II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 112

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14. Der Schleier der neastrice
m Sultan einen Huldigungsakt zu seyen. sturtischen Hause Kadschar's bei dem stammverwandten Obdachlosen hat sich damals Niemand getummert. Eine
se Reise des Schah in Schah an das Hof=Stammhalter des Hauses Osman's, ja, selbst dieunbedeutende Landesunterstützung in der Höhe von einer
Million Kronen reichte kaum hin, um das kraffeste Elend der
Sultans allein wird bereits von vielen Möglichkeit eines solchen, ist ein erfreuliches Zeichen
der fortschreitenden Europäisirung der moslimischen
Röthleidenden zu lindern. Das Uebrige mußte der Selbst¬
n als solch ein Akt aufgefaßt werden.

aufgeführten Stücke. „Wenn wir Todten erwachen . ..“das neue Stück von N. N. an der und der Bühne zur Auf¬
Papierform“ des Theaterturfs.
führung angenommen worden ist“ — das ist aber doch kein
an den Titel des letzten Ibsen=Stückes wurde man dieser
Tage oft genug erinnert. Vom Repertoire=Friedhof des
ernster Standpunkt für ein großes Theater. Ein solches darf
st blos auf dem Rennplatze läßt die „Papierform“
kein Novitätendopot sein, darf nur annehmen, was es zu
Burgtheaters fingen der Reihe nach die Todten sich zu
abel oft in Stich mit all ihren gründlichen Be¬
melden an, die nie zum Leben gekommen waren trotz der
spielen entschlossen ist, und muß also spielen, was es ange¬
k, untrüglichen Kombinationen und Erfahrungen,
„Papierform“ in der ihnen das Lebendigwerden erschien.
nommen hat. So wenig ein engagirter Schauspieler durch
nVorhersagungen. In unserem vieltheuren Vater¬
Ein Gehuschel und Geraschel ging durch vergilbte Manu¬
Nichtbeschäftigung todt gemacht werden darf, so wenig ein
wo die „Papierform“ von jeher für so Vieles auf¬
akzeptirtes Stück durch Nichtaufführung. In dieses Mi߬
skripte, die von der Hand des einen Direktors in die seines
ußte und noch wird herhalten müssen, auch wenn
Nachfolgers und von da wieder in die des nächsten gekommen
verhältniß zwischen Autor und Bühne, das beider unwürdig
Währungsgebiete die Baarzahlungen noch so voll¬
ist, muß eine Korrektur gebracht werden.
rchgeführt sein sollten. Auf wie viel anderen Ge=waren, deren papierenes Recht von jedem anerkannt worden
war und die trotzdem nie das Lampenlicht erreicht hatten,
bleibt das Surrogat der „Papierform“, wie viele
Auch in anderem Sinne noch läßt sich auf die
sondern in das Dunkel des Reserve=Archivs hinabglitten.
echtigungen“ und „Freiheiten“ besitzen wir in dieser
Nicht Autoren=Manuskripte allein schlafen da drin den traum¬
„Papierform“ des Theaters nicht schwören. Auf die Schlu߬
was man auch, mit höher stylisirtem Ausdrucke,
folgerungen nämlich aus dem Manuskripte heraus auf die
losen Schlaf, aus dem es kein Erwachen gibt, sondern auch
ipe“ heißt! „Das Papier ist geduldig,“ sagt das
Bühne hin. Direktor Schlenther hat in seiner jüngst
bereits vollkommen amtlich präparirte, im offiziellen Wege
t — die Menschen aber können sich wohl der noch
veröffentlichten Erklärung die bei einer Direktion eingereichten
hergestellte Kopiaturen mit dem vollständigen Rollenfaszikel,
Geduldigkeit rühmen, die sich mit der „Papierform“
Stücke in drei Kategorien geschieden: die von vorneherein
worauf wohl auch schon die Namen der bestimmten Dar¬
nd auf die Hoffnungsfolter spannen, wohl auch
unaufführbaren, die absolut erfolgsicheren und die nicht
steller verzeichnet sind. Eines Tages plötzlich hat da irgend
ffertigen lassen. Geht es nun so in der Weltkomödie,
ein anderer Wind geweht — et dissipati sun — und
gleich bestimmbaren, denen gegenüber das Urtheil sich in der
icht auch in der Komödiantenwelt? Von Zeit zu Zeit
Reserve halten muß und nur allmälig zur Klärung und
Manuskript und Rollen waren hinabgeweht in # Untiefen
es irgendeinen Rummel gegen die Geltungsansprüche
Fixirung gelangen kann. Aber solchen Stücken gegenüber,
ierform“, wie zum Beispiel in diesen Tagen anläß= des Archivs. Ein Aufführungsrecht kann der Autor, wenn
wird man wohl behaupten dürfen, ist die Fixirung eines
Konflikts Schnitzler=Schlenther gegenser es sich nicht durch Separatvertrag gesichert hat, absolut
Urtheils vor der Aufführung überhaupt kaum ein Ding der
nicht geltend machen, denn der Tantiemenvertrag gewähr¬
ierene Schicksal der im Burgtheater eingereichten
Möglichkeit, und es wird sich schwerlich etwas Anderes thun
leistet ihm nur die Perzentziffer, wenn sein Stück aufgeführt
was tumultuös hergefahren worden ist. Auch nicht
lassen, als die Entscheidung der Theaterwirkung anzurufen,
wird, und ebensowenig kann er irgend einen Entschädigungs¬
nd wahrhaftig, denn die Klage über die Rechts¬
wenn das Stück durch innere Qualitäten und durch den
anspruch erh.ben, denn es ist ihm nur das Recht eingeräumt,
eit der dramatischen Autoren der Hoftheaterleitung
Namen seines Autors einen solchen Appell an die letzte
wenn sein, wohlgemerkt angenommenes Stück nicht
#r datirt schon von vielen Direktionen her, und im
Instanz, an das Publikum, verdient. Ein Aburtheilung ex
aufgeführt wird, es nach Jahresfrist zurückzuziehen. Wie
93 ist die Frage eine recht akute gewesen und auch
cathedra, von der Bureankanzel herab, ist eine mißliche
manche dramatische Arbeit aber ist, bei der wilden Pro¬
Stelle in aller Prägnanz dargestellt worden, als sich
Sache, die den voreiligen Richter leicht durch Erfolge, von
duktionsjagd von heute, nach einem kurzen Jahre stofflich
stische Fall ereignete, daß Fulda's Lustspiel
anderwärts oder in einer späteren Zeit geholt, Lügen strafen
überholt oder durch sonstige Zwischenfälle von Gegenwart und
n“, nachdem bereits der übliche Tantiemenvertrag
Zukunft abgedrängt. Es wird bei Theatern ersten Ranges kann. Ein kleines, trotz seiner minimalen Dimensionen aber
or unterschrieben worden war, ihm ohne weitere
wohl nie an „dramatischen Bittstellern“ fehlen, deren Ehrgeiz lehrreiches und durch den bunten Situationswechsel scharf
gerung und Rechtsvergütung einfach zurückgeschickt
schon mit einer platonischen Annahme ihrer Arbeiten vor illustrirendes Beispiel kann der Schreiber dieser Be¬
er erst die nicht zurückgeschickten, aber auch nicht gesättigt ist, weil es sich so hübsch in der Zeitung liest, daßmerkungen aus seiner eigenen Erfahrung zitiren. Es war in