II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Die Frau mit dem Dolche, Seite 8

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16.2. Die Frannit den Dolche
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mit dem Dolche vor dem Leichnam des Geliebten, zu
überredet ihn, von Salomon als Bitte zu verlangen,
Theater und Kunst.
malen. Dem großen Maler ist die lebendige Stunde,
er möge ihn in die Sprache der Vögel einweihen. Denn
Opernhaus.
die sein buhlerisches Weib mit dem Jüngling verbracht
der König beherrschte auch die Reiche der Natur. Engel
au mit dem Dolche. Von Schnitzler.— Die
hat, der rächende Dolchstoß, mit dem sie den Verführer
und Tiere waren ihm untertänig und darin lag seine
eder Vögel. Komödie von Adolf Paul. Ensemble¬
in Gegenwart ihres Gatten tötet, nur Stoff zu einem
Macht. Salomon verspricht nun dem Freunde, diese
der Mitglieder des k. k. Wiener Burgtheaters Alfred
packenden Gemälde. Als die Vision verschwindet, da
Bitte zu erfüllen, aber er muß schwören, niemandem
Albert Heine, Else Wohlgemuth, Julius
sitzt Lionardo zärtlich nahegerückt bei der geliebten Frau
von dessen Gewährung Mitteilung zu machen. Aber die
nger und der königl. bayrischen Hofschauspielerin
Clara Heine=Rabitow.
und sie verspricht ihm das Stelldichein. Warum? Um
herrschsüchtige Abisag entreißt ihm das Geheimnis, woill
aber weiteres erfahren, was er nicht zu sagen vermag;
die Vision, vor dem Bilde durchlebt, nun wirklich zu
hnitzlers Einakter Die Frau mit dem Dolche
durchleben, oder aus Groll gegen ihren Gatten, dem
sie stößt ihn von sich, und zeigt sich von der schlechtesten
gstens in Graz keineswegs eine Neuheit. Er ist
seine Kunst näher geht als die untreue Gattin und seine
Seite, bringt ihn kaltblütig dem Tode nahe und ent¬
Zyklus Lebendige Stunden schon im Jahre
Ehre? Das bleibt dem Zuschauer zu denken übrig. Es
er gegeben worden, und zwar mit Frl. Sussin
kleidet sich seelisch so vor Sabud, daß er zum inneren
ist eine gesuchte dramatische Spielerei.
Frohlocken des Königs Salomon endlich die Peitsche
rrn Mehnert in den Hauptrollen. Lebendige
Ganz anderer Art ist Adolf Pauls Komödie Die
nimmt, die ihm der König als beste Waffe gegen sein;
sind nach Schnitzlers Idee die Stunden wirklich
Sprache der Vögel. Unter den Sprüchen des weisen
Weib (allerdings vom Verfasser frei nach Schopenhauer
ten Lebens im Gegensatze zu den Schöpfungen
Salomo heißt einer: „Ich fand, daß ein Weib, dessen
und Nietzsche erfunden) in die Hand gibt. Aber Abisag¬
erwerkstötte oder des Schreibtisches. Dem Künstler
Herz Netz und Strick ist und dessen Hände Fesseln sind,
bleibt doch zuletzt Siegerin auch über die Salomonische
les, was er erlebt hat oder andere mit ihm gelebt
bitterer sei denn der Tod. Wer Gott gefällt, der wird
Weisheit, sie tritt liebkosend auf den zornigen Sabnd
nur Stoff für Literatur oder Leinwand. Darüber
ihr entrinnen, aber der Sünder wird durch sie gefangen.
wirkliche Leben seinen unge örten Gang. Leon¬
zu und küßt die Peitsche. „Nein, den Mund, Geliebte“,
Vom Weibe kam das Unglück in die Welt und jede Evas¬
spricht dieser und umarmt inbrünstig sein Weib! Der
ebt Pauline, die Frau eines Dichters, und will
tochter ist eine neue Spielart der Menschenmutter.“
weise König hat das Spiel verloren und spricht zuletzt
einem Stelldichein bewegen, ehe sie mit ihrem
Diese Erfahrung erprobt der weise König an seinem
nach Italien für lange abreist. Sie wehrt es
zu sich selbst, sich seines eigenen Verlangens nach dem
geliebten Freunde Sabnd. Er gibt ihm die schöne Abisag
schönem Weibe bewußt: „Abisag aus Sunem, lieblichste
chon sie ihn liebt. Das Gespräch spielt sich in
aus seinem Harem zur Frau, die einst das Lager des
der Blumen! Eine Rose bist du — und wer sich an
Bildergalerie ab vor dem Bilde einer Frau mit
alten Königs Davio geteilt und die er selbst aus Ehr¬
deinen Dornen ritzt, dem heilt die Wunde nie! Geh,
olche in der Hand, die mit Pauline Ahnlichkeit
nimmersattes Begehren! Wirf dich fort, so oft du magst,
##fuicht vor seinem Vater nicht berührt hatte, und gibt
Nun hebt sich der Vorhang, man sieht ein
nur nicht da, wo's dich hintreibt! Denn
sie ihm, weil Sabud, von ihrem Anblick entflammt,
ancezimmer und darin Lionardo und Paola im
ahne ihren Besitz dem Tode nahe ist. Aber der hoch¬
da bist du verloren! Wir wollen herrschen
der Zeit, ihn stammelnd vor Leidenschaft und
beglückte Sabud soll nicht zum Sklaven seines Weibes
wollen König sein!“ Die gerade nicht tiefe, aber
sie abwehrend. Lionardo will sich aus Verzweif¬
werden, er will ihn in sein edleres männliches Selbst
gewiß geist= und poesicvolle Komödie lehnt sich, wie 1
or ihrer Türe mit dem Dolche entleiben. Da tritt
wir sehen, wohl an die bekannte biblische Erzählung an,
zurückzuführen. Er gibt ihm den Befehl, sich noch etwas
tte Remigio hinzu und die Frau erdolcht vor
aber ist doch viel auch eigene Erfindung und im modernen
von ihm zu wünschen, was nur der Freund erbitten
Augen den Liebhaber. Und der Gatte greift nach
und Palettc, um die schöne Gruppe, die Frau und nur der König ihm gewähren kann. Und Abisag] Geiste durch Schopenhauer und Nietzsche beeinflußt. Es ##