II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 601

Liebelei
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Hephon 12801.
unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Nr. 5
„aördl. oonc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrich
Wien, IX/1, Tünkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockho
Fartvirlss Wiener Ratznt
Ausschnitt aus:
8 fln 170
vom:
Raimund=Theater. Autorin und Haupt¬
darstellerin in einer Person vereinigt, was mögen
das für Seelenzustände sein während des Premièren¬
abends? Frl. Beatrice Dovsky, die über eine
gute Feder verfügt, möge die Freuden und Leiden
einer solchen aufregenden Position schildern, und diese
gewiß anziehende, auf Erfahrung beruhende Schilderung
wird dann ihr Erfolg sein. „Olgas Spitzbube“
heißt ihr neuester einactiger Schwank. Die Zeit
der Frauen=Emancipation ist so weit fortgeschritten,
daß es bereits eine Vertheidigerin in Strafsachen
gibt. Während der Mann die Hauswirthschaft be¬
treibt und den Säugling betreuen muß, treibt sich
die Frau in den Gerichtssälen herum. Das bequeme
5(Canapé verdankt sie einer schweren körperlichen Be¬
Für
10 schädigung, beziehungsweise der Vertheidigung des inclusive
Porto.
20 betreffenden Uebelthäters, der Schreibtisch ent¬
Zahlbar
50 stammt einer Ehrenbeleidigung, die Wanduhr einer
„ 100 Schlägerei, jedes Stück der übrigen Einrichtung im Voraus
Wirgend einem Verbrechen. Ihren ersten größeren Sieg
nitte ist d
erringt sie jedoch, als ein von ihr vertheidigter Dieb
stcht es d
Abonnel vom Schwurgerichte freigesprochen wird. Diesen ihren
Abonnen Spitzbuben ladet die Frau Doctor zum Mittagessen indern.
ein. Thaller spielt den Freigesprochenen, der
D schließlich die ganze Mittagsgesellschaft bestiehlt, sehr uthaltend d
Morge
Inhaltsaergötzlich. Wenn das Unwahrscheinliche nicht gar so
blätttfaustdick aufgetragen wäre, würde es einen Erfolg ner Zeitung
wodurch gegeben haben. Die Herren Homma, Lackner, rthschaftlic
1. Diese Mj
Leben éprl. Schneider und Frl. Dovsky selbst
theilung als Vertheidigerin spielten lustig darauf los
und die Verfasserin konnte für den Beifall danken.
Dann folgte Arthur Schnitzler's altbekanntes Schau¬
nicht
spiel „Liebelei“ Es war entschieden
gilt
sorgfältig genug einstudirt worden. Das
besonders von den Herren Homma und Lackner, dieganze
Sätze verschluckten oder zuweilen undeutlich sprachen.
Glänzend verkörpert hat eigentlich nur Frl. Rein¬
gruber ihre Rolle, die der leichtlebigen Modistin
Mizzi. Auch die Herren Jules und Raeder waren
ihren Aufgaben gewachsen. Hansi Niese als
Thristine mußte den ganzen Abend über tragisch sein,
an einer Stätte, wo man sie lachen sehen will. In
der Wallgasse kann man sich die Niese ohne Sonne
nicht denken, auch wenn sie, wie gestern, noch so
mell —
rührend weint.
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Na10a „OBSERVEP“
Nr. 3

L. österr. behördl. oonc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/, Türkenstrasse 17.
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vom:
[Raimund=Theater.] An dieser Bühne wurde
Theute Arthur Schnitzler's „Liebelei“ gegeben. Die Leistung
der Niese als Christine ist bekannt und gewürdigt, sie bildet
einen scharfen, unbarmherzigen Prüfstein für den — Dichter.
In dieser Christine scheidet sich ganz unwillkürlich, wie selbst¬
verständlich, das Echte, das Bodenständige, das Wurzelhafte
des Charakters von dem Gekünstelten und Anempfundenen,
mit dem Schnitzler sein „süßes Mädel“ desgleichen ausgestattet
hat. Am stärksten wirkten auch heute die tragischen Accente
des Schlußactes. Ueberraschend gut fand sich das übrige?
Ensemble des Raimund=Theaters mit dem Werke ab. Nur hie
und da mahnte ein überhastetes Tempo, ein verschlucktes Wort
an die naturgemäße Verheerung, die das ständige Possen¬
Repertoire im Gefolge hat. Fräulein Reingruber, Frau
Anatour und Herr Lackner waren mit erfolgreichem
asive
Für
Eifer bei der Sache. .. In der kritischen Scene des ersten
rto.
Actes, da der betrogene Ehemann das Gelage der jungen
lbar
Leute und der beiden süßen Mädel stört, mag Dieser oder) oraas.
Jener sich der Urpremière der „Liebelei“ im Burgtheater er¬
innert haben, als Mitterwurzer diese Rolle, die kaum ein ist das
es den
Abor Dutzend Sätze enthält, spielte. Wie er das Zimmer betrat, mit
Abor verkniffenem Mund, den Rockkragen aufgestülpt, die Hände tief
in die Taschen des Ueberziehers vergraben, da genugte sein
end die
Erscheinen, um den Zuschauer in jene athemraubende, be¬
rgen¬
**
Inha klemmende Sicherheit zu versetzen, daß die Schicksalswürfel
eitung
blädes Helden gefallen seien. ... Als Lever de rideau wurde
laftliche
wock heute am Raimund=Theater eine einactige Harmlosigkeit von
ese Mit¬
Lebe Beatrice Dovsky, „Olga's Spitzbube“, gegeben. Die Autorin,
theil die sich bereits wiederholt im Lustspiel nicht ohne Erfolg ver¬
sucht hat, wirkte heute selbst als Darstellerin mit. Ihr
Schwank spielt in der „nächsten Zukunft", und Fräulein
Dovsky verkörpert den ersten weiblichen Vertheidiger in
Strafsachen, dessen Beredtsamkeit einem Spitzbuben den Frei¬
spruch und die Freiheit verschafft hat. Der Spitzbube wird von
seinem Anwalt und dessen Mann, der natürlich das Kind
wiegen und die Wirthschaft besorgen muß, zu Tisch geladen.
Das gibt eine ganz nette Soloscene des Herrn Thaller,
die vom Publicum mit freundlichem Beifall ausgenommen
wurde. Zum Schlusse schleudert der Dieb dem weiblichen Ver¬
theidiger das Geständniß seiner Schuld und außerdem den
blutigen Vorwurf ins Gesicht, Frau Doctor habe gefärbtes
Haar, und weinend sinkt die Unglückliche ihrem geduldigen
Gatten in die auffangbereiten Arme. An Beifall mangelte es
nicht, und der — Lorbeerkränze waren so viele und so große,
daß Autorin und Darstellerin Beide auf ihre Rechnung ge¬
kommen sein dürften.