Liebele
box 11/5
5. S
Telephon 12.801.
Da
„ODSEIVEN
l. öeterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähs).
Ausschnitt aus:
15.398.1910 Arbeiter Zeitung. Wiss
vom:
Theater und Kunst.
Burgtheater. Gestern spielten in Schufmlens.—
„Liebelei“ zum erstenmal Fräulein Hofteufel die
Mizzi und Herr Balajthy den alten Weiring. Fräulein
Hofteufel errang einen ganzen Erfolg. Sie ist das fesche Wiener
Mädel, das nicht viel denkt, nicht tief fühlt, lustig leben will
und dabei voll Schick und Feuer ist. Natürlich hat sie auch viel
Gutmütigkeit. Ohne Illusionen, geht sie das Leben resch an, ist
weltläufig von Geburt aus, ein reizendes Wesen, dazu geschaffen,
zu genießen und genossen zu werden. Fräulein Hosteusel blieb der
Gestalt nichts schuldig. Der alte Weiring gelang Herrn Balajthy
nicht so gut wie der Fuhrmann Henschel. Auch dieser ist
ein guter und innerlich nicht unfeiner Mensch, aber
alles an ihm wird doch durch große äußerliche
Derbheit gedeckt. Der alte Weiring aber hat das Leben hinter
sich, ein Leben, einfach zwar, aber wie jedes Leben mit
Erfahrungen. Er ist ein alter und guter Mann geworden.
—
Seine Güte entspringt nicht nur aus dem Herzen, sie ist auck
ein Ergebnis erworbener Weisheit. Ein feiner Musikus, hat
ihm nicht nur seine Geige geklungen, sein inneres Ohr hört
den leisen Weltklang, in dem alles Einheit wird, in dem das
große Weltverstehen in einen einzigen Akkord zusammentönt.
Er ist durchflutet von innerer Wärme, die wir bei Herrn
Balajthys Darstellung nicht spürten. Sie läßt kalt, Und in
dem Stücke ist Weiring keine Nebenperson. Eines solchen Vaters
Kinde glauben wir die seelische Vertiefung und innere Leiden¬
schaftlichkeit. — Im übrigen eine prächtige Vorstellung
Gent, Kopenhagen, Londen, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(üncsienangabe ehne Gewäh).
Ausschnitt aus:
15 g. 19103083 Wiener Tagsia.
vom:
Burgtheater. Das war gestern ein schöner
wienerischer Abend, dem Dichter der „Liebelei“ zu Ehren
und seinem Werke, das in mehrfache Neubesetzung gegeben
wurde. In den letzten Jahren hat man besonders in Berlin
dieses Stück liebgewonnen, dem so angenehm melodisch
Wiener Luft entströmt und in welchem an Stelle des voll¬
—
—
tönenden „Ich liebe dich“ das unenblich weichere
Diminutivhekenntnis: „Ich hab' dich lieb'“ getreten ist.
Ehe wir von den Neubesetzungen sprechen, müssen wir
zuerst der Frau Medelsky und ihrer Christine den
Zoll des Respektes darbringen, die, ohne die Intentionen
des Dichters zu verletzen, ihre Rolle aus der Wiener Vor¬
stadtsphäre auf die unbegrenzte Bühne der Weltliteratur
stellt, in der süßen Demut, in der tiefen, die Schleier der
Sitte zerreißenden Empfindung, in der ungebändigten
Leidenschaft der Verzweiflung. Fräulein Hoftenfel
ließ der Mitzi Schlager, was dieses typische und ver¬
ständnisvolle unter den süßen Mädeln vom Autor schon
hat: Temperament, Tonart, Schick, Dialekt, ein gutes
Herz und ein resches Mundwerk. Ihr Parfüm war der
Erdgeruch vom Grunde. Ein Prämium für ein neues
Wort zur Würdigung des Herrn Balajthy — er war
schlicht, natüüich rührend und als ebenso innig wie
angstvoll beschwörender Vater von einer erschütternden,
zarten Sorge um sein Liebstes, ein hilfloser Zeuge des
Jammers. Er spricht den alten Musikus, richtiger= und
logischerweise nur im gedämpften Dialekt, in der Sprache
eines alten Professors etwa, der die Mundart verhoch¬
deutscht, und das wirkt in diesem Falle um so natürlicher.
Liebenswürdig spielten die Herren Korff und
Treßler das Par nobile der Lebensjünglinge. Herr
Korff den eleganten, herzigen und weichherzigen Wiener
Buben, den ein Zufallsschicksal auslöscht, und Herr
Treßler seinen forschen Genossen, dem er auf überraschend
gute Manier wienerisch beizukommen suchte. Herr
Devrient in der Rolle des Ungenannten der wie ein
schneidiger Windstoß in die lustige Bude fährt, gab dieses,
Stück Fatum eisig und vehement.
*Waroen Gam#. G.
box 11/5
5. S
Telephon 12.801.
Da
„ODSEIVEN
l. öeterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewähs).
Ausschnitt aus:
15.398.1910 Arbeiter Zeitung. Wiss
vom:
Theater und Kunst.
Burgtheater. Gestern spielten in Schufmlens.—
„Liebelei“ zum erstenmal Fräulein Hofteufel die
Mizzi und Herr Balajthy den alten Weiring. Fräulein
Hofteufel errang einen ganzen Erfolg. Sie ist das fesche Wiener
Mädel, das nicht viel denkt, nicht tief fühlt, lustig leben will
und dabei voll Schick und Feuer ist. Natürlich hat sie auch viel
Gutmütigkeit. Ohne Illusionen, geht sie das Leben resch an, ist
weltläufig von Geburt aus, ein reizendes Wesen, dazu geschaffen,
zu genießen und genossen zu werden. Fräulein Hosteusel blieb der
Gestalt nichts schuldig. Der alte Weiring gelang Herrn Balajthy
nicht so gut wie der Fuhrmann Henschel. Auch dieser ist
ein guter und innerlich nicht unfeiner Mensch, aber
alles an ihm wird doch durch große äußerliche
Derbheit gedeckt. Der alte Weiring aber hat das Leben hinter
sich, ein Leben, einfach zwar, aber wie jedes Leben mit
Erfahrungen. Er ist ein alter und guter Mann geworden.
—
Seine Güte entspringt nicht nur aus dem Herzen, sie ist auck
ein Ergebnis erworbener Weisheit. Ein feiner Musikus, hat
ihm nicht nur seine Geige geklungen, sein inneres Ohr hört
den leisen Weltklang, in dem alles Einheit wird, in dem das
große Weltverstehen in einen einzigen Akkord zusammentönt.
Er ist durchflutet von innerer Wärme, die wir bei Herrn
Balajthys Darstellung nicht spürten. Sie läßt kalt, Und in
dem Stücke ist Weiring keine Nebenperson. Eines solchen Vaters
Kinde glauben wir die seelische Vertiefung und innere Leiden¬
schaftlichkeit. — Im übrigen eine prächtige Vorstellung
Gent, Kopenhagen, Londen, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(üncsienangabe ehne Gewäh).
Ausschnitt aus:
15 g. 19103083 Wiener Tagsia.
vom:
Burgtheater. Das war gestern ein schöner
wienerischer Abend, dem Dichter der „Liebelei“ zu Ehren
und seinem Werke, das in mehrfache Neubesetzung gegeben
wurde. In den letzten Jahren hat man besonders in Berlin
dieses Stück liebgewonnen, dem so angenehm melodisch
Wiener Luft entströmt und in welchem an Stelle des voll¬
—
—
tönenden „Ich liebe dich“ das unenblich weichere
Diminutivhekenntnis: „Ich hab' dich lieb'“ getreten ist.
Ehe wir von den Neubesetzungen sprechen, müssen wir
zuerst der Frau Medelsky und ihrer Christine den
Zoll des Respektes darbringen, die, ohne die Intentionen
des Dichters zu verletzen, ihre Rolle aus der Wiener Vor¬
stadtsphäre auf die unbegrenzte Bühne der Weltliteratur
stellt, in der süßen Demut, in der tiefen, die Schleier der
Sitte zerreißenden Empfindung, in der ungebändigten
Leidenschaft der Verzweiflung. Fräulein Hoftenfel
ließ der Mitzi Schlager, was dieses typische und ver¬
ständnisvolle unter den süßen Mädeln vom Autor schon
hat: Temperament, Tonart, Schick, Dialekt, ein gutes
Herz und ein resches Mundwerk. Ihr Parfüm war der
Erdgeruch vom Grunde. Ein Prämium für ein neues
Wort zur Würdigung des Herrn Balajthy — er war
schlicht, natüüich rührend und als ebenso innig wie
angstvoll beschwörender Vater von einer erschütternden,
zarten Sorge um sein Liebstes, ein hilfloser Zeuge des
Jammers. Er spricht den alten Musikus, richtiger= und
logischerweise nur im gedämpften Dialekt, in der Sprache
eines alten Professors etwa, der die Mundart verhoch¬
deutscht, und das wirkt in diesem Falle um so natürlicher.
Liebenswürdig spielten die Herren Korff und
Treßler das Par nobile der Lebensjünglinge. Herr
Korff den eleganten, herzigen und weichherzigen Wiener
Buben, den ein Zufallsschicksal auslöscht, und Herr
Treßler seinen forschen Genossen, dem er auf überraschend
gute Manier wienerisch beizukommen suchte. Herr
Devrient in der Rolle des Ungenannten der wie ein
schneidiger Windstoß in die lustige Bude fährt, gab dieses,
Stück Fatum eisig und vehement.
*Waroen Gam#. G.