II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 21

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14. Der Schleiender-Reatrice
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Gsntschee Volksblatt
19 4%0.

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Sache liegt aber ganz anders. Eine Anzahl von zugefügt werden mag — wir wissen es nicht, aber es
ne moderne Tyrannis.
Journalisten, zu deren Berufspflichten es gehört, über dürfte nicht wenig sein. Noch niemals aber hat „man“.
rere Wiener Blätter haben gestern eine lang¬
die Aufführungen des Hofburgtheaters zu be= sich verpflichtet gefühlt, einen geharnischten Protest ergehen
„Erklärung“ publicirt, die von sechs Burg=richten, hat sich zusammengethan, um das Herrn zu lassen, denn die Gedemüthigten waren keine Jnden,
krenten unterzeichnet ist, und sich gegen den Arthur Schnitzler angethane Unrecht zu rächen, sie waren nicht Mitglieder des Ringes, der sich an¬
serer Hofbühne, Herrn Dr. Schlenther,
und in diesem Umstande liegt für uns der Anlaß, die maßt, den literarischen Markt zu beherrschen. Herr
an müßte demnach annehmen, daß es sich um
von den Herren Bahr, Bauer, Speidel u.s. w.
Dr. Schlenther ist stets ein schlechter Theaterdirektor
erung einer Differenz handelt, die zwischen
eingeleitete Action auf das Entschiedenste zu verur¬
gewesen und er wird es wohl auch bleiben. Alle seine
ffenden Journalisten und dem Director des
theilen. Man hat es da mit einem Mißbrauche jenes zahllosen Sünden wären ihm aber vergeben worden,
ters entstanden ist, um eine principielle Frage,
Einflusses zu thun, über den der Kritiker, der in der wenn er es sich nicht hätte einfallen lassen, in Arthur
ch ja aus dem Verhältnisse der Kritik zu dem
Lage ist, seine Ansichten Tausenden von Personen zu[Schnitzler die ganze Schaar Jener zu beleidigen,
es Theaters leicht ergeben kann. Dem ist suggeriren, naturgemäß verfügt, und wenn man Director die sich einbilden, das geistige Jung=Wien zu reprä¬
, sondern die Redacteure, die die erwe nte Schleuther auf diese Weise zwingen will, einen Ent= sentiren. Wir müssen gestehen: wir sehen es nicht ohne
unterzeichnet haben, ergriffen nicht in schluß, den er mit Recht oder Unrecht gefaßt hat, Schadenfreude, wie Dr. Schlenther jetzt gerade
ache das Wort, sondern sie haben sich und
wieder rückgängig zu machen, so macht dies den Ein¬
von Jenen behandelt wird, denen er sich sofort nach
fluß in den Dienst eines Autors gestellt,
druck, als ob die betreffenden Theaterreferenten die seiner Uebersiedlung nach Wien mit Haut und
lerk von der Direction des Hofburgtheaters Absicht hätten, sich als eine Art moderner Tyrannis Haaren verschrieben hatte. Die Stücke Arthur
iesen wurde. Es handelt sich, um es kurz zu
zu constituiren, die den Theaterdirectoren ihren Willen
[Schnitzler's beherrschten geradezu das Repertoire
t das Schauspiel „Der Schleier der Beatrice“
in literarischen Dingen octroyiren will.
des Burgtheaters, nur manchmal wurde einem
ur Schnitzler, das Director Schlenther
Die Unterzeichner der mehrerwähnten Erklärung
unserer Classiker die Ehre zutheil, in einer
Aufführung acceptirte, später aber nach
scheinen übrigens selbst das Gefühl gehabt zu haben, meist miserablen Vorstellung zum Worte zu kommen.
ger Durchsicht dem Verfasser zurückstellte.
daß der Eindruck, den ihre Publication hervor= Das genügte nicht, sondern man stellt sich auf den
wollen uns in eine Untersuchung, ob das rufen dürfte, kein besonders günstiger sein werde. Standpunkt, es sei die Pflicht des Burgtheaters, jede
Dr. Schlenther's ein correctes zu nennen ist Sie haben sich daher einer Art von Falsch=Arbeit unbesehen zu acceptiren, die die jüdische Fabriks¬
t absolut nicht einlassen. Wir bekämpfen die meldung schuldig gemacht, indem sie behaupteten, marke trägt. Als das Speidel=Jubiläum stattfand, sang
Weise der Directionsführung dieses Herrn seit sie seien genöthigt, zur principiellen Wahrung der Niemand das Loblicd des Gefeierten in lauteren und
fange mit solcher Entschiedenheit, daß wir Autorrechte in der in Rede stehenden Angelegenheit höheren Tönen, als Dr. Schlenther. Gestern hat sich
nicht in den Verdacht gerathen werden, zu seinen das Wort zu ergreifen und außerdem noch aus Be= Speidel dafür revanchirt. Vielleicht wird Doctor
ern gezählt zu werden, wenn wir in diesem sorgnis, daß es heranwachsenden, noch nicht beglau= Schlenther aus diesen lehrreichen Vorfällen die
gegen diejenigen wenden, die ihn angreifen. bigten Talenten am Burgtheater in Zukunft ähnlich Consequenzen ziehen und einsehen lernen, daß es keine
uns die Sachlage bekannt ist, glauben wir oder noch schlimmer ergehen könnte. Es wäre besser Fabel ist, wenn von der Solidarität des Judenthums,
Ansicht zuneigen zu sollen daß das Ver=gewesen, wenn die Herren hübsch bei der Wahrheit vom Terrorismus und von der Tyrannei der jüdischen
velches Herr Schlenther dem eingereichten geblieben wären; die Wahrheit aber ist, daß in dieser Presse gesprochen wird. Vielleicht werden diese Er¬
kgenüber zur Anwendung gebracht hat, kein Angelegenheit deshalb Lärm geschlagen wurde, weil fahrungen in ihm nachwirken, wenn er längst nicht
eies ist und wenn der betroffene Autor selbst es sich um Arthur Schnitzler handelt, um Arthur
mehr Leiter des Hofburgtheaters sein wird. Sein
dung mit anderen Autoren gegen die ihm Schnitzler, der zur Clique gehört und als eine der
Wiener Aufenthalt wäre dann, wenigstens so weit seine
fene Kränkung oder Benachtheiligung protestirt Koryphäen des Wiener Literaturjudenthums gilt. Was
Person in Frage kommt, kein ganz zweckloser gewesen.
wäre daran gewiß nichts auszusetzen. Die jahraus jahrein aufstrebenden Talenten an Unrecht