II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 342

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14. Der Schleier der Beatrice
Nachdruck verboten.)
besinnt sie sich auf einen Traum, der sie in die
294— Teuilleion.
Arme des Herzogs Bentivoglio geführt hat, nachdem
Cewe##
er sie gestern an der Tür des Ladens ihres Vaters,
des alten Wappenschneiders Nardi, gesehen hatte, mit
Berliner Theaterbrief.
Blicken sie betrachtend, die sein Verlangen deutlich
Berlin, den 8. März.
kündeten. Und sie? Voll koketter Anmut und heim¬
Arthur Schnitzlers Beatrice“ ist eine Art
licher Sinnlichkeit erzählt sie's dem angstvoll lauschenden
Renaissance=Erdgeist. Das Urweib, in Sünde geboren,
Filippo: sie träumte, daß sie dem Herzog sich vermählt.
zur Sünde geboren und Sünde gebärend, wo es sich
Da aber jagt der empörte Dichter sie davon:
zeigt. Instinktiv, unbewußt jede Manneswürde, jeden
„Doch Träume sind Begierden ohne Mut,
Mannesstolz zersetzend, jedes edle, reine, hohe Gefühl
Sind freche Wünsche, die das Licht des Tages
in der Mannesbrust auslöschend, wenn sie in ihrer
Zurückjagt in die Winkel uns’rer Seele,
Daraus sie erst bei Nacht zu kriechen wagen, —
Jugend Maienblüte, in ihrem Liebreiz, in ihrem kind¬
Und solch ein Traum, mit ausgestreckten Armen,
lichen Frohlocken und fihrer heißen Sinnenlust einem
Sehnsüchtig läßt er durstig Dich zurück....
männlichen Wesen sich naht. So ist der geniale Dichter
Filippo Loschi ihr zum Opfer gefallen, so der brave
Und wie sie auch fleht und bittet und ihn ihrer Liebe
Vittorino Monaldi, so macht der Herzog von Bologna,
versichert und voll heiterer Unbefangenheit schwört
Lionardo Bentivoglio sie zu seiner Gemahlin, um Tod
„ein Traum wars doch“ . ..: er läßt sie ziehen. Mit
im Herzen sich dem Leben zuzuwenden, nachdem Beatrice
zwei florentinischen Courtisanen, die in Begleitung von
von ihrem Bruder Francesco erdolcht, zusammensinkt;
jungen Edelleuten noch zu ihm kommen, sucht er seinen
diesem Bruder, der die junge, schöne Schwester mit
Schmerz zu betäuben. Im zweiten Akt finden wir
eisersüchtiger, dunkler Zärtlichkeit geliebt hat. Verderben
Beatrice wieder inmitten des Volkes, das die
bringt sie, wo sie erscheint, und dies nur durch ihren
Ankunft des Herzogs erwartet und über das
weiblichen Zauber, durch die Lieblichkeit und die holde
ungewisse Schicksal der Stadt sich allen möglichen
Wonne, mit der sie auf die Seelen wirkt. Beatrice tut¬
Beunruhigungen hingibt. Nur das schöne Kind ist
nichts übles. Sie lacht und weint, sie lügt und betet, sie
heiter und unbekümmert, und willig läßt sie sich von
liebt und lüßt, wie einem innern Zwange gehorchend,
ihrem Bruder Francesco überreden, Vittorino, den
aus Naturnotwendigkeit. In kindlicher Unschuld ist sie
Gesellen ihres Vaters, zu heiraten, damit sie geborgen
ein dämonisches Weib! So kommt sie im ersten Akte
sei an der Seite eines treuen Mannes, während der
zu Filippo Loschi, der sie vor drei Tagen auf einem
Bruder sich als Freiwilliger den Schaaren anschließen
Feste zum ersten Male gesehen. In seinem Garten
will, die dem Borgia entgegenziehen. Drum muß noch
träumt er von ihr unter Rosen und Lorbeerbüschen
heute, gleich die Hochzeit sein. Beatricefindet das sehr lieb
und erkennt seine eignen Lieder nicht wieder, die Ago¬
und schön und geht ins Haus, um sich zur Kirche zu
stino Dossi ihm zur Laute vorsingt: Lieder, die er zum
schmücken. Zärtlich, in vollster Hingebung hat sie dem
Ruhme seiner Braut, Teresina Fantuzzi gedichtet hat,
Bräutigam sich anverlobt, und in reinstem Seelenfrieden
Andreas, seines besten. Freundes, Schwester. Vergessen
geht sie zur Ehe. Es ist das beste für sie, und offen¬
ist alles, seit er Beatrice gesehen, Treue, Freundschaft,
bar, es macht ihr Spaß. Doch im Moment, da sie das
Ehre; vergessen um des jungen Weibes Lächeln. Seine
Haus verläßt, steht sie dem Herzog gegenüber, und als
dieser sie wieder sieht, ist's um ihn geschehen. Der
nussi, wenden sich von ihm. Vergebens haben sie ihm
Zauber Beatrieens wirkt. Zwar erklärt er hochherzig,
erzählt, daß Cesar Vorgia vor den Toren Bolognas
als er erfährt, daß sie einem andern angetraut werden
stehe, daß diese Nacht die letzte sei der dem Unter¬
soll, daß er auf sie verzichte....
gange geweihten Stadt.... was kümmert das ihn?
„Nie war's mein Sinn, in fremdes Recht mit
Wenn diese letzte Nacht nur ihm und seiner Liebe ge¬
leichter Hand zu greifen“... sagt er schmerzlich bewegt
hört, wenn er Beatrice nur umfangen kann. Und diese
und gibt ihr den Weg frei. Aber sie bleibt stehen wie
kommt, und in höchstem Liebesrausch geleitet er sie
gebannt, und, den Herzog unverwandt anblickend,
zum Gemach: da, an den Stufen des Hauses,
lockend, träumerisch, verheißungsvoll, wühlt sie in


seinem Herzen heißes Beg
und Geberde unterjocht sie
Er erklärt nun, da es
Gunst zu schenken, so küm
wirbt um sie, nachdem er
Bruder und ihren Bräutig
mit den glühendsten Worte
„Was aber Beatrice sch
Ich bracht' auch Schutz
Wie sie dem Sinn vo
Sie sollen alle Dir ge
Und Kleider aus Dam
Sind alle Dein, und z
Ein Schleier von so #
Wie keiner, den ein M#
Und niemals eine Herz
Aber sie lehnt alles ab.
Herzogin wird sie sein Sch
Unerhörte sagt sie ihm mit
lächeindem Munde, als wä
Selbstgesühl der Tragweitel
Und — der Herzog willigt
dort die Krone höchster We
wird seinen verliebten Sin
„Denn zu nichts anden
Kann ich aus Deinen
hatte er schon vorher ausg
Bedingung beharrt, so bef
rüsten, den Kardinal zur
Fest der Schönheit zu feier
nacht. Beatrice wird He
kostbare, geheimnisvolle Sch
ihr Bräutigam, aber geht h
in das Herz.
Im dritten Akt kehrt
Eine unendliche Sehnsucht
vom Feste, von der Seite
fortgeschlichen zu dem Geli
Stunde zu Stunde erwarte
heit wurde, daß der Her
Und da, in seinem verzwel
plötzlich vor sich. Er fragt
nachdem sie ihn verlassen,
Weil ich mich nach Dir s
Mit solcher Sehnsucht, de
Als alles... Mir war's,
Und alles Glück der Erde
Nur einmal noch in Dein