II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 4), Literatur, Seite 105

Cie A rehier., Aeiner an r en en in e e escsehen
Aufführung ihren Fortgang.
Arndt u. v. a. Die erste Schwierigkeit bei
„Die fünf Frankfurter“ wur¬
dieser Aufführung entstand dadurch, daß die
den im Redoutensaale aufgeführt. Niemand
Zensurbehörde gewisse Einwände gegen den
kann sich vorstellen, was es bedeutete, auf
höfischen Rahmen dieses Stückes erhob, der
diesem Podium eine Bühne einzurichten.
in die republikanische Zeit so gar nicht passe.
Der Vorhang schloß nicht, die Kulissen
Es gesang mir jedoch, die Bedenken da¬
mußten mit besonders raffinierten Vorrich¬
durch zu zerstören, daß ich dem damaligen
Polizeidirektor Slaviëek den Beweis er¬
tungen zum Stehen gebracht werden, die Be¬
brachte, daß das Stück auch in Prag an¬
leuchtung mußte erst bühnenmäßig aus¬
gebaut, die Unakustik des Saales mit un¬
standslos gespielt wurde und daß die künst¬
endlichen Schwierigkeiten überwunden wer¬
lerische Tendenz des Werkes gerade gegen
die Hofluft gerichtet war.
den. Endlich war dies alles geschehen. Bei
dieser Vorstellung wirkten ungefähr 25
Für die Aufführung zeigte sich das größte
Burgtheaterkünstler mit, darunter die
Interesse, doch vergingen noch einige bange
Grandseigneure vornehmsten Stils, wie der
Momente, ehe der Vorhang sich heben
verstorbene Devrient, Karl Zeska u.
konnte. Eine der wichtigsten Szenen des
v. a. Die kannten Preßburg noch von der
Stückes ist die Hoftafel im 2. Akte, bei der
Zeit des „grünen Baumes“ her und
der Haushofmeister Cäsar (Ernst Arndt) das
begannen schon vor der Vorstellung, die wie¬
Servieren zu leiten hat, und wobei jeder
der nach goldiger, hiesiger Sitte erst nach
Schritt vorgeschrieben ist, jede Tasse, jede
9 Uhr beginnen konnte, Leckerbissen und
Speise nach einem genauen Plane auf¬
Spezialitäten herauszusuchen. So führten
getragen werden muß. Es galt daher, vom
sie dem Burgschauspieler Häusser¬
Carlton nicht nur die genaue Speisenfolge
mann die Spezialität des Hauses Wel¬
zu beschaffen, sondern auch die Kellner durch
lisch=Prüger „Makkaroni“ vor. Der kleine
langwierige Proben für diese Szene vor¬
Häussermann schwelgte vor Entzücken, de
zubereiten. Herr Apfel der volkstümliche
stellte sich eine zweite, eine dritte Portion,
Oberkellner des Carlton=Restaurants, mußte
vergaß ganz. daß er noch vor der Vor¬
sich dazu bequemen, mit seinem Hilfsper¬
stellung war, bei der er die wichtigste Rolle.
sonal die vorbereitenden Proben genau
den Amschel Rothschild, zu spielen hatte. Die
durchzumachen, was für dem Theater Fern¬
Makkaroni=Schüssel mußte ihm, im wahren
stehende keine gerade leichte Sache war.
Sinne des Wortes entrissen werden und
Endlich war dieses Hindernis überwunden.
seitdem gehört Häussermann zu jenen Burg¬
Doch bald nahten andere!
theatermitgliedern, die glücklich sind, wenn
Die tschechische Vorstellung dauerte bis
sie hier gastieren können; vor, während und
knapp ¾10 Uhr, in einer Vierteistunde mu߬
nach der Vorstellung genießt er die Jun¬
ten die an die exaktesten Hilfskräfte gewöhn¬
übertrefflichen Makkaroni“ Nach der Vor¬
ten Burgschauspieler mit Maske und Ko¬
stellung, gegen Mitternacht, saß die Corona
stüm fertig sein! Da meldete man mir plötz¬
wieder beisammen. Während sich aber die
lich, daß Frau Wilbrandb=Bau¬
jungen Darsteller langsam aus dem Staube
dius, die damals schon fast 80 Jahre alt
machten und ihre Zimmer aufsuchten, saß
war, verschiedener — sagen wir — Toilette¬
die alte Garde, Devrient, Zeska. Arndt und
gegenstände bedürfe, die im Theater nicht
mit ihnen die Wilbrandt=Bau¬
vorhanden seien; man könne d#er alten Dame
dius, seelenruhig und mit der echten Ge¬
nicht zumuten, halbangezogen ihre Gar¬
ruhigkeit der früheren Generationen lange
derobe zu verlassen! Ich mußte mich also
noch beisammen. Gegen ¼2 Uhr früh mußte
der ungewohnten Verpflichtung unterziehen.
ja doch schon Feierabend gemacht werden.
alles Notwendige herbeizuschaffen. Kaum
als Frau Wilbrandt= Baudius bedauernd
war dieser Zwischenfall auf die liebenswür¬
ausrief: „Was fange ich nun mit dem an¬
digste Weise erledigt, als ich einen heftigen
gebrochenen Abend an?“ Glücklich der 80jäh¬
Disput in der männlichen Stargaderobe
rige Mensch, der noch soviel Laune und Ge¬
höre. Der verantwortliche Leiter der Vor¬
selligkeit aufbringen kann!
stellung Walter Schott ist mit Otto Tre߬
Die Burgtheatergastipiele gehören nun,
ler aneinandergeraten, weil der Künstler
Gott sei Dank, zu den ständigen Einrichtun¬
die Rolle des kaum 30 Jahre alten Thron¬
gen des hiesigen Theaterbetriebes. Von der
folgers mit seinem herrlichen schneeweißen
Bühne bringen sie so manche Sensation,
Haare ohne Perücke und ohne Färbung spie= aber die privaten Erlebnisse werden immer
ten wollte. Treßler berief sich darauf, daß dünner und seltener. Die Hast des heutigen
er keine Zeit hätte, die Haare, wie er es bei
Lebens hat auch hierauf ihren Stempel ge¬
dieser Rolle zu tun pflegte, schwarz zu fär¬
drückt, zumeist fährt man noch nach der
ben. Man mußte sich darein sinden!
Vorstellung mit einem Gesellschaftsauto nach
Endlich war es so weit, die Bühnendeko¬
Wien zurück, für geselliges Ausruhen ist
ration stand bereits, wenige Minuten trenn¬
kaum mehr Zeit. Doch will ich in der näch¬
ten uns vom Beginn der Vorstellung, als
sten Folge noch von einigen Ausnahme¬
der Inspizient erschrocken meldet: Hofrat

fällen der letzten Jahre erzählen.
Reimers sei noch nicht da — dabei be¬
ginnt er als Puter Hyazinth das
Stück. Er muß rein in seinem Hotelzimmer
verschlafen haben. Ich sause hinüber, da be¬
merke ich unterwegs einen eleganten Kapu¬
Sgenden
zinerpater, es war der stets gewissenhafte
Georg Reimers, der sich im Hotelzimmer
fix und fertig kostümiert und geschminkt
Für die Abbrändler in Glaserhäu. Die
hatte und in der finsteren Nacht durch Hin=, Hauptleitung des Deutschen Kulturverban¬
tergäßchen, von niemandem bemerkt, ins
des hat beschlossen, zur Linderung der Not
Theater eilte. Jetzt endlich konnte der Abend
der deutschen Abbrändler in Glaserhäu
beginnen.
einen Betrag von 3000 Ks zu spenden.
Die Vorstellung hatte einen solchen
Burgtheatergastspiel im Stadttheater.
Bombenerfolg, daß mehrere ähnliche ver¬
anstaltet werden mußten. So spielten die
Burgtheaterkünstler im Dezember desselben
Anzeigen im
Jahres die Lustspiele „Literatur“ von
Arthur Schnitzler und „Der Erste
Neuen Preßburger Tagblatt
Beste“ von Francis Croisset, im Jän¬
ner 1922 „Was Ihr wollt" von
Preüburger Zeitung
Shakespeare, im März das Björnson¬
sind von größter Wichtig¬
Lustspiel „Wenn der junge Wein
keit. Der große Wirtschafts¬
blüht“ und dann im Herbst des Jahres
teil des Neuen Preßburgen
1922 „Die fünf Frankfurter“ von
Tagblattes macht unser
Rößler. Beim Björnson=Lustspiel ereignete
Blatt für alle Wirtschafts
sich ein heiterer Zwischenfall. Hedwig
kreise unentbehrlich.