II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 71

iebelei
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— dee Oberst ordnei a, daß jeder Soldal,
offenen Aussprache bestehender Uellstände bekannt der Von nun an ein Porte onnaie findet, mit vier¬
and auch nach Deutschland auf¬
mit dem Gatten, wobei Fritz sein Leben einbüßt.
man es verstehen, gelegentlich zu mißfallen. Scha¬
Wiener Brief.
Die Tochter des Musikers folgt ihm in den Tod
den thut das nicht. Denn Arthur Schnitzler ist auf
(Die Herren der jüngsten Schule. — Anschauungen der
weil sie zum Begräbniß des Geliebten nicht
seinen Durchfall im Volkstheater hin sogar burg¬
Bühnenleiter.
Schicksale eines Modernen. — Das
geladen wird. Etiquettefehler sind oft die Ursache
theaterfähig geworden. Das will etwas sagen, wenn
jüngste Stück des Burgtheaters. — Seelenzustände. —
von Katastrophen geworden ...
man bedenkt, wie viele erfolgreiche Autoren ver¬
Erzählungen. — Der Fluch der Liebelei. — Ein anderer
Die Personen des Stückes sind nach all dem
geblich die Burgtheaterfähigkeit anstreben. Schnitzler
Moderner und sein Stück. — Mißstimmungen. — Ein
Nachspiel.)
nur auf die Bühne gebracht worden, um den Autor
hat übrigens nicht den Ehrgeiz, Dramotiker schlecht¬
Gelegenheit zu geben, sich in der Stimmungs¬
weg zu sein, er will nur Seelenzustände schildern.
Im literarischen Kaffeehause in der Herren¬
malerei zu produciren. Das ist die Specialität
Dieser Absicht entspricht sein Stück, welches das
gasse treffen sich täglich einige junge Männer,
Schützler's, wie mon einem anderen Modernen,
Burgtheater als Première brachte. „Liebelei“ ist
welche Theaterstücke schreiben. Man sieht es Keinem
J. J. David, nachrühmt, daß er sich aufs Cha¬
der Titel desselben. Das Wort allein läßt schon
an, welch' gefährlicher Beschäftigung er obliegt.
rakterzeichnen versteht. Der Letztere ist einige Tage
vermuthen, daß es die wahre Liebe nicht ist, mit
Wer nach dem Aeußeren zu urtheilen gewohnt ist,
später im Volkstheater zum Worte gekommen.
der der Dichter sein Publicum bekannt machen will.
dem vermag die Gesellschaft kein besonderes In¬
Sein Stück betitelt sich: „Ein Regentag“. In dem
Die Modernen wollen entdeckt haben, daß die
teresse abzugewinnen. Etwas Anderes ist es freilich,
Stücke herrschen etwas mildere Sitten, wie in dem¬
Liebelei ein Seelenzustand ist. Die Wiener haben
wenn man erfährt, daß die Herren als die Re¬
jenigen von Schnitzer. Eine Baronesse folgt ihrem
jedoch eine charakteristischere, freilich ziemlich derbe
präsentanten der jüngsten literarischen Schule zu
bürgerlichen Geliebten auf sein Gut. Das war bei
Bezeichnung für solche, welche ihren leichtfertigen
betrachten sind. Man sieht dann etwas näher zu
schönem Wetter. Die Dame vermochte dem Land¬
Lebenswandel mit ihren Seelenzuständen zu ent¬
und entdeckt richtig, daß unter der Gruppe sich
leben anfangs einige schöne Seiten abzugewinnen.
schuldigen suchen. Schnitzler, der es als Moderner
einige Charakterköpfe befinden, welchen schon eine
Da kommt aber von ungefähr ein Regentag und
nicht nöthig zu haben glaubt, sich eine höhere
große Zukunft prophezeit worden sein dürfte. Daß
sofort ändert sich ihre Stimmung. Die Barouesse
Meinung von dem moralischen Lebenswandel der
die Zukunft ihnen gehöre, davon sind sie übrigens
findet, daß es an so einem Regentage auf dem
Großstädter zu bilden, sucht seinen Helden in ein
Alle überzeugt. Das unerschöpfliche Thema der
Lande nicht auszuhalten ist vor Langweile. Sie
besseres Licht zu rücken.
Conversation ist natürlich das Theater. Von was
läßt den Wagen vorfahren und fährt ihrem Ge¬
Was sich in dem Stücke zuträgt, ist nicht
sollten junge dramatische Autoren auch sovst
liebten davon. Das Stück war auf der Bühne
viel, denn die Fabel verträgt keine Handlung im
sprechen? Im Verkehre mit Theaterdirectoren sam¬
kaum zu Ende gespielt, als es auch schon im Par¬
althergebrachten Sinne. Man hört auf der Bühne
melt man manche Erfahrungen — angenehme aber
quet zwischen einem Modernen und einem Vertreter
nur immer erzählen. Auf diese Weise erhält man
selten. Die Bühnenleiter haben eben über die Li¬
der alten Schule zu ziemlich erregten Auseinander¬
Kenntniß davon, daß der Held des Stückes, Fritz
teratur im Allgemeinen und die moderne Richtung
setzungen über den Werth des Stückes kam. Das
Lobheimer, ein Verhältniß mit einer verheiratelen
im Besonderen ganz eigenthümliche Anschauungen.
war das Nachspiel zu den vorausgegangenen uner¬
Frau hat und zugleich eine Liebelei mit der Tochter
Das kann freilich noch einmal anders werden. Die
quicklichen Darbietungen. Von dem Modernen hätte
eines armen Musikers unterhält. Die Letztere klam¬
Modernen hoffen es wenigstens, besonders seit
nun das Publicum für diese Saison genug und
mert sich mit größerer Leidenschaftlichkeit an Fritz,
einer der Ihren, Arthur Schnitzler, einen Durchfall
die Theaterdirectoren wol auch.
die verheiratete Frau nimmt die Sache leichter.
erlebt hat. So weit hat es nämlich noch Keiner
Franz Weigl.
„Trotzdem wird dem „Helden“ die letztere Liebelei
gebracht. Die Meisten nicht einmal zu einer ersten
Aufführung. Wenn man modern sein will, muß “ verhängnißvoll. Sie führt nämlich zu einem Duell
Tnule Toh