II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 207

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10. Das Vernaechtnis
n Schmierenkomödiantin, Familienordnung exekutiren soll. Nur Agnes' Mutter bleibt Tonials Emmy Winter an vielen Stellen zu norddeutsch derb.
ist, die von der Leiche treu, die Majestät des Todes läßt die legitime Wittwe ihre Trauer Dagegen paßte, obwohl durchaus nicht wienerisch, Herr Gerlach
gt wird.
mit dem Schmerz der illegitimen solidarisch empfinden gegenüber recht gut für den Doktor Schmidt und führte ihn im Ganzen und
da ein, wo die beiden den Kleinlichkeiten der Sitte. Emmy Winter bricht mit ihren Ver= Einzelnen vortrefflich aus. Mit sympathischem Takt gab Herr
es eine Fortsetzung der wandten und will Toni zu sich nehmen. Aber — und das ist Botz seine kleine Rolle als Arzt. Die Franziska ist eine Marlitt¬
wieder ein feiner Zug — ihre Tochter widersetzt sich, denn mit dem figur, aus der Frl. Wertheim natürlich nicht viel machen konnte.
r. Hugo Losatti, Sohn
Tode des Kindes ist in dem jungen Mädchen ein unbestimmtes
Abgeordneten, hat eine
Frl. Jurberg brachte die psychologischen Feinheiten ihrer Partie
Gefühl von Eifersucht und Abscheu gegen Toni erwacht. Toni
oni Weber. Nach einer
(Agnes Winter) im zweiten und dritten Akte hervorragend zum
wird mit ihrem Elend in die Einsamkeit hinausgestoßen. Sie giebt
er ihre Liebe zu Vetter
Ausdruck. Frl. Mestel (Betty Losatti) verdarb auch dies Mal
sich den Tod. Aber im Sterben feiert sie noch einen Sieg, denn
äth, und Franzi, Hugos
alle Scenen, in denen es auf ihre Mitwirkung ankam. Sehr
ihr Tod vollendet Franzis Umwandlung und läßt sie mit ihrem
eweiß, daß Hugo Toni
nett und frisch gab Frl. Wendt den Lulu. Herr Lettinger
Verlobten brechen.
hat — nach einer um¬
(Hugo) rief in der Sterbescene einen starken Eindruck hervor.
L
ein Blitz aus heiterem
Die Situation, in der wir einen ganzen Theaterabend fesi= Uneingeschränktes Lob verdient Herr Regisseur Niedt, der namentlich
gehalten werden, wirkt trotz den Schrecken des Todes, die sie im
der der jungen Leute.
aus dem ersten Akte eine packende Wirkung herausgearbeitet hatte.
ersten Akte mit großer realistischer Technik und Stimmungskunst vor¬
rbend in das Vaterhaus
Das Stück erzielte, wie schon gemeldet, auch hier einen nicht
Bekenntniß, eine letzte bereiten, doch immer etwas gekünstelt oder wenigstens problemhaft, geringen äußeren Erfolg. Ein gutes Stück ist es darum nicht,
die Eltern zu sich zu wie denn überhaupt das Drama mehr als „Liebelei“ und selbst wenn es auch in vielen Einzelheiten die Hand eines vornehmen
mehr noch als „Freiwild“ etwas Problemhaftes hat. Viel tragen Künstlers verräth. Vor allen Dingen wird Schnitzler neue Stoffe
nicht zu trennen. Die
Frau Losatti schwört,
zu diesem Eindruck die langen Kannegießereien bei, die zum Unglück und Motive herbeibringen und sie bildnerisch, nicht redend oder
r, ein professoraler Pe= gerade an den Stellen sich breit machen, wo innere oder äußere demonstrirend, gestalten müssen, wenn er nicht erstarren und von
Freisinns, hört auf, zu dramatische Entwickelung vorwärts treiben sollte, namentlich gegen dem Niveau seiner „Liebelei“ und seiner ersten novellistischen Arbeiten
herabsinken will.
Ende des Werkes. Sie wirken um so fataler, als sie für Jeder¬
und ihr Kind schon aus
Hans Heilmann.
mann selbstverständlich sind und Jedermann den Lauf der Dinge von
ki und der Kleine werden
Anfang an im Großen und Ganzen vorhersieht. Das Problem¬
Eiben. Nun demonstrirt
von Anfang an Jedem
hafte, das Surrogat, drängt das dürftige Künstlerische in den
Hintergrund. Das Episodische, das für die beiden ersten
In holder, rührender
den noblen Leuten und Stücke gewann, fehlt hier beinahe gänzlich, aber nicht zum
Die handelnden Personen
uthes zu Boden drücken.
Vortheil der Gesammtwirkung.
ihr seine Leutseligkeit bewegen sich und sprechen mit ziemlicher Lebendigkeit, aber sie sind
alle, selbst die beste, ich meine die des Professors, nur soweit aus¬
es Enkels wegen beinahe
geführt, als ihr Motivchen reicht, das Uebrige ist leer gelassen, wie
roßen Hingebung willen;
die Rückseite der Theaterkoulissen. Die Milieukunst Schnitzlers kam
tröstlich den Tod ihres
schließt mit der Leidens¬
diesmal gar nicht zur Empfindung. Vielleicht lag das an der
Kaft in der Liebe zu Hugos unvortheilhaften Besetzung zweier Hauptrollen, des Professors Losatti
Toni: Dr. Schmidt, den und der Toni Weber, die beide technisch vorzüglich, aber wohl kaum
reber und Parvenn haßt im Sinne des Autors gespielt wurden und darum vielleicht die richtige
lbst verschenkte, und er Anschauung nicht aufkommen ließen.
Denn Frl. Illing, welche als Toni ganz Vortreffliches bot,
Neigung seen Antrag
ganz ähnlich wie sie damals trotz ihrer kraftvoll herben Persönlich¬
hnen beginnt.
Eltern gefallen sich inkeit die Käthe Vockerat verkörperte, sie stellte zwar ein gebrochenes,
mitleiderregendes Weib vor uns hin, aber nicht das süße Mädel,
echt lästig, da die gute
Das Kind hätte man das in seiner Hilfslosigkeit mit jeder Bewegung, jedem Worte rührt.
tter! Dr. Schmidt ge= Der Milieuwirkung fehlte so das Ausgangscentrum. Der Losatti
ihren alten bösartigen des Herrn Lehrmann war in seiner Art wieder einmal eine ganz
Liebe verließ, und der außerordentlich tüchtige, klug und sicher angelegte Leistung, die nur
es kleinen Franz bringt hier und da vielleicht in der Edelmuthspose ein wenig zu starke
unfreiwillige Komik entwickelte. Aber er war ein viel zu energischer,
Der Professor und seine
ranzi wird schwankend. scharf markirter Norddeutscher, nicht der weiche schwankende Wiener,
der noch gemüthlich erscheint, wenn er taktlos poltert. Dem rohen
Toni abschütteln. Und
Pedanten des ersten Aktes, der überhaupt unwahrscheinlich wirkte,
idt, welcher der Familie
ie Konvenienzehe beizu=glaubte man nicht seine Gutmüthigkeit am Anfang des zweiten.
n Spruch der legitimen Auch Fräulein Gabri, unsere meisterhafte Sprecherin, war