II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 507

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14: Der Schlefer der Beatrice
Büro-Ausstellung Wien 8.—19. November
siehe Rückseite.
Telephon 12.801,
Da
SODSEITER
I. österr. behördi. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christlanla, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls, New-Vork.
Peris, Rom, öan Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Gnellenangabe ehne Gewübe).
Ausschnitt aus:
177
Pn 1
1 1911
Nene Halaburger Zeitung
gee ge
lohren. Dort meldet sich ein Lindwurm.
Deutsches Schauspielhaus. Arthur Schnitzler in
Hamburg. Drei Schnitzler=Abende sind der verkönlichen
Anwesenheit des Dichters gewidmet. Drei Aufführungen
aus seinem Gesamtwerke. Ein Triptychen, das auf der drei¬
teiligen Bildfläche die Entwicklungsjahre 1890, 1900, 1910
verbindet und aus der jüngsten Bekenntnisform des Dra¬
matikers („Das weite Land“) über die phemtastische Pro¬
blematik seiner zweiten Jugend („DerSchleier der Bea¬
trice") in das erste Beichtgeheimnis („Anatol“) zurückführt.
Da hat man gewissermaßen ein dreifach gegliedertes Sym¬
bol der psychologischen Schnitzler=Schlange, die sich selber
in den nachdenklichen Kopf greift und einen geschlossenen
Ring bildet. Der gestrigen Tragikomödie folgt heute das
Renaissancespiel, folgt morgen der dialogische Reigen.
Hoteldirektor Aigner blickt in den Spiegel seiner Ver¬
gangenheit und sieht sich als Dichter Filippo und am Ende
der Perspektive als Salonphilosoph Anatol wieder. Dieser
lange und tiefe Blick hat eigentümliche und aufschlußreiche
Reize. Denn er orientiert in der bündigsten Weise über
die schöpferische Persönlichkeit und über die stärksten Lebens¬
kapitel des Gestalters. — Die gestrige Vorstellung wurde
namentlich im ersten Aufzuge von einer intensiven Stim¬
mung getragen. Robert Nhil, Marie Elsinger und Fran¬
ziska Ellmenreich boten fundamentale Eindrücke, die der
szenischen Wirkung des zartgebauten Seelendramas ein
sicheres und umfassendes Gerüst gaben. Ihr intimes und
hochgemutes Spiel ließ über die verfehlte Darstellung des
Direktors Aigner (der „das Leben selbst“ und ein „höchst
merkwürdiger Mensch“ sein soll) füglich hinwegsehen. Das
Publikum, das den Dichter im Werke fast ebenso plastisch
wie in der Direktionsloge herauszufühlen schien, bewahrte
anfänglich eine vornehme Reserviertheit. Jene Reserviert¬
heit, die man hierzulande einem individuellen Gaste ent¬
Westtuste
gegenzubringen pflegt. Aber nach dem letzten Akte griffen
die guten Geister des Hauses ein. Zweimal oder dreimal
lud man den zögernden Meister vor die Rampe. Und so
konnte man ihm für alle Genüsse, die sein Gesamtwerk seit
Jahren den Zuschauern und Lesern gewährt, eine herzlich
dankbare Ovation bereiten. „Schnitzler und Publikum“ ist
ein besonderes Kapitel, das inieressante Seiten enthält und
hier schon nach der Hamburger Vorlesung des „Leutnant
Gustl“ aufgeblättert wurde. Wer die Konstituierung seiner
frühestey Gemeinde, die einst ein ganz spärliches und be¬
dächtiges Häuflein gewesen, persönlich miterlebt hat, muß
sich über das imposante Wachstum dieser Anhänger und An¬
hängerinnen doppelt freuen. Darüber gibt der Auflagen¬
bericht des Verlags S. Fischer in Berlin die zuverlässigste
Auslunft. Denn es zugt sich, daß beispielsweise die Bücher
„Der Weg ins Freie" „Gustl“, „Dämmerseelen“, „Anatol“,
„Liebelei“, „Die Frau des Weisen", „Frau Bertha Garlan“,
„Lebendige Stunden“ bereits über die 7., 8., 9., 10., 15. und
20. Auflage hinausgediehen sind. Wovon auch die Ham¬
burger Theaterarchive, Buchhandlungen und Leihbibliotheken
mancherlei zu erzählen wissen
Ant. L.