11.
box 18/3
igen
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungseusschnitte
Berlin NO. 43, Georgenkischplatz 21
Zeitung:
Ort:
3
Datum:
—*
Aus dem Heimatgebiete
Gero, 29 Juni.
— Der Gemeinderat glitt gestern wieder einmal aus
den Wlichen Bahnen heraus, worunter, wie immer
in solchen Fällen die Tagesordnung zu leiden hatte, so
daß nur zwei Pünkte zur Erledigung gelangten. Im
übrigen füllte einen großen Teil der Sitzungszeit die
so beliebt gewordenen Anfragen „vor Eintritt in die
Tagesordnung“ aus. Zunächst verwahrte sich Stadtrat
Dr. Trautner gegen Angriffe der „Tribüne“, daß
er die Wiedereinführung der Schutzmann=, Behelmung
angeregt hätte. Selbst von USP.=Gemeinderäten
mußte zugegeben werden, daß in dieser Maßnahme
keine reaktionäre Maßnahme erblickt werden dürfte.
Man kann entschiedener Gegner des überwundenen
Obrigkeitsstaates sein, ohne in der „Behelmung“ der
Polizei heute eine Gefährdung der gegenwärtigen
Staatsform zu erblicken. Hierauf kämen wieder Be¬
schwerden gegen das Wohnungsamt zur Sprache, das
heute ganz gewiß die unbeliebteste Einrichtung ir
Gera ist. Der Oberbürgermeister nahm die Beamten
u. Schutz und verwies auf, den steten Kampf, den diese
wit einem großen Teil des Publikums zu führen
hätten. Bei den dauernden Ausstellungen des Publi¬
kums käme auch die Galle der Beamten einmal zum
Weiter führte die im Residenztheate
Ueberlaufen. —
geplante Aufführung des Schnitzlerschen „Reigen
noch zu einer temperamentvollen Auseinandersetzunn.
G.=M. Regner (Bürgerl.) fragte an, was der Stadt¬
rat gegen die geplante Aufführung zu tun gedenke
Auch die Deutschvölkischen hatten eine Protesteingabe
an den Gemeinderat gerichtet. Vom Stadtratstische
wurde erklärt, daß das Stück nicht mehr verboten sei,
so daß man die Aufführung nicht mehr verhindern
könnte. Die Jugend bis zum 18. Lebensjahre sei von
dem Besuch sowieso ausgeschlossen. Zur Wahrung von
Anstand und Sitte seien somit die erforderlichen Vor¬
kehrungen getroffen. Der Stadtrat habe bei anderen
Städten Umfrage gehalten, in denen der „Reigen
aufgeführt worden sei. Man hätte über den künstleri¬
schen Wert des Stückes zweifelsfreie Auskunft erhal¬
ten. An die stadträtliche Beantwortung schließt sich
eine längere Aussprache an. Es stellte sich jedoch her¬
aus, daß keiner der Redner das Stück selbst gelesen
G.=M. Fuamann bemerkte ganz richtig, daß
hat.
man über eine Sache, die man nicht kennt, auch nicht
reden könne. G.=M. Albrecht glaubt, daß jene, die
Sensationen bei den Aufführungen erwarten, nicht auf
ihre Kosten kommen würden. Nachdem noch eine wei¬
tere, aber an sich belanglose Anfrage erledigt war,
wurde endlich nach fünfviertelstündiger Vorplauderei
zum Fenster hinaus in die Beratung der Tagesordnung
eingetreten. Dem Oberbürgermeister kann man nur
beipflichten, wenn er fordert, daß Anfragen in Zu¬
kunft acht Tage vor der Sitzung eingebracht werden
müßten, wenn sie Beantwortung finden sollen.
Klose & Seidel
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Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 21
Gera i. R
Zeitung:
Ort:
2.4 3
Datum:
7. Sitzung des Gemeinderats
Gera, 28. Juni 1921.
Värsitzender Nündel eröffnet die Sitzung bei An¬
wesen##von 39 Mitgliedern nach 5 Uhr.
AStadtratstisch: Oberbürgermeister Dr. Herir¬
furtk. Bürgermeister Leven und andere Stadtrats¬
mitglieder.
Vor Eintritt in die Tagesordnung führt Stadtrat
Dr. Trautner aus, daß in der „Tribüne“ heute ein
der sich gegen die Wieder¬
Artikel erschienen sei,
einführung des Helmes und des langen Säbels bei
der Schutzmannschaft und auch gegen Dr. Treutner
wendet. Von ihm seien die Wünsche bezüglich des
Helmes und Säbels nicht gekommen, sondern aus
Kreisen der Polizei selbst. Der Ausschuß habe der
Helmeinführung zugestimmt, daß nunmehr der Stadtrat
die Beschlüsse auszuführen habe. Angriffe gegen sein
Person weist der Redner zurück.
G.=M. Knauf (U. S.) erklärt, daß ein gewisses
Mißtrauen in seinen Kreisen berechtigt sei, weil allent
halben Wünsche auf Herbeiführung von Einrichtungen
des alten Obrigkeitsstaates wieder erkenntlich seien. Er
und seine Genossen hätten die Dickelhaube nicht ver¬
mißt. Er werde sich das Recht, reaktionären Bestre¬
bungen entgegenzutreten, nicht verkürzen lassen.
G.=M. Merkel (U. S.) stellt fest, daß der Aus
schuß die Einführung des Helmes zwar beschlossen hat,
daß er aber dagegen war.
G.=M. Jähnig (Bürgerl.) kann den Widerstand
nicht verstehen, da der Ausschuß lediglich aus Zweck
G.=M. Seifarth (Bürgerl.) meint, daß man die
kostbare Zeit nicht mit unnützen Reden verbringen sollte
In anderen Städten trüge die Polizei schon lange
Helme und kein Mensch finde etwas gefährliches darin
G.=M. Schulze (Komm.) unterstützt die Knausscheu
Ausführungen und meint, wer Helme haben wollte,
sollte sie selbst tragen.
G.=M. Voigt (U. S.) findet in dem Helm keine
gefährliche Vorschrift, da der Ausschuß tatsächlich aus
praktischen Gründen den Beschluß gefaßt habe.
G.=M. Merkel (U. S.) bemängelt sodann die
Tätigkeit des Wohnungsamtes in verschiedener Hinsich
und wünscht insbesondere eine bessere Behandlung des
Publikums durch verschiedene Beamte usw.
Oberbürgermeister Dr. Herrfurth erklärt zu¬
nächst, daß in Zukunft derartige Anfragen rechtzeitig
eingehen müssen, wenn sie beantwortet werden sollen.
Was die gerügten Mängel anbelangt, so müsse man
doch auch berücksichtigen, daß den Beamten infolge des
Austretens des Publikums auch einmal die Galle über¬
läuft. Wenn die Leute nich
so liegt das nicht an den
auch keine Wohnungen schaf
G.=M. Prager(Bürgerl
beamten in Schutz.
G.=M. Regner Bürg
den Stabtrat und fragt an
Aufführung des „Reigen
Schuitler im Residenztheate
Ortsgruppe des deutsch=v#
bundes hat eine Eingabe an
gegen diese Aufführungen.
klärt, daß das Stück nicht
Oberlehrer G.=M. G
daß die Aufführung ein St
zieher müsse er sich aus sit
Aufführung aussprechen.
G.=M. Schulze (Komn
Arbeitern derartige Aufführt
würden. Diejenigen, die
brauchten doch nicht hinzug
üblichen Ausfällen auf die
Lehrer G.=M. Schulze
daß solche Aufführungen
fördern müssen. Es sei beda
Handhabe besitze, solche Unte
ollte deshalb das bürgerlich
Stellung dagegen nehmen.
G.=M. Knauf (U.S.) be
künstlerischen Standpunkt
Reinen alles rein sein müßt
G.=M. Albrecht (U.S.
für gefährlich und viele, die
würden nicht auf ihre Kosten
G.=M. Greil (U.S.) me
solcher Aufführungen wahr
Kreise in erster Linie vertret
unter 18 Jahren sei der Z
habe die Behörde ihre Pflick
G.=M. Fugmann (M.
ührungen scharf und betont
ginge, die Unternehmer
sich allein aufführen könnten
G.=M. Dr. Rau (U.
Schülern gehört, daß die Au
Interesse beanspruchen dürf
gewollte Reklameaussprache
endet
Nachdem noch auf eine
und Gen. vom Stadtrat erk
der Gebührnisse der Ruhestät
nach über einstündiger Ausst
eingetreten.
1. Haushaltplan
ind bauliche Instandsetzt
Bei dem Entwurf handelt
usgabeseite, um bestimmte
während die Einnahmeseite
ratung des Haushaltolane
verden soll. Die Einnahme
Arbeiten gänzlich ohne Bela
zu verzeichnen auf Grund
bühren, bezw. bei den Sch
Uebertragung von einer städ
darstellen. 1. Zum Haushalt
Der vorgelegte Entwurf schl
haltplan mit einer Gesamtst
m außerordentlichen mit
2922525.10 M. 2. Zum Ha
standsetzung der Schulgebäu
Stadtrat wesentliche Streich
den. Für die gesamten bau
Schulen wären nach dem u
gesamt rund 590000 M. nöt
die weit über den Rahmen
diese Arbeiten zur Verfürm
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Aus dem Heimatgebiete
Gero, 29 Juni.
— Der Gemeinderat glitt gestern wieder einmal aus
den Wlichen Bahnen heraus, worunter, wie immer
in solchen Fällen die Tagesordnung zu leiden hatte, so
daß nur zwei Pünkte zur Erledigung gelangten. Im
übrigen füllte einen großen Teil der Sitzungszeit die
so beliebt gewordenen Anfragen „vor Eintritt in die
Tagesordnung“ aus. Zunächst verwahrte sich Stadtrat
Dr. Trautner gegen Angriffe der „Tribüne“, daß
er die Wiedereinführung der Schutzmann=, Behelmung
angeregt hätte. Selbst von USP.=Gemeinderäten
mußte zugegeben werden, daß in dieser Maßnahme
keine reaktionäre Maßnahme erblickt werden dürfte.
Man kann entschiedener Gegner des überwundenen
Obrigkeitsstaates sein, ohne in der „Behelmung“ der
Polizei heute eine Gefährdung der gegenwärtigen
Staatsform zu erblicken. Hierauf kämen wieder Be¬
schwerden gegen das Wohnungsamt zur Sprache, das
heute ganz gewiß die unbeliebteste Einrichtung ir
Gera ist. Der Oberbürgermeister nahm die Beamten
u. Schutz und verwies auf, den steten Kampf, den diese
wit einem großen Teil des Publikums zu führen
hätten. Bei den dauernden Ausstellungen des Publi¬
kums käme auch die Galle der Beamten einmal zum
Weiter führte die im Residenztheate
Ueberlaufen. —
geplante Aufführung des Schnitzlerschen „Reigen
noch zu einer temperamentvollen Auseinandersetzunn.
G.=M. Regner (Bürgerl.) fragte an, was der Stadt¬
rat gegen die geplante Aufführung zu tun gedenke
Auch die Deutschvölkischen hatten eine Protesteingabe
an den Gemeinderat gerichtet. Vom Stadtratstische
wurde erklärt, daß das Stück nicht mehr verboten sei,
so daß man die Aufführung nicht mehr verhindern
könnte. Die Jugend bis zum 18. Lebensjahre sei von
dem Besuch sowieso ausgeschlossen. Zur Wahrung von
Anstand und Sitte seien somit die erforderlichen Vor¬
kehrungen getroffen. Der Stadtrat habe bei anderen
Städten Umfrage gehalten, in denen der „Reigen
aufgeführt worden sei. Man hätte über den künstleri¬
schen Wert des Stückes zweifelsfreie Auskunft erhal¬
ten. An die stadträtliche Beantwortung schließt sich
eine längere Aussprache an. Es stellte sich jedoch her¬
aus, daß keiner der Redner das Stück selbst gelesen
G.=M. Fuamann bemerkte ganz richtig, daß
hat.
man über eine Sache, die man nicht kennt, auch nicht
reden könne. G.=M. Albrecht glaubt, daß jene, die
Sensationen bei den Aufführungen erwarten, nicht auf
ihre Kosten kommen würden. Nachdem noch eine wei¬
tere, aber an sich belanglose Anfrage erledigt war,
wurde endlich nach fünfviertelstündiger Vorplauderei
zum Fenster hinaus in die Beratung der Tagesordnung
eingetreten. Dem Oberbürgermeister kann man nur
beipflichten, wenn er fordert, daß Anfragen in Zu¬
kunft acht Tage vor der Sitzung eingebracht werden
müßten, wenn sie Beantwortung finden sollen.
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungsausschnitte
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 21
Gera i. R
Zeitung:
Ort:
2.4 3
Datum:
7. Sitzung des Gemeinderats
Gera, 28. Juni 1921.
Värsitzender Nündel eröffnet die Sitzung bei An¬
wesen##von 39 Mitgliedern nach 5 Uhr.
AStadtratstisch: Oberbürgermeister Dr. Herir¬
furtk. Bürgermeister Leven und andere Stadtrats¬
mitglieder.
Vor Eintritt in die Tagesordnung führt Stadtrat
Dr. Trautner aus, daß in der „Tribüne“ heute ein
der sich gegen die Wieder¬
Artikel erschienen sei,
einführung des Helmes und des langen Säbels bei
der Schutzmannschaft und auch gegen Dr. Treutner
wendet. Von ihm seien die Wünsche bezüglich des
Helmes und Säbels nicht gekommen, sondern aus
Kreisen der Polizei selbst. Der Ausschuß habe der
Helmeinführung zugestimmt, daß nunmehr der Stadtrat
die Beschlüsse auszuführen habe. Angriffe gegen sein
Person weist der Redner zurück.
G.=M. Knauf (U. S.) erklärt, daß ein gewisses
Mißtrauen in seinen Kreisen berechtigt sei, weil allent
halben Wünsche auf Herbeiführung von Einrichtungen
des alten Obrigkeitsstaates wieder erkenntlich seien. Er
und seine Genossen hätten die Dickelhaube nicht ver¬
mißt. Er werde sich das Recht, reaktionären Bestre¬
bungen entgegenzutreten, nicht verkürzen lassen.
G.=M. Merkel (U. S.) stellt fest, daß der Aus
schuß die Einführung des Helmes zwar beschlossen hat,
daß er aber dagegen war.
G.=M. Jähnig (Bürgerl.) kann den Widerstand
nicht verstehen, da der Ausschuß lediglich aus Zweck
G.=M. Seifarth (Bürgerl.) meint, daß man die
kostbare Zeit nicht mit unnützen Reden verbringen sollte
In anderen Städten trüge die Polizei schon lange
Helme und kein Mensch finde etwas gefährliches darin
G.=M. Schulze (Komm.) unterstützt die Knausscheu
Ausführungen und meint, wer Helme haben wollte,
sollte sie selbst tragen.
G.=M. Voigt (U. S.) findet in dem Helm keine
gefährliche Vorschrift, da der Ausschuß tatsächlich aus
praktischen Gründen den Beschluß gefaßt habe.
G.=M. Merkel (U. S.) bemängelt sodann die
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und wünscht insbesondere eine bessere Behandlung des
Publikums durch verschiedene Beamte usw.
Oberbürgermeister Dr. Herrfurth erklärt zu¬
nächst, daß in Zukunft derartige Anfragen rechtzeitig
eingehen müssen, wenn sie beantwortet werden sollen.
Was die gerügten Mängel anbelangt, so müsse man
doch auch berücksichtigen, daß den Beamten infolge des
Austretens des Publikums auch einmal die Galle über¬
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so liegt das nicht an den
auch keine Wohnungen schaf
G.=M. Prager(Bürgerl
beamten in Schutz.
G.=M. Regner Bürg
den Stabtrat und fragt an
Aufführung des „Reigen
Schuitler im Residenztheate
Ortsgruppe des deutsch=v#
bundes hat eine Eingabe an
gegen diese Aufführungen.
klärt, daß das Stück nicht
Oberlehrer G.=M. G
daß die Aufführung ein St
zieher müsse er sich aus sit
Aufführung aussprechen.
G.=M. Schulze (Komn
Arbeitern derartige Aufführt
würden. Diejenigen, die
brauchten doch nicht hinzug
üblichen Ausfällen auf die
Lehrer G.=M. Schulze
daß solche Aufführungen
fördern müssen. Es sei beda
Handhabe besitze, solche Unte
ollte deshalb das bürgerlich
Stellung dagegen nehmen.
G.=M. Knauf (U.S.) be
künstlerischen Standpunkt
Reinen alles rein sein müßt
G.=M. Albrecht (U.S.
für gefährlich und viele, die
würden nicht auf ihre Kosten
G.=M. Greil (U.S.) me
solcher Aufführungen wahr
Kreise in erster Linie vertret
unter 18 Jahren sei der Z
habe die Behörde ihre Pflick
G.=M. Fugmann (M.
ührungen scharf und betont
ginge, die Unternehmer
sich allein aufführen könnten
G.=M. Dr. Rau (U.
Schülern gehört, daß die Au
Interesse beanspruchen dürf
gewollte Reklameaussprache
endet
Nachdem noch auf eine
und Gen. vom Stadtrat erk
der Gebührnisse der Ruhestät
nach über einstündiger Ausst
eingetreten.
1. Haushaltplan
ind bauliche Instandsetzt
Bei dem Entwurf handelt
usgabeseite, um bestimmte
während die Einnahmeseite
ratung des Haushaltolane
verden soll. Die Einnahme
Arbeiten gänzlich ohne Bela
zu verzeichnen auf Grund
bühren, bezw. bei den Sch
Uebertragung von einer städ
darstellen. 1. Zum Haushalt
Der vorgelegte Entwurf schl
haltplan mit einer Gesamtst
m außerordentlichen mit
2922525.10 M. 2. Zum Ha
standsetzung der Schulgebäu
Stadtrat wesentliche Streich
den. Für die gesamten bau
Schulen wären nach dem u
gesamt rund 590000 M. nöt
die weit über den Rahmen
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