box 22/3
16.4. Literatur
766
kuttgart 1172 Orgelspieler, besitzt große Fertigkeit und Sicherheit im Manual= zu verfallen, die
wie Pedalspiel und bekundet auch Geschmack im Registriren. Frl. schein nach lang¬
Ein sehr zahl= Hanna Reuß aus Dresden sang zwei Crügersche Compositionen fürwahr, und do
anden, um das („Gieb dich zufrieden“ und „Auf, auf, mein Herz“) und die eine außerorder
Reife gelangen
#üde“ sich an= Seb. Bachsche Sopranarie „Komm in mein Herzenshaus“ ein
gewesen, er
esen: „Jugend wenig zaghaft, doch mit angenehmer Stimme und hübscher Em¬
als solcher rückh
je beide Cassen=pfindung. Ein gemeinsamer Gesang („Nun danket alle Gott“)
verlangende Dich
sich hoffte beschloß diese Abendmotette.
mit fiebernden ?
Leipzig, 24. Febr. Carola=Theater. Gestern fand
der Bühne so
gebieten zu kör
die angekündigte Matinée des Vereins Leipziger Presse“ zum
a#lustspiel, in
Aufzehrung sein
Besten seiner Unterstützungscassen sowie der Pensionsanstalt
Aschule eine
unvergeßlich, wi
deutscher Journalisten und Schriftsteller statt, die sehr gut besucht
ständlich und
1889 dürfte ei
war. Nach der Ankündigung mußte man befürchten, daß die
ühörern eine
Saale der Ste
Aufführung sich in den Gleisen bewegen würde, in denen die
na ist ernster
positionen vortr
selig entschlafene Literarische Gesellschaft mit ihren ungeheuerlichen
#nd ein milieu
mühte er sich, die
Zwang eines Darbietungen fuhr, und ganz wurde die Befürchtung auch nicht
in Ton und
pflict dar, in Lügen gestraft. Denn mit einer literarischen und dramatischen
strengung war
oder vielmehr Seltsamkeit fing die Matinée an, mit Hugo v. Hofmannsthals
gleitend, mit
einactigem Schauspiel „Die Frau im Fenster“, mit dem
ing auch mit
Alles Blut dra.
wir uns nicht befreunden konnten und Mancher im Publicum
#ein Privat¬
und obwohl es
Gott sei Dank wohl auch nicht. Es ist ein in schwülstiger Sprache
löhlert verlobt,
nur noch heiser
abgefaßter Monolog einer Dame, der nur durch eine kurze Scene
dieser Familie
er fort und fo¬
mit der Amme und mit dem Gatten am Schluß unterbrochen
Braut und vor
Alles und All¬
wird und mit dem Tode der Dame durch Stranguliren endet.
haben. Denn
gefühl überkans
Denn es ist das Ehebruchsmotiv, das angeschlagen wird. Wie
Sprichwort sagt,
jener Schildern
man so etwas „hochpoetisch“ nennen kann, ist uns unerfindlich.
jetzt wird der
großen Messe
chliche Trauung Ein gesunder Sinn sträubt sich doch gegen das Geschraubte in
Derartige phy
die Gegensätze Situation und Ausdruck, man schüttelt den Kopf ob dem
Exaltationen,
Dunklen und Bizarren und ist schließlich froh, wenn das
ders lebhaften
gewaltet habe¬
Fallen des Vorhangs uns von der abstrusen Scene erlöst.
heirathet; doch
Doch es ist unmöglich, gegen die Mode, die in solchen
mus herbeige
ungen Ehepaar
das so mit
Stücken liegt, anzukämpfen, denn sie will eben ihre Opfer haben
Lebensverhält¬
ein kleines He¬
und es ist vergeblich, die Anhänger einer solchen Richtung wider¬
reten und hat
legen und überzeugen zu wollen, weil es heutzutage in der Luft mit seiner en¬
ei den anders
zu liegen scheint, geschmacklos für geschmackvoll, unschön für schön gerieth. Dies
nacht sich bald
und ungesund für gesund zu halten. Der reine moderne Barock! Andere Brahr#
n werden ihm
Wie eine Erlösung berührte darauf die Aufführung der zweiten wieder Ander
n Töchterschule
Gabe der Matinée, des einactigen Arthur Schnitzlerschen Lust= der Zukunft,
Nun kommt
spiels „Literatur“, das mit seiner die Lachlust entfesselnden einer allgem
rift eingesendet
Komik wahrhaft befreiend anmuthete und dessen Aufnahme in kommen. M.
Diese Schläge
die Krankheit den Spielplan unseres Stadttheaters wir befürworten. Geht es zweiter Schul
auch nicht ohne gelegentliche moderne Keckheiten und kleine Beethoven;
lissen eigentlich
Frechheiten im Dialog ab, so liegt doch in der Ver= empfunden, :
immer größerer
bar noch nicht spottung des literarischen Zigeunerlebens, wie es uns hier in er= gestaltet Hug
die Frau einen götzlicher Weise vorgeführt wird, etwas Gesundes und man hat nommen, i
Einwilligung den Muth gefunden, einmal über sich selbst und seine Thorheiten wollen. Da
In vischen zu lachen. „Literatur“ war zweifellos die beste Gabe der sichtigung de¬
zsöhnn mit Matinée und die Heiierkeit nd der Beifall voll berechtigt. nur sprachm
menle' n der Dann sank das Niveau wieder etwas mit der Vor= worden und
die kirchliche führung von Otto Erich Hartlebens einactigem bekannten was trägt
Forderung“, das mit der reise", „Aue
entschließt, als Lustspiel Die sittliche
ser erkrankt ist. Unreife seiner Anschauungen unbehaglich auf uns einwirkt. uns Frieden
Emancipirte Zügellosigkeit und gesellschaftliche Bornirtheit Textwahl ob
n comfortables
werden hier gegenübergestellt und bei dem Lachen, das entsteht, oder minder
wenn Behring
kommt die wahre Sittlichkeit, die mit der „sittlichen Forderung“ Vortragskun
ne Ruhe ließen.
des Rudolstädter Spießbürgers durchaus nichts zu thun hat, zu einzuprägen
dazu vor aller
kurz. Das Stück, das sonst von Meßthaler=, Heine= und anderen brachte das
en lassen und
Ensemblen, in die es auch hineingehört, gespielt zu werden Meisterschöp
e, seine Ueber¬
pflegt, war — des Publicums oder der Darstellenden wegen? — der Singsti.
h zu Grunde;
für gestern bearbeitet worden, insofern, als man ihm einige motivische
Vorsitzenden er¬
Pointen genommen und es sozusagen anständiger gemacht hatte. fesseln muf
lüchtiger solcher
ine Verzweif= Aber gerade dadurch schädigte man das Werk, das, soll es auf= Elisabeth=?
Leben kann geführt werden, so aufgeführt werden muß, wie es geschrieben ich und be
ist, mit all seiner sittlichen Fadenscheinigkeit und seiner Frechheit mehr an (
sie zusammen
im Vortrag. So kam es auch, daß das Spiel von Frau Albertine mahnenden
ne Geliebte in
Zehme, dem Frl. Satran der Försterschen Direction, in diesem du zu den ?
immerhin be¬
juent gezeichnet Stück in einen gewissen Gegensatz zu der Rolle selbst trat. Das „Auf dem g:
je seines Lebens war keine Singspielhallennachtigall, die uns hier vorgeführt wurde, die fast auf
ensch und das die mit der Noth und der Gemeinheit der tabakgeschwängerten reichen Lieder
Bublicum kann Luft großstädtischen Kaffeehauslebens in Berührung gekommen ist, und „Der Ge¬
solchen Fragen die war zu fein für die Partie und man glaubte nicht recht, weder Balladen „D.
an die Ueberzeugung der vorgetragenen Ansichten, noch an die nicht botschaft“.
formsachen, die
Nöthigungen, fleckenlose Vergangenheit und den endlichen Sieg der Zügellosig= Eigenartig=Sa
keit. Wir sind damit schon auf das Spiel gekommen und die Namen a#
ier Seele. Den
auf thatsächli
ie dieser Beh= können gleich anfügen, daß besagte Dame uns in der nicht
sondern nur
Kirchenbesucher, kleinen, ja umfangreichen Rolle der Madonna Dianora in dem
kannte Artur
sich ein graues Hofmannsthalschen Schauerstück besser gefiel, da hier ihre Vor¬
ihrer innersten züge, vor Allem die klare Declamation der Versprosa oder Lesern einen
Kein
Leiten
IeL0
toret
16.4. Literatur
766
kuttgart 1172 Orgelspieler, besitzt große Fertigkeit und Sicherheit im Manual= zu verfallen, die
wie Pedalspiel und bekundet auch Geschmack im Registriren. Frl. schein nach lang¬
Ein sehr zahl= Hanna Reuß aus Dresden sang zwei Crügersche Compositionen fürwahr, und do
anden, um das („Gieb dich zufrieden“ und „Auf, auf, mein Herz“) und die eine außerorder
Reife gelangen
#üde“ sich an= Seb. Bachsche Sopranarie „Komm in mein Herzenshaus“ ein
gewesen, er
esen: „Jugend wenig zaghaft, doch mit angenehmer Stimme und hübscher Em¬
als solcher rückh
je beide Cassen=pfindung. Ein gemeinsamer Gesang („Nun danket alle Gott“)
verlangende Dich
sich hoffte beschloß diese Abendmotette.
mit fiebernden ?
Leipzig, 24. Febr. Carola=Theater. Gestern fand
der Bühne so
gebieten zu kör
die angekündigte Matinée des Vereins Leipziger Presse“ zum
a#lustspiel, in
Aufzehrung sein
Besten seiner Unterstützungscassen sowie der Pensionsanstalt
Aschule eine
unvergeßlich, wi
deutscher Journalisten und Schriftsteller statt, die sehr gut besucht
ständlich und
1889 dürfte ei
war. Nach der Ankündigung mußte man befürchten, daß die
ühörern eine
Saale der Ste
Aufführung sich in den Gleisen bewegen würde, in denen die
na ist ernster
positionen vortr
selig entschlafene Literarische Gesellschaft mit ihren ungeheuerlichen
#nd ein milieu
mühte er sich, die
Zwang eines Darbietungen fuhr, und ganz wurde die Befürchtung auch nicht
in Ton und
pflict dar, in Lügen gestraft. Denn mit einer literarischen und dramatischen
strengung war
oder vielmehr Seltsamkeit fing die Matinée an, mit Hugo v. Hofmannsthals
gleitend, mit
einactigem Schauspiel „Die Frau im Fenster“, mit dem
ing auch mit
Alles Blut dra.
wir uns nicht befreunden konnten und Mancher im Publicum
#ein Privat¬
und obwohl es
Gott sei Dank wohl auch nicht. Es ist ein in schwülstiger Sprache
löhlert verlobt,
nur noch heiser
abgefaßter Monolog einer Dame, der nur durch eine kurze Scene
dieser Familie
er fort und fo¬
mit der Amme und mit dem Gatten am Schluß unterbrochen
Braut und vor
Alles und All¬
wird und mit dem Tode der Dame durch Stranguliren endet.
haben. Denn
gefühl überkans
Denn es ist das Ehebruchsmotiv, das angeschlagen wird. Wie
Sprichwort sagt,
jener Schildern
man so etwas „hochpoetisch“ nennen kann, ist uns unerfindlich.
jetzt wird der
großen Messe
chliche Trauung Ein gesunder Sinn sträubt sich doch gegen das Geschraubte in
Derartige phy
die Gegensätze Situation und Ausdruck, man schüttelt den Kopf ob dem
Exaltationen,
Dunklen und Bizarren und ist schließlich froh, wenn das
ders lebhaften
gewaltet habe¬
Fallen des Vorhangs uns von der abstrusen Scene erlöst.
heirathet; doch
Doch es ist unmöglich, gegen die Mode, die in solchen
mus herbeige
ungen Ehepaar
das so mit
Stücken liegt, anzukämpfen, denn sie will eben ihre Opfer haben
Lebensverhält¬
ein kleines He¬
und es ist vergeblich, die Anhänger einer solchen Richtung wider¬
reten und hat
legen und überzeugen zu wollen, weil es heutzutage in der Luft mit seiner en¬
ei den anders
zu liegen scheint, geschmacklos für geschmackvoll, unschön für schön gerieth. Dies
nacht sich bald
und ungesund für gesund zu halten. Der reine moderne Barock! Andere Brahr#
n werden ihm
Wie eine Erlösung berührte darauf die Aufführung der zweiten wieder Ander
n Töchterschule
Gabe der Matinée, des einactigen Arthur Schnitzlerschen Lust= der Zukunft,
Nun kommt
spiels „Literatur“, das mit seiner die Lachlust entfesselnden einer allgem
rift eingesendet
Komik wahrhaft befreiend anmuthete und dessen Aufnahme in kommen. M.
Diese Schläge
die Krankheit den Spielplan unseres Stadttheaters wir befürworten. Geht es zweiter Schul
auch nicht ohne gelegentliche moderne Keckheiten und kleine Beethoven;
lissen eigentlich
Frechheiten im Dialog ab, so liegt doch in der Ver= empfunden, :
immer größerer
bar noch nicht spottung des literarischen Zigeunerlebens, wie es uns hier in er= gestaltet Hug
die Frau einen götzlicher Weise vorgeführt wird, etwas Gesundes und man hat nommen, i
Einwilligung den Muth gefunden, einmal über sich selbst und seine Thorheiten wollen. Da
In vischen zu lachen. „Literatur“ war zweifellos die beste Gabe der sichtigung de¬
zsöhnn mit Matinée und die Heiierkeit nd der Beifall voll berechtigt. nur sprachm
menle' n der Dann sank das Niveau wieder etwas mit der Vor= worden und
die kirchliche führung von Otto Erich Hartlebens einactigem bekannten was trägt
Forderung“, das mit der reise", „Aue
entschließt, als Lustspiel Die sittliche
ser erkrankt ist. Unreife seiner Anschauungen unbehaglich auf uns einwirkt. uns Frieden
Emancipirte Zügellosigkeit und gesellschaftliche Bornirtheit Textwahl ob
n comfortables
werden hier gegenübergestellt und bei dem Lachen, das entsteht, oder minder
wenn Behring
kommt die wahre Sittlichkeit, die mit der „sittlichen Forderung“ Vortragskun
ne Ruhe ließen.
des Rudolstädter Spießbürgers durchaus nichts zu thun hat, zu einzuprägen
dazu vor aller
kurz. Das Stück, das sonst von Meßthaler=, Heine= und anderen brachte das
en lassen und
Ensemblen, in die es auch hineingehört, gespielt zu werden Meisterschöp
e, seine Ueber¬
pflegt, war — des Publicums oder der Darstellenden wegen? — der Singsti.
h zu Grunde;
für gestern bearbeitet worden, insofern, als man ihm einige motivische
Vorsitzenden er¬
Pointen genommen und es sozusagen anständiger gemacht hatte. fesseln muf
lüchtiger solcher
ine Verzweif= Aber gerade dadurch schädigte man das Werk, das, soll es auf= Elisabeth=?
Leben kann geführt werden, so aufgeführt werden muß, wie es geschrieben ich und be
ist, mit all seiner sittlichen Fadenscheinigkeit und seiner Frechheit mehr an (
sie zusammen
im Vortrag. So kam es auch, daß das Spiel von Frau Albertine mahnenden
ne Geliebte in
Zehme, dem Frl. Satran der Försterschen Direction, in diesem du zu den ?
immerhin be¬
juent gezeichnet Stück in einen gewissen Gegensatz zu der Rolle selbst trat. Das „Auf dem g:
je seines Lebens war keine Singspielhallennachtigall, die uns hier vorgeführt wurde, die fast auf
ensch und das die mit der Noth und der Gemeinheit der tabakgeschwängerten reichen Lieder
Bublicum kann Luft großstädtischen Kaffeehauslebens in Berührung gekommen ist, und „Der Ge¬
solchen Fragen die war zu fein für die Partie und man glaubte nicht recht, weder Balladen „D.
an die Ueberzeugung der vorgetragenen Ansichten, noch an die nicht botschaft“.
formsachen, die
Nöthigungen, fleckenlose Vergangenheit und den endlichen Sieg der Zügellosig= Eigenartig=Sa
keit. Wir sind damit schon auf das Spiel gekommen und die Namen a#
ier Seele. Den
auf thatsächli
ie dieser Beh= können gleich anfügen, daß besagte Dame uns in der nicht
sondern nur
Kirchenbesucher, kleinen, ja umfangreichen Rolle der Madonna Dianora in dem
kannte Artur
sich ein graues Hofmannsthalschen Schauerstück besser gefiel, da hier ihre Vor¬
ihrer innersten züge, vor Allem die klare Declamation der Versprosa oder Lesern einen
Kein
Leiten
IeL0
toret