II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 607

nann 2
box 20/6
B
14. Der Schleier der beatrice
39
Burgtheater=Première.
cierte Aufgabe für unseren engeren Lands¬
at so lustige
mann — Du kennst ihn doch noch von
kanten Mund.
seinen Kritiken in der Tante Voß her
möchte allen
daß er lieber ins Löwenbräu wandert, um
er, nehmt's
am Stammtisch alle Sorgen loszuwerden.
nicht so ernst,
Dortin begleiten ihn gewöhnlich J. J. David,
über diese
der herbe und dennoch so zarte Lyriker und
wirklich
Novellist, der im schweren Zeitungsfrohn seufzt
und nicht
und in heißen Stunden um das Drama wirbt,
ll ein
das für ihn die erlösende That bedeuten soll
100
in jeder Beziehung. Wirklich, ich möchte
diesem schwerringenden, trotzig sehnsüchtigen
Bauernsohn seinen großen Tag vergönnen.
Er machte mir eigentlich einen furchtbar er¬
greifenden Etndruck, dieser tapfere Über¬

winder aller Tücken des Objektes. Vetter
Franz liebt seine Novellen auch; und Gott
Karikatur auf Dr. Paul Schlenther aus einer
sei Dank, er wußte keinen Witz über ihn, es
secessionistischen Zeitung der Concordia, 1899.
hätte mir wehe gethan. Der witzigste Kopf
Wiens war natürlich auch da; Julius
Blute wägend. Sein lieber Freund, der ehe¬
malige Burgtheater=Direktor und ehemalige
Hofrat im Verwaltungsgerichtshof Dr. Max

Eugen Burckhard war auch da. Wenn
S
ich's nicht wüßte, möcht' ich nicht glauben, daß
S
man so viel und vielerlei schon gewesen sein
und noch so jung dabei bleiben kann. Dieser
Prgerse
Dr. Burckhard ist ein höchst origineller Mensch,
er soll ein standard work der Juristen ver¬
faßt haben, wurde dann über Nacht Burg¬
theater=Direktor, stolperte über ein paar
Schauspielerintriguen, schrieb ein paar famose
Theaterstücke und wurde sehr gegen den
Willen seiner Vorgesetzten zum Hofrat ge¬
macht, weil man ihn nicht mit voller Gage
pensionieren, sondern ihn und seine Kraft
noch verwenden wollte.
Aber im Verwaltungsgerichtshof sitzen
lauter alte Herrn, und der neugebackene Hof¬
rat war ein junger Mann mit modernen
Ideen, der überdies mit Lodenhut und Leder¬
hosen in die Sitzungen kam, statt im Frack
kurz, die alten Herren setzten es durch,
daß man den jungen Herrn pensionierte.
Und jetzt führt der jüngste Hofrat in Pen¬
sion ein herrliches Leben, als Journalist,
Radfahrer, Bergsteiger, Fischer und Bücher¬
schreiber und lacht den Staat aus, der ihn
in so jungen Jahren versorgte und aus
seinen Klauen ließ. Lachend grüßt Dr. Burck¬
hard hinauf zu Dr. Schlenther, seinem
Nachfolger, der sich noch plagen muß, um die
S
Zufriedenheit des Obersthofmeisteramtes, des
rech¬
Publikums, der Kritik, der Schauspieler und
ofrat Dr. Max Eugen Burckh
ifnahme von Carl Jagerspacher, Wien.)
der Autoren zu erringen; eine so kompli¬