II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 115

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11. Reigen
Dr. Max Goldschmidt
„ . Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Hamburger Echo
S - BEZ.1903
(Literatur, Kunst und Wissenschaft.
Notizen: Der Münchener akademisch=dramatische
Verein ist, weil er Schnigsers „Reigen“ auf¬
führte, von dem Senar ver , und
es ist allen Studenten jede direkte oder indirekte Mit¬
wirkung bei Vorführung realistischer Werke verboten
worden. — Arthur Schnitzler hat einen neuen
Zyklus geschrieben: ien.
leben“. Eine Szeue daraus, „Die Gonvernante“
wurde von dem Wiener Schriftsteller Ludwig Bauer im
Berliner Verein zur Förderung der Kunst mit großem
Erfolge vorgelesen.]) — F
ohenStan
Dr. Max Goldschmidt
„ „ „ Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051
Berlin N. 24.

Ausschnitt aus
Nachrichter
— DEZ. 803
* Der Akademisch=Dramatische Verein an.
der hiesigen Universität ist, wie schon kurz mitgeteilt
wurde, infolge der Aufführung des Schnitzleischen
„Reigens“ aufgelöst worden. Der bezügiiche
Diziplinarbeschluß lautet:
Der Akademisch=Dramatische Verein München, der im
Socmersemester 1903 an der hiesigen Universität als
stuEntischer Verein mit 13 an der Universität als Studie¬
e immatrikulierten Mitgliedern angemeldet war, hat
am25. Juni I. Is. im Kaim=Saale vor einem geladenen
Pichlikum eine dramatische Aufführung von drei „Dia
logen“ aus dem „Reigen“ von Artur Schnitzler veran¬
tet.
Diefe Aufführung hat in weiten Kreisen große Ent¬
rüstung hervorgerufen und scharfe Verurteilung erfahren
In der Preise, und zwar in Blättern verschiedener
Richtungen, sind über diese Dialoge und deren Auf¬
führung harte Worte der Kritik gefallen: „Zynismus“,
„vom Standpunkt jeder Sittlichkeit unsittlich“, „was be¬
züglich des Dezenten, ja des Minimums an Anstän¬
digem .... alles Dagewesene übertrifft“; es könne nicht
Aufgabe eines Vereins sein, „dessen Mitglieder zum
Lernen und nicht zum Lehren berufen sind, dem Publi¬
kum Werke zu vermitteln, über deren Qualität sie nie und
nimmer ein richtiges Urteil fällen können“. „grobe Ge¬
schmacksverirrung, „Mangel an Takt und Geschmack
eitens eines Teiles unserer studierenden Jugend“ und
dergleichen mehr.
Und auch die Universitätsbehörden mußten sich bei
Würdigung der Angelegenheit vom Standpunkt der aka
demischen Disziplin davon überzeugen, daß in der Tat
das Vorgehen des Akademisch=Dramatischen Vereins einen
argen Verstoß gegen die Ordnung und Sitten des akade¬
mischen Lebens in sich schließt...
Anläßlich der diszipli¬
nären Wahrnehmung dieses Falles ist noch anderes zu Tage
getreten. Während in dem bei der Universität abgegebenen
Verzeichnis als Mitglieder des Vereins, wie es § 51 der
Satzungen vorschreibt, nur Studierende der Universität auf
geführt sind, waren bei den vom Verein veranstalteten
Darstellungen zum größten Teile Nichtsludierende tätig.
Des weiteren wurde mitgtteilt, daß die vom Verein veran¬
stalteten Vorführungen schon seit einiger Zeit Anlaß zu
Bedenten gegeben haben. Die gepflogenen Erhebungen
konnten keinen Zweifel darüber bestehen lassen, daß mit
der Bezeichnung „Akademisch“=Dramatischer Verein Mi߬
brauch getrieben, und daß der Akademisch=Dramatische
Verein als Deckmantel für andere Zwecke benutzt wordensei.
In Erwägung dieses Umstandes, in welchem eine hoch
gradige Gefährdung der akademischen Distiplin und ein
äußerst nachtelliger Einfluß auf das akademische Leben zu
erblicken ist, hat der akademische Senat in seiner heutigen
Sitzung auf Grund des § 53 der Universitätssatzungen das
Verbot des Akademisch=Tramatischen Vereins ausge
sprochen.
München, 28. November 1903.
Dr. E. Kuhn,
derzeit Rektor der Ludwigs=Maximilians=Universität.
Neuhierl, Universitäts=Rat.