II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 2), Die Gefährtin. Schauspiel in einem Akt (Der Wittwer), Seite 13

Gefaehrtin
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Telephon 12.881.
„UDSERTEN
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
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burg, Toronto.
(Ouellenangabe ohne Gewähr.
Ausschnitt a
Osterreichische Rundschau, Wien
I5ARZ 1910
vom:
F
Auch Georg Hirschfelds Schauspiel „Mütter“
(von der Neuen Freien Dolksbühne nach 15 Jah¬
ren wieder aufgeführt) war einst ein Kombattant
im literarischen Freiheitskriege. So weiblich zart
die Glieder dieses Geschöpfes auch sind ... Tief
aus dem Leben, aus dem Leide heraus drang
hier der Ruf des verlassenen Mädchens, daß es
seines Muttertums Stolz und Glück sich durch
keine aufgezwungene Scham verderben lasse. Für
den Wert der Dichtung aber bürgt, daß wir heute
das Rührende dieses wundervollen Weibes aus
dem Dolke stärker und reiner empfinden als die
Cendenz.
Diese Schauspiele ragten aus einer vergan¬
genen Deriode zu uns herüber. Arthur Schnitz¬
lers kleines Meisterdrama „Die Gefährtin“ da¬
gegen ist mit keinem bestimmten literarischen Zeit¬
alter verknüpft. Hier ist etwas Zeitlos=Gegen¬
wärtiges; die feinste Kultur einer in sich abge¬
schlossenen, von der Umwelt unabhängigen dichte¬
rischen Persönlichkeit. Der Eindruck des stillen
Stückes mit seinem ernsten Tebensinhalt wird
immer dann der tiefste sein, wenn die Gunst des
Augenblickes den schauspielerischen Erfüller ge¬
währt. Deshalb wir nun die Aufführung im
Lessingtheater das köstlichste Geschenk. Denn
Oskar Sauers innerlicher Ausdruck erreichte in
der Rolle des Professor Dilgram mit den zartesten
und leisesten Mitteln eine unerhörte seelische
Macht.