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igt mir an zu däuchten,
ranger vor dem Hut;
für einen Reitersmann
muß uns verachten.“
Friedrich Schiller, „Wilhelm Tell“,
3. Aufing, 3. Auftritt.
oder Banken finden, die die nötige Summe vor¬
chießen.
Paris, 14. Februar. (Funkspruch.) Die nächste
Sitzung des Völkerbundrates wird am 21. d. in Paris
stattfinden.
Die französischen Marxisten.
Paris, 13. Februar. (Havas.) Der Nationalrat der
sozialistischen Partei (der früheren einheitlichen sozialistischen
Partei) entschied, daß Elbert Thomas zwischen der Lei¬
tung des Internationalen Arbeitsdienstes und seinem Ab¬
geordnetenmandat zu wählen habe. Eine Entschließung, wo¬
nach von dem Manifest der U. S. P. D., das einerseits gegen
die wirtschaftlichen Forderungen von Paris Einspruch erhebt
und anderseits Deutschland auffordert, seine Wiedergut¬
machungspflicht anzuerkennen, wurde angenommen. Den
Delegierten für die Wiener Konferenz wurde der Auftrag
erteilt, eine gemeinsame Versammlung mit den politischen
und wirtschaftlichen Organisationen Frankreichs, Englands
und Deutschlands in die Wege zu leiten, und die Lösung der
Wiedergutmachungsfrage ins Auge zu fassen.
Ein historischer Tag der
Glowaken.
Die Weihe der neuen Bischöfe.
TK., Prag, 14. Februar. Wie der „Pondelnik“ aus
Neutra meldet, fand gestern in feierlicher Weise die
Weihe der neuen slowakischen Bischöfe statt.
Alle Parteien, auch die tschecho¬
slowakischen Sozialdemokraten, hat¬
ten Deputationen entsendet.
Am Abend fand in der Stadt ein Umzug mit
Lampions und in der Burg ein Rout statt, bei welchem
mehrere Redner auf die Bedeutung dieses Tages hinwiesen.
Die Züricher Kurse.
Zürich, 14. Februar. (Devisen=Anfangskurse.) Von der
Schweizerischen Kreditanstalt mitgeteilte Mittelkurse, Berlin 10.50
(12. d. 10.50), New York 612.50 (612.50), Mailand 22.42 (22.50),
Prag 7.90 (8.—), Budapest 1.17½ (1.20), Agram 4.25 (4.30),
Bukarest 8.50 (8.50), Warschau 0.80 (0.80), Wien 1.52½
(1.50), österr. gestempelte Kronen 1.05 (1.05).
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Schlderes explosionsungluck in
Düsseldorf.
Zehn Menschen getötet.
TK. Düsseldorf, 14. Februar. Die Feuerwerk¬
körperfabrik Blumberg & Co. in Leich¬
lingen (Bezirk Solingen) ist infolge einer Explosion in
die Luft geflogen.
Der Direktor und neun Arbeite¬
rinnen wurden getötet, mehrere Arbeiterinnen
schwer und viele leicht verletzt. Die Explosion erfolgte
turz vor Arbeitsschluß aus bisher unaufgeklärten Gründen.
Hinter den Kulissen der
„Reigen =Schutzer. 118
Von Karl Paumgartten.
Die Sozialdemokraten hatten den National¬
rat mit ihrer dringlichen Anfrage wegen des „Reigen“¬
Verbotes überrumpelt und, damit diese nur ja nicht zu
einer argumentierenden Debatte werden konnte,
ihren Pathologiker als ersten ins Treffen geschickt. Sie
wußten, daß gerade bei dieser Affäre die Logik und Sach¬
lichkeit möglichst ausgeschaltet werden mußten. Darum
sorgte Leuthner für die nötige Erregung, die dann durch
wischenrufe und Fäustegetrommel auf der Höhe erhalten
wurde. Der Radau gelang. Die Versammlung wurde
nervös. Zwar leistete Dr. Glanz im Ruhig= und Sachlich¬
bleiben geradezu Bewundernswertes, zwar beherrschten
sich die christlichsozialen Abgeordneten in einer Weise, die
angesichts der unerhörten Aufstachelungen der Sozial¬
demokraten vollstes Lob verdient, aber das Manöver er¬
reichte doch seinen Zweck: es hemmte die Entfaltung der
Argumente zu voller Schärfe und Wucht.
In ihrer Verstocktheit aber übersahen die Sozial¬
demokraten, daß sie sich in diesem Kampfe eine Blöße
nach der anderen geben mußten. Der Dreh, mit dem
die Schweinerei zum Streit um die Verfassung (wer lacht
da nicht?) gemacht werden sollte, war höchst ungeschickt.
Er mißlang auch. Seitz und seine Genossen merkten aber
nicht, daß die Komödie schief ging. Wie wollen sie dem
einfachen Mann begreiflich machen, daß sie aus Liebe zur
Verfassung für das ordinärste Bordellstück eintraten?
Und sie haben sich vor der ganzen Welt schamlos als die
Anwälte der Pornographie hingestellt! Sie sind für das
Vergnügen der Schieber und Wucherer aufgestanden
gegen die primitivste Sittlichkeit. Sie, die Vertreter des
arbeitenden Volles, ereiferten sich für das Recht
der Drohnen und Ausbeuter; sie, die deutsche Frauen und
Kinder vertreten, erhitzen sich für den Lüsternheitskitzel
ingedrungener Asiaten! Der einfache Mensch begreift
diese Verteidigung der Bordellkunst nicht. Jeder halbiregs
ittlich fühlende Mensch wendet sich mit Abscheu von der
Zotenreißerei in der Rotenturmstraße — wer diese Zoten¬
reißerei verteidigt, der muß von jedem anständigen
Menschen denselben Abscheu erwarten. Der muß
auch darauf gefaßt sein, daß seine Stellungnahme auf
ihre Gründe untersucht wird. Das haben die Herren
übersehen. Sie glaubten vielleicht einen Kampf für die
Verfassung in Szene setzen zu können, sie glaubten eine
herrliche Machtprobe, vielleicht sogar hinter den Bajo¬
netten ihrer Garde, zu liefern, und sie haben sich als An¬
wälte des Schmutzes und der Sittenverderbnis, als
Stangenhalter des Auswurfes der Menschheit gezeigt.
Wie so abgefeimten Politikern eine Aktion so daneben
gelingen kann, ist geradezu unerfindlich. Wie sie so ganz
ergessen konnten, daß sie bei den nächsten Wahlen als die
Partei des „Reigens“ auftreten werden, ist rätselhaft.
Jedenfalls gehört die Debatte im Nationalrat zu den
größten Blamagen der Sozialdemokratie.
Ein anderer Umstand ist ebenfalls nicht ins rechte
Licht gerückt worden. Was bewog den Landeshauptmann,
trotz der Vorstellungen des Polizeipräsidenten, die Auf¬
führung des „Reigens“ zu gestatten? Hat der alte Mann
„
so wenig Schamgefühl, oder so wenig Urteilskraft, daß
er den „Reigen“ auf der Bühne für möglich hält? Wir
fragen jetzt nicht, was ihn zu der Aeußerung bewog:
„Kein Skandal der Welt wird mich dazu bringen, daß ich