II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 349

14. Der schleien der Beatrice
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de
Ausschnitt aus:
vom:
Theater.
Arthur Schnitzlers fünfaktiges Schauspiel,
Schleier der Beatrice“ das schon vor seiner An
führung so seltsame Schicksale erlebt hat, fand vorgester
abend im Berliner Deutschen Theater eine nie
weniger seltsame Aufnahme. Es wurde ebenso heft
angegriffen wie verteidigt, und wenn auch der Dicht
fast nach jedem Akte hervorgerufen und sympathisch b
grüßt wurde, so fehlte doch dem Publikum, daß sich ar
dem Mantel der Monna Vanna eine pikante Sensatio
geschnitten hatte, im allgemeinen die Achtung vor eine
technisch weniger zugespitzten, weniger klar konstruierte
aber mindestens ebenso ernsten Werke, das mit sein
Für
Fülle sinnlicher Anschauung, mit seiner geistigen Bewe inelusive
##n lichkeit und seinem wechselnden Stimmungszauber in re Porto.
500 dichterischer Beziehung den nahe liegenden Vergleich mei Zahlbar
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Deutlichkeit der Dinge h
WI
der Reiz des Symbols
einem anderen, berühmte
Femneton.
Shakespeare, etwas sche
einen Schleier, nämlich
auch das Brautgeschenk
Geliebte; aber von well
Berliner Theater.
und Wirklichkeit gemischten
(Eigenbericht.)
Taschentuch bei Shakespe
Schauspiel dient der Sch
Berlin, 8. März.
wirkungsvollen Anbüick au
als zur Herbeiführung e
Deutsches Theater: „Der Schleier der
deckung des Aufenthalte
Veatrice, Schauspiel in 5 Akten von Arthur
anderen Hause als dem
Schnitzler.
Diese Entdeckung hätte
Fast möchte man sagen, es sei von Glück gewesen
herbeigeführt werden kö
für Arthur Schnitzler, daß sich in den spärkichen
des Stückes nach dem
Beifall nach den Aktschlüssen, besonders nach dem
merksamkeit des Zuschaue
dritten Akt, lebhaftes Zischen einmischte, denn ohne
der von ganz nebensäch
diese Zeichen des Mißvergnügens hätten wir heute
und Wert des Stückes
von einem offenbaren Mißerfolge zu sprechen. Das
Umständen ein Stilfehler
wenig berechtigte Zischen rief nach dem bekannten
Oder sollte ich mich
prychologischen Gesetze vom Widerspruch den verstärkten
Dichter mit dem Schleier
Beifall Derer hervor, die an dem wenig befriedigenden
WWerke immer noch die Leistung eines Künstlers mit holden Irrtum der I
Freude begrüßten, und trieb so manchen, der sich Heldin angedeutet haben
sonst still verhalten hätte, nun seinerseits Einspruch zu deutlicher werden sollen,
kamen den Zuhörern nich
verheben gegen das in diesem Falle geradezu alberne,
Veatrice ist die enge
ja unanständige Zischen.
in Bologna irgend einma
Der Leser begreift nach dieser Einleitung, daß
unter irgend einem un
von einem klaren Erfolge nicht die Rede sein kann.
und zur Zeit einer der #
„Der Schleier der Beatrice wird nicht so oft über
fehden. Bologna wird
„de Bühne des Deutschen Theaters wehen, wie etwa
der Mantel der Monna Vanna; aber das gereicht gewaltigen Eroberer
bedrängt, von einem B
dem Dichter Arthur Schnitzler keineswegs zum
höchsten Not, denn schonl
Schaden, im Gegenteil, an wahrhaft dichterischer
zu stürmen, und voll
Bedeutung steht sein übrigens schon vor zwei Jahren
Bürger Bolognas den
entstandenes und nur durch allerlei üble Umstände
Da verbreitet sich durch
erst jetzt zur Aufführung gelangtes Schauspiel hoch
Herzog wolle die letzte N
über Maeterlincks Drama von der schönen nackten
Frau mit nur einem Mantel über ihrer Nacktheit.
seiner Herrschaft mit de
zubringen. Der freundlig
Mir will scheinen, als sei Arthur Schnitzler dies¬
der Herzog bei seinem
mal gerade daran gescheitert, daß er durchaus dichterisch
sein wollte. Der reindichterische Gehalt kommt nicht Stadt gerade vor
kommt und des schöner
klar genug heraus. Je mehr Worte Schnitzler seine
just in dem Augenb
Menschen sprechen läßt, desto weniger verstehen wir
Bruder geführt, an de
die tiefsten Beweggründe ihrer Handlungen. „Der
zu nächtlicher Stunde
Schleier der Beatrice blieb, um ein auf der Hand
sich dort zu vermählen.
liegendes Wortspiel zu gebrauchen, den meisten Zu¬
schauern in seiner tieferen Bedeutung schleierhaft. sondern eine aus Verzi
Abende hinter einander
Handelt es sich nur um einen schönen Schleier, also
Filippo gelegen und nur
um ein weibliches Bekleidungsstück wie ein anderes
auch, wenn auch durch die Gunst des Schenkers, des Aufwallung des Zornes
ihm verstoßen und gera
Herzogs von Bologna, herausgehoben aus dem großen
worden. Das sechzehn
Wust anderer schöner Schleier? Oder soll der Schleier
zärtlichen Stunde ihrem
der Beatrice eine symbolische Bedeutung haben? Wenn
erzählt, daß sie geträumt
ja, dann bitte etwas deutlicher, verehrter Dichter!
Sollen wir uns erst ein von dem Dichter beabsichtigtes zugelächelt und sie an sei
Symbol durch eifriges Nachdenken aus der gemeinen Gang geleitet, und danne