II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 355


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beben mit dönnerartigem Getöse verspurt worden. In letzterem
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geniehens= sind allereungs stat undeiter Batur, und e sesie
Orte werden die Stöße, welche kurz hintereinander folgten, als
nicht viel Kombinationsgabe dazu, sie Schnitzler und nicht dem
Unm
alten Violinspieler am Josephstädtischen Theater in den Mund zu
ziemlich heftig bezeichnet
Der sozialdemokratische Abgeordnete Jöst hat, entgegen dem
legen. Mit gleicher Virtuosität, mit der der Dichter übrigens die
Bes
Tragik seiner Handlung wiederzugeben weiß, versteht er auch mit
dem sozialdemokratischen Parteivorstand gegebenen Versprechen,
ihre
wenigen, aber markanten Strichen eine übermüthige, lustige Be¬
Abends an den Verhandlungen der hessischen Zweiten Kammer
jede
wegung hervorzurufen; so ist das Enterieur einer vornehmen Jung¬
theilgenommen. Der Parteivorstand hat infolgedessen Jöst noch¬
gesellenwohnung, in der Lust und Fröhlichkeit, Uebermuth und
nack
mals aufgefordert, seine sämmtlichen Mandate sofort niederzulegen.
Das Bremer Schiff „Arnim“, das vor 7 Monaten von Sunder¬
Sorglosigkeit zu Hause sind, ebenso echt dargestellt wie die von
gesp
liege
kleinbürgerlichen Anschauungen geschwängerte Atmosphäre des
land nach Chile fuhr, ist mit 17 Mann Besatzung verschollen
Weiring'schen Hauses. Arthur Schnitzler's „Liebelei“ ist noch keine
Oesterreich. Die Stadtvertretung von Gaya in Mähren
wurde aufgelöst und ein Regierungskommissar bestellt.
dramatische Großthat, aber sie zeugt von so viel Frische, Ursprüng¬
auch
Frankreich. Der Regierung nahestehende Blätter melden
Beid
lichkeit und Originalität eines reich veranlagten Bühnentalentes,
bevorstebende erhebliche Veränderungen in der diplomatischen Ver¬
daß man von ihrem Schöpfer noch Großes erwarten kann.
so m
tretung Frankreichs Graf Montebello wird auf den Petersburger
Das Publikum befand sich vorgestern Abend in der denkhar glück¬
Posten nicht zurückkehren. Zum Botschafter in Petersburg ist Graf
möch
lichsten Stimmung und ließ sich selbst durch den eigentlich ziemlich
Elekt
faden Einakter „Atempo“ von Euri#o Montecorboli, der sich erst
Montholon, der Gesandte in Brüssel, ausersehen.
Die Regierung beauftragte den Präfekten des Nord=Departe¬
wie ein gefälliges jeu d’esprit anläßt und dann zu einer thränen¬
Anst¬
könnt
ments, einen ausführlichen Bericht über die Vorgänge in Lille
seligen Rührkomödie auswächst, nicht seine gute Laune verderben.
einzusenden, wo eine auswärtige Macht durch beleidigende Zurufe
Erfah
Dieselbe samose Stimmung herrschte übrigens auch oben auf der
geschmäht worden. Man kündigte auch Maßregeln gegen den
Bühne, und gleich die ersten Scenen der „Liebelei“ in dem behag¬
Liller sozialistischen Bürgermeister und den Liller Gemeinderath
der si
lich ausgestatteten Junggesellenheim Fritzens, in das der tolle
an, dessen Auflösung bevorsteht.
den e
Humor Dory Kaiser's vortrefflich paßte, den Herr Carl Witt —
Falls der Czar am 15. September nach Paris kommt, was
t sichtlichem Wohlbehagen!
einmal ganz in seinem Element!-
seit?
jetzt allgemein geglaubt wird, soll eine große Truppenschau bei
und nicht minder sichtlicher Wirkung bei dem Publikum repräsen¬
Angouléme veranstattet werden, wozu 200,000 Mann zusammen¬
Herbf
tirte, schlugen zündend ein; unter diesem guten Eindruck schienen
gezögen werden.
dazwi
die Kräfte aller Mitwirkenden von Scene zu Scene zu wachsen.
In Lille dauerten die Ruhestörungen die ganze Nacht zum
Bekal
Die neue Naive des Residenztheaters: Frl. Anna Fürst, konnte
Sonnabend fort. Eine Soz'alistenschaar von 1000 Mann drang
soll,
sich für ihr Debut keine bessere Rolle wünschen, als die der Mizzi
glück
in das Redaktionslokal des „Progrés du Nord“, mißhandelte die
Schlager, dieses feschen Wiener Madls mit der fidelen Studenten¬
Redakteure und zertrümmerte die Fensterscheiben; eine andere
moral „Morgen ist auch ein Tag, heute ist heut'“. Ihr Spiel ist Scht
Schaar drang in die Redaktion der bonapartistischen Zeitung
auf
decent und macht nie einen forcirten Eindruck, ihr Organ klingt
„Dépéche“ und mißhandelte den Chefre#akteur Boulanger deratt,
näm
nicht unsympathisch, und ihre Bühnenerscheinung wird sich recht
daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Dagegen stürmten die
der
gut für das ihr zufallende Fach eignen. Hier und da hätte sie
Antisozialisten das Café del Planque, wobei ein blutiges Hand¬
resig
vielleicht vorgestern Abend stärker, energischer charakterisiren und
gemenge entstand: 18 Personen wurden in's Spital gebracht.
Geg
der ganzen Figur mehr Farbe geben können; sehr gut benahm sie
Das Militär stellte die Ruhe um 3 Uhr Morgens wieder her.
sich im dritten Akt, wo ihr Geliebter Christine die Nachricht vom
Die Sozialisten zogen vor die Präfektur unter den Rufen: „Hoch
Tode seines Freundes bringen muß. Den alten Weiring gab Herr
Ung
Deutschland! Nieder mit dem Czaren!“
Janda in Maske und Haltung mit vielem Geschick. — In den
Ste
Italien. In Rom brach auf dem Hauptbahnhofe in den
Vordergrund des Interesses traten —
— selbstverständlich — Fritz
Bureaus der Inspektion Feuer aus, das sich schnell über den
und Christine; sind diese beiden Rollen schlecht besetzt, fällt das
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ganzen Flügel der Ankunftseite ausbreitete. Die gesammte Feuer¬
Stück. Besser und illusionsgerechter als durch Herrn Fritz Bur¬
Vor
wehr Roms war zur Stelle. Mehrere Bataillone wurden behufs
mester und Frau Margarethe Körner -
wir nennen absichtlich
treii
Absperrung des Bahnhofs alarmirt. Die Möbel der unter der
diese beiden Namen in einem Athem — kann sich Schnitzler seine
gese
Brandstätte gelegenen Königszimmer wurden auf den überfüllten
Lieblingsfiguren kaum dargestellt denken. Die Christine der Frau
Del
Perron geschafft., Da auch auf der Station ein Güterwagen mit
Körner lehte sich von Scene zu Scene in das tief Tragische der list,
Spiritus in Brand gerieth, vermuthete man Brandstiftung.
Rolle mehr hinein, bis sie sich im dritten Akt in ihrer ergreifenden#ten
Rußland. Die „Frlf. Ztg.“ meldet, daß Befehl gegeben
Klage um den Verlorenen zur leidenschaftlichen Größe aufrichtetelber
worden sei, die ostsibirischen Linienbataillone Nr. 6, 8 und 11 auf
und Gretchen und Luise Millerin in Einem wurde. Wie kamenueh
Kriegsfuß zu bringen. Es verlautet, Rußland würde sehr bald die
die Worte aus ihrem Munde: „Und ich hab' ihn angebetet. Hatksein
Zurückziehung der japanischen Truppen aus Korea verlangen.
er denn das nicht gewußt, daß ich ihm Alles hingegeben hab' mit
Ein grauenhafter Mord wird aus Witebsk gemeldet. In der
was ich ihm hab' geben können, daß ich für ihn gestorben wäre;
ein
Ortschaft Stonica wurden die reichen jüdischen Familien Szloma
daß er mein Herrgott gewesen und meine Seligkeit, hat er denn
mo
und Barnevicz, im Ganzen 9 Personen, Nachts ermordet, deren
das gar nicht bemerkt? Er hat von mir fortgehen können mit
tio
Häuser vollständig ausgeplündert und sodann in Brand gesteckt.
einem Lächeln, fortgehen können aus dem Zimmer und sich für eine
au
Die Mörder, anscheinend Bauern, sind entflohen.
Andere niederschießen lassen. Vater, Vater, verstehst Du das?“
alö
In Latyczy, Gouvernement Podolien, explodirte in einem
Wahrlich eine gewaltige Sprache, die ihre Wirkung nicht versagte
8 Spiritusmonopols
der jüngst zufolge der Einführung
in dem Munde einer Künstlerin, die für sie Herzenstöne von be¬

eröffneten ärarialen Freilager eine Petroleumlampe und setzte ein
zwingendem Zauber zu finden wußte die diese Klage zu einer ein¬
Magazin in Brand. Acht Personen wurden verkohlt als Leichen
zigen gesprochenen Thräne machten! —
— Würdig neben ihr stand
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aufgefunden. Zwei Beamte erlitten schwere Brandwunden.
Burmester als Fritz, dem namentlich das Nervöse, Aufgeregte des
das
Türkei. Ein türkisches Detachement ist bei Verria auf Kreta
ersten Aktes vorzüglich gelang; rührend wußte er auch im zweiten
get
von einer stärkeren griechischen Bande geschlagen worden. Ueber
Akt den Abschied von Christine zu gestalten, mit einer Treffsicher¬
ist
einen anderen Zusammenstoß bei Katerina fehlen Einzelnheiten.
heit im Ton und im Spiel, wie sie nur großen, echten Talenten
bei
Die Richtigkeit einer türkischen Meldung, nach welcher eine grie¬
eigen ist. Daß er das Burschikose der Rolle nicht so scharf hervor¬
wi
chische Bande im Vilajet Monastir bereits 700 Mann zähle, wird
treten ließ, wie z. B. Rittner, sondern mehr die weiche empfind¬
Le
bezweifelt. Weitere Nachrichten aus Saloniki besagen, daß die
same Seite betonte, soll ihm zum besonderen Lobe nachgesagt wer¬
un
türkischen Truppen von Neuem geschlagen worden sind. Die An¬
den. —
— Ganz ausgezeichnet war die Regie Rotter's, die nament¬
W0
zahl der Insurgenten erscheint mit Einschluß der neuerdings nach
lich im ersten Akte ein vollendet stimmungsvolles Interieur ge¬
St
Makedonien eingedrungenen griechischen Insurgenten ziemlich be¬
schaffen hatte, und der um das Gelingen des Ganzen jedenfalls
M.
trächtlich.
hervorragende Verdienste zuzuschreiben sind.
Das Publikum,
Lie
Amerika. Eine durch einen Orkan verursachte Fluth suchte
welches das Haus des Residenztheaters diesmal ziemlich füllte, be¬
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die Orte Morrison und Golden=City im Staate Colorado heim.
reitete dem Stück eine glänzende Aufnahme: nach jedem Akt mußte
Nach den bisherigen Feststellungen sind 20 Personen um's Leben
sich der Vorhang mindestens drei, vier Male heben, und am Schlusse
gekommen, doch ist der Verlust an Menschenleben wahrscheinlich
wollten die Hervorrufe schier kein Ende nehmen. Es war wieder
sisdh
größer. Durch den Orkan wurden Bäume ausgerissen, sowie Eisen¬
einmal ein voller Sieg auf allen Linien; und das Schönste an
gro
bahnlinien zerstört und Brücken fortgeschwemmt.
ihm ist: daß sich in den Lorbeer dieses stolzen Erfolges Beide zu
war
gleichen Hälften theilen dürfen: Arthur Schnitzler und unser
gab
Residenztheater.
P. A. Wolff.
An
Kunst und Wissenschaft.
† Im Residenztheater findet heute Abend eine Wieder¬
mit
† Residenztheater. Zum ersten Male: „Liebelei“
holung des Schauspiels „Liebelei“ statt. Vorher wird wieder der
steh
Einakter 1A Tempo“ gegeben.
Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler. Vorher:
behi
A tempo“, Schauspiel in einem Akte von Enrico Montecorboli.
Bea
Es geht Einem manchmal mit den Stücken wie mit den Menschen:
nehr
Briefkasten.
man kennt ihre Fehler und liebt sie doch, nicht etwa wegen ihrer
wen
Fehler — beileibe nicht, das wäre ein Trugschluß —, sondern weil
Piol
4 L. S., Pirna. „Wer würde entschädigungspflichtig sein,
man hinter ihren Schwüchen einen guten Kern, eine starke Per¬
wenn bei dem jüngst in Dresden stattgefundenen Ueberrennen
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sönlichkeit vermuthet. So #ing es uns auch vorgestern Abend mit
viell
einer Fährschluppe Menschenleben zu Grunde gegangen wären?“
Arthur Schnitzler's „Liebelen welche nun auch im Residenztheater
theil

Nach dem neuen Binnenschifffahrtsgesetze ist der Schiffseigner
die Feuerprobe der Erstaufführung glänzend bestanden hat.
Ihne
für den Schaden verantwortlich, welchen eine Person der Schiffs¬
Man kann dem Schauspiele, wenn man krittlich sein will, manches
„Caf
besetzung einem Dritten durch ihr Verschulden in Ausführung
Schlechte nachsagen. So ist, um Einzelheiten zu erwähnen, seine
geba
ihrer Dienstverrichtungen zufügt.
dramatische Konstruktion ziemlich fremdartig und kühn; im ersten
Hohe
#f.
1% Helene (1 Mk.). „Wo erhält man Mitgliedskarten des
Sie
Akt hat Fritz die führende Rolle, er ist der lachende Held, wäh¬
deutschen Schulvereins in Dresden?“
4— Anmeldungen zur Mit¬
und
rend im zweiten und dritten Akte Christine ganz allein in din
Vordergrund tritt und in tragischer Größe die Scene beherrsche gliedschaft beim „Allgemeinen Deutschen Schulverein“ nimmt ent¬
Stüc
gegen Frau Kaufmann Schrader, Vorsitzende der Frauenortsgruppe
Auch der Ton des Ganzen ist nicht einheitlich gestimmt; zu der
Dresden, König Johannstraße 17, 3. Etg.
fröhlichen Lebensfreude des Anfangs will bei aller wohlberechneten
einen
*# Wißbegieriger L. Z.
„Weshalb wird die Gerichts¬
künstlerischen Wirkung das Jammern und Klagen, der unendliche
die a
verhandlung contra Kögler bezügl. des Oybiner Raubmordes in
Schmerz, der Mitte und Ende des Schauspiels durchzittert, nicht so
Bisc
recht passen. Und nun gar erst die Moral die Tendenz des Stückes! Böhmen geführt? Die Strafthat geschah doch am Töpfer, also
zu C
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Die kühne Proklamation des „Rechtes des Mitgenießens“, die nicht in Sachsen!“ — Kögler ist an Oesterreich ausgeliefert worden; er Du !