8.
box 14/4
Freiwild
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschulte
REFEREN
Leser behördl. konz. Das für Leitungsberichte u. Person nachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg
Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Oesterr. Illustr. Journal,
vor: 191 1905
a
Deutsches Volkstheater. Mit Stolz
prangte die Tafel an der Kassa: „Logen und Sitze
ausverkauft bei der letzten Premiere von Schnitzlers
„Freiwild". Zur selben Zeit konnte man sehen, daß
für die Aufführung des „Wilhelm Tell im
Burgtheater trotz des Sonntags noch die Hälfte
der Plätze zu erlangen sei, und er soll gar nicht
schlecht geschrieben haben, der Schiller. Na, das ist
eben die heutige Geschmacksrichtung, und Schnitzler
ist ein hervorragender Dichter, der sich sogar er¬
lauben dürfte, einmal ein schlechtes Stück zu schreiben.
„Freiwild, das auferstandene Stück, das nach
neunjähriger Zurückgezogenheit sich wieder hervor¬
wagte, hat den Zeitpunkt gut gewählt. Der Unsinn
des Duells leuchtet uns jetzt ebenso ein, wie dessen
erhabener Sinn vor hundert Jahren, und „Frei¬
wild" nimmt in den Antiduellstücken eine erste
Stelle ein. Freilich wäre es bei näherer Betrachtung
für Paul Rönning (Herr Kutschera) ja dasselbe,
sich Karinski (Herr Kramer) im Duell zu stellen,
oder ihm, da er weiß, daß ihn derselbe, wo er ihn
trifft, niederschießt, dann heldenhaft entgegenzugehen,
aber dann ... dann könnte das Stück schon mit
so wie so
dem zweiten Akt endigen. Man hat es
versucht, das Stück etwas zu verlängern, denn die
um 7 Uhr angesetzte Premiere begann erst um 18.
Herr Kramer und Herr Kutschera leisteten
Vorzügliches, was man von Fräulein Erl, die
Fräulein Retty gar nicht vergessen machen kann,
nicht behaupten darf. Die Herren Tewele,
Richter, Roland, Jensen, Czasta und
Höfer spielten auch mit viel Verständnis und
Liebe, so daß der Applaus, namentlich auf den
Galerien, so stark war, daß auch Herr Schnitzler
sich mehrmals dem Publikum zeigen mußte. Das
Stück ist eine fesche, flotte Arbeit, die bei besserer
Besetzung der Rolle der Hauptträgerin zu noch
größerem Erfolge geführt hätte.
ohne
Realan kan.
OBSER
1 Cetter behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen
London, Madrid, Mailand, Minneapoli, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe eine Gewehr)
Kunst und Sport und Vaten
1803
Artur Schnitzlers Freiwilde ist nun auch in
das Repertoire des Deutschen Volkstheaters über¬
gegangen. Es hat dort teilweise sehr interessiert, teilweise
kalt gelassen. Die geistreiche Führung des Dialogs, die
Schnitzler immer eigen ist, hilft über den Mangel an Handlung
hinweg und gibt der Abhandlung über das Duell, welches einer¬
seits auf das schärfste verurteilt, andererseits auf das hart¬
näckigste verteidigt wird, wirkungsvolle Färbung. Der Dar¬
stellung ist der Autor jedenfalls zu vielem Dank verpflichtet. Sie
war tadellos. Die Herren Kutschera, Kramer und Jensen,
sowie Fräulein Erl sind in erster, Herr Tewele und Frau
Glöckner in zweiter Reihe zu nennen.
box 14/4
Freiwild
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschulte
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Leser behördl. konz. Das für Leitungsberichte u. Person nachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg
Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Oesterr. Illustr. Journal,
vor: 191 1905
a
Deutsches Volkstheater. Mit Stolz
prangte die Tafel an der Kassa: „Logen und Sitze
ausverkauft bei der letzten Premiere von Schnitzlers
„Freiwild". Zur selben Zeit konnte man sehen, daß
für die Aufführung des „Wilhelm Tell im
Burgtheater trotz des Sonntags noch die Hälfte
der Plätze zu erlangen sei, und er soll gar nicht
schlecht geschrieben haben, der Schiller. Na, das ist
eben die heutige Geschmacksrichtung, und Schnitzler
ist ein hervorragender Dichter, der sich sogar er¬
lauben dürfte, einmal ein schlechtes Stück zu schreiben.
„Freiwild, das auferstandene Stück, das nach
neunjähriger Zurückgezogenheit sich wieder hervor¬
wagte, hat den Zeitpunkt gut gewählt. Der Unsinn
des Duells leuchtet uns jetzt ebenso ein, wie dessen
erhabener Sinn vor hundert Jahren, und „Frei¬
wild" nimmt in den Antiduellstücken eine erste
Stelle ein. Freilich wäre es bei näherer Betrachtung
für Paul Rönning (Herr Kutschera) ja dasselbe,
sich Karinski (Herr Kramer) im Duell zu stellen,
oder ihm, da er weiß, daß ihn derselbe, wo er ihn
trifft, niederschießt, dann heldenhaft entgegenzugehen,
aber dann ... dann könnte das Stück schon mit
so wie so
dem zweiten Akt endigen. Man hat es
versucht, das Stück etwas zu verlängern, denn die
um 7 Uhr angesetzte Premiere begann erst um 18.
Herr Kramer und Herr Kutschera leisteten
Vorzügliches, was man von Fräulein Erl, die
Fräulein Retty gar nicht vergessen machen kann,
nicht behaupten darf. Die Herren Tewele,
Richter, Roland, Jensen, Czasta und
Höfer spielten auch mit viel Verständnis und
Liebe, so daß der Applaus, namentlich auf den
Galerien, so stark war, daß auch Herr Schnitzler
sich mehrmals dem Publikum zeigen mußte. Das
Stück ist eine fesche, flotte Arbeit, die bei besserer
Besetzung der Rolle der Hauptträgerin zu noch
größerem Erfolge geführt hätte.
ohne
Realan kan.
OBSER
1 Cetter behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen
London, Madrid, Mailand, Minneapoli, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe eine Gewehr)
Kunst und Sport und Vaten
1803
Artur Schnitzlers Freiwilde ist nun auch in
das Repertoire des Deutschen Volkstheaters über¬
gegangen. Es hat dort teilweise sehr interessiert, teilweise
kalt gelassen. Die geistreiche Führung des Dialogs, die
Schnitzler immer eigen ist, hilft über den Mangel an Handlung
hinweg und gibt der Abhandlung über das Duell, welches einer¬
seits auf das schärfste verurteilt, andererseits auf das hart¬
näckigste verteidigt wird, wirkungsvolle Färbung. Der Dar¬
stellung ist der Autor jedenfalls zu vielem Dank verpflichtet. Sie
war tadellos. Die Herren Kutschera, Kramer und Jensen,
sowie Fräulein Erl sind in erster, Herr Tewele und Frau
Glöckner in zweiter Reihe zu nennen.