II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 353

„Der grüne Kakabn“
9. 3. Der
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Oesterreich lebende Erzherzogin, welche der Auf¬
führung im Burgtheater anwohnte, meinte: „Un¬
glaublich, daß man so ein Stück im Burg¬
theater geben kann!“
Von Gerhart Hauptmann ist bisher keine
Antwort an Director Schleuther gelangt.
Was mit „Rose Bernd“ geschehen wird?
Das Werk ist für Wien Eigenthum de¬
Burgtheaters. Gerhart Hauptmann kann jedoch das
Stück vom Burgtheater zurückverlangen und es
einer anderen Wiener Bühne überlassen.
Man glaubt, Hauptmann werde „Rose Bernd“.
Director Brahm für die Aufführung.
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ein und dann dürfte „Rose Bernd“ wieder gegeben
werden.
Das Stück muß aber der Censur
in der
Thentersetung.
Statthalterei vorgelegt werden, welche über die
in Privattheatern aufzuführenden Werke entscheidet.
Das Deutsche Volkstheater hat sich
Das Verbot von „Rose Bernd“ im
bisher um diese Dichtung nicht beworben, denkt
auch vorläufig nicht daran.
Burgtheater.
In Künstlerkreisen wird das Verbot stark
discutirt. Als Frau Medelsky, die Darstellerin
Das Verbot von Hauptmann's „Rose Bernd“
der Rose Bernd, gestern davon erfuhr, brach sie in
Thränen aus.
bildet in allen Kreisen der Gesellschaft den Gesprächs¬
stoff. Wie immer bei solchen Anlässen, flattern allerlei
Die nächste Novität im Burgtheater ist Wil¬
Krisengerüchte auf, die jedoch dermalen der Be¬
brandt's „Timandra“. Dieses Werk wird heuer
gründung entbehren. Wohl aber dürfte künftig eine
die letzte Novität sein.
Verschärfung der Hoftheatercensur ein¬
Am kommenden Sonntag findet die Reprise
treten, die nach dem colportirten Ausspruche eines von „Gygesund sein Ring“ statt.
höheren Hofbeamten, bisher „zu liberal“ gehand¬
habt wurde!!
Der Vorgang bei Aufführung von Novitäien
im Burgtheater ist folgender: Die Direction des
Burgtheaters prüft das eingereichte Buch und er
stattet einen Vorschlag, betreffend die Aufführbarkeit
des Werkes. Vorher werden aus dem Texte alle an¬
stößigen und die sogenannten Kraftstellen eliminirt.
So wurden in letzterer Zeit in einem Bühnen¬
werke mehrere unsläthige Wendungen gefunden, die
alle durch den Satz „ich niese darauf“ ersetzt
wurden.
Die Einrichtung der Direction ge¬
langt an die Generalintendanz der Hoftheater, welche
das Buch dem Hoftheatercensor übergibt. Dieser er¬
stattet ein Gutachten, das dem Generalintendanten
und auch dem Obersthofmeisteramte zugestellt wird.
Alle diese Instanzen lesen den Text der Novität.
Im Falle der „Rose Bernd“ wurden zwar
verschiedene Bedenken laut, die jedoch weniger
dem Stoffe, als der Sprache galten. Man setzte
sich mit Gerhart Hauptmann in's Einvernehmen,
der einige Milderungen vornahm und den schlesischen
Dialekt theilweise veränderte.
Weder der Hoftheatercensor, noch die General¬
intendanz der Hoftheater erkannten die Dichtung als
nicht aufführbar. Man war mit dem Stoffe und
seiner Behandlung nicht einverstanden, allein, man
bezeugte dem Dichter den ihm gebührenden Respect.
Bei der Première von „Rose Bernd“ war eine Erz¬
herzogin anwesend. Bei allen Reprisen befanden
sich Hofdamen und andere Aristokratinnen
im Zuschauerraume.
Nach der dritten Aufführung fragte ein hoher
Hofwürdenträger einen Künstler des Burg¬
theaters: „Wielange wird man das eklige
Stück noch geben?“!
Die Cassarapporte hielten sich bis zur dritten
Aufführung auf der Höhe, dann zeigte sich eine Ab¬
schwächung des Interesses im Publicum.
Nach der fünften Reprise wurde Director
Schlenther in das Obersthofmeisteramt citirt und
aufgefordert, „über höheren Befehl“ das
Werk abzusetzen.
Von wem dieser „höhere Befehl“ ausgegangen
war, wurde nicht gesagt. Man berief sich auf ver¬
schiedene Kundgebungen.
Eine schriftliche Intimation erging an ben
Director nicht, man beschränkte sich auf das münd¬
liche Verfahren.