II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 278

10.
Das Vernacchtnis
Telephon 12.801.
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— „UbSthVEn
1 österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peterzburg.
(Quellenangebe ohne Genllg.
Ausschnitt Söph- u. montags Zeitung, Wien
NER 1908
vom:
GENNER 1908
(Lustspielthealer.) Als literarischer Abend und zum wohl¬
tätigen Zwecke führte Direktor Jarno Schnitzlers Schauspik
„Das Vermächtnis“ auf, das vor unges schon im
Bürgtheater gegeben wurde. Ein junger Mann aus vornehmer
Familie empfiehlt in seiner letzten Lebensstunde seinen Angehörigen
ein Mädchen, das er zur Mutter gemacht, und das Kind dieses Ver¬
hältnisses zur Aufnahme in die Familie — sein Vermächtnis. Wie
nun die Familie dieser ledigen Witwe, von gesellschaftlichen Vor¬
urteilen geleitet, die Illegitimität ihrer Stellung fühlen läßt, so daß
diese lieber in den Tod geht, das schildert Schnitzler mit seiner
psychologischer Schärfe und trefflicher Charakteristik jedes einzelnen.
Bei aller großen Verehrung der Kunst der Frau Niese scheint
die larmoyante Rolle der Marie ihr nicht zu liegen, jedoch hatte
sie einige Momente, die sie einfach großartig gab. Maran zeigte
in der Rolle des Professors, daß er weit mehr kann als Lachen
machen. Herr Lessen gab eine Episodenrolle geradezu ausgezeichnet.
Sehr sympathisch war Fräulein Gerzhofer, recht verdienstlich
Fräuleiu Schöller und Herr Forster, denen sich die Damen
Malkana, Neuwirth, Blaha, Vasko und Herr Lucas
enit Eifer anschlossen.
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I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls, New Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
g Ausschnitt aus:
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vom: Wiener Montags Journal, Wien
er) Wohitatigleitsvorstelung trat¬
die Niese wieder einmal in einer tragischen Rolle auf. Alle
größen Künstler leiden ja an der Manie, das durchaus spielen
zu wolln, was ihrer Natur nicht liegt. Sie nennen das offenbar
die wahre Kunst, es ist aber nur ein Kunststück. In Schnitzlers
„Vermächtnis“ hut die Niese alle Gelegenheit, ihr anstreniges
großes Talent auch in einer ihr serne liegenden Richtung zu
zeigen. Sie erschüttert und rührt, aber erwärmen kann doch nur
ein Lächeln der Niese, ein Zucken ihrer lustigen Nasenflügel,
ein Aufblitzen ihrer klaren Augen. Ich hin der Künstlerin viel
zu aufrichtig zugetan, um ihr unwahre Schmeicheleien zu sagen,
es mag genügen, wenn ich wahrheitsgemäß den großen Erfolg
des Stückes konstatiere und den rauschenden Applaus notifiziere.
Das Stück selbst darf man wohl als bekannt voraussetzen. Es
ist die Geschichte einer kleinen Näherin, die ihren Vater ver¬
läßt, um dem Geliebten zu folgen, der aus vornehmer Familie
stammt und sie vor seinem plötzlichen Tode bei seiner Familie
unterbringt, — als „Vermächtnis“. Aber das Vermächtnis wird,
wie so viele Vermächtnisse, nicht hochgehalten, es wird nach dem
Tode des einzigen Bindegliedes, des Kindes, einfach weg¬
geschickt. Der Kampf Schnitzlers gegen die verlogene Gesell¬
schaftsordnung führt ihn selbst zu falschen Sentenzen. Wie soll
eine Familie ein Wesen hochhalten, das ihr gegen alle Gewohn¬
heit und Sympahtie einfach ins Haus geschickt wird
In
der Aufführung machten sich noch Frl. Gerzhoser mit
schlichter Herzenswärme und Frl. Maltana mit vornehmer
Einfachheit bemerkbar. Auch Frl. Schöller war natürlich
und darum sehr gut. Herr Maran plagt sich auch manchmal
mit der Tragik. Kann er denn dakür, wenn man sie nicht recht
ernst,nimmt und jede warme Gesühtsäußerung für lustige Per¬
siflage nimmt?
box 16/5
Telephon 12301.
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Vertretungen
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hagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis, New Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Steckholm, St. Petersburg.

(Quellenengabe ohne Gewähr.)
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Deuteches Tagblatt
im Ausschnitt aus:
Ostdsutsche Rundscnen
vom:
Wien
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TETFEN19OS
Lustspieltheater. Von Zeit zu Zeit hat Frau
Niese das Bedürfnis, sich aus den Niederungen der
Tagesposse zu erheben. Dann bekommt sie das „Tragische“
und fordert das Burgtheater in die Schranken. Jetzt spielt
sie zu ihrer künstlerischen Erholung die einst von Frau
Schratt gegebene Rolle der Toni Weber in Schnitzlers
Schauspiel „Das Vermächtnis'. Ohne Zweisel:
ihr Streben ehrt sie. Aber die Wahl dieses Stückes war
nicht sehr glücklich. Ganz abgesehen von seiner ledernen
Problematik, bietet es ihrem Naturell gar keine Ge¬
legenheit zur Entfaltung; im Gegenteil: es spannt
es in eine spanische Zwangsjacke. Drei Akte Trauer,
nichts als Trauer! Das will man nicht von
Frau Niese sehen, die wohl Lachen und Weinen in einem
Sack hat. Wenn sie aber nichts anderes tun darf, als
nur weinen und immer wieder weinen, dann wird aus
dem größten weiblichen Komiker, den Wien besitzt, eine
monotone Raunzerin, der man schließlich nicht einmal
mehr die dicken Tränentropsen glaubt, die sich ihr wirklich
über die Wangen stehlen, Weit eher konnte man sich mit
dem Professor Losatti des Herrn Maran befreunden,
wiewohl auch ihm der mühsam verleugnete Komiker immer
wieder über die Schultern guckte. Die übrige Auführung
stand auf einem hochachtbaren Niveau und zeugte von
einem künstlerischen Drill, der leider an ein undankbares
Stück verschwendet wurde.