II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 441

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16.1. Lebendige Stunden zvklus


vergangenen Jahre, der Vergangenheit über=bei so seltsam. Ist ihr doch, als hätte sie das, was das Bild leichten Charakter eines Lustspiels. Hier handelt es sich um de
d nicht die folgenden Jahre, die Zukunft, einejdarstellt, irgend einmal erlebt, als sei sie mit der Figur auf sehr reale Vergangenheit einer lebenslustigen Frau, die darau
Vergangenheit, wie sie eine Fortsetzung der dem Bilde identisch. Es ist einer jener Momente, in dem wir bedacht ist, daß nur ja nichts aus ihrer Vergangenheit in di
„lebendigen Stunde" sind? Alle diese Fragenglauben, Etwas, das uns in der Gegenwart begegnet, schon Gegenwart des Mannes dringt, mit dem sie verlobt ist, wal¬
em Zuschauer auf, wenn er die Lebensbilder einmal erlebt zu haben, indem in uns ein dunkles Gefühl auf= dem schlauen Weiblein auch leicht gelingt. Dieser Einakte
Emaktern Schnitzlers an sich vorüberziehensteigt, als hätten wir früher einmal schon gelebt. In solchen braucht nur lebhaft und flott gespielt zu werden, um auf dat
sich einwirken läßt.
Der erste Einakter Stunden verschwindet die Grenzscheide zwischen Gegenwart und Publikum zu wirken. Leider thaten es die russischen Darsteller
Haupttitel und heißt auch „Lebendige Vergangenheit, Früheres und Jetziges, vergangene und leben¬
nicht und verschleppten das Tempo in unverantwortlicher Weise.
ie gewaltig und real die Vergangenheit auf die dige“ Stunden fließen zusammen. Auch im Stück — der Haupt= Dadurch wurde das Stück etwas langweilig und gedehnt, so.
irkt, muß der junge Dichter Heinrich erfahren.sidee der Tetralogie folgend — verwandelt sich die Gegenwart gedehnt, daß sogar der Schlußvorhang versagte und nicht fallen.
der Gegenwart lebt, von dem die Gegenwartsplötzlich in Vergangenheit. Die Bühne wird verdunkelt und, wollte, was einen unbeabsichtigt komischen Schlußeffekt ergab. —
seiner Kräfte, seiner Gaben fordert, eine Er=als es wieder Licht wird, sehen sich Paulina und Von den Darstellern wollen wir nicht den Einen oder den
bensaufgaben — sieht sich durch die Vergangen=Leonardo aus der Gegenwart in die Vergangenheit Anderen aus dem Ensemble hervorheben oder zurücksetzen, weil
ehemmt. Die Krankheit seiner innig geliebtenversetzt, in die Zeit (die „Renaissance"),
nder sie sich Alle die gleiche redlichste Mühe gaben, dem künstlerischen.
iche Sorge um sie hindern ihn der Gegenwartdie „Frau mit dem Dolche“ auf dem Bilde gelebt hat. Und Ernst der Stücke gerecht zu werden. Außerdem haben wir ja
nwart zu leben: er kann nur für die Vergan¬
was das Bild darstellt erleben Leonardo und Paulina in der allen Grund, den russischen Schauspielern für die Vermittes
Person seiner Mutter, für seine Mutter leben.
Vergangenheit wirklich.
Als sie Leonardo mit dem Dolchdung der Bekanntschaft mit dem deutschen Stück dankbar zu
feinfühligen weiblichen Instinkt, mit dem lieben=niederstößt, wandelt sich die Vergangenheit wieder in die ein.
fühlt sie es heraus, daß sie, die Sterbende, Gegenwart.
Als die für einen Augenblick verdunkelte Bühle
ebendigen Stunden“, seine Bethätigung in der sich wieder erhellt, finden wir die Beiden — wieder als moder
Sie beschließt daher, still aus der Welt zu
Menschen — aus der Renaissancezeit in die Gegenwart zurück
em alten Jugendfreunde vertraut sie vor dem
versetzt und in Betrachtung desselben Gemäldes verloren. Unter
miß an, daß sie zu einem Gewaltmittel (Gift)
der Einwirkung der eben durchlebten Vergangenheit auf die
m in den Tod zu gehen und der Jugend, dem
„lebendige Stunde“, in der sie lebt, verspricht die zeitgenössische
ein wirkliches Leben in der Gegenwart zu er¬
Paulina dem zeitgenössischen Leonardo — sein Liebesflehen zu
Hat aber nicht mit dem überquellenden Herzeleid
erhören. — „Die letzten Masken“ heißt der dritte Einakter
reundes gerechnet, der während eines Gesprächsider „Lebendigen Stunden“. Auch hier ist es die Wechsel¬
in der Erinnerung an die Vergangenheit, vom wirkung von Gegenwärtigem und Vergangenem, das dem Stück
ich und so heftig übermannt wird, daß er die die Idee giebt. Der Journalist Karl Rademacher hat es im
lebendige Stunde“ vergißt und dem Sohne ge=[Leben zu nichts bringen können, trotz gleichen Strebens mit
warum die Mutter in den Tod gegangen ist.lseinem Jugendgenossen, der ein berühmter Dichter geworden ist.
r dem Jüngling von nun an die lebendigen! Als er elend und krank, im Sterben, im Hospital liegt, drängt
unter dem Eindruck dieser That bleibt ihm sich ihm die Vorstellung von seinem verfehlten Leben mit auf¬
ig, um sein Gewissen von der moralischen Schuldiquellender Bitterkeit vor seiner Seele auf. Haß gegen die Un¬
eder auf die „lebendigen Stunden“ zu verzichtensgerechtigkeit des Schicksals und vor Allem Neid, quälender Neid
ngenheit zurückzusinken, d. h. sich das Leben zuseinem vom Schicksal begünstigten Freund gegenüber erfüllen ihn
zu beweisen, daß seine Mutter nicht umsonstlin der Sterbestunde.
Noch einmal den Begünstigten, das
s Großes zu leisten, den „lebendigen Stunden“ Schooßkind des Glücks sehen und Alles was sich an Bitterkeit
nd Bedeutung zu geben.
— Der zweite Ein=während eines langen, verfehlten Lebens in ihm ange¬
Titel „Die Frau mit dem Dolche“. Inssammelt hat, dem glücklicheren Freunde entgegenschleudern —
erie finden sich Paulina und Leonardo vorlist i
zt sein glühender, sehnsüchtiger Wunsch. Dieser
eine Frau mit gezücktem Dolche darstellt, zu=Wunsch wird dem Sterbenden erfüllt. Der Gehaßte tritt vor
die Frau eines Anderen, hat aber das Liebes=sihn hin. Aber in dieser längst erwarteten Stunde der Aussprache
erhört. Berauscht vom Zauber der verflossenen kommt ihm kein einziges bitteres Wort über die Lippen. Ihm
er wieder um die Gunst des schönen Weibes. ist plötzlich die Erkenntniß aufgegangen, daß er aus der Ver¬
r schroff zurück Für sie, die ihren Mann liebt, gangenheit nicht das Recht hat, die Gegenwart zu belasten, daß
Stunde der Verirxung ihrer Sinne, als sieser, der Sterbende, schweigen muß, um dem Andern, dem in der
Zetzt weist sie sein Ansinnen mit Verachtung Gegenwart Lebenden, die „lebendigen Stunden“ nicht zu ver¬
r Blick plötzlich wieder auf das Gemälde vor gällen. — Der vierte und letzte Einakter „Literatur“ ist weniger
dem sie sich in Sinnen vertieft. Ihr wird da=fernst und transscendental als die vorhergehenden und trögt den