Li
5. Lrebelei
box 11/1
Swanglose
Hefte
für die Besucher des
Schiller=Theaters 0. (Wallner=Theaters) und des
Schiller=Thearers N. (Friedrich=Wilhelmstädt. Theaters)
Neue Reihe 27. Abonnementpreis 2 Mark vierteljährlich Neue Reibe 27.
inel. Zustellung.
Ciebelei.
Mit der grotesken Tragikomödie „Der grüne Kakadu“, die wir im vorigen
Spieljahre zur Aufführung gebracht haben, hat das Schauspiel „Liebelei“,
was Stoff und Charakter betrifft, so wenig Aehnlichkeit, daß die Besucher
des Schiller=Theaters in dem Autor dieser schlichten Liebestragödie kaum
den Dichter jener mit bizarrem Humor gezeichneten Episode aus der wild¬
bewegten Zeit der französischen Revolution wieder erkennen werden. Die
beiden Werke rühren eben von einem Dichter her, der sich nicht einseitig
auf einem begrenzten Stoffgebiete bewegt, sondern dem die Kunst ein Spiegel
des Lebens ist, in dem sich die verschiedenartigsten Bilder zeigen.
Im Anfans seiner Laufbahn schöpfte Arthur Schnitzler wohl
mit besonderer Dorliebe seine Motive aus den Kreisen, in denen er sich
persönlich bewegte, aus dem Leben seiner Daterstadt Wien, dessen gemüthvoll¬
leichtblütige Eigenart in seinen ersten Stücken, den Schauspielen „Liebelei“
und „Freiwild“ (welch letzteres auch schon im Schiller=Theater in
Szene ging), in den unter dem Titel „Anatol“ vereinigten drama¬
tischen Skizzen und auch in zahlreichen Novellen und Erzählungen einen
ungemein charakteristischen Ausdruck fand. Aber im Laufe der Zeit ent¬
wickelte sich seine Begabung immer weiter über die Grenzen dieses Milieus
hinaus und erging sich mit nicht geringerem Erfolge auch auf ferner
liegenden Gebieten. Schon sein Schauspiel „Ein Vermächtniß“ trug
nicht so sehr, wie seine ersten Bühnenwerke, das Gepräge des spezifisch
wienerischen Charakters, und in dem — den Beuchern des Schiller=Theaters
ebenfalls bekannten Verslustspiel „Paracelsus“ in der Groteske „Der
Früne Rakadu“ und gar in einem seiner jüngsten Werke, der drama¬
tischen Dichtung „Der Schleier der Beatrice“, bekundete Schnitzler
eine den Gang des Alltagslebens weit überflügelnde Ohantasie und eine
nicht an die Gegenwart gebundene dichterische Gestaltungskraft.
Mit der Erstaufführung von „Liebelei“, die am 0. Oktober 1805
im Wiener Hofburgtheater stattfand, begann Arthur Schnitzlers erfolgreiche
Laufbahn als Bühnendichter, deren weitere Entwicklung wir oben angedeutet
haben. Schnitzler bewährt sich in diesem Stück als ein trefflicher Beobachter
des Wiener Lebens, insbesondere auch des Wiener Dolkslebens, als dessen
5. Lrebelei
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Swanglose
Hefte
für die Besucher des
Schiller=Theaters 0. (Wallner=Theaters) und des
Schiller=Thearers N. (Friedrich=Wilhelmstädt. Theaters)
Neue Reihe 27. Abonnementpreis 2 Mark vierteljährlich Neue Reibe 27.
inel. Zustellung.
Ciebelei.
Mit der grotesken Tragikomödie „Der grüne Kakadu“, die wir im vorigen
Spieljahre zur Aufführung gebracht haben, hat das Schauspiel „Liebelei“,
was Stoff und Charakter betrifft, so wenig Aehnlichkeit, daß die Besucher
des Schiller=Theaters in dem Autor dieser schlichten Liebestragödie kaum
den Dichter jener mit bizarrem Humor gezeichneten Episode aus der wild¬
bewegten Zeit der französischen Revolution wieder erkennen werden. Die
beiden Werke rühren eben von einem Dichter her, der sich nicht einseitig
auf einem begrenzten Stoffgebiete bewegt, sondern dem die Kunst ein Spiegel
des Lebens ist, in dem sich die verschiedenartigsten Bilder zeigen.
Im Anfans seiner Laufbahn schöpfte Arthur Schnitzler wohl
mit besonderer Dorliebe seine Motive aus den Kreisen, in denen er sich
persönlich bewegte, aus dem Leben seiner Daterstadt Wien, dessen gemüthvoll¬
leichtblütige Eigenart in seinen ersten Stücken, den Schauspielen „Liebelei“
und „Freiwild“ (welch letzteres auch schon im Schiller=Theater in
Szene ging), in den unter dem Titel „Anatol“ vereinigten drama¬
tischen Skizzen und auch in zahlreichen Novellen und Erzählungen einen
ungemein charakteristischen Ausdruck fand. Aber im Laufe der Zeit ent¬
wickelte sich seine Begabung immer weiter über die Grenzen dieses Milieus
hinaus und erging sich mit nicht geringerem Erfolge auch auf ferner
liegenden Gebieten. Schon sein Schauspiel „Ein Vermächtniß“ trug
nicht so sehr, wie seine ersten Bühnenwerke, das Gepräge des spezifisch
wienerischen Charakters, und in dem — den Beuchern des Schiller=Theaters
ebenfalls bekannten Verslustspiel „Paracelsus“ in der Groteske „Der
Früne Rakadu“ und gar in einem seiner jüngsten Werke, der drama¬
tischen Dichtung „Der Schleier der Beatrice“, bekundete Schnitzler
eine den Gang des Alltagslebens weit überflügelnde Ohantasie und eine
nicht an die Gegenwart gebundene dichterische Gestaltungskraft.
Mit der Erstaufführung von „Liebelei“, die am 0. Oktober 1805
im Wiener Hofburgtheater stattfand, begann Arthur Schnitzlers erfolgreiche
Laufbahn als Bühnendichter, deren weitere Entwicklung wir oben angedeutet
haben. Schnitzler bewährt sich in diesem Stück als ein trefflicher Beobachter
des Wiener Lebens, insbesondere auch des Wiener Dolkslebens, als dessen