau Pauline
dichterische Gabe. Die Darstell
aus Reflexionen über die Trauer in alter Form
reibt sich die Augen, vielleicht ist das Glocken¬
gezeichnet, Max Reinhardt
und moderner. Eine kranke Mutter ging frei¬
geläut ein Ohrensausen der Betäubung bei ihr
Albert Bassermann als Weihgas
willig in den Tod, um dem Sohn — dem Dichter
gewesen meint man hie und da im Publikum
als Schauspieler boten prächtige
— Freiheit vom Lebensdruck zu geben. Ihr alter
und — sie, als wiedergekehrte Paola, giebt dem
das Grollen mit dem Schich
Freund entdeckt ihm das und der Sohn
Leonardo — Leonhard modern, die Zusicherung
wältigtsein von der großen Lüge
schwingt sich über den Schmerz hinauf
eines Stelldicheins. Also ist nach Schnitzler
der Ersie vortrefflich zum
dem Wollen begeisterten Schaffens, statt
eine Wiederkehr nach hunderten von Jahren
gegenüber malte Bassermann de
nach altmodischer Trauerauffassung zusammen¬
möglich mit den Instincten, Neigungen
salbungsreichen Ton, die Aufg
zubrechen. Wir kennen eine ähnlich heroische
von damals
keine Läuterung,
keine
erbärmlichen Dünkel ganz me
That von der arnien Dichtersgattin Charlotte
aufsteigende Phase — die Menschen bleiben
öligen lächelnden Geschöpfen
Stieglitz. Sie stieß sich den Dolch in die Brust
nach erneuter Re-Incarnation dieselben unter
um ihren Gatten durch den Schmerz zu dichte¬
schon begegnet, diesen an sich b
modernen Bedingungen. Paola, die Florentinerin,
Gestalten, bei denen der Glaub
rischem großartigen Wirken aufzustacheln
tödtete ihren Liebhaber, Pauline, die Moderne,
das Beste ist. Und der Todesc
Heinrich Stieglitz hat nicht das kleinste Lorbeer¬
reist mit ihrem betrogenen Gatten nach Italien
fröhlich herumgaukelte, war n
blättchen pflücken können, seine idealgesinnte
und er wird aus ihrer Beichte ein erfolgreiches
Gattin täuschte sich in seiner Begabung und
von Hanns Fischer gestaltet. Er
Stück machen. Und in aber dreihundert Jahren?
brachte ihr Opfer vergebens.
und verdreifachte das Publikun
Abermalige Seelenwanderung, fleischliche
Folgte „Die Frau mit dem Dolche“. Schnitzler
für Dichter und Darsteller.
stehung? Es giebt für einen dramatischen Ballamy
begiebt sich hier auf das Gebiet des Mystischen,
Dann kam „Literatur“ — eineg#
stofflichen Ausblick.
er streift den Glauben an die Re-Incarnation.
allerliebste Dialogführung. Eine
Das Schauspiel „Die letzten Masken“ bringt! macht aus all ihren Erlebnissen,
Diele im Publikum meinten, es solle nur ein uns nach der mystischen Darbietung in reale Tagesordnung, ein Gedicht oder