16.1. Lebendige Stunden zyklus box 21/5
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Telophen 12801.
—
O l. österr. bebördl. kogz. Untesehmen für Zeitunge-Ahsschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
O
4
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San F#ancisco, Stockholm, St. Petersburg.
psdandspeby etzs Gerem
Ausschnitt aus:
9 5
Die Kelt um Möntug Behnn
E vom
—
Cheater und Rinsik.
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Telephon 12801.
Lebendige Stunden.
(Lessing=Theater.)
Arthur Schui#lestunst hat uns Wertvolleres ge¬
schenkt als dieten etwasdnn und spielerisch## sienen Einakter¬
zyklus. (Der Puppenspieler.“ „Die Frau mit dem
—
(9 l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Dolche.“ „Die letzten Masken." „Literatur.")
Bunieres, Wärmeres, Konzentrierteres. Die glitzernden Kleider,
Wien, I., Concordiaplatz 4.
die die Menschen seiner melancholischen Welt mit soviel Charme
Vertretungen
und Eleganz zu tragen wissen, scheinen nachgerade etwas aufge¬
arbeitet und zurechtgeflickt. Die elegische Weisheit der „Anatol“=
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genk, Kopen¬
Szenen, die — wie unabsichtlich —
— aus weichen, duftig einpräg¬
F. hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
samen Bildern und Stimmungen aufflatterte, scheint in den„Leben¬
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Quellanangabe ohne Gewüin.
digen Stunden“ zum Selbstzweck geworden. Die ausgerechnete
Pointe steht hier an Stelle des künstlerisch gestalteten. Das Arran¬
gierte und Zurechtgelegte an Stelle des intuitiv im Bilde Er¬
* Ausschr
schauten.
8
samr ane Der Humorist, Wien
Was bleibt, ist also die elegische Weisheit als Selbstzweck.
E vom:
Wer Schnitzler kennt, wird wissen, was das zu bedeuten hat. Man
hört diesem nachdenklich schwermütigen Geiste selbst in seinen
il Reseriore des Lessing=Theaters scheint Schmal¬s
schwächeren Stunden gern und aufmerksam zu. Mag man auch
hans Küchenmeister zu sein. Die Reisen in das Neuland haben
rein ästhetisch mit den spielerischen Konstruktionen dieser Einakter
Herrn Otto Brahm nicht gutgetan, so ist er eben zu seinen alten
nicht recht mitkommen: Hier und da wird mit leisen, feinen Hän¬
Fleischtöpfen zurückgekehrt, um von der noch vorhandenen Brühe
den an Dinge getastet, die uns seltsam bewegen. Zusammenhänge
werden aufgedeckt, die man unklar gewittert, aber niemals scharf
etwelche Notlöffel abzuschöpfen. So wurden Schnitzlers begraben
umrissen gesehen hat. Worte werden gesprochen, vor denen man
gewesene „Lebendige Stunden“ wieder lebendig. Das ist kein
fühlt, daß sie gesprochen werden mußten. (So sicher, wie man
Schaden, beileibe nicht. Es ist vielleicht besser so, als wenn Brahm
weiß, daß sie bisher kein anderer gesprochen hat.) Glieder aus der
wirklich einmal darauf sehen würde, daß sein Dramaturg tatsäch¬
verworrenen Tragikomödie unseres Lebens erscheinen in der wun¬
lich eines der ihm zugeschickten Manuskripte lesen würde. An den
derbar milden Beleuchtung eines lächelnden, zweifelnden, müden,
geschmackvollen Kulturmenschen. Stimmungen wehen vorüber,
„Lebendigen Stunden“ mag man sich wieder und immer wieder
flüchtig, dünn und ungreifbar — und am letzten Ende bleibt eine
erfreuen, namentlich wenn diese grazilen, feintiefen Einakter so
leise Melodie im Ohre hängen, halb schwermütig ernsthaft, halb
famose Interpreten finden, wie Irene Triesch, dieses Phänomen:
prickelnd lasziv, halb deutsches Volkslied und halb französisch=italie¬
sche Operette.
## er (Hichard Richter), Vornehmstes Gais-Kahilse.
In dieser Melodie liegt der suggestive Reiz der Schnitzlerschen
Welt. Der Intellektuelle im Kleide des Lebemannes. Der Philo¬
an Wandlungsfähigkeit, Albert Bassermann, Kurt Stieler,
soph im Frack, den er nicht etwa als lästiges Möbel schlecht und recht
Emanuel Reicher und den talentvollen, sich dauernd in auf¬
über die Schultern wirft, sondern den er mit noblem Gestus und
steigender Linie bewegenden Harl Forest., um „eumt.
liebevoller Andacht trägt, weil Frack und weiße Binde eben einen
Teil seiner Philosophie ausmachen. Ich denke bei Schnitzler häu¬
Dresden-A., Wiener Platz, vis-à-vis dem Hauptbahnhof.
fig an ein französisches Musikstück, das ich als Junge mit Begeiste¬
rung auf dem Klavier herum rstümperte und bei dem sich so wun¬
dervoll träumen ließ. „Loin du bal“ hieß es und ist musikalisch
vermutlich nicht das Papier wert, auf dem es steht. Aber mir
schien damals, als klänge aus diesen elegant hüpfenden Harmonien
der Zauber eines fernen, geheimnisvollen Reiches: Flimmernde
Lichter, rauschende Festmusik, funkeinde Sektkelche und weiche, sehn¬
süchtige Mädchenarme. — Ein Abglanz dieser imaginären Welt,
meine ich, liegt bei Schnitzler über Menschen und Dinge, gibt ihnen
ihren eigenen, liebenswürdig melancholischen Ton und läßt den
Zuschauer manches Halbausgesprochene nach seiner Art weiter svin¬
nen und weiterträumen.
Man sehe Bossermann in der Rolle des Puppenspielers,
Lund man wird verstehen, was ich hier anzudenten versucht habe.
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Telophen 12801.
—
O l. österr. bebördl. kogz. Untesehmen für Zeitunge-Ahsschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
O
4
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San F#ancisco, Stockholm, St. Petersburg.
psdandspeby etzs Gerem
Ausschnitt aus:
9 5
Die Kelt um Möntug Behnn
E vom
—
Cheater und Rinsik.
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Telephon 12801.
Lebendige Stunden.
(Lessing=Theater.)
Arthur Schui#lestunst hat uns Wertvolleres ge¬
schenkt als dieten etwasdnn und spielerisch## sienen Einakter¬
zyklus. (Der Puppenspieler.“ „Die Frau mit dem
—
(9 l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Dolche.“ „Die letzten Masken." „Literatur.")
Bunieres, Wärmeres, Konzentrierteres. Die glitzernden Kleider,
Wien, I., Concordiaplatz 4.
die die Menschen seiner melancholischen Welt mit soviel Charme
Vertretungen
und Eleganz zu tragen wissen, scheinen nachgerade etwas aufge¬
arbeitet und zurechtgeflickt. Die elegische Weisheit der „Anatol“=
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genk, Kopen¬
Szenen, die — wie unabsichtlich —
— aus weichen, duftig einpräg¬
F. hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
samen Bildern und Stimmungen aufflatterte, scheint in den„Leben¬
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Quellanangabe ohne Gewüin.
digen Stunden“ zum Selbstzweck geworden. Die ausgerechnete
Pointe steht hier an Stelle des künstlerisch gestalteten. Das Arran¬
gierte und Zurechtgelegte an Stelle des intuitiv im Bilde Er¬
* Ausschr
schauten.
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samr ane Der Humorist, Wien
Was bleibt, ist also die elegische Weisheit als Selbstzweck.
E vom:
Wer Schnitzler kennt, wird wissen, was das zu bedeuten hat. Man
hört diesem nachdenklich schwermütigen Geiste selbst in seinen
il Reseriore des Lessing=Theaters scheint Schmal¬s
schwächeren Stunden gern und aufmerksam zu. Mag man auch
hans Küchenmeister zu sein. Die Reisen in das Neuland haben
rein ästhetisch mit den spielerischen Konstruktionen dieser Einakter
Herrn Otto Brahm nicht gutgetan, so ist er eben zu seinen alten
nicht recht mitkommen: Hier und da wird mit leisen, feinen Hän¬
Fleischtöpfen zurückgekehrt, um von der noch vorhandenen Brühe
den an Dinge getastet, die uns seltsam bewegen. Zusammenhänge
werden aufgedeckt, die man unklar gewittert, aber niemals scharf
etwelche Notlöffel abzuschöpfen. So wurden Schnitzlers begraben
umrissen gesehen hat. Worte werden gesprochen, vor denen man
gewesene „Lebendige Stunden“ wieder lebendig. Das ist kein
fühlt, daß sie gesprochen werden mußten. (So sicher, wie man
Schaden, beileibe nicht. Es ist vielleicht besser so, als wenn Brahm
weiß, daß sie bisher kein anderer gesprochen hat.) Glieder aus der
wirklich einmal darauf sehen würde, daß sein Dramaturg tatsäch¬
verworrenen Tragikomödie unseres Lebens erscheinen in der wun¬
lich eines der ihm zugeschickten Manuskripte lesen würde. An den
derbar milden Beleuchtung eines lächelnden, zweifelnden, müden,
geschmackvollen Kulturmenschen. Stimmungen wehen vorüber,
„Lebendigen Stunden“ mag man sich wieder und immer wieder
flüchtig, dünn und ungreifbar — und am letzten Ende bleibt eine
erfreuen, namentlich wenn diese grazilen, feintiefen Einakter so
leise Melodie im Ohre hängen, halb schwermütig ernsthaft, halb
famose Interpreten finden, wie Irene Triesch, dieses Phänomen:
prickelnd lasziv, halb deutsches Volkslied und halb französisch=italie¬
sche Operette.
## er (Hichard Richter), Vornehmstes Gais-Kahilse.
In dieser Melodie liegt der suggestive Reiz der Schnitzlerschen
Welt. Der Intellektuelle im Kleide des Lebemannes. Der Philo¬
an Wandlungsfähigkeit, Albert Bassermann, Kurt Stieler,
soph im Frack, den er nicht etwa als lästiges Möbel schlecht und recht
Emanuel Reicher und den talentvollen, sich dauernd in auf¬
über die Schultern wirft, sondern den er mit noblem Gestus und
steigender Linie bewegenden Harl Forest., um „eumt.
liebevoller Andacht trägt, weil Frack und weiße Binde eben einen
Teil seiner Philosophie ausmachen. Ich denke bei Schnitzler häu¬
Dresden-A., Wiener Platz, vis-à-vis dem Hauptbahnhof.
fig an ein französisches Musikstück, das ich als Junge mit Begeiste¬
rung auf dem Klavier herum rstümperte und bei dem sich so wun¬
dervoll träumen ließ. „Loin du bal“ hieß es und ist musikalisch
vermutlich nicht das Papier wert, auf dem es steht. Aber mir
schien damals, als klänge aus diesen elegant hüpfenden Harmonien
der Zauber eines fernen, geheimnisvollen Reiches: Flimmernde
Lichter, rauschende Festmusik, funkeinde Sektkelche und weiche, sehn¬
süchtige Mädchenarme. — Ein Abglanz dieser imaginären Welt,
meine ich, liegt bei Schnitzler über Menschen und Dinge, gibt ihnen
ihren eigenen, liebenswürdig melancholischen Ton und läßt den
Zuschauer manches Halbausgesprochene nach seiner Art weiter svin¬
nen und weiterträumen.
Man sehe Bossermann in der Rolle des Puppenspielers,
Lund man wird verstehen, was ich hier anzudenten versucht habe.