II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 43

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Mhiee Wiener Sitralsatt
vora 11/9 79 00
Theaterzeitung.
Dreizehn Jahre Wartezeit.
(Die Geschichte eines Theaterstückes.)
Noch ein Beitrag zu dem in den letzten
Tagen vielbesprochenen Kapitel „Wie man
Wiener Dichter im Wiener Hofburg¬
theater behandelt“. Im Jahre 1887, also vor
dreizehn Jahren, wurde dem damaligen
Für Directions=Provisorium ein einactiges Lustspiel
überreicht, „Maximen“ betitelt. Der Verfasser
inglusive
nannte sich nicht, er bat um eine Verständigung, be¬
Porto
treffend das Schicksal seines Werkes, unter einer „bar
„ 100
Deckadresse. Die Entscheidung siel sehr günstig aus,
m Voraus.
die Komödie wurde zur Aufführung an¬
Abonnem
genommen. Nun hielt der Autor den Moment fürste ist das
Abonnent
passend, das Visir zu lüsten, er suchte die Leiter der Hofzcht es den
I.
bühne auf und besprach eingehend seine Arbeit. Man er¬
klärte einige Veränderungen im Dialoge für wünschens¬
Inhaltsa
werth. Den Winken wurde Rechnung getragen und altend die
blätte¬
Torgen¬
sohin dem Dichter nochmals bekanntgegeben, der
wodurch e
Zeitung“)
des In¬
Einacter werde in Scene gehen. Das Provisorium
ihe Leben
werden in
machte alsbald der Direction Burckhard Platz. Wieder
peilungen
erhielt der Verfasser des Einacters Mittheilung,
sein Lustspiel stehe auf der Liste der
sangenommenen Stücke. Dr. Burckhard
wie diese
behielt sich eine Ueberprüfung vor
ausfiel, darüber verlantete Nichts. Aus dem Um¬
stande, daß der neue Herr im Burgtheater das Ur¬
theil seiner Vorgänger nicht cassirte, glaubte der
Antor, und mit Recht, der Ueberzeugung sein zu
können, sein Werk sei nach wie vor vom Burg¬
1
theater angenommen. Ein gegentheiliger Bescheid
erfloß nicht, folglich blieb die erste Entscheidung auf¬
recht. Seither sind dreizehn Jahre ver¬
der
flossen der angenommene Einacter
erworbenen 1L
Liste der
amtlich auf die
Stücke gestellt wurde, ist bis heute im Archiv versenkt#
L
geblieben. Der Mann, dem solches geschah, ist
3
Julius v. Ludassy. Die mit der ersten deutschen
Bühne gemachte Erfahrung hat den hochbegabten
Schriftsteller nicht abgehalten, weiter zu schaffen, in
dem Volksstücke „Der letzte Knopf“ hat er eine be¬#
deutende Talentprobe gegeben. Wie viele junge1g
Schriftsteller aber werden durch solche Vorgänge für##n
immer entmuthigt! Demnächst wird Ludassy mit v
einer neuen Dichtung hervortreten, welche den
Titel führt „Die Frühlingskinder“.“
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som 18 07086
(=Der Fall Schnitzler.
Es ist eine Affaire. Allerdings keine neue. Unzählige¬
male ist es vorgekommen, dass Bühnenschriftsteller ihre
Arbeiten, nachdem solche lange in den Theaterkanzleien
gelegen, zurückbekommen haben. Sie ertrugen es mit
Anstand und Würde, oder sie haben sich persönlich ihrer
Haut gewehrt, indem sie die Flucht in die Oeffentlichkeit
ergriffen; aber ganz vereinzelt ist der Fall, dass
sich der Abgewiesene mit einer Schutzgarde von kritischen
Für 50
10. Publicisten versieht, die in seinem Namen eine Erklärung lusive
jorto.
200 abgeben. Wir glauben, dass auch Herr Dr. Schnitzler, hlbar
50 der eine gute Feder führt, seine Sache selbst hätte ver= Voraus.
100-treten können. Wenn er aber schon die Wiener Kritiker
In zur Anwaltschaft aufgerufen, so hätte er sich einer stärkeren ist das
Abonnen
Streitmacht versichern müssen, als sie in den sechs Ge¬ es den
Abonnen
rechten besteht, die für ihn das Wort gegen Doctor
[Schlenther ergriffen. Diese Herren, einzeln ist jederstend die.
Inhaltsg leidlich klug und verständig, aber versammelt — habenorgen¬
blütte
sie eine Dummheit gemacht. Nicht dass wir gegen Zeitung")
wodurch
he Leben
Schnitzler oder für Schleuther Partei ergreisen wollen.
des In¬
heilungen
Was den letzteren betrifft, gehört er zu den unleidlichsten:
werden
Theaterdirectoren, die jemals hier das Regime geführt.
Sein ganzes Gehaben in Bezug auf Dichter und Publicum
ist eine Mischung von Berliner Schnodderigkeit und
höchster Wurstigkeit. Wahrlich, dieser Herr, der das Burg¬
theater so weit gebracht, dass es seine Kräfte aus dem
Jautsch=Theater holen muss, darf sich nicht vermessen, zu
erklären, dass nur das Burgtheater in der Lage sei,
das Werk eines Bühnenschriftstellers in würdiger Weise
zu interpretieren. Das ist eine der berühmten Schleuther¬
schen Ueberhebungen, welche diesen Mann charakterisieren
und nur noch unsympathischer machen, als er ohnedies
schon ist. Aber so ungeschickt anmaßend sich Director Schleuther
in diesem Falle benommen, so wenig berechtigt war die!
sechs Mann hohe Solidarität der Theaterreferenten.
Wir erinnern uns eines geflügelten Wortes des ver¬
ewigten Sitter, der von den 300 Wiener Theater¬
recensenten zu sprechen pflegte. Das war eine satirische
Licenz, aber jedenfalls repräsentieren die gedachten Decla¬
ranten noch lange nicht die gesammte Kritik, man wird
vielmehr anzunehmen versucht sein, dass sie eine Quint¬
essenz des berühmten „Klüngels“ sind, der öffentliche
Meinung machen will. Die feierliche Erklärung dieser
Herren, was im Benehmen Schleuthers gegen Schnitzler
unstatthaft gewesen, ist sehr überflüssig. Jeder halbwegs
anständig und rechtlich denkende Mensch sagt sich das¬
selbe, was ihm die Wortführer des gemaßregelten
Dichters sagen.
Die öffentlich Entrüsteten haben in dem gegebenen
Falle zu viel oder zu wenig gethan. Entweder wollen¬
sie Bühnenschriftsteller und Publicum vor Schleuther
und seinem Theater warnen, dann hätte das klipp und
klar geschehen müssen, oder sie beabsichtigten des Directors¬
Unfähigkeit zur Beurtheilung dramatischer Werke festzu¬