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16.1. Lebendige Stunden zyklus
Regungen des Innenlebens, das nicht aufdringlich wie das
Apparat schuld. Frl.
99
[Marr boten ihr Beste
des Literaten, aber tiefer, wahrer ist, zu offenbaren.
„Lebendige Stunden“.
Der dritte Einacte
„Die Frau mit dem Dolche“ war die eigenartigste Dar¬
Einacter=Cyklus von Arthur Schnitzler. Aufgeführt im
bietung. Pauline ist die Frau eines Bühnendichters, der in
Milieustück. Es scheint
gemeinen Krankenhause
ihr nur geistige Anregungen gesucht hat. Besonders in seinem
Theater am Franzensplatz am 1. April.
Eine derart bis ins
letzten Schauspiele hat Leonhard, Paulinens Verehrer, es pein¬
Der geistreiche Wiener Schriftsteller und Menschenbeobach¬
lich empfunden, dass die geliebte Frau in ihrem eigensten Leben,
einem Dichter gelingen,
ter hat sich unter den österreichischen Modernen rasch einen
wenn auch in fremder Gestalt, vor die Oeffentlichkeit gezerrt
Masken, die während d
klangvollen Namen errungen, seine interessanten Theaterdich¬
wurde. Er besucht mit Pauline eine Bildergallerie. In einem
gesichts des Todes. Ein¬
tungen werden in Deutschland fast öfter aufgeführt als bei uns.
Saale derselben hängt das Gemälde eines unbekannten italieni¬
stehender Journalist stir
Schnitzler liebt die Einacter. Eine Sammlung von solchen
schen Meisters, eine Frau mit gezücktem Dolche, die Pauline
Jugendfreund, ein Hohl#
erschien unter dem Buchnamen „Anatol“, drei originelle Ein¬
überraschend ähnlich ist. Leonhard gesteht Pauline in leiden¬
macher hafste ihn glühen
acter, „Paracelsus“, „Die Gefährtin“ und „Der grüne Ka¬
schaftlichen Worten seine Liebe, sie weist ihn aber zurück, nicht
seinen Hafs ihm sagen,
Liebe, nur sinnliches Interesse habe sie für ihn, einmal wollte
kadu“, giengen, zu einem Theaterabend vereint, über eine An¬
ohne Weihgast ins Gesich
zahl Bühnen. Der neueste Cyelus nennt sich „Lebendige Stun¬
sie ihm sich an den Hals werfen, den Augenblick aber habe
sei, dass die eigene Fra#
den“. Er behandelt künstlerisch=literarische Probleme in sinn¬
Leonhard versäumt. In dieser Seelenstimmung betrachtet Pau¬
feierten erkennend, sich
line das Bild, da wird es in ihrem Geiste lebendig: Sie sieht
reicher, oft fein satirischer Art. Der erste Einacter, „Lebendige
gab, den sie liebte, ihm
Stunden“ geheißen, soll gleichsam als Prolog erklärend voran¬
sich in der Tracht des Cinquecento, ihr Verehrer ist ein jugend¬
Kraft fand. Als Weihga
gehen. Der Dichter stellt die Stunden wirklicher Erleb¬
licher Maler, mit dem sie, als ihr Gatte abwesend war, in einer
candidaten erscheint, her
nisse in Gegensatz zu den durch sie angeregten Kunstwerken. Die
leidenschaftlichen Stunde sich vergessen hat. Am Morgen weist
macher nicht der Mühe
sie ihm verächtlich die Thüre. Leonardo will sich tödten, da
Mutter hat Morphium zu sich genommen und ist gestorben,
dete Herrlichkeit zu zerst
um ihren Sohn, einen nervös überreizten Literaten, von dem
erscheint der Gatte Remigio, dem Pauline ihre Verirrung
Journalisten eine Glanz
qualvollen Anblick ihres Hinsiechens zu befreien, ihm dadurch
bekennt. Auch er weist Leonardo, der umsonst bittet, ihn zu
eleganten, stattlichen M#
die geistige Regsamkeit zurückzugeben. Ein geistreich geführter
tödten, geringschätzend die Thüre. Warum soll er dem Becher Beobachtung einzig daste
Dialog, zuerst satirisch zwischen dem Hofrath und seinem alten
zürnen, aus dem ein thöricht Kind Gift getrunken hat! Pauline
Schmierenschauspieler Ja
Gärtner, dann verdeckt ironisch mit dem Sohne fortgesetzt,
mag erkennen, dass Leonardo, obwohl er sich verachten muss,
candidaten, der kaum n#
ausklingend in einer tiefsinnigen Apologie des warmen wirk¬
Optimismus der Genesu
zu feig ist, sich zu tödten und erdolcht ihn. Den Moment, da
lichen Lebens. Nur eine einzige „lebendige Stunde“, welche die
delljagd geht, die Aerzt
sie den Dolch zückt, erfasst das Künstlerauge ihres Gatten,
Mutter im Garten verbringt, sitzend im Lehnsessel, am frischen der sein Gemälde vollendet. Nun ändert sich wieder die Scene,
neralprobe abhält, wie b
Grün und den Blumen sich freuend, ist mehr wert als alle Leonhard und Pauline sind im Betrachten versunken vor dem
vor sich gehen könnte.
Gemälde des unbekannten Meisters, Leonhard fragt, wo Pau¬
die Werke, zu deren Schaffen der Sohn in geistigem Hoch¬
Spies diese Rolle ohne
muthe sich berufen fühlt. Herr Haid wusste den richtigen linens Gedanken waren, die einen Augenblick wie geistesabwesend
Den Schluss bildete
Ton zu treffen, um als biederer pensionierter Beamter, der sich vor sich hinstarrte. Wenn die Illusion nicht so gelang, wie
Ein blasierter Baron,
auf das Lund zurückgezogen hat, die geheimen schmerzvollen der Dichter sie beabsichtigt, war nur der schwerfällige scenische mit einer Schriftstellerin
16.1. Lebendige Stunden zyklus
Regungen des Innenlebens, das nicht aufdringlich wie das
Apparat schuld. Frl.
99
[Marr boten ihr Beste
des Literaten, aber tiefer, wahrer ist, zu offenbaren.
„Lebendige Stunden“.
Der dritte Einacte
„Die Frau mit dem Dolche“ war die eigenartigste Dar¬
Einacter=Cyklus von Arthur Schnitzler. Aufgeführt im
bietung. Pauline ist die Frau eines Bühnendichters, der in
Milieustück. Es scheint
gemeinen Krankenhause
ihr nur geistige Anregungen gesucht hat. Besonders in seinem
Theater am Franzensplatz am 1. April.
Eine derart bis ins
letzten Schauspiele hat Leonhard, Paulinens Verehrer, es pein¬
Der geistreiche Wiener Schriftsteller und Menschenbeobach¬
lich empfunden, dass die geliebte Frau in ihrem eigensten Leben,
einem Dichter gelingen,
ter hat sich unter den österreichischen Modernen rasch einen
wenn auch in fremder Gestalt, vor die Oeffentlichkeit gezerrt
Masken, die während d
klangvollen Namen errungen, seine interessanten Theaterdich¬
wurde. Er besucht mit Pauline eine Bildergallerie. In einem
gesichts des Todes. Ein¬
tungen werden in Deutschland fast öfter aufgeführt als bei uns.
Saale derselben hängt das Gemälde eines unbekannten italieni¬
stehender Journalist stir
Schnitzler liebt die Einacter. Eine Sammlung von solchen
schen Meisters, eine Frau mit gezücktem Dolche, die Pauline
Jugendfreund, ein Hohl#
erschien unter dem Buchnamen „Anatol“, drei originelle Ein¬
überraschend ähnlich ist. Leonhard gesteht Pauline in leiden¬
macher hafste ihn glühen
acter, „Paracelsus“, „Die Gefährtin“ und „Der grüne Ka¬
schaftlichen Worten seine Liebe, sie weist ihn aber zurück, nicht
seinen Hafs ihm sagen,
Liebe, nur sinnliches Interesse habe sie für ihn, einmal wollte
kadu“, giengen, zu einem Theaterabend vereint, über eine An¬
ohne Weihgast ins Gesich
zahl Bühnen. Der neueste Cyelus nennt sich „Lebendige Stun¬
sie ihm sich an den Hals werfen, den Augenblick aber habe
sei, dass die eigene Fra#
den“. Er behandelt künstlerisch=literarische Probleme in sinn¬
Leonhard versäumt. In dieser Seelenstimmung betrachtet Pau¬
feierten erkennend, sich
line das Bild, da wird es in ihrem Geiste lebendig: Sie sieht
reicher, oft fein satirischer Art. Der erste Einacter, „Lebendige
gab, den sie liebte, ihm
Stunden“ geheißen, soll gleichsam als Prolog erklärend voran¬
sich in der Tracht des Cinquecento, ihr Verehrer ist ein jugend¬
Kraft fand. Als Weihga
gehen. Der Dichter stellt die Stunden wirklicher Erleb¬
licher Maler, mit dem sie, als ihr Gatte abwesend war, in einer
candidaten erscheint, her
nisse in Gegensatz zu den durch sie angeregten Kunstwerken. Die
leidenschaftlichen Stunde sich vergessen hat. Am Morgen weist
macher nicht der Mühe
sie ihm verächtlich die Thüre. Leonardo will sich tödten, da
Mutter hat Morphium zu sich genommen und ist gestorben,
dete Herrlichkeit zu zerst
um ihren Sohn, einen nervös überreizten Literaten, von dem
erscheint der Gatte Remigio, dem Pauline ihre Verirrung
Journalisten eine Glanz
qualvollen Anblick ihres Hinsiechens zu befreien, ihm dadurch
bekennt. Auch er weist Leonardo, der umsonst bittet, ihn zu
eleganten, stattlichen M#
die geistige Regsamkeit zurückzugeben. Ein geistreich geführter
tödten, geringschätzend die Thüre. Warum soll er dem Becher Beobachtung einzig daste
Dialog, zuerst satirisch zwischen dem Hofrath und seinem alten
zürnen, aus dem ein thöricht Kind Gift getrunken hat! Pauline
Schmierenschauspieler Ja
Gärtner, dann verdeckt ironisch mit dem Sohne fortgesetzt,
mag erkennen, dass Leonardo, obwohl er sich verachten muss,
candidaten, der kaum n#
ausklingend in einer tiefsinnigen Apologie des warmen wirk¬
Optimismus der Genesu
zu feig ist, sich zu tödten und erdolcht ihn. Den Moment, da
lichen Lebens. Nur eine einzige „lebendige Stunde“, welche die
delljagd geht, die Aerzt
sie den Dolch zückt, erfasst das Künstlerauge ihres Gatten,
Mutter im Garten verbringt, sitzend im Lehnsessel, am frischen der sein Gemälde vollendet. Nun ändert sich wieder die Scene,
neralprobe abhält, wie b
Grün und den Blumen sich freuend, ist mehr wert als alle Leonhard und Pauline sind im Betrachten versunken vor dem
vor sich gehen könnte.
Gemälde des unbekannten Meisters, Leonhard fragt, wo Pau¬
die Werke, zu deren Schaffen der Sohn in geistigem Hoch¬
Spies diese Rolle ohne
muthe sich berufen fühlt. Herr Haid wusste den richtigen linens Gedanken waren, die einen Augenblick wie geistesabwesend
Den Schluss bildete
Ton zu treffen, um als biederer pensionierter Beamter, der sich vor sich hinstarrte. Wenn die Illusion nicht so gelang, wie
Ein blasierter Baron,
auf das Lund zurückgezogen hat, die geheimen schmerzvollen der Dichter sie beabsichtigt, war nur der schwerfällige scenische mit einer Schriftstellerin