Liebelei
box 11/1
5. Annnennn
Dr. Max Goldschmidt
. Bureau für
Zeitungsausschnitte
verbunden mitt direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
OR EAT
rta, Berlin
Deut
001. 905
* Das Schiller=Theater N. brachte am Donners¬
tag Artur Schnitzlers dreiaktiges Sch auspiel „Liebelei“.
das vom Deutschen Theater hinreichend bekannt ist, zur
ersten Aufführung. Das Stück, dessen Milieu dem
wirklichen Leben mit großem Verständnis und viel
Liebe abgelauscht ist, fand eine gute Aufe
nahme, und besonders die Schlußszene, in der de
durch die „Liebelei“ eines Mannes in sinen heiligste
Gefühlen getäuschte Mädchen den Sturm sei
Verzweiflung austoben läßt, wirkte ergreifend auf #
empfängliche Publikum des Schiller=Theaters. Die Ro
der Christine lag bei Else Wasa in guten Händen;
wuchs mit ihrer Aufgabe und erwies besonders an
Schluß ihre große dramatische Besäyigung. In des
nicht gerade dankbaren Rolle des Fritz Lobheimer
war Georg Päschke leidlich. Sehr frisch wurde
von Bernhard Herrmann und Elisabeih Gußmann das
leichtlebige, genußfrohe, nur dem Augenblick zugewandte
Pärchen (Theodor und Mizi) gespielt. Max Pategg
ab den Vater der Christine mit der na.
türlichen Schlichtheit, mit der der Dichter diese
Figur gezeichnet hat. Dem Schauspiel folgte Schnitzlers
einaktiges Lustspiel „Literatur“. Das liebens¬
würdige Stück fand durch Elisabeth Gußmann, die die
schriftstellernde Dame mit der Vergangenheit spielte,
Bernhard Herrmann als der äußerlich korrekte, aber
beschränkte Baron Ciemens und Erich Ziegel als vor¬
trefflicher Vertreter der Bohème, eine ausgezeichnete
h
Wiedergabe und löste viel Heiterkeit aus.
Dr. Max Goldschmidt
„ . Bureau für .
Zeitungsausschnitte
verbunden mit direktem Nachrichtendienst durch
eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
Verüiner Zeitung
30 001. 803
—
Kunft und Wissenschaft.
Schiller=Theater N.
Ein Schnitzler=Abend: „Liebelei“
und „Literatur“. Die rührende einfache und
schlichte Liebestragödie eines „süßen Mädels“,
erzählt von einem echten und wahren Poeten, und
die verblüffend geistreiche, unterhaltende Plau¬
derei eines welterfahrenen Causeurs. Natürlich
liegt „Liebelei“ dem Volksempfinden weit näher
als das kleine Lustspiel, dessen witzige Pointen
sicherlich nur bei einem kleinen Teile des Schiller¬
Theater=Publikums auf Verständnis rechnen
durften. Aber das dreiaktige Schauspiel, das
einst
— vor Jahren — im Wiener Hofburg¬
theater über die weitere Zukunft des Bühnen¬
dichters Schnitzler entschied, wirkte auch hier.
Stark und ehrlich, weil man fühlt, daß ein
starkes und ehrliches Empfinden zu uns spricht,
das durch keine äußeren Rücksichten geleitet wird.
In erster Linie wird bei einem Stück, dessen
Handhabung so wenig kompliziert ist wie in
„Liebelei“ die Darstellung über den endgültigen
Erfolg entscheiden. Nur dann werden wir von
der schlichten Seelengröße der Christine und ihres
alten Vaters gepackt werden, wenn sie uns als
die einfachen, aufopfernden Menschen dargestellt
werden, die der Dichter beabsichtigte. Und hier
muß es Else Wasa zum hohen Verdienst an¬
gerechnet werden, daß man ihr das süße, liebe,
allzu liebe Mädel glaubte. Im Anfang etwas
matt und farblos, rang sich die begabte Künst¬
lerin schließlich zu einer schönen Leistung em¬
por, die namentlich im letzten Akt ihren Kul¬
minationspunkt erreichte. Auch Max Pa¬
tegg gab den Vater schlicht und würdig. Er¬
greifend stellt er den Schmerz des Vaters dar,
der im Begriff ist, sein Kind zu verlieren. Er¬
typische Wienerin Mizi und der leichtlebige
Theodor hatten in Elisabeth Gußmann und
in Bernhard Herrmann ausgezeichnete Ver¬
treter gefunden. Wenig gefallen konnte dagegen
Georg Paeschke, der mit der allerdings un¬
dankbaren Rolle des sentimental angehauchten
Fritz herzlich wenig anzufangen wußte.
Der den Schluß bildende Einakter wurde
frisch und flott heruntergespielt. Und um so
lieber gab sich das Publikum, das noch unter
dem dumpfen Bann von „Liebelei“ stand, dem
lustigen Spiele hin. Herrmann verkörperte
hier mit vielem Humor den „jeistreichen“ Sports¬
baron. Erich Ziegel stellte einen famosen
Kaffeehausdichter hin und Elisabeth Gu߬
mann war eine „Ueberdichterin“ comme il
faut.
„Talent haben sie alle im Kaffeehaus,“ sagt
Schnitzler in „Literatur“. Im Schillertheater
haben es die meisten, — was sich nicht von jeder
Berliner Bühne sagen läßt.
p. G.
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5. Annnennn
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Telephon: III, 3051.
Berlin N. 24.
—
Ausschnitt aus
OR EAT
rta, Berlin
Deut
001. 905
* Das Schiller=Theater N. brachte am Donners¬
tag Artur Schnitzlers dreiaktiges Sch auspiel „Liebelei“.
das vom Deutschen Theater hinreichend bekannt ist, zur
ersten Aufführung. Das Stück, dessen Milieu dem
wirklichen Leben mit großem Verständnis und viel
Liebe abgelauscht ist, fand eine gute Aufe
nahme, und besonders die Schlußszene, in der de
durch die „Liebelei“ eines Mannes in sinen heiligste
Gefühlen getäuschte Mädchen den Sturm sei
Verzweiflung austoben läßt, wirkte ergreifend auf #
empfängliche Publikum des Schiller=Theaters. Die Ro
der Christine lag bei Else Wasa in guten Händen;
wuchs mit ihrer Aufgabe und erwies besonders an
Schluß ihre große dramatische Besäyigung. In des
nicht gerade dankbaren Rolle des Fritz Lobheimer
war Georg Päschke leidlich. Sehr frisch wurde
von Bernhard Herrmann und Elisabeih Gußmann das
leichtlebige, genußfrohe, nur dem Augenblick zugewandte
Pärchen (Theodor und Mizi) gespielt. Max Pategg
ab den Vater der Christine mit der na.
türlichen Schlichtheit, mit der der Dichter diese
Figur gezeichnet hat. Dem Schauspiel folgte Schnitzlers
einaktiges Lustspiel „Literatur“. Das liebens¬
würdige Stück fand durch Elisabeth Gußmann, die die
schriftstellernde Dame mit der Vergangenheit spielte,
Bernhard Herrmann als der äußerlich korrekte, aber
beschränkte Baron Ciemens und Erich Ziegel als vor¬
trefflicher Vertreter der Bohème, eine ausgezeichnete
h
Wiedergabe und löste viel Heiterkeit aus.
Dr. Max Goldschmidt
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eisene Korrespondenten.
Telephon: III, 3051
Berlin N. 24.
—
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Verüiner Zeitung
30 001. 803
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Kunft und Wissenschaft.
Schiller=Theater N.
Ein Schnitzler=Abend: „Liebelei“
und „Literatur“. Die rührende einfache und
schlichte Liebestragödie eines „süßen Mädels“,
erzählt von einem echten und wahren Poeten, und
die verblüffend geistreiche, unterhaltende Plau¬
derei eines welterfahrenen Causeurs. Natürlich
liegt „Liebelei“ dem Volksempfinden weit näher
als das kleine Lustspiel, dessen witzige Pointen
sicherlich nur bei einem kleinen Teile des Schiller¬
Theater=Publikums auf Verständnis rechnen
durften. Aber das dreiaktige Schauspiel, das
einst
— vor Jahren — im Wiener Hofburg¬
theater über die weitere Zukunft des Bühnen¬
dichters Schnitzler entschied, wirkte auch hier.
Stark und ehrlich, weil man fühlt, daß ein
starkes und ehrliches Empfinden zu uns spricht,
das durch keine äußeren Rücksichten geleitet wird.
In erster Linie wird bei einem Stück, dessen
Handhabung so wenig kompliziert ist wie in
„Liebelei“ die Darstellung über den endgültigen
Erfolg entscheiden. Nur dann werden wir von
der schlichten Seelengröße der Christine und ihres
alten Vaters gepackt werden, wenn sie uns als
die einfachen, aufopfernden Menschen dargestellt
werden, die der Dichter beabsichtigte. Und hier
muß es Else Wasa zum hohen Verdienst an¬
gerechnet werden, daß man ihr das süße, liebe,
allzu liebe Mädel glaubte. Im Anfang etwas
matt und farblos, rang sich die begabte Künst¬
lerin schließlich zu einer schönen Leistung em¬
por, die namentlich im letzten Akt ihren Kul¬
minationspunkt erreichte. Auch Max Pa¬
tegg gab den Vater schlicht und würdig. Er¬
greifend stellt er den Schmerz des Vaters dar,
der im Begriff ist, sein Kind zu verlieren. Er¬
typische Wienerin Mizi und der leichtlebige
Theodor hatten in Elisabeth Gußmann und
in Bernhard Herrmann ausgezeichnete Ver¬
treter gefunden. Wenig gefallen konnte dagegen
Georg Paeschke, der mit der allerdings un¬
dankbaren Rolle des sentimental angehauchten
Fritz herzlich wenig anzufangen wußte.
Der den Schluß bildende Einakter wurde
frisch und flott heruntergespielt. Und um so
lieber gab sich das Publikum, das noch unter
dem dumpfen Bann von „Liebelei“ stand, dem
lustigen Spiele hin. Herrmann verkörperte
hier mit vielem Humor den „jeistreichen“ Sports¬
baron. Erich Ziegel stellte einen famosen
Kaffeehausdichter hin und Elisabeth Gu߬
mann war eine „Ueberdichterin“ comme il
faut.
„Talent haben sie alle im Kaffeehaus,“ sagt
Schnitzler in „Literatur“. Im Schillertheater
haben es die meisten, — was sich nicht von jeder
Berliner Bühne sagen läßt.
p. G.