II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 534

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Der Schleier der Bestrice
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Wien, Sonntag
DER TAG
Katharsis, daß sie klingen werden, solange noch dieser Handlung noch mehr Interesse zu verleihen, Der erste.
MNenschen eine Ahnung von lyrischer Gewalt und indem er die heiteren Episoden stärker hervor¬
* Herbe
zeistiger Ekstase haben werden.
regisseurs
treten ließ und auch einzelne Charaktere veränderte.
nau, an
Das Stück wurde teils sehr gut, teils sehr Die Händelsche Musik zu den Arien und Duetten
einer auße
schlecht gespielt, und es ist schwer die Schuld zu ließ er dabei unangetastet. Sie enthält Proben
rung als
#okalisieren. Die drei lebendigen und guten Haupt= Händelscher Lyrik (z. B. das berühmte Largo) und
theater in
gestalten, Beatrice, der Dichter Filippo und der
erinnert stellenweise schon an Mozart. In den Die Herb
Fürst von Bologna, wurden lebendig und gut
Secco=Rezitativen hat der Bearbetter allerdings
Dire
gespielt, aus den leblos=schematischen Nebenfigu¬
sehr frei gewaltet und vieles Selbständige hinzu¬
a. d. Wi
ren war vielleicht nicht mehr herauszuholen. Frau
gesetzt — oft zum großen Vorteile der dramati¬
masken=V
Hilde Wagener gab die Beatrice mit der heili¬
schen Bewegung.
rette „R.
gen Unverantwortlichkeit einer reinen Kinder¬
Das Händelsche Orchester, das für Vor¬
worben, 1
natur. Und nachdenklich lange blickte sie ihren un¬
führungen im intimen Raume des Schloßtheaters
herauskon
versehens entflogenen Worten wie leicht abge¬
sehr geeignet ist, enthält außer Streichorchester und
Eine neu¬
schossenen Pfeilen nach, nicht wissend, wen sie ins
einigen Bläsern ein Cembalo, das die Rezita¬
* Leo¬
berz treffen werden. Herr Andersen scheint
tive ausführt und auch in den Orchesternummern
geboren zu sein, um gedichtete Dichter darzustellen.
Ernst P
zur Ausfüllung der Harmonie unentbehrlich ist.
Seine zarte Feinheit ist von der gefährlichen Art
„Liebst¬
Es wird der Versuch gemacht werden, die ganze
mit Käth
wie die Feinheit einer Dolchspitze und sein
Oper in der Weise ihrer Zeit vom Flügel aus zu
Grübeln hat Melodie. Herr Aslan war ein
dirigieren.
schöner und überzeugender Fürst einer Astheten¬
Es ist seit vielen Jahrzehnten das erste Mal,
Generalv
welt. Noch das bißchen Geckenhafte hatte Kultur¬
daß eine Händelsche Oper nach dem Beispiele der
* Der
duft und sicheren Stil. Und das vornehm Dege¬
deutschen „Händel=Renaissance“ in Wien aufge¬
Volksthea
nerierte war wie ein inneres Losgelöstsein vom
führt wird.
nachmitte
natürlichen Leben, wie melancholische Befreitheit
theaters
und ein Verschweben über den irdischen Nöten.
Neuorganisation der Bundestheater= einberuf¬
Dieses Seltsam=Schöne, das in der Schnitzlerschen
verwaltung.
Todesfal
Figur ist, daß Müdigkeit zu Heroismus wird, er
Die
* Aus München wird uns berichtet: In der
hat es gestaltet.
Béla Baläzs.
abends
[Intendanz der bayrischen Staats¬
Leichenbe
jtheater wird in der nächsten Zeit ein
halb 4 1
„Sang=Po.“
[Sektionschef des österreichischen finden.
Eine chinesische Oper von R. Tlascal. Dichtung
Unterrichtsamtes erwartet, den der
von R. E. Burgssun.
Minister Dr. Schneider nach München schicken
Eine chinesische Oper reinster Wiener Fech¬
will, damit er hier in die Geschäfte einer
sung. Zwei Wiener sind es, die in Not und
[Theaterintendanz eingeführt werde.

Qualen der Gefangenschaft, nahe der chinesischen
8
Auf Minister Dr. Schneider hat es bei seinem
Grenze, sich über ihren Kummer erhoben, indem
letzten Münchner Besuch einen großen Eindruck
sie ein Werk schufen, das musikalisch und dichterisch
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gemacht, daß die bayrischen Staats¬
all das zum Ausdruck bringt, was das Land lehrt.
theater ohne Defizit geführt werden, und
Chinesisches Leben und chinesische Sitte, chinesische
Aufgabe des nach München delegierten Sektions¬
Musik, immer mit einem Unterton von wieneri¬
Lan
chefs soll es sein, die Frage der defizitlosen Füh¬
scher Sentimentalität und wienerischer Grübelei.
Schi
rung von Staatstheatern zu studieren.
Die Szenenbilder muteten wirklich fremdartig
Vorsi
Staat
und stimmungsvoll an, die talentvolle Ada Nigrin
Die letzte Burgtheater=Premiere der Saison.
Verte
ist, seit sie „Schlagobers“ inszenierte, womöglich
Im Burgtheater beginnen Mittwoch die
Dr. Rr
Proben zu Max Mohrs (von dem wir die „Im¬
noch gewachsen und schuf ganz entzückende japa¬
provisationen“ kennen) neuerem Stücke „Die
nische Kostüme und Szenenbilder. Der Spiel¬
Karawane“
Die Premiere ist für Mitte
leiter Theo Dörich und Kapellmeister Friedrich
[Juni im Akademietheater angesetzt.
dete der
holten das Beste aus dem Werk.
Die Opern=Woche.
diesen,
Der Inhalt der Oper ist ungemein dürftig und
Die Besetzung der Hauptpartien des Opern= brachten
inhaltsarm. Sang=Po, ein chinesischer Edler, liebt
repertoires für die kommende Woche lautet: lehne
„Ariadne auf Naxos“: Weidt, Gerhart, stand
Lu, die Gattin eines angesehenen Mandarins, und
Rajdl, Jerger, F.=Niemann, Duhan, Maikl. Vertagr
will sie durch ein Perlenhalsband gewinnen. Lu
Dirigent: Reichenberger. — „Das Mädchen hof fül
fängt Feuer. Mitten in einer glühenden Liebes¬
zu erle
aus dem goldenen Westen“: Jeritza,
Mits¬
szene wird das Paar durch den Gatten über¬
Piccaver Jerger. Dirigent: Reichenberger.
Im
„Die Jüdin“: Geyersbach, Gerhart, Slezak,
rascht, der die Ungetreue niedersticht. Sang=Po
FML.
Norbert, Maikl. Dirigent: Alwin. — „Manon
entflieht und beschwört die Gottheitt, noch ein¬
Genera
Lescaut“: Manon — Born; Des Grieux —
mal die Seele Lus zu bannen. Die Gottheit
die V
Piccaver; Lescaut — Renner; Geronte — Zec.
Vern
willfahrt dem Flehen unter der Bedingung, daß
Dirigent: Reichenberger.
„Rigoletto“:
Kride
Gerhart, Grosavescu, Duhan. Dirigent: Alwin.
Sang=Po Lu nicht anspricht. Als der Liebende
„Carmen“: Anday, Born, Piccaver, Jer¬
aber die Seele Lien=Yangs vor sich sieht, kann er
kellet.
ger. Dirigent: Alwin.
„Margarethe“
sich nicht bezwingen und die Dämonen erwürgen
(Faust): Geversbach. Slezak. Manowarda, Duhan