II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 882

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e Zchrreiche Calgaben, Entrüstungserklä¬
rungen, Auffurderungen zum Einschreiten usw. an die Staats¬
anwaltschaft gerichtet worden, die den Erfolg gehabt haben, daß
nunmehr gegon Frau Gertrud Cyfold, den Direktor Maximilian
Sladak, den Spielleiter Hubert Reusch und die bei der Auf¬
führung mitwirkenden neun Schauspieler und Schau¬
spielerinnen die Anklage erhoben worden ist. Letztere werden
beschuldigt, seit dem 22. Juni 1921 durch unzüchtige Hand¬
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lungen fortgesetzt ein Aergernis gegeben zus
haben. Frau Cyfoldt und Direktor Sladek stehen unter der
Annklage, die angeklagten Schauspieler durch Gewährung vonger
Vorteilen, Mißbrauch der Gewalt oder andere Mittel###
zu den strafbaren Handlungen vorsätzlich bestimmt zu haben.
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Der Regisseur ist der Beihilfe beschuldigt. Termin zur Hauptver¬
handlung ist auf den 5. November vor der 6. Strafkammer des
Landgerichts Ill angesetzt. Seitens der Staatsanwaltschaft sind unge¬
fähr 36 Zeugen und Sachverständige geladen, darunter Regierungs¬
rat Professor Dr. Brunner. Geheimer Regierungsrat Professor
Dr. Faßbender, die Reichstagsabgeordnete Frau Teusch, Re¬
gierungs= und Baurat Biermann, Curatus Wienken, mehrere
Lehrer und Lehrerinnen usw. usw.
Die Verteidigung der Angeklagten haben Justizrat Dr. Rosen¬
berger und Rechtsanwalt Wolfgang Heine übernommen. Diese
haben ihrerseits gleichfalls zirka 30 Zeugen
und Sach¬
verständige geladen, darunter mehrere Tageskritiker, als Sach¬
verständiger Dr. Max Osborn Professor Klaar,
den Sach¬
verständigen der Genossenschaft der Deutschen Bühnenangehörigen,
Emil Lied. Auch ein Musiksachverständiger soll vor¬
geladen werden, do die Staatsanwaltschaft behauptet, daß die
Paufe durch eine Musik ausgefüllt wird, die durch ihren
Rhythmus anstößig wirke.
Rioie & Seidel
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Berlin NO. 45, Georgenkirchplatz 21!
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Z.NOV 100
Der neue „Reigen“=Prozeß
Die Aufführung von Schnitzlers „Reigen“,
die bereite mehrmals Gegenstand gerichtlicher Er¬
örterunges gewesen sind, werden nun auch, wie schon
kürzlich“ angekündigt, das Strafgericht beschäftigen.
Infolgs gon Eingaben, Entrüstungserklärungen, Auf¬
forderigen zum Einschreiten usw. an die Sieats¬
anwaltschaft in Berlin ist die Anklage gegen Frau
Gertrud Eysoldt, Direktor Maximilian Sladek,
den Spielleiter Hubert Reusch und die bei der Auf¬
führung mitwirkenden 9 Schauspieler und Schau¬
spielerinnen erhoben worden, die beschuldigt werden,
seit dem 22. Juni 1921 durch unzüchtige Handlunge
ortgesetzt ein Aergernis gegeben zu haben.
Frei
Eysoldt und Direktor Sladek stehen unter der An¬
klage,
die angeklagten Schauspieler durch
Ge¬
währung von Vorteilen, Mißbrauch der Gewalt oder
andere Mittel zu den strafbaren Handlungen vorsätz¬
lich bestimmt zu haben. Der Spielleiter ist der Bei¬
hilfe beschuldigt. Termin zur Hauptverhandlung ist
auf den 5. d. M. vor der 6. Strafkammer des Land¬
gerichts IlI in Berlin angesetzt. Seitens der Staats¬
anwaltschaft sind 36 Zeugen und Sachverständige ge¬
aden, darunter Reg.=Rat Pros. Dr. Brunner, Geh.
Reg.=Rat Pros. Dr. Faßbender, die Reichstagsabge¬
ordnete Frau Teusch, Regierungs= und Baurat Bier¬
mann, Kuraius
Wienken, mehrere Lehrer und
Lehrerinnen usw. Die Verteidigung der Angeklagten¬
haben Justizrat Dr. Rosenberger und R.=A. Wolfgang
Heine übernommen. Diese haben ihrerseits gleichfalle
etwa 30 Zeugen und Sachverständige
geladen,
darunter mehrere Kritiker als Sachverständige, Dr.
Max Osborn, Prof. Dr. Klaar und den Sachver¬
ständigen der Genossenschaft Deutscher Bühnenange¬
höriger Emil Lind. Auch ein Musiksachverständiger
soll vorgeladen werden, da die Staatsanwaltschaft
behauptet, daß die Pause durch eine Musik ausgesüllt
worden sei, die durch ihren Rhythmus anstößig ge¬
wirkt habe.