II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 4), Literatur, Seite 6

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und ver¬ spielte Frau Albertine Zehme, welche zwar längst der
Se
enden zahl¬
Bühne untreu geworden ist, aber schon einmal als Elisabeth
dei
Stücke den
in den so oft wiederholten Vorstellungen des Dramas von
chen milieu,
Wilhelm Henzen dem Publicum eine schöne Probe ihrer
der
Kunst — und man darf es wohl sagen, ihrer fortgeschrittenen ve¬
isinos und
der Volks¬
Kunst gegeben hat. Und dies war auch gestern der Fall — dir
alle Stimmungsnuancen des lyrischen Monologs kamen] un
eines solchen
s durch die
zu voller Geltung: das warme Naturgefühl, die hochgespannte! Si
es freilich Erwartung, der Schreck über das Erscheinen des Gatten, He
ide in den die Todesahnung, die träumerischen Erinnerungen. Ein
bei
ndet: wir
durchgebildetes, überaus modulationsfähiges Organ befähigte.
bete
glied eines
die Darstellerin der Stimmungsmalerei des Dichters voll¬
pa
von Herrn
ständig gerecht zu werden Der lebhafteste Beifall und viel¬
stellt wurde,
fache Hervorrufe belohnten Frau Albertine Zehme für
Gr
ebeling und
ihre fein durchgearbeitete Leistung. Unterstützt wurde sie von
m bei ihrer
Frau Kuntzschmann (die Amme), deren verständiger Vor¬
für welche! trag Anerkennung verdient, und von Herrn Stange, der
den Messer Braccio, eine sehr undankbare Rolle, die Rolle
1
ins Auge
eines Henkers, mit dem entsprechenden brutalen Grundton we.
ichclassischen
spielte.
w's; es ist
W0.
Der zweite Einacter wurde von lauter noch actißen
sch
zungen der Bühnenmitgliedern gespielt; das Lustspiel „Literatung von
ie, in
Arthur Schnitzler ist aus einem Einacterbündel heraus¬
hr
genommen, welches das Deutsche Theater in Berlin vor
Kurzem seinem Publicum vorsetzte; es ist ein graziöses und
d den
pikantes Stück. Die Heldin, Margarethe, früheres Mitglied
its
der Münchner Bohême, ist eine der offenherzigen Schrift¬
hilo¬
stellerinnen, deren Werke lauter confessions sind und die
eichensdabei kein Blatt vor den Mund nehmen. Ein junger Aristo¬
aus, aller=krat, Clemens, will sie heirathen, aber er wünscht, daß sie
Die Folgen
die Feder aus der Hand legt. Nun hatsie aber vor Kurzem
einen Roman geschrieben, in welchem sie auch allerlei] za
da der reiche
U.
r mit seiner
persönliche Beichten ablegt. Der Gpaf geräth darüber außer
ni
kung seines
sich; er verläßt sie, ohne ihr zu sagen, wohin er geht, wann
und ob er wiederkommen wird Inzwischen erscheint ein! za
sein Wissen
Als aber
guter Münchener Freund, der ihr am Ufer der Isar näher sta
ese in Folge
getreten war; den ganzen Briefwechsel mit ihm hat sie
seiner Ver¬
wörtlich in ihrem Roman zum Abdruck gebracht. Doch auch ve
zi
die größte
er hat einen Roman geschrieben und sich der gleichen In¬
S.
gegen seine
discretion schuldig gemacht. Zwei Romane mit denselben
glichen kirch¬
das far ja im höchsten Grade com=ire
Liebesbriefen
Biderruf despromittirend: da kommtt Clemens zurück; er war bei dem wi
seiner Frau] Verleger, dieser hat versprochen, den Roman Margarethens
able Stätte;
einzustampfen; nur ein Exemplar hat Clemens zum####
ai
1. Und wie
Schrecken seiner Braut mitgebracht. Und zu noch größerem1##
Schrecken derselben überreicht ihm der Schriftsteller Hilbert
ke.
auch ein Exempkar seines Romans. Da giebt es nur eine
die
Richtung. Margarethe wirft den Band ihres Romans, den
Pr.
eder sagen: ihr der Gatts überreicht hatte, ins Feuer, und da die anderen
de
Exemplare Keingestampft werden sollen, so ist jede Gefahr
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weil er
W
nicht über= einer Collision zwischen den gleichlautenden Correspondenzen,
in inniger gefährlichen Beweisstücken für ein früheres ineimes Verhältniß,
de
ng mit ihm. vermiehen. Das Lustspiel wurde ganz vorzüglich dargestellt;
Frl. Serda als Margarethe war eine frühere Bohêmienne,
Ni
nungen, die
welcher noch Vieles von der Ungenirtheit der Bohême an¬
auspiel tritt
haftete, aber sie war es mit einer gewinnenden Grazie;
bergriffe auf
Herr Grelle (Clemens) war vornehm und pikant; Herrsi
cielle Frage:
ehmen aber [Huth (Hilbert) ein kecker Feuilletonist mit wenig ein¬
im
und darum Fnehmenden Formen. Stück und Darstellung fanden den leb-der.
recht eine haftesten Beifall.
Das Lustspiel von Otto Erich Hartleben: „Die sitt¬
Kampfe des
ein; wir be=liche Forderung", ein böswilliges Pasquill auf die
zissen und inheuchlerische Sittlichkeit, ist von der Stadt Nürnberg und dem ####.
Krystallpalast her wohlbekannt und wurde gestern beifällig T
einer größen
aufgenommen. Frau Albertine Zehme (Rita Revera),
rscheint, wie
dei
welche auch Gelegenheit fand, in Clavierspiel und Gesang
Man muß
we
ihre musikalischen Talente zur Geltung zu bringen, Herr Alban
hl auch des
von Hahn (Friedrich Stierwald) und Frl. Ehser (Bertha) un
n Wir etwas
el
bildeten ein Ensemble, in welchem der leichte Conversationston
leichsam eine
mi
wie das Chakteristische zu ihrem Rechte kamen, doch war das
Zugeständniß,
Ganze etwas „hinaufstylisirt“; die Schlußpartie ist, soviel
gezwungen,
M
wir uns besinnen, bei Hartleben drastischer; vor Allem aber
geht, spricht
G.
erscheint Rita hier als internationale Concertsängerin, während
ichwohl kann
sie bei Hartleben eine Chansonnette ist, und da muß es doch
den, die für
on abgesehen, 1 befremden, daß diese Rita, eine zweite Magda Sudermann's,
an
in Localen auftritt, welche kein anständiger Rudolstädter zu
wieder viel
Rudolf von Gottschall.
betreten wagt.
und zündende
moyante des

* Yalta, 23. Februar. Nach
zisige, wie in

Grafen Tolstoi ausgegebenen Krankheitsbericht läßt die Entzündung
wohl einige
energisch allgemein nach. Die Temperatur ist normal, der Puls im

Ganzen befriedigend. Tolstoi selbst klagt über Schwäche.
ab uns ein
a, besonders
Wissenschaft.
ser; für den
Töne und
* Berlin, 23. Februar. Zur Wiedererrichtung des
(Magdalene)Studenten=Ausschusses an der Berliner Universität.= nor
mit psycho=! Wenn der vom Universitätsrichter ausgearbeitete Entwurf zur Wieder= ein
die verschie= errichtung eines Studentenausschusses in Kraft tritt, so wird das im schi