II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 691

K
9.4. Der gruche akadu zyklus
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Theater und Kunst.
Burgtheater.) Schnitzler's „Paracelsus“ gab
gestern Herrn Kainz Gelegenheit zu einer seiner schönsten und
denkwürdigsten künstlerischen Thaten. Es war das einer der
letzten Erfolge Robert's gewesen; aber die Erinnerung an den
Todten war mit dem Augenblicke ausgelöscht, da sein Erbe die
Bühne betrat und dieser Lebende behielt Recht, weil er recht hatte. Es
war jene bändigende Macht der großen Hexenmeister in ihm, der
sich Niemand entziehen kann. Er war unendlich einfach: wenig
Charlatan, sehr viel Magik. In der Stimme einschläfernder Ton,
im Blick das Bändigende. Die Hände unendlich beredt; niemals
in Ruhe, dennoch nur sparsam in Action. Eine gewisse,
dämonische und bis zum Unheimlichen gesteigerte Freude an der
eigenen Macht über die Menschen, humoristisch manchmal, so daß ganz
neue Lichter in das Stück hineinkamen. Mit einem Wort: der
rechte Wunderdoctor. Er macht „die Lahmen
auch, die
lahmen Stücke — wieder gehen". Als Einleitung des Abendes
wurde „Esther“ gegeben. Das sollte nicht sein. Es ist ein zu
ungleiches Gespann und mit nicht gar großer Mühe wäre ein
unvergleichliches Dreigespann von Fragmenten zusammenzubringen.
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Theater und Kunfte
(Burgtheater.) Sollte sich die Weltgeschichte
geirrt haben? Sie verzeichnete mit ihrem ehernen Griffel,
daß Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohen¬
heim, genannt Paracelsus, im Canton Schwyz geboren wurde
als der Sohn eines Arztes und Chemilers. Herr
Kainz aber, der heute zum erstenmal den
Paracelsus in dem gleichnamigen Einacter von
Arthur Schnitzler spielte, behauptet durch seine
Maske, Bombastus von Hohenheim sei in Galizien geboren
worden, dort wo es am östlichsten ist, und sei aus historisch
nicht nachweisbaren Gründen in Kaftan und Pajes nach
Wien ausgewandert. Wer hat nun recht? Frau Klio oder
Herr Kainz? Offen gestanden, uns erscheint die Weltgeschichte
immerhin etwas glaubhafter, als die Maske, welche Herr
Kainz wählte. Denn die Weltgeschichte will doch nicht so um
jeden Preis originell sein wie Herr Kainz, und
wenn sie uns den großen Paracelsus nicht als galizisches
Jüngel vorführt, so wird sie dazu einigen Grund haben.
Welchen Grund aber hatte Herr Kainz, Solches durch Ge¬
wand wie Haar= und Barttracht zu behaupten? Er wollte
anders kommen als seinerzeit Herr Robert kam. Nicht so
schön, nicht so blaß, nicht so unheimlich interessant. Er kam
Für
100 anders, er kam realistischer, er kam so realistisch, daß er sich
ohneweiters am Nordbahnhof ein Billet nach Kolomea
20
hätte lösen können, ohne daß dies den Cassier
„ 1000
versetzt hätte. Oder
Erstaunen
in besonderes
das
wollte uns Herr Kainz beweisen, daß er trotz einer so den
Abonne
bizarren Maske durch Wort und Spiel zu wirken und uus
Abonne
in seinen Bann zu zwingen vermöge? Das hat er erreicht.
Er bewies, daß er ein großer Künstler ist, des Wortes
und der Geste mächtig wie kaum ein Zweiter.
Aber er hätte ungleich sicherer und stärker gewirkt, wenn er
es uns nicht so schwer gemacht hätte, ihn hinter dem Kaftan
zu erkennen. Bedarf es denn wirklich solcher Widersprüche,
die erst reizen sollen, ehe die Kunst Befriedigung gibt?
g. d.