II, Theaterstücke 12, Die Gouverte, Seite 1

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12. DIt
Fhänte
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
8 4S7 „OBSERYER“!
Nr.82
L. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concondiaplarz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom.
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Telephon 12801.
Ausschnitt aus: Serliger Börsenceurier
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
∆ 157
„OBSERWEDe Auschnitt
vom: 3 196
K
Nr. 89
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concondiaplarz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom.
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Hinter den Coulisse.
Ausschnitt aus:
Eine neue. bisher noch nicht im Druck vorliegende
Arben Arthur Schnitzler's wurde gestern, am
dritten intimen Abend des Vereins zur Förderung der
Kunst, der den Jung=Wienern gewidmet war, durch
Bertiner Local-Anzeiger
vomr 3/ 2 /05
err Dr. Ludwig-Bauer aus Wien vorgelesen.
Eine neue Arbeit von Schnitzler errege immer
Interesse
meinte einleitend der Vorsitzende des
Vereins — indessen hoffe er, daß die örer nicht der
— Ein neuer Einakter von Artur Schnitzler
Für 50 Zeitr Sensation wegen gelemmen wären, weil sie vielleicht ve
wurde gestern (Mittwoch) an dem III. Intimen
„ 100

angenommen haben könnten, daß, wenn Schnitzler
200

5Wort ergreife, etwas Pikantes zu hören
Abend des Vereins zur Förderung der Kunst durch
500
"Das
neue Werkchen
handeltaus.
den Wiener Schriftsteller Dr. Ludwig Bauer
„ 1000
um eide kleine satirische Plauderei „Die Gonver¬
zum Vortrage gebracht. Dieser Einalter, „Die
das
Im Geg nante“ aus einer Sammlung „Scenen aus dem
Gouvernante“, bildet den Teil aus einem noch un¬
den
Abonnement di #omtlienleben“ — sei unn in der That etwas
vollendeten Zyklus „Bilder aus dem Familien¬
Abonnenten fre se pikant, sogar start erotisch, und aus diesem Grunde:
leben". Das süße Mädel des Dichters von
halte er, der Vorsitzende, es für nöthig, die jungens die
„Liebelei“ hat sich für dieses Familienleben
Der „01 Samen darauf aufmerksam zu machen, daß man nursten¬
in ein kleines Luderchen verwandelt und
Inhaltsangabe die wirkliche Kunst bewerthen möge. Diese Einleitung
damit dem Interieur der Familie, in dem
lang")
„das Fräulein“
Mlitter (Tiwar in Betreff des Sujets der kleinen dramatischen Sei
o würde diese Gouver¬
tliche
wodurch eine durchaus nicht nothwendig, denn die Satire
nante in Berlin heißen — dient, völlig angepaßt.
Mit¬
Leben des Ia- ##klich nicht besonders erotisch. Es handelt sich um
Fräulein und Emil, der Sohn des Hauses, haben
15.—
einander sehr geliebt, und Fräulein ist in den Fall
###eilungen wel die Gonvernante eines jungen Mädchens, die intime
inclusive
28.—
Rose Bernds gekommen. Emil nimmt die Sache
Beziehungen zu dem Sohne des Hauses unterhält
Porto.
50.—
als Unbequemlichkeit, zerzankt sich mit dem 110.—
Die Folgen dieser Liaison entdeckt sie ihm im Augen¬
Zahlbar
Fräulein, und der dumme Hauslehrer verlobt sich 200 —) im Voraus.
" 10
blick, da die Familie zu einem Ball gehen will. Das
mit der „bedrohten Unschuld“, die sich vorsichts¬
von der Gonvernante behütete Mädchen ist selbst
halber ihm hingibt. Schade, daß diese Ge= ausschnitte ist das
längst eine Wissende, wenn auch nur in der Theorie,
mütsmenschen so flüchtig stizziert sind, daß auch steht es den
Denn
leine von jenen, die Prévost so trefflich geschildert hat.
der Dichter nicht einmal geistreich werden zu ändern.
Der Bruder aber spielt sich plötzlich auf den filtlichen
konnte.
Dr. Ludwig Bauer hatte nach
Meuschen auf und will die Gonvernante zwing###
einigen witzigen Einleitungsworten über „Jung= zug enthaltend die
Inhalt
das Haus zu verlassen, weil er es nicht mehr zugeben
Wien“ und seine Poeten zuerst eine nied= ener Morgen¬
blät
könne, daß die unschuldige Schwester von seinerGe¬
liche Skizze „Auf der Straße des Elends“ von Wiener Zeitung")
wodur
Pliebten chaveronnirt werde. Die Gosivernanie reicht
Naoul Auernheimer und dann aus eigenen Dich= und wirthschaftliche
Leben
tungen eine überaus geistreiche Studie „Die Ges i wird. Diese Mit¬
Ain ihrer Verzweiflung dem Hauslehrer, eine Art
schichte von jedem“ zum Vortrage gebracht. Diese
Toggenburg, die Hand zum standesamtlichen Bunde —
Studie und zwei feingeschliffene Dialoge, in denen
nicht ohne die stürmische Zärtlichkeit des neuen Ge¬
der Autor die satirische Skepsis „Jung=Wien“ in 3.
ehien in zugendhaft=bräutlicher Scheu zurückzuweisen.
glänzender Dialektik entwickelt, waren fraglos die
besten Gaben des Abends und wurden auch von
Manweiß nicht recht, ob Schnitzler eine Satire auf das
dem zahlreich erschienenen Publikum mit starkem
Gomernamenthumals solches oder auf die doppelte Moral
Beifall aufgenommen.
der Herren Söhne schreiben wöllte, oder schließlich¬
auf jene junge Mädchen, die die Augen sittsam
niederschlagen, dabei aber schon verderbt sind bis ins
Mark. Hier und da blitzt wohl ein gut geprägter
Gedanke auf, der scharf das Thema beleuchtet, aber
als Ga
ist die dramatische Planderei, die doch
vill als nur Plauderei, zu
stizzenhaft,
deen ganz durchführen zu können; wird
ine
kaum ausgenommen, so läßt Schnitzler
schon wieder fallen. Dadurch wird
den
Eindruck fast verwischt. Der Vorlesende ver¬
mochte####o#dem seine Zuhörer zu fesseln. Zu Anfung
des Ab#nds las Dr. Bauer noch eigene Dichtungen
und eine sehr nette Stizze „Die Straße des Elends“
von Rghul Auernheimer.