II, Theaterstücke 11, (Reigen, 3), Reigen: Schinnerer: The History of Schnitzlers »Reigen«, Seite 3


Viennese Die Zeit, as follows:
Von einer lautlosen, unmerklichen, man müßte sagen von einer liebenswürdigen
Grausamkeit ist der Reigen. Und nur ein lächelnder Mann konnte ihn schreiben,
in der üppigen und gefährlichen Laune des Reif- und Sattwerdens. Ich meine. in
jener Stunde, in der enttäuschtes Jugendfühlen, des Hoffens und der Klage müde.
anfängt, nach Beschwichtigung zu suchen, und. vom Einzelschicksal abgewendet.
des Weltlaufs sich besinnt ... Es ist viel lebensstarker Humor darinnen . die
Nüchternheit des Reigens, seine unbedenkliche Brutalität, die in zehn schleier¬
losen Gesprächen zehnmal der Liebe spottet, die zehnmal nur die gierige, listig¬
verlogene, ihren Trieben unterworfene Kreatur zeigt, und uns zehnmal
erschreckt . Schnitzler hat oft gefährliche Neigung. Spielereien wichtig zu
nehmen. Jetzt: Wichtigkeiten spielend zu behandeln. Darin liegt vieles: innere
Ruhe, Gleichgewicht, Weltanschauung, Verve-kurz: Reise.
The publication of Reigen had somewhat the effect of a bombshell.
The majority of papers, among them the Neues Wiener Tagblatt, simply
washed their hands of it by refusing to review it. The Neue Freie Presse
listed it under“ Books Received'' on April 26, 1003, but one searches its
columns in vain for a discussion of it. The Neues Wiener Journal and the
Abendpost dodged the issue by citing the derogatory criticism that had
appeared in the Allgemeine Zeitung of Munich. Outside of the feuilleton
by Salten, cited above, the writer has been able to locate only a few ar¬
ticles that commented favorably on the work.“ Other prominent papers,
such as the Vossische Zeitung (Aug 13, 1903) and the Hamburger Nuch¬
richten (June 21, 1903), deplore the publication of the book because of
their admiration for the author.
Onthe other hand, articles condemning Reigen and often filled with
violent invective were not lacking. A critic signing his article Fr. T. (Fr.
Törnsee) severely took Schnitzler to task in Neue Bahnen (May 1, 1930):
Reigen ist nichts als eine Schweinerei oder, ist das zu deutsch, eine Cochonnerie,
die bloß der Esprit eines Parisers oder die Satire eines Künstlers, der moralisch
hoch genug steht, um das Lüsterne des Themas sachlich verurteilend zu be¬
handeln, aus dem Reiche des Pornographischen in das Gebiet der Kunst hätte
emporheben können.
Not to lag behind, the editor of the last-named publication, Ottekar
Stauf von der March, became downright abusive in an article published
over his full signature in the Ostdeutsche Rundschau (May 17, 1903), re¬
vealing incidentally his anti-Semitic bias which played such a large röle
in the later phases of the history of Reigen.
Der Verfasser stellt sich in die Reihen der gewissenlosen Sudler, deren mephi¬
tische Erzeugnisse die Spalten der sogenannten Wiener Witz’-Blätter ad ma¬
Jorem Veueris vulgiragae gloriam füllen ... allenthalben der bekannte Toelor
Judaicis zu spüren ist mit hündischer Geschlechtsgier geschrieben, daß es
einem ekelt.
It is not surprising, finally, to find the Deutsche Zeitung of Vienna cast¬
ing aspersions on Schnitzler’s character:
Es läßt sich daraus nur das eine entnehmen, daß der Verfasser das Metzen¬
wesen aller Stände in Wien genau in Augenschein genommen hat und aus diesen
Kreisen die ethischen Momente seiner Psychologie holt.
Not satisfied with his original attack, Fr. Törnsee again entered the
fray with a two-page denunciatory article entitled“ Sehr geehrter Herr
Staatsanwalt.''7 This article drew fire from M. G. Conrad who took up
the cudgels for Schnitzler in the Freistatt (June 20, 1903), calling Törn¬
see’s epistolary outburst a denunciation and Anhetzung des Staatsan¬
waltes.' To be sure, he frankly states that personally he does not care
for that type of literature and would not encourage his wife and son to
read it, but its artistic qualities he maintains are above repoach:
1 Ein kritisch-historisches Lerikon über verbotene Bücher, Zeitschriften und Theaterstücke,
Schriftsteller und Verleger. 1, Berlin, 1924; u, Bremen, 1028.
2 Ibid., 1, 430.
2 Cf. Der Kampf um den Reigen. Vollständiger Bericht über die sechstägige Verhandlung
gegen Direktion und Darsteller des Kleinen Schauspielhauses Berlin. Herausgegeben und
mit einer Einleitung versehen von Wolfgang Heine, Berlin, 1922, p. 213.
Ibid., p. 214.
!Cf. Also the testimony of the various experts in Der Kampfum den Reigen.
One of these was by Philipp Frey, Die Wage, April 18, 1903; another appcared in the
somewhat obscure Floridsdorfer Zeitung, May 23, 1003. The Paris Journal des Débats, May
24, 1903, also spoke of Reigen in the highest terms.
7 Neue Bahnen, 1903, Nr. 11, pp. 288 f.